Sinn und Sinnlichkeit

Die wilde 13

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Sinn und Sinnlichkeit



Nach dem Tode des Vaters (Tom Wilkinson in einer Minirolle) müssen die Schwestern Elinor (Emma Thompson), Marianne (Kate Winslet) und Margaret wegen finanzieller Nöte ihr vertrautes Zuhause verlassen und kommen gemeinsam mit ihrer Mutter in einem Cottage auf dem Land unter, das ihnen ein gütiger Verwandter zur Verfügung stellt.*
Dort verliebt sich die impulsive Marianne unsterblich, während die pflichtbewusstere Elinor ihrer zurückgelassenen Liebe nachtrauert...

Jane Austens Roman "Sinn und Sinnlichkeit" (oder besser übersetzt "Verstand und Gefühl") aus dem Jahre 1811 ist ein Klassiker der englischen Literatur und wurde 1995 von Ang Lee zum ersten Mal für das Kino adaptiert. Gemeinsam mit Drehbuchautorin Emma Thompson, die dafür den Oscar erhielt, entfaltet Lee ein Abbild der englischen Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Standesdünkel, Ehre und Pflichtbewusstsein bis hin zur Selbstaufgabe prägen das Leben in allen Kreisen und scheinen ungeschriebenes Gesetz zu sein. Vor allem die Frauen können eigentlich nur durch eine "gute" Heirat ihre Akzeptanz in der Gesellschaft sichern, ansonsten sind sie dem Wohlwollen eines Verwandten ausgeliefert. Jane Austens Schicksal waren eben genau dieses...

Der Film zieht einen von Beginn an wie magisch in die Geschichte hinein. Bildkompositionen, Austattung und Musik sind perfekt aufeinander abgestimmt und sind von betörender Schönheit. Dazu noch die allesamt wunderbaren Darsteller, zu denen sich u.a. noch Hugh Grant, Alan Rickman und Hugh Laurie gesellen. Vor allem die damals noch völlig unbekannte 19-jährige Kate Winslet passt wie gemalt in diese Zeit und war die Entdeckung.

Wer Sinn und Sinnlichkeit nur als kitschige Liebesschnulze ansieht, tut diesem Film - und allen anderen Verfilmungen von Jane Austen (Stolz und Vorurteil, Emma) absolut unrecht. Dieser Film ist ein stimmiges Sittengemälde der damaligen Zeit und dank Emma Thompsons Drehbuch (Oscar!) auch vereinzelt mit einer Prise Humor verfeinert, der Jane Austens Roman völlig abgeht. Wäre wohl zur damaligen Zeit auch total unschicklich gewesen, denn alleine schon der Umstand , das eine Frau Romane schreibt, war ja fast schon Skandal genug. Nicht von ungefähr veröffentlichte sie ihre Romane nur unter dem Pseudonym "By a Lady".

Einziger Kritikpunkt für mich ist, das die letzten 20 min. gegenüber den restlichen 110 min. etwas gehetzt erscheinen. Auch das Ende kommt mir zu abrupt vor. Trotzdem ansehen, genießen und in eine andere Zeit eintauchen!


9/10



*Dieser Teil der Geschichte ist sehr autobiographisch. Im Grunde fügt Austen im Roman nur eine Schwester hinzu.
 
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