Eden und danach
Das „Eden“ ist ein Café gegenüber der Universität und wird entsprechend vor allem von Studenten frequentiert, die sich dort ihre Langeweile vertreiben, indem sie sich Rollenspiele einfallen lassen oder seltsame Mutproben austüfteln. Eines Tages taucht dort ein Fremder auf und bietet ihnen an, die Spiele mit deutlich mehr Risiko zu gestalten.
„Eden und danach“ ist ein Film, den man nur schwer beschreiben kann, denn eine klassische Handlung gibt es nicht (schon der halb gesprochene, halb geschriebene Vorspann ist so… „anders“). Regisseur Alain Robbe-Grillet bricht sein Werk auf die ursprünglichste Form des Films an sich: das bewegte Bild (untermalt von eigenwilligen Klang-Installationen) und läßt den Zuschauer in seinen Montagen mehr oder weniger hilflos zurück. Wenn man aber erst einmal „verstanden“ hat, daß es (im direktesten Sinn) nichts zu „verstehen“ gibt, wird man mit „Eden und danach“ große Freude haben.
Robbet-Grillet, zunächst als Autor aktiv (das Drehbuch vom ähnlich sperrigen „Letztes Jahr in Marienbad“ stammt von ihm), entdeckte in den frühen 1960ern auch den Film für sich. In Deutschland mehr oder weniger unbekannt (im Gegensatz zum Kollegen Godard, der seine Filme allerdings eher politisch und sozial verstanden haben wollte), bin ich selbst auch erst durch Zufall über „Eden und danach“ gestolpert, weil mir das Cover der DVD irgendwie zusagte: eine nackte Frau auf den Knien steckt sich den Lauf einer Pistole in den Mund. Tja, was einen manchmal so anspricht…
„Eden und danach“ verzichtet völlig auf die gängige Anfang, Mitte, Ende-Struktur und läßt einen „normalen“ Szenenablauf allenfalls erahnen. Dafür läßt der Regisseur vor allem starke, einprägsame Bilder sprechen, die von kräftigen Farben und intensiven Symbolen (Wasser, Blut, Sperma, Feuer) dominiert werden. Wer genau aufpasst , wird feststellen, daß der episodenhafte „Handlungsablauf“ stets gleich ist und sich mehrmals im Film wiederholt. Kann man registrieren, muß man aber nicht.
Das „Eden“ selbst ist schon ein optisches Schmankerl: ein durch Glaswände arrangiertes Labyrinth (auch das Labyrinth ist ein wiederkehrendes Motiv im Film und findet seine Entsprechung in mehreren Alternativen). Hier werden die Studenten mit Limonade (mit Chinin und Kokain versetzt) bedient und frönen ihrer gelangweilten Trägheit, die so plötzlich durchbrochen wird (oder auch nicht?)
Die Darsteller machen ihre Sache hervorragend, vor allem die fragilschöne Catherine Jourdan als Violette, die man am ehesten als zentrale Figur ansehen kann, ist unglaublich in den verschiedenen Facetten ihrer Darstellung. Auch die restliche Besetzung weiß zu überzeugen und kann in den entsprechenden Szenen eigene Stärken ausspielen.
Fazit: wer (etwas) sperriges französisches Autorenkino mag (Willy?), kommt um „Eden und danach“ nicht vorbei. Die Bildsprache des Regisseurs ist einmalig schön (der eine oder andere „Star Wars“-Fan mag übrigens hier und da eine Location wiedererkennen). Eine tiefere Botschaft wird es wohl nicht geben, aber das heißt ja nicht, daß man nicht danach suchen muß (wenn man nichts besseres zu tun hat) – oder man läßt sich ganz vom visuellen Drogentrip mitreißen und taucht ab in einen Film, der seinesgleichen sucht.