AW: Kriterien für ein gute schauspielerische Performance?
Wie schon mehrfach angesprochen, ist auch für mich die Glaubwürdigkeit der Rolle sehr wichtig bei einer schaupielerischen Leistung. Wenn ich vergesse, das jemand diese Rolle "nur" spielt, dann ist das einfach großartig. Und wenn dabei auch eine gewisse Leichtigkeit des Seins dazukommt, bin ich hin und weg. Michelle Pfeiffer ist so jemand, die in jeder Rolle aufgeht und dabei so natürlich und Selbstverständlich rüberkommt. Niemand stolpert oder tritt so ungezwungen in Fettnäpfchen wie sie. Alleine ihre Mimik ist dabei phänomenal und doch echt und niemals aufgesetzt. Und dabei spielt so verschiedene Charaktere!
Winona Ryder z.B. hatte dieses Talent zu Beginn ihrer Karriere auch...
Wandlungsfähigkeit mag ich auch sehr. Gestern romantischer Charmeur, heute ein bestialischer Killer und morgen eine gescheiterte Existenz. Wer diese Facetten glaubhaft vermitteln kann, ist eine(r) der ganz Großen der Zunft. Robert De Niro gehört(e) dazu, genauso wie z.B. Daniel Day Lewis, Meryl Streep oder auch Robin Williams, auch wenn seiner Kasperrollen (leider) überwiegen. Da sieht man, das auch eine Rollenauswahl durchaus wichtig sein kann, wie auch schon andere hier angesprochene Kriterien, die außerhalb des Einflusses der Schauspieler liegen.
Auf der anderen Seite sind mir auch Leistungen wichtig, in denen Schauspieler sich stets treu bleiben in ihrer Art, auch wenn sie die verschiedensten Charaktere glaubhaft verkörpern. James Stewart war so jemand, der sowohl als Bösewicht als auch weltfremder Wissenschaftler seinen Figuren eine menschliche Tiefe geben konnte ohne das man seine Rollen in Zweifel zog. So ganz kann ich das gar nicht in die richtigen Worte packen aber ich hoffe, ihr versteht, was ich sagen will.
Klar, Sympathie und Charisma spielen auch eine große Rolle. Was nutzt die beste objektive Leistung, wenn ich den Typen subjektiv einfach nicht mag? Da wird's dann echt schwer, mich zu überzeugen. Aber z.B. ein James Franco hat das schon bei mir geschafft, den ich in den Spiderman-Filmen unausstehlich fand. Heute mag ich seine Kunst sehr. Andersherum funktioniert das eher: das einer so gut wie gar nicht oder schlecht schauspielern kann aber dank Sympathie recht hoch in meiner Gunst steht oder stand. Dazu gehört(e) z.B. Arnold Schwarzenegger.
Das wir uns so schwer tun, eine schauspielerische Leistung gegenüber Gesang einigermaßen objektiv zu beurteilen, hängt wohl auch damit zusammen, das ein jeder von uns unzählige Lieder mitgeträllert hat und somit am eigenen Leib erfuhr, wie schwierig (oder leicht) das eine oder andere Lied einem fällt. Erfahrung als Schauspieler haben wir doch im Normalfall nur, wenn wir eine Krankheit vorspielen, um nicht zur Schule oder zur Arbeit zu müssen.
Vorgetäuschte Orgasmen lass' ich jetzt mal aussen vor, denn nach Harry und Sally sind wir da eh alle Experten.
Unterm Strich ist eine schaupielerische Leistung von uns nur subjektiv zu bewerten. Was der eine für overacting hält, ist für den anderen eben Method-Acting vom Feinsten. Freuen wir uns einfach darüber, das es so viele wunderbare Künstler gibt, an denen wir uns erfreuen können.