Sleep Tight
César ist der Hauswart eines Wonhkomplexes. Er fungiert dort als Hausmeister und Rezeption gleichzeitig. Er scheint damit nicht unzufrieden zu sein, doch er hat nicht die Fähigkeit Glück zu empfinden. Deshalb schwankt er zwischen Suizid und sinnlosem Leben. Seine Zeit vertreibt sich der auf die Hausbewohner symphatisch wirkende Zeitgenosse, seinen Mitmenschen mit kleinen Gemeinheiten das Leben zu erschweren. Er hat nämlich alle Wohnungsschlüssel und lässt sich einiges einfallen. Er hofft im Unglück Anderer sein eigenes Glück zu finden. Allerdings hat er in Clara einen schwierigen Fall zu meistern. Eine Frohnatur par Excellence, die sich durch nichts unterkriegen lässt. Deshalb zieht er alle Register und überschreitet Grenzen......
Jaume Balagueró versucht nach den beiden erfolgreichen [Rec]-Filmen keineswegs einen drauf zu setzen. Ganz im Gegenteil. Er kopiert nicht sein Rezept, sondern entwickelt wieder was gänzlich Anderes. "Sleep tight" ist eine wunderbare Mischung aus Psychogramm und Thriller, was er perfide mit schwarzem Humor anreichert. Dabei verwandelt sich das nur scheinbar satirische Grundkonzept in einen Alptraum.
Auch für den Zuschauer, da man irritierenderweise mit einem unglaublich widerlichen Misanthropen mitfiebert. Seine Taten sind abscheulich, aber dennoch bangt man um ihn. Nach dem Abspann ist man darüber fast geschockt, aber Balagueró schafft es durch seine phänomenale Betrachtungsweise den Zuschauer emotional in die Verwirrung zu stoßen. Dies liegt aber auch an dem fantastisch aufspielendem Luis Tosar, der hier wirklich eine Glanzleistung abgibt. Trotzdem schafft es seine "Gegnerin" (Marta Etura), ebenfalls den Zuschauer für sich zu gewinnen, weshalb man sich wirklich in einem Dilemma befindet.
Die Atmosphäre ist grandios und in der zweiten Hälfte zieht der Regisseur den Spannungsbogen geschickt auf Hochspannungsleitung, da man durch die Personenkonstellation einfach nicht sicher sein kann, was als Nächstes passiert.
Trotzdem ist der Film natürlich sehr dialoglastig und hat weder schnelle Schnitte, noch Actioneinlagen zu bieten. Filmfans die mit einer ruhigen und subtilen Erzählungsweise nichts anfangen können, werden mit "Sleep Tight" wenig anfangen können. Auch wenn sie von [Rec] begeistert waren. Die Filme sind absolut nicht miteinander zu vergleichen.
Jaume Balagueró, den ich inzwischen zur Speerspitze in Europa zähle, hat ein weiteres Mal bewiesen was für ein Teufelskerl er ist. Erstmal weil er den Mut hatte, nach seinem Megaerfolg keine Kopie abzliefern und zweitens weil er doch eher ein unbeleuchtetes Thema gewählt hat. Über ein paar Ungereimtheiten kann ich da locker wegschauen, da hier nicht die Analyse der Taten und ihre Aufklärungsmöglichkeit im Vordergrund steht, sondern das Profil eines unglücklichen Menschen und seinen Versuchen eine Wende zu erreichen.
Pflichtfilm für Leute die gerne etwas Anderes als üblich sehen möchten!