Der Polarexpress

Count Dooku

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#2 21.12.11 Count Dooku
 
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Count Dooku

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AW: Der Polarexpress

Der Polarexpress

Robert Zemeckis erster Motion-Capture-Film ist ein zwiespältiges Erlebnis. Die Geschichte ist sehr dünn. Wenn man alle Actioneinlagen und Kamerafahrten weglässt, würde die Geschichte nur 10 Minuten dauern. Die Figuren sind genauso eindimensional wie sie namenlos sind. Dazu nervt das Mädel ziemlich (imo noch mehr als der Klugscheißer). Die Aussage des Films wird auch nicht so besonders gut rübergebracht.
Die Optik ist dagegen im Großen und Ganzen schön. Die Landschaften und der Nordpol sehen immer noch toll aus. Die Figuren dagegen sind nicht sehr gelungen. Solange die Figuren überzeichnet aussehen wie z. B. die beiden Zugführer, sehen sie gut aus. Wenn sie aber menschlich wirken sollen wie die Hauptfiguren, dann versagt die Technik.
Alan Silvestris Score ist wieder mal ein Highlight.

Mit der Motion Capture Technik wollte Zemeckis das Kino revolutionieren und zeigen wie man mit dieser Technik Geschichten neu erzählen kann. Dummerweise hat Zemeckis nie wirklich Geschichten erzählt, sondern nur dünne Alibi-Handlungen für technische Spielereien abgeliefert. Und die Frage, wozu man diese Technik benötigt, wenn die Szenen mit echten Schauspielern besser aussieht, ist er dem Publikum auch schuldig geblieben. Aus diesem Grund sind imo seine letzten Filme wenig erfolgreich gewesen.
 

Vince

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AW: Der Polarexpress

Der Zug als Symbol für die Sehnsucht nach der Magie aus der Ferne – Zemeckis nutzt kindliche Faszinationen für das Unerreichbare, um seine Vision eines vogelfreien Road Movies umzusetzen, das kaum aus etwas anderem als einer Zugreise (und der anschließenden Irrfahrt durch die Nordpolmetropole) besteht. Dank der zwar auch hier hässlichen, aber Freiheiten gewährenden Motion-Capture-Technik stemmt sich Zemeckis gegen alle Naturgesetze und lässt in wahnwitzigen Kamerafahrten seinen Zug wider alle Umstände immer gerade so auf den Gleisen bleiben. Wo die Figuren selbst versagen, denn als Träger von Emotionen eignet sich Motion Capturing bislang nun mal nicht, da wird das vorweihnachtliche, abenteuerliche Gefühl zumindest durch Beleuchtung und Effekte kompensiert – insbesondere die Weihnachtsstadt leuchtet in magischen, gleichwohl bewusst immer sehr künstlichen Farben, und nicht nur hier gewährt Zemeckis einen Blick auf die Künstlichkeit und Afunktionalität der Stadt – er erlaubt auch verstohlene Blicke in die leeren Fabrikationshallen hinter den anonymen Gemäuern und unterstreicht so den surrealen Charakter der Umgebung, die an einen nächtlichen Vergnügungspark erinnert. „Der Polarexpress“ hat seine besonderen Momente, ist aber wegen der zur Imitation des echten Lebens verdammten Motion-Capture-Technik, die paradoxerweise keine Darstellung von authentisch wirkenden Gefühlen zulässt, insgesamt eher als gescheitert zu betrachten; einem Realfilm wäre es zumindest nicht so schnell passiert, dass man (um es provokant auszudrücken) bei einem gutmütigen, von Tom Hanks verkörperten Schaffner, der die Kinder vor ihren Häusern mit dem Zug einsammelt, möglicherweise unterbewusst an einen Kinderschänder denkt, der seine Opfer in sein Auto einlädt…
5/10
 
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