Monty Python's wunderbarer Welt der Schwerkraft
Heute würde man es als ein Best-of betiteln, aber dieser Begriff erachte ich als unpassend, da er bereits eine Wertung zulässt. Jemand stellt aus einem Fundus das „Beste“ zusammen. Die Frage ist nur dann, was ist das „Beste“ oder wer legt fest, was das „Beste“ überhaupt ist?
Daher ziehe ich den Begriff Kompilation vor und entlehne ihn gerne aus dem Musik-Jargon.
Bei „Monty Pythons wunderbarer Welt der Schwerkraft“ handelt es sich um eine Zusammenstellung von diversen Sketchen und Animationen aus der wegweisenden kultgetränkten englischen Serie „Monty Python's Flying Circus“. Zweck dieser Kompilation war die Komik der Serie zu verdichten, neue Zielgruppen zu erschließen und vor allem Amerika (aber auch andere Länder) mit der Komikertruppe Monty Python bekannt zu machen. Für Fans der ersten Stunde war es natürlich eine Enttäuschung, dass es somit nur Altbewährtes gab und somit keinerlei neuen Sketche Eingang in den chaotisch zusammengewürfelten Film fanden. Die nicht vorhandene klassische Dramaturgie des Films wird durch den Running Gag mit den Worten „Kommen wir jetzt zu etwas völlig anderem“ („And now for something completely different“), wie auch treffend der Originaltitel des Films lautet, karikiert und noch dazu durch einen Charakter der zwischenzeitlich das Filmgeschehen und die Sketche kommentiert vortrefflich reflektiert.
Die über 40 Sketche des Films bedienen alle Facetten der Komik der Pythons von bissig-böse, politisch-unkorrekt, überdreht bis hin zur absurden Eigenarten und naiven Albernheiten. Vor allem das Timing, die Auslassung von Pointen, das Spiel mit der Erwartung, die vollständige Ausreizung eines Witzes [bis er (eigentlich) nicht mehr lustig] gehört zum Fundament und Humorverständnis der Pythons. Und es sind auch die vollkommen verrückten Ideen (Angreifende Verkehrsschilder, Verteidigung gegen Obst) und intelligente Kritik an Gesellschaft/Medien/Politik (u.a. Die Erpressungs-Show), die zahlreiche Komikerinnen und Komiker auf dem ganzen Globus beeinflusst haben.
Aber genug der Ehren, denn vor allem wegen der Eigenarten dieser Komik, den vielen Ecken und Kanten, kann man sich als Zuschauer auch daran stoßen. Das Ausreizen eines Witzes, das vollkommen Abdriften in Albernheiten ohne vermeintlichen Sinn und Verstand und die merkwürdigen Animationen von
Terry Gilliam, die häufig als Lückenfüllen fungieren, können auch strapazieren, sodass man sich komplett vom Humor dieser englischen Komikertruppe distanzieren möchte. Für mich ist Monty Python und ihr Humor ambivalent, denn einerseits finde ich einige Sketche, Ideen und Witze großartig und kann mich daran schlapplachen, aber andererseits gibt es immer wieder diese Szenen, die bei mir nicht funktionieren wollen, wo es beinahe zum Moment des Fremdschämens kommt. Aber durch wiederholtes Sehen der Filme, der Nacherzählung von Witzen oder dem Nachspielen von einzelnen Sketchen und dem Imitieren von Charakteren wird den Witzen ein Eigenleben generiert, die vom Film/Serie primär abhängig scheinen, aber auch über den Film hinaus wirken und funktionieren können.
Und wenn wir ganz ehrlich sind, erzählt man eh nur die guten Witze weiter, sodass man sich an die schlechten irgendwann gar nicht mehr erinnern wird.