Der blaue Engel
Der stets korrekte und pflichtbewusste Professor Rath (Emil Jannings) erwischt seine Schüler mit Fotos einer Revuetänzerin namens Lola-Lola (Marlene Dietrich). Ale er erfährt, das sich diese und seine Schüler im Club "Der blaue Engel" aufhalten, besucht er das Etablissement um seine Schäfchen wieder auf den "rechten" Weg zu führen. Doch auch der Professor unterliegt den Reizen der feschen Tänzerin und das hat tragische Folgen...
Drei Jahre nach der Fastpleite (vor allem durch Fritz Langs
Metropolis) der UFA wagte man sich mit Josef von Sternbergs
Der blaue Engel so langsam an den Tonfilm um an alte Erfolge anzuknüpfen. Mit Emil Jannings konnte man einen Star verpflichten, der zwei Jahre zuvor als erster überhaupt einen Oscar gewonnen hatte, der aber natürlich damals noch nicht diesen Stellenwert als Filmpreis hatte, wie heute. Aber immerhin...
Auch mit der Verfilmung eines Romans von Heinrich Mann und der Verpflichtung von Carl Zuckmayer als Drehbuchautor ging man auf Nummer Sicher. Für die Rolle der Lola waren eine Brigitte Helm oder auch Pola Negri im Gespräch doch von Sternberg vergab sie an die noch relativ unbekannte Berliner Göre Marlene Dietrich und setzte sich mit dieser Entscheidung gegen den Willen von UFA Chef Erich Pommer ("Zu vulgär") und auch Emil Jannings ("Nicht diese Hure!") durch. Welch ein Glücksfall.
Zu Beginn erinnert der Film eher an eine Schulkomödie a la
Die Feuerzangenbowle doch nachdem der Professor - von seinen Schülern stets als Professor Unrat verunglimpft - sich immer mehr in den Fängen der Liebe verheddert, nimmt die Handlung fahrt auf und man wird Zeuge, wie aus einem ehrbaren Mann mit den Jahren eine zutiefst bemitleidenswerte (Kasperl)Figur wird. Auch wenn Jannings, der ja mit dem Stummfilm groß wurde, das ein oder andere Mal zu theatralisch agiert, gibt er seiner Figur eine unheimlich intensive Tiefe und man kommt nicht ohnehin, den zuvor strengen und unsympathischen Obermotz ins Herz zu schließen und sei es nur aus Mitleid.
Und die Dietrich? Ja, die ist schon klasse. Sie entspricht freilich nicht dem Schönheitsideal unserer Tage und mehr als Bein und Schultern zeigt sie auch nicht. Damals war sie so der Hingucker, dazu noch ihren kecken Augenaufschlag gepaart mit der frechen Berliner Schnauze und den weiblichen Rundungen an den richtigen Stellen (obwohl sie gegen ihre Revuekolleginnen wie ein Hungerhaken aussieht... *lach*) und fertig war eine Legende, die mit dem Evergreen von Friedrich Holländer "Ich bin von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt" noch den passenden Soundtrack dazu serviert bekam. Ja,und schauspielern kann se ooch!!
Auch wenn das Bild (Tunnelblick) und der Ton (Rauschen) in den mittlerweile über 80 Jahren schon arg gelitten hat, macht der Film an sich eine Menge Spaß und hat bis heute im Grunde nichts von seiner Aktualität verloren (siehe z.B. Strauss-Kahn) hat. Natürlich auch ein Verdienst der Literaturvorlage von Heinrich Mann.
9/10