Die zwei Leben des Daniel Shore
Der Student Daniel Shore zieht in das alte Haus seiner verstorbenen Großmutter in Deutschland, um an einer neuen Uni einen Doktorvater für seine Abschlussarbeit zu finden. Zuvor musste er bei einem Marokko-Urlaub den mysteriösen Tod des kleinen Sohnes seiner dortigen Freundin miterleben. Diese Ereignisse verfolgen ihn bis in seinen neuen Wohnsitz, in dem neben der exzentrischen Verwalterin noch andere seltsame Personen leben. Die Dinge nehmen ihren Lauf...
… oder auch nicht, da kaum etwas passiert. Trotzdem ist die zumeist beklemmende Atmosphäre großartig gelungen. Daniels Urlaub in Marokko wird in diversen Rückblenden erzählt und lockert die düstere Stimmung der Gegenwart zumindest anfangs etwas auf. Im leicht angegammelten Haus in Deutschland verändert sich der einst lebensfrohe Daniel immer stärker in einen in sich gekehrten, leicht paranoiden Typen, der mit seiner Umwelt immer weniger klarkommt. Dazu tragen nicht unwesentlich die anderen Bewohner des Hauses bei, die allesamt seltsam und geheimnisvoll wirken. Ob sie wirklich so sind oder nur in Daniels Wahrnehmung – man weiß es nicht.
Die recht einfach gehaltene Story ist ruhig und ohne spannungsgeladene Höhepunkte inszeniert, bleibt aber trotzdem jederzeit auf gewisse Weise mysteriös, sodass für eine Grundspannung gesorgt ist. Hauptsächlich lebt der Film aber von der Ausstrahlung des alten Hauses, den Kamerafahrten und dem intensiven Spiel der Darsteller. Nikolai Kinski (Daniel) spielt sehr facettenreich und verleiht seinem Charakter eine Spur des Wahnsinns, den man von seinem berühmten Vater kennt und liebt. Die anderen Hausbewohner (u. a. Katharina Schüttler, Matthias Matschke und Judith Engel) stehen dem in nichts nach. Dagegen fällt der Marokko-Teil leider ein wenig ab, was aber zu verschmerzen ist.
Fazit: „Die zwei Leben des Daniel Shore“ ist ein sperriges Mystery-Drama, dass für einen netten, erholsamen Filmabend nur bedingt geeignet ist. Dementsprechend empfehle ich den Film nur den leicht gestörten Filmvisionären, die zumindest filmtechnisch die Schwelle zum Wahnsinn gerne mal überschreiten.
8/10 Punkte