Skandal

Sam Spade

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Skandal


スキャンダル

Die vierte Zusammenarbeit aus dem Jahre 1950 zwischen Regisseur Akira Kurosawa und Schauspieler Toshirō Mifune glänzt mit einer Thematik, die auch noch heute präsenter denn je ist. Getragen wird der Film, wie man es nicht anders erwartet, von einer interessanten Story, großartigen Darstellern und guter Musik.

Die Geschichte handelt von dem Künstler Ichiro Aoye (Toshirō Mifune) und der berühmten Sängerin Miyako Saijo (Shirley Yamaguchi), die sich zufällig in einem Hotel begegnen und später beim gemeinsamen Drink auf dem Balkon von gierigen Paparazzi abgelichtet werden. Die Boulevardpresse macht daraus eine große Liebegeschichte die es jedoch nie gab und verbreitet die Unwahrheit. Ein riesiger Medienzirkus beginnt und Aoye beschließt dagegen vorzugehen und die übermächtige Presse vor Gericht zu zerren. Ein Anwalt (Takashi Shimura) erklärt sich bereit Aoye zu verteidigen und stößt dabei aber selbst an seine menschliche Grenzen.

Auch wenn die Anklage der zentrale Punkt zu sein scheint, handelt es sich hierbei nicht um einen Gerichtsthriller oder dergleichen. Vor Gericht geht es erst gegen Ende. Viel mehr stehen die einzelnen Personen und ihre Beweggründe im Vordergrund. Vor allem auch das familiäre Verhältnis des Anwalts, dessen Tochter an Tuberkolose erkankt ist und nur noch im Bett liegen kann, sowie seine Einstellung spielen eine zentrale Rolle. Mifune wirkt dabei immer ruhig und bedacht, so als ob er im Zentrum eines Tornados stünde und geht so den Kampf gegen die Presse an, will aber auch gleichzeitig dem Anwalt und seiner Familie aus dieser schweren Situation helfen. Eine großartige Darstellung. Doch auch der Rest des Casts überzeugt auf ganzer Linie, vor allem auch Takashi Shimura, der den etwas heruntergekommenen und niedergeschlagenen Anwalt grandios spielt. Auch er war ja lange Zeit fast eine Stammbesetzung in Kurosawa Filmen, deshalb ist es auch immer wieder eine Freude, Mifune und Shimura gemeinsam spielen zu sehen.

Abgesehen davon, dass der Film generell durch die Geschichten und Darsteller zu fesseln weiß, gibt es auch hier wieder Szenen die sich in mein Gedächtnis einbrennen werden und Gänsehaut auslösen. Vor allem zu nennen ist hier eine Szene in einer Bar, in der nach einer großartigen Ansprache "Auld Lang Syne" (der Film spielt zur Weihnachtszeit) angestimmt wird(ähnlich wie die bekannte Szene in Casblanca, auch wenn die Intention dahinter eine andere war). Solche Momente gibt es hier immer wieder und das Zusammenspiel Bild/Ton hat Kurosawa meisterhaft beherrscht, auch schon in diesem "jüngeren" Werk. Auch fallen aktiv immer wieder diverse Kameraeinstellungen / Kamerfahrten auf, die brilliant sind und alles aus einer Szene rausholen.

Ein Film der aufgrund des Pressethemas noch heute aktuell und dadurch zeitlos ist, aber sich damit nicht zufrieden gibt und auch menschliche Aspekte / Verhaltensweisen toll aufzeigt und somit an sehr viel Tiefe gewinnt. Darsteller, Bild und Ton sind auf dem obersten Niveau. Wie bei jeder andere Kurosawa KK kann ich hier meine Grundaussage nur wiederholen, weil es einfach nichts negatives zu berichten gibt. Das müsste jetzt der 11te Kurosawa sein, den ich gesehen hab und jeder einzelne davon hat mich ganz besonders berührt und einfach nur begeistert. Der Mann hat großartiges geschaffen und sich seinen Ruf in der Filmwelt absolut verdient. Ich freu mich auf alles was noch kommt.

9/10
 
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