Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada

LivingDead

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#02 15.10.08 LivingDead
 
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LivingDead

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Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada


„Three Burials“ erzählt im Gegensatz zu „Babel“ und Konsorten nur eine einzige Geschichte. Zwar arbeitet Lee Jones auch hier, zumindest in den ersten vierzig Minuten, mit Perspektivwechseln, Zeitsprüngen und einer non-linearen Erzählweise, doch lässt gerade diese (ja, doch moderne) Erzählweise den Film in den ersten Minuten wie eine Detektivgeschichte den Mord an Melquiades Estrada Schicht für Schicht enthüllen, um sich schließlich zum Klimax empor zu klimmen, bei dem die eigentliche Geschichte rund um eine Reise zum inneren Frieden für alle Beteiligten erst beginnt und die moderne Erzählweise einer klassischen, stringenten Westernerzählung weicht.

Stets lässt Jones sozialkritische Komponenten in die Geschichte mit einfließen, welche nicht nur politische Hintergründe aufarbeiten, sondern an die Menschlichkeit eines jeden appellieren. Da geht Lee Jones noch einen Schritt weiter als Iñárritu, welcher in „Babel“ schon eine ähnliche Thematik aufarbeitete. Illegale Einwanderer werden hier wie Vieh behandelt, welches aus dem Stall ausgebrochen ist. Da sitzt der Finger am Abzug ziemlich locker, da wird schon einmal grundlos zugeschlagen. Und doch erzählt jede Person eine Geschichte. Exemplarisch sei hier der kurze Abstecher zu dem alten Blinden genannt, welcher offensichtlich gut mit seinem Leben klar kommt, obschon er nichts sieht, und obwohl er ganz alleine in der Prärie lebt und nur alle paar Wochen Besuch von seinem Sohn bekommt. Doch als sich die unerwarteten Besucher von ihm verabschieden, so stellt er die simple alles verquerende Frage, ob sie ihn töten können, da sein Sohn vermutlich an einer Krebskrankheit gestorben ist und ihn wohl nicht mehr besuchen kommt und ihn mit Nahrung versorgt. Die Idylle weicht der bitteren Wahrheit. Es steckt so viel mehr hinter den Dingen.

Überhaupt lässt sich die Inszenierung als äußerst erwachsen und in den wichtigen Szenen als bedächtig und behütet bezeichnen. Jones lässt es sich auch nicht nehmen immer mal wieder etwas Humor in die ansonsten so ernüchternde Stimmung einfließen zu lassen. Vergleiche mit Klassikern wie Eastwoods „Erbarmungslos“ tun sich aber immer wieder dann auf, wenn Jones die Idylle der Landschaft durch bestimmte Fixpunkte ad absurdum führt. Alleine die langsam verwesende Leiche, welche die beiden Männer auf ihrem Weg begleitet, wirkt in Anbetracht der Panoramaaufnahmen der Wiesen und Felder wie ein Krebsgeschwür, welches die Vollkommenheit um sich herum langsam aufzufressen scheint.

„Three Burials“ ist vielleicht kein Meisterwerk, aber ein waschechter desillusionierter Neo-Western, wie man ihn lange nicht mehr gesehen hat. Und Jones beweist, dass er nicht nur hervorragend vor, sondern auch hinter der Kamera agiert.

8/10
 

Travis

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AW: Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada

Perfekte Kritik zu einem wirklich beeindruckenden Film. Alles, aber auch wirklich alles, was ich zu diesem Film hätte schreiben können, hast du bereits angesprochen. So bleibt mir diesmal, so ungern ich das auch mache, nur deine Kritik restlos zu unterschreiben - bis hin zur 8/10-Bewertung.
 

Count Dooku

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AW: Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada

Also ich fand den Film ziemlich enttäuschend. Imo hatte er keine Spannung, keine sympathischen Charaktere und imo auch keinen Sinn. Da hatte ich mir von Tommy Lee Jones doch mehr erhofft.
 
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