Nachts, wenn der Teufel kam

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Nachts, wenn der Teufel kam

Der Fall Bruno Lüdke



Ein Serienmörder streift durch das sich im Krieg befindliche Land im Jahr 1944. Für den Mord an einer Kellnerin wurde bereits ein Parteimitglied inhaftiert, doch der Kriminalkommissar Kersten findet Spuren, die ihn als Täter ausschließen. Viel mehr kommt für ihn der zurückgebliebene und eher grobschlächtige Bruno Lüdke als Täter in Frage, der auch 53 Morde gesteht. Die SS folgt aber einem völlig anderen Plan.


Robert Siodmak (Die Wendeltreppe) drehte diesen Film im Jahr 1957 und lieferte somit nach seiner Rückkehr aus Hollywood direkt einen Glanzpunkt ab. Nicht nur dass er damit den deutschen Bundesfilmpreis gewann, er wurde auch als bester ausländischer Film für den Oscar nominiert. „Nachts, wenn der Teufel kam“ zeigt auch anhand der Kamera, dass man es hier mit einem Profi zu tun hat, der auch tiefe Spuren im „film noir“ hinterließ. Dies liegt nicht nur am schwarz/weiß der Bilder, sondern eben auch an vielen Einstellungen.
Der Inhalt orientierte sich dabei an einer Artikelserie von Will Berthold, der den Fall 1 Jahr zuvor in einer Münchner Zeitung beleuchtete. Aus heutiger Sicht hat der Film allerdings ein riesiges Problem: Der Lüdke war es nicht!

Zweifel gab es damals schon, allerdings wurde der Fall erst viele Jahre später neu untersucht. Mit dem Ergebnis, das er es nicht gewesen sein kann und mit der Frage versehen, ob er überhaupt jemals ein Verbrechen begangen hat. Mario Adorf, der den Bruno Lüdke absolut phänomenal (das muss man gesehen haben) spielt, erreichte 2021 im Verbund mit dem Bundespräsidenten, dass man ihm einen Stolperstein in Berlin setzt und ihm gedenkt, da er eher Opfer des NS-Regime war und kein Täter.
Auch deshalb ist der Film historisch wirklich wertvoll, da er seinen eigentlichen Sinn, die Machenschaften und Ziele der SS, trotzdem eindringlich beleuchtet, aber durch das heutige Wissen über den Fall, nochmal einen ganz anderen Blickwinkel bekommt.

Die 2017 erschienene Blu Ray des Films, geht allerdings leider mit keinem Wort darauf ein, was man zu dem Zeitpunkt für einen Wissensstand hatte.
 
Oben