TaiFei
Ensemblemitglied
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Habe mal eine etwas ältere Serie hervorgekramt, die ich nach langer Zeit, dieses Jahr mal wieder gesichtet habe.
Steven Spielberg, der diese Serie produzierte wollte hier eine Art Enterprise unter Wasser kreieren, was ihm nur leidlich gelungen ist. Nach vielen Kontroversen wurde die Serie nach der dritte Halbstaffel leider eingestellt. Im allgemeinen wird die erste Staffel noch am besten bewertet, während die dritte Staffel, bedingt durch den Weggang von Scheider sehr schlecht bewertet wird.
Ich kann mich dieser Bewertung von Seaquest nicht anschließen. Tatsächlich finde ich die dritte Halbstaffel sogar am Besten. Die zweite Staffel stellt für mich den Tiefpunkt der Serie dar. Diese kontroverse Betrachtung möchte ich auch gerne begründen.
Zuerst sollte ich feststellen, dass ich bei der Erstsichtung der Serie in den Neunzigern selber bereits die Teenager-Periode deutlich hinter mir hatte. Daher hatte ich gegen düstere Handlungsstränge nichts einzuwenden, zumal man in den 80ern ja auch mit Cyberpunk aufgewachsen ist, was da sicher eine andere Sichtweise ermöglicht.
Das Grundproblem bei Seaquest war imho, die fehlende Etablierung des eigenen Universums. Die Neunziger brachten etliche SF-Serien hervor, was man wohl dem Erfolg von TNG zu schreiben kann. Jedoch gibt es einen entscheidenden Unterschied. Das Star Trek-Universum war beim Erscheinen von TNG im wesentlich bekannt. Jede andere Serie musste sich daran messen lassen, in wie weit es ihr gelang, selber ein eigenes Universum zu kreieren. Bab-5 gelang das sehr gut, Seaquest praktisch gar nicht.
Staffel 1:
Die Ähnlichkeiten bei der Crewzusammenstellung zu TNG sind leider doch offensichtlich. Immerhin gab es jedoch auch genug Unterscheidungen um hier zu punkten. Die Episoden sind eher realitätsnah wenn man mal von einigen Ausrutschern absieht, welche allerdings auch gleich sehr negativ auffallen (Bsp. Geisterschiff). Vieles blieb völlig unklar oder widersprach sich. So gab es zwar einzelne Länder aber scheinbar auch verschiedene Allianzen/Koalitionen. Deren Beziehungen untereinander wurden praktisch nicht erklärt. Die Rolle der UEO war auch etwas diffus. Zwar eher als eine UNO-Nachfolge-Organisation eingeführt, blieb die Rolle des militärischen Apparates in der Hierarchie völlig unklar. Aus einigen Folgen ging hervor, dass es einige ökologische und ökonomische Probleme gab und gibt. Jedoch wurden soziale Umwälzungen praktisch nicht erwähnt. Da etliche Nahrungsmittel inzwischen Luxusartikel wurden, hätte da zumindest ein Querverweis erfolgen müssen. Allein schon die Notwendigkeit, die Ozeane nun intensiv zu erschließen, wurde kaum begründet.
Fazit: Leider verschenkt man bereits in der ersten Staffel Potenzial. Das Seaquest-Universum bleibt wenig fassbar wenn auch viele Episoden recht gelungen sind.
Staffel 2:
Da es offenbar überhaupt keine Arc-Ausarbeitung zur Serie gab, wurde nun das Konzept umgeworfen. Die Crew wurde umgestellt, was sowohl positive als auch negative Effekte hatte. Ich persönlich fand die GELF-Storyline, welche zu Beginn eingeführt wurde, sehr interessant. Hier hätte am etliche ethische Konflikte abarbeiten können. Man hätte damit auch einen Ansatzpunkt zur Ausarbeitung des Seaquest-Universums gehabt. Leider wurde die Linie nur rudimentär verfolgt. Völlig verschenkt wurde dann das erneute Auftauchen der Aufstandsanführerin. Diese Staffel wirkt sehr unausgewogen. Einige Folgen sind recht realitätsnah welche mir auch am besten gefielen. Viele Folgen drifteten jedoch in Mysterie oder gar ins Phantastische ab. Die Alien-Story um den „Asylanten“ auf der Erde, welche dann dass Finale nach sich zog, stellt meiner Meinung nach den absoluten Tiefpunkt dar. Aber auch andere Folgen, wie Atlantis oder der Athene-Tempel fallen mir als Tiefpunkte ein.
Fazit: Statt das Seaquest-Universum nun mal endlich etwas auszubauen, blieb man bei oberflächlichen Belanglosigkeiten. Zur Erde dieser Epoche kann man keinen Bezug aufbauen. Charakterentwicklungen sind, bedingt durch Crew-Wechsel, nur wenigen Personen vorbehalten und selbst diese eher marginal.
Staffel 3:
Tja nach dem Ende der 2. Staffel hatte man keine wirklich gute Ausgangssituation. Die Rückführung des Schiffes und eines Teils der Crew war ein absoluter Witz. Dies und Oliver Hudson lasteten hier doch recht schwer auf dieser Staffel. Bei genauerer Betrachtung jedoch, mal die Rückführung außer Acht gelassen, stieg die Quali hier jedoch deutlich an. Allein schon die Pilotfolge brachte zum ersten Mal eine richtige Exposition. Zwar war diese noch recht einfach gehalten, da man den Off-Kommentar nicht unendlich ausdehnen konnte, aber bisher gab es nichts Vergleichbares. Innerhalb der dreizehn Folgen gab es sogar deutlich mehr Charakterentwicklung als je zuvor. Lt. Broody stirbt onscreen, Henderson gerät in Gefangenschaft, was auch spätere Folgen beeinflusst, Piccolo erkennt seine Legasthenie und bewirbt sich um ein Offizierspatient, Lucas tritt ebenfalls in die Marine ein und muss sich nun neuen Herausforderungen stellen usw. usf.. Selbst Bridger bekommt neue Facetten obwohl er nur Gastauftritte hatte. Zu guter Letzt ist bei genauerer Betrachtung Oliver Hudson auch gar kein Arschloch. Er hat einen anderen Führungsstil, sicher, aber er ist auch Mentor für Piccolo und Lucas. Sogar Dagwood und anderen GELFs wird hier teilweise eine Plattform geboten und Lt. Fredericks bekommt als neuer Charakter eine komplette Charakterfolge.
Fazit: Mal von der Kuba-Folge abgesehen, ist diese Halbstaffel wohl das Komplexeste und Beste was Seaquest hervorgebracht hat. Reibungspunkte zwischen Hauptdarstellern und deren Entwicklung sind reichlich vorhanden. Das Seaquest-Universum erhält langsam Substanz und wird greifbarer. Wir erfahren mehr über Machtblöcke und selbst die UEO bekommt einen differenzierten Backround durch die GELF-Experimente. Leider ging den Produzenten wohl der Atem aus, auch wenn die neue Richtung gutes Potenzial für Erwachsenen-SF gehabt hätte. Aber das war wohl die falsche Zielgruppe.
Steven Spielberg, der diese Serie produzierte wollte hier eine Art Enterprise unter Wasser kreieren, was ihm nur leidlich gelungen ist. Nach vielen Kontroversen wurde die Serie nach der dritte Halbstaffel leider eingestellt. Im allgemeinen wird die erste Staffel noch am besten bewertet, während die dritte Staffel, bedingt durch den Weggang von Scheider sehr schlecht bewertet wird.
Ich kann mich dieser Bewertung von Seaquest nicht anschließen. Tatsächlich finde ich die dritte Halbstaffel sogar am Besten. Die zweite Staffel stellt für mich den Tiefpunkt der Serie dar. Diese kontroverse Betrachtung möchte ich auch gerne begründen.
Zuerst sollte ich feststellen, dass ich bei der Erstsichtung der Serie in den Neunzigern selber bereits die Teenager-Periode deutlich hinter mir hatte. Daher hatte ich gegen düstere Handlungsstränge nichts einzuwenden, zumal man in den 80ern ja auch mit Cyberpunk aufgewachsen ist, was da sicher eine andere Sichtweise ermöglicht.
Das Grundproblem bei Seaquest war imho, die fehlende Etablierung des eigenen Universums. Die Neunziger brachten etliche SF-Serien hervor, was man wohl dem Erfolg von TNG zu schreiben kann. Jedoch gibt es einen entscheidenden Unterschied. Das Star Trek-Universum war beim Erscheinen von TNG im wesentlich bekannt. Jede andere Serie musste sich daran messen lassen, in wie weit es ihr gelang, selber ein eigenes Universum zu kreieren. Bab-5 gelang das sehr gut, Seaquest praktisch gar nicht.
Staffel 1:
Die Ähnlichkeiten bei der Crewzusammenstellung zu TNG sind leider doch offensichtlich. Immerhin gab es jedoch auch genug Unterscheidungen um hier zu punkten. Die Episoden sind eher realitätsnah wenn man mal von einigen Ausrutschern absieht, welche allerdings auch gleich sehr negativ auffallen (Bsp. Geisterschiff). Vieles blieb völlig unklar oder widersprach sich. So gab es zwar einzelne Länder aber scheinbar auch verschiedene Allianzen/Koalitionen. Deren Beziehungen untereinander wurden praktisch nicht erklärt. Die Rolle der UEO war auch etwas diffus. Zwar eher als eine UNO-Nachfolge-Organisation eingeführt, blieb die Rolle des militärischen Apparates in der Hierarchie völlig unklar. Aus einigen Folgen ging hervor, dass es einige ökologische und ökonomische Probleme gab und gibt. Jedoch wurden soziale Umwälzungen praktisch nicht erwähnt. Da etliche Nahrungsmittel inzwischen Luxusartikel wurden, hätte da zumindest ein Querverweis erfolgen müssen. Allein schon die Notwendigkeit, die Ozeane nun intensiv zu erschließen, wurde kaum begründet.
Fazit: Leider verschenkt man bereits in der ersten Staffel Potenzial. Das Seaquest-Universum bleibt wenig fassbar wenn auch viele Episoden recht gelungen sind.
Staffel 2:
Da es offenbar überhaupt keine Arc-Ausarbeitung zur Serie gab, wurde nun das Konzept umgeworfen. Die Crew wurde umgestellt, was sowohl positive als auch negative Effekte hatte. Ich persönlich fand die GELF-Storyline, welche zu Beginn eingeführt wurde, sehr interessant. Hier hätte am etliche ethische Konflikte abarbeiten können. Man hätte damit auch einen Ansatzpunkt zur Ausarbeitung des Seaquest-Universums gehabt. Leider wurde die Linie nur rudimentär verfolgt. Völlig verschenkt wurde dann das erneute Auftauchen der Aufstandsanführerin. Diese Staffel wirkt sehr unausgewogen. Einige Folgen sind recht realitätsnah welche mir auch am besten gefielen. Viele Folgen drifteten jedoch in Mysterie oder gar ins Phantastische ab. Die Alien-Story um den „Asylanten“ auf der Erde, welche dann dass Finale nach sich zog, stellt meiner Meinung nach den absoluten Tiefpunkt dar. Aber auch andere Folgen, wie Atlantis oder der Athene-Tempel fallen mir als Tiefpunkte ein.
Fazit: Statt das Seaquest-Universum nun mal endlich etwas auszubauen, blieb man bei oberflächlichen Belanglosigkeiten. Zur Erde dieser Epoche kann man keinen Bezug aufbauen. Charakterentwicklungen sind, bedingt durch Crew-Wechsel, nur wenigen Personen vorbehalten und selbst diese eher marginal.
Staffel 3:
Tja nach dem Ende der 2. Staffel hatte man keine wirklich gute Ausgangssituation. Die Rückführung des Schiffes und eines Teils der Crew war ein absoluter Witz. Dies und Oliver Hudson lasteten hier doch recht schwer auf dieser Staffel. Bei genauerer Betrachtung jedoch, mal die Rückführung außer Acht gelassen, stieg die Quali hier jedoch deutlich an. Allein schon die Pilotfolge brachte zum ersten Mal eine richtige Exposition. Zwar war diese noch recht einfach gehalten, da man den Off-Kommentar nicht unendlich ausdehnen konnte, aber bisher gab es nichts Vergleichbares. Innerhalb der dreizehn Folgen gab es sogar deutlich mehr Charakterentwicklung als je zuvor. Lt. Broody stirbt onscreen, Henderson gerät in Gefangenschaft, was auch spätere Folgen beeinflusst, Piccolo erkennt seine Legasthenie und bewirbt sich um ein Offizierspatient, Lucas tritt ebenfalls in die Marine ein und muss sich nun neuen Herausforderungen stellen usw. usf.. Selbst Bridger bekommt neue Facetten obwohl er nur Gastauftritte hatte. Zu guter Letzt ist bei genauerer Betrachtung Oliver Hudson auch gar kein Arschloch. Er hat einen anderen Führungsstil, sicher, aber er ist auch Mentor für Piccolo und Lucas. Sogar Dagwood und anderen GELFs wird hier teilweise eine Plattform geboten und Lt. Fredericks bekommt als neuer Charakter eine komplette Charakterfolge.
Fazit: Mal von der Kuba-Folge abgesehen, ist diese Halbstaffel wohl das Komplexeste und Beste was Seaquest hervorgebracht hat. Reibungspunkte zwischen Hauptdarstellern und deren Entwicklung sind reichlich vorhanden. Das Seaquest-Universum erhält langsam Substanz und wird greifbarer. Wir erfahren mehr über Machtblöcke und selbst die UEO bekommt einen differenzierten Backround durch die GELF-Experimente. Leider ging den Produzenten wohl der Atem aus, auch wenn die neue Richtung gutes Potenzial für Erwachsenen-SF gehabt hätte. Aber das war wohl die falsche Zielgruppe.