Southland Tales
"Ladies und Gentleman, ich wünsche Ihnen einen netten Weltuntergang"
Strange, stranger, Southland Tales! Schade, das Richard Kelly mit diesem Werk einen Flop gelandet hat. Ich hoffe nur das er sich jetzt nicht verbiegen läßt und ihm nicht die Mittel für die nächste Vision gekürzt werden. Die Düsternis aus dem brillanten "Donnie Darko" ist partiell gewichen, und wurde durch eine fast hämische Farbgebung ersetzt. Was aber ist Southland Tales? Keine Ahnung! Da ist von allem was drin. Ein Genremix wie man ihn selten zu Gesicht bekommen hat. Der Film besteht aus einer ganzen Reihe von Zitaten. Visuell und auch innerhalb der Sprache. Diese werden widerum geistreich persifliert und gehen in die Satire über. Trotzdem wartet man nicht auf den nächsten Lacher, sondern eher auf den nächsten grandiosen Einfall. Davon gibt es eine ganze Menge.
Der Film spielt nicht in der Zukunft sondern in einer alternativen Gegenwart. Bush ist noch an der Macht und der Planet befindet sich mitten im dritten Weltkrieg. Davon sieht man allerdings nicht viel, man kümmert sich eher um die Jagd auf einen Filmstar, der ein Drehbuch geschrieben hat, in dem das Ende der Welt ansteht und nur einer es verhindern könnte. Gleichzeitig findet ein Zeitreisespektakel statt, das Leben einer Porno-Queen wird beleuchtet, die Politik im Wahljahr wird auf die Schippe genommen und vieles mehr. Kein Review wird die Fülle der Szenarien gerecht aufarbeiten können. Dafür sind es einfach zu viele.
Staunend dürfte das beste Wort sein um die betrachtungsweise des willigen Zuschauers zu beschreiben. Ich jedenfalls saß völlig perplex auf meinem Sessel und starrte vergnügt auf die Leinwand. Durch die Menge an Informationen und der fantastischen Bilderflut lädt "Southland Tales" in jedem Fall zu einem mehrfachen Filmvergnügen ein. Bei einem Mal kann man das auch alles unmöglich überrreissen.
Die Darsteller sind in Höchstform und haben sehr viel Mut zur Selbstparodie. Soviel Schauspielkunst hatte ich von "The Rock" gar nicht erwartet und Sarah Michelle Gellar als Pornostar ist einfach überragend. Besonders ihr selbst gesungener Einsatz von "Teen horniness is not a crime" in bester Britney Spears Tradition ist unglaublich. Auch Multitalent Justin Timberlake hat in seiner 2 minütigen Musical-Einlage ein Highlight gesetzt. Hinzu kommt die wunderbare Filmmusik von Moby und den verschiedenen Einzeltracks von den "Pixies, "The Killers", "Muse" und vielen anderen. Die Auswahl ist wie bei "Donnie Darko" vom Feinsten!
Okay, mir ist klar das der Film nicht jedem gefallen wird. Wer Michael Bay als seinen Lieblingsregisseur bezeichnet und auch sonst eher im Fahrwasser der Blockbuster schwimmt, wird mit "Southland Tales" jede Menge Schwierigkeiten haben. Wer aber mal wieder etwas wirklich seltsames sehen will, kommt an diesem Streifen nicht vorbei.
Ich hoffe nur das der Film noch eine bessere VÖ spendiert bekommt als die bisherige. Zumal noch ca. 30 Minuten Material bestehen muß, das Richard Kelly nach der Vorführung in Cannes entfernt hat. Das stinkt nach einem Director`s Cut, sofern das Studio nach dem Misserfolg noch bereit dazu ist. Deshalb gebe ich erstmal nur 9 Punkte. Die Höchstwertung spare ich mir für den DC auf.