Black Zombies from Sugar Hill
Funky, funky. Nach dem Mord an ihrem Zugehmännlein Langston, sucht Sugar Hill Rat bei Yoda-Mama Maitresse, die sie gleich weiter an Voodoo-Bösling Baron Samedi verweist, der sie zum Preis von nicht weniger als ihrem Körper (was soll er auch mit ihrer Seele?) mit einer Armee untoter Zombies ausstattet, mit der sie Rache an Big Daddy Langstons Entleibern nehmen kann.
Nachdem George A. Romero 1968 in zaghafter Blüte verlorener Mädchenjahre die Regeln des modernen Zombietums festlegte (und diese 1978 in Stein meißeln ließ), gab es meines Wissens nach nicht mehr allzu viele Zombiefilme, die sich eher der klassischen Gestalt bedienten: untote/ohnmächtige Helfershelfer, die unter dem Zauberbann ihres Meisters stehen und dessen Wünschen gefügig sind. Mit genau einem solchen Vertreter haben wir es hier zu tun: wer also Horden menschenfleischverschlingender, halb vergammelter Z-Wörter erwartet, ist schlicht im falschen Film, denn „Sugar Hill“ ist erstens Blaxploitation, zweitens Blaxploitation und drittens Blaxploitation. Erst an vierter Stelle dürfte man Horror einordnen, der allerdings ziemlich zurückhaltend inszeniert ist. Die Zombies sind schick bemalte funky Typen mit silbernen Glubschaugen und hübsch arrangierten Spinnweben, die ihnen um die Afrohäupter wallen. Funkadalic, Baby. Die Frisuren sind der Hammer.
Leider erweist sich „Sugar Hill“ als ziemlich schwatzhafter und lahmarschiger Vertreter seiner Zunft. Obwohl Langston initialzündend schon recht früh aus der Handlung scheidet und seiner foxy Lady Vorwand liefert, die alte Voodoo-Oma zu besuchen und deren Hilfe zu erbitten, kommt die Chose einfach nicht zu Potte. Dafür werden die Nebelmaschinen im Dauereinsatz stark beansprucht (Sugars und Maitresses [sic] Wanderung durch die Sümpfe hat was von Dagobah… und irgendwie sieht die alte Dame auch aus, wie die sprachgestörte Gummipuppe), flackernde Scheinwerfer inklusive, die Schweinepriester Samedi und dessen Dauergelächter ins rechte Licht rücken.
Die Zombies sind mit keinem übermäßig originellen, aber dafür umso cooleren Make up versehen, selbst die etwas befremdlich wirkenden Silberaugen (keine Kontaktlinsen, sondern eher halbierte Tee-Eier, die einfach auf die Glubscher geklebt wurden), funktionieren erstaunlich gut, verleihen der Produktion etwas bühnenhaftes (wozu auch wieder die Flackereffekte im Licht und der künstliche Nebel passen). Wenn man sich drauf einlässt, kann man da durchaus Freude dran haben.
Die Kills sind etwas bieder und wenig fantasievoll in Szene gesetzt, übermäßig Blut kann man ebenfalls nicht bestaunen. Aber der Film will ja auch keine Splattergranate sein. Stück für Stück arbeiten sich Sugar und ihre untoten Helferlein bis zum Oberbösewicht vor, der ein ziemlich blasser Zeitgenosse ist und sich damit recht gut ins allgemeine Bild der Darstellerschaft einfügt: von denen bleibt niemand so recht im Gedächtnis (ihre Frisuren dafür umso mehr).
Klingt erstmal nach einem üblen Verriss, aber so wichtig ist „Sugar Hill“ dann doch nicht, da er sich leider über nahezu seine komplette Laufzeit auf einem Niveau knapp unter Durchschnitt, knapp unter unterhaltsam bewegt. Kein Totalausfall und erst recht kein schlummernder Kultfilm, der unbedingt (neu)entdeckt werden muss, sondern einfach ein ausgelutschter, wenig origineller Horrorfilm von 1974, der nichtmal annähernd die Präsenz von Genrevorreitern erreicht und weder am pessimistischen „Night of the Living Dead“ oder am Realismus von „Der Exorzist“ kratzen kann, um mal DEN großen Horrorfilm des Vorjahres ins Rennen zu bringen. Selbst als zackiger Blaxploitationer taugt „Sugar Hill“ bestenfalls bedingt, da sich nicht die Stimmung entfaltet, die zu einem „Shaft“ oder einer „Coffy“ gehört.
Unterm Strich ein kurioses Zeitdokument der schrägen Mode, Bärte und Frisuren, etwas frauenfeindlich ausgefallen (die Damenschaft kriegt erstmal grundsätzlich von den Herren der Schöpfung eine aufs Maul), etwas arg theatralisch (Baron Samedi ist Overacting pur) und leider bar jeglicher Orginalität. Das machen die coole 1970er Jahre Atmo und ein launiger Soundtrack nur ungenügend wieder wett, aber ansehen kann man sich „Sugar Hill“ trotzdem, ohne große Schäden für Leib und Leben befürchten zu müssen.