Andy Warhols Dracula
Graf Dracula hat ein mächtiges Problem. Er benötigt zwingend das Blut von Jungfrauen, um sein Überleben zu garantieren. Allerdings ist die Gesellschaft inzwischen nicht mehr ganz so züchtig, weshalb es schwieriger geworden ist, welche zu finden. Sein Diener überredet ihn zu einer Reise nach Italien, weil dort das Angebot angeblich größer ist. Schon bald ergibt sich anscheinend eine Gelegenheit, da man zufällig auf eine wohlhabende Familie mit 4 Töchtern trifft, die alle unverheiratet sind.
Was mich am Film selbstverständlich neben der Dracula-Thematik reizte, war natürlich der Kameramann Luigi Kuveiller, weshalb ich in jedem Fall schonmal stimmige Bilder erwarten konnte. Zudem war mit Stefania Casini eine Aktrice dabei, die mich bereits in „Suspiria“ und „Solamente Nero“ begeistert hat. Hier hatte man aber anscheinend nur sehr wenig Budget für Kleidung. Neben Udo Kier, sind die beiden Erwähnten auch die Glanzpunkte des Films, der mich insgesamt nicht sonderlich überzeugen konnte. Falls man sich fragt, was Andy Warhol mit dem Film zu tun hatte, kann man die Antwort geben, dass er genauso viel damit zu tun hatte, wie Dracula mit dem Film. Beides steht lediglich im Titel. Klar, der Graf Dracula ist natürlich auch im Film namentlich vorhanden, hätte aber auch Siegfried oder Klaus heißen können. Die einzige Verbindung ist die Herkunft Rumänien. Dieser Graf fasst Kruzifixe an, ist Vegetarier und muss sich übergeben, wenn er nicht das Blut einer Jungfrau erwischt. Tageslicht ist unschön und irgendwie lästig, aber geht schon. Also schon keine uninteressante Herangehensweise, aber der kürzlich verstorbene Regisseur Paul Morrissey holt für mich da nicht sehr viel raus. Echte Spannung wollte er mit dem Film anscheinend auch nicht erzielen. Dafür viele politische Botschaften mit dem Holzpfahl, dass der Adel das Volk ausbeutet. Udo Kier spielt den kranken und angeschlagenen Grafen aber sehr gut, der wie ein Drogenjunkie auf Entzug rüberkommt. Reicht aber irgendwie alles nicht aus. Die Melancholie der Figur, wird mit völlig uninteressanten, zuweilen auch dämlichen Passagen unterbrochen. Der junge Gärtner, der die Mädels der reichen Familie ständig begattet, ist der totale Unsympath und nervt, da auch diese Szenen irgendwie reingequetscht und aufgesetzt wirken. Die dennoch tollen Bilder von Kuveiller, schaffen es aber deshalb nicht, eine durchgängig superbe Atmosphäre zu kreieren. Am Ende noch ins Splatter-Fach einzusteigen, macht es dann auch nicht mehr besser, sondern schlechter, da dies einfach nur schräg und eher lächerlich ist. Phasenweise ist man aber tatsächlich auch an Jean Rollin erinnert, aber der hätte daraus wahrscheinlich einen durchgängig dichten und atmosphärischen Film geschaffen, da die Zutaten und auch die Geschichte schon stark an ihn erinnern. Ihm gelang es aber meines Erachtens deutlich besser seine Zutaten zu einem Gesamtwerk zu verbinden.
Wer einen schrägen Vampirfilm aus den 70ern sehen möchte, der von der klassischen Thematik abweicht, kann einen Blick riskieren. Interessant ist er schon und bietet natürlich auch eine Menge Schauwerte, aber richtig gut fand ich ihn eben auch nicht.