Somewhere
Sofia Coppola bleibt sich treu: Nach Kirsten Dunst, Bill Murray und Scarlett Johansson sitzen nun Stephen Dorff und Elle Fanning im goldenen Käfig der Langeweile. Das mag abschreckend klingen, ist aber keinesfalls negativ gemeint.
Schauspieler Johnny Marco ist jung, extrem erfolgreich und... gelangweilt. Er lebt im Luxus, aber irgendwas scheint ihm zu fehlen. Er dreht sich im Kreis – wenn auch im Ferrari, was schon der Beginn des Films mehr als deutlich macht. Erst nach einigen „zwangsweise“ mit seiner elfjährigen Tochter Cleo in Italien verbrachte Tagen beginnt er, über seine Situation nachzudenken.
Die Inhaltsangabe ist kurz, beschreibt aber die komplette Handlung des Films. Stephen Dorff vegetiert in bester Bill Murray-Art resigniert-gelangweilt vor sich hin, während sich Töchterchen Cleo diversen Aktivitäten widmet – Eiskunstlauf, „Guitar Hero“-Zocken, Smalltalk mit Sammy (gespielt von Chris Pontius. Ja, der aus „Jackass“). Doch die kleine Luxuxgöre ist durchaus in der Lage, auch mal Frühstück zu machen, während Papi sich nur mühsam aus den Bettlaken schält, um seine Termine einzuhalten. Die bestehen ausschließlich aus Promoarbeit für seinen aktuellen Film; einen normalen Drehtag von Johnny Marco bekommen wir nicht zu sehen. Während des Italienaufenthalts lässt „Lost In Translation“ schön grüßen, einige Szenen werden quasi recycled. Die oberflächlichen Interviews, die Preisverleihung (erinnert an die durchgeknallte Fernsehshow in Tokio, bei der Bill Murray kein Wort versteht), „Friends“ auf italienisch im TV. Sogar die einsam wirkende Schwimmhalle ist vorhanden, wenn auch nur als Pool im Hotelzimmer – das Feeling ist dasselbe. Leider kommt „Somewhere“ optisch nicht an „Lost In Translation“ ran. Macht aber nichts, da der Film trotzdem genauso funktioniert und eine ähnlich melancholische Stimmung aufkommen lässt. Stephen Dorff und insbesondere Elle Fanning, die vermutlich das Alter Ego von Sofia Coppola gibt, ziehen ihr Ding mehr als überzeugend durch. Es ist eine Freude, ihnen zuzuschauen. Wenn man mit der kaum vorhandenen Story klarkommt. Ansonsten könnte die Langeweile der Protagonisten auch auf den Zuschauer übergehen. Trotz Pole Dance, Ferrari-Power und Benicio del Toro...
Fazit: Freunde wendungsreicher Geschichten sollten um „Somewhere“ einen weiten Bogen machen – hier geht es mal wieder hauptsächlich um die Stimmung. Wer hingegen mit Filmen wie „The Virgin Suicides“ oder eben „Lost In Translation“ etwas anfangen kann, der sollte unbedingt auch „Somewhere“ in den Player werfen.
9,5/10 Punkte