Manos - Hände des Schicksals

Russel Faraday

Filmvisionaer
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Manos – Hände des Schicksals


Etwas ist faul im Staate Texas: Mike, Ehefrau Maggie und Töchterchen Debbie sind im Cabrio samt Pudel unterwegs, um Urlaub zu machen, Verwandte zu besuchen oder auf den Bus zu warten (who knows?). Jedenfalls biegt Vati zwei-, drei- oder viermal falsch ab, und plötzlich steht man mitten im Wüstennichts, in dem es aber nicht ganz „Nichts“ gibt, sondern auch ein Motel… und einen Kult, und Manos, der… ja, was ist er eigentlich? Ok, weiter in der Handlung (so es eine geben sollte): die Kleinfamilie wird von Torgo, Hinkebein und zugedröhnter Satyr (habe ich der Wiki-Beschreibung entnommen; daß er wirklich ein Satyr sein soll, kommt im Film nicht heraus), begrüßt, der das Motel leitet und auf den Meister wartet, der gerade auswärts essen ist. Torgo ist scharf auf Maggie, der Pudel läuft weg, ein Pärchen knutscht am Wegesrand, und der Meister taucht auch noch auf, samt seinen Ehefrauen, die in der Wüste einen Catfight hinlegen und Torgo zu Tode massieren wollen.

Ja, Leute, es steht geschrieben, daß Regisseur, Hauptdarsteller, Produzent und Drehbuchautor Harold P. Warren eines Tages mit Sterling Silliphant in einem Restaurant saß und wettete, ganz allein einen Film drehen zu können, der es bis ins Kino schafft. Top, die Wette gilt. Warren brachte irgendwie die Summe von 20.000 US-Dollars auf, auch 1966 kein Vermögen, aber auch nicht gerade ein Pappenstiel, heuerte ein paar Models und Theaterschauspieler an, mietete etwas Kamera-Equipment und zog in die Wüste, um einen der skurrilsten und anerkannt schlechtesten Filme überhaupt zu drehen: „Manos – The Hands Of Fate“ (ach ja, „Manos“ bedeutet „Hände“, was den Filmtitel ziemlich doppeltmoppelt).

Daß er selbst totaler Laie war, war nicht gerade hilfreich. Daß seine Darsteller ebenfalls keine Erfahrungen hatten, war auch kein Pluspunkt. Daß die Kamera gemietet war und nur 32 Sekunden am Stück ohne Ton aufnehmen konnte, stellte ebenso keinen Grund zum Optimismus dar. Und so kam im Resultat ein wüstes Stück Film heraus, das vor allem unter stümperhaften Schnitt zu leiden hat, der offenbar direkt in der Kamera ausgeführt wurde, da man eben nur 32 Sekunden aufnehmen konnte und immer im Hinterkopf behalten mußte, daß jeder Tag Miete kostete und man darum so viel und schnell wie möglich arbeiten mußte. Für Tests blieb also keine Zeit / kein Geld. So bekommt man minutenlange „Kamera wird aus dem fahrenden Auto gehalten und nimmt die Gegend auf“-Szenen zu bewundern, die sowas von träge und unnötig sind, daß der geneigte Zuschauer schon etwas ungeduldig werden dürfte (andererseits ist sowas heutzutage Arthaus und wird, wenns von Jim Jarmusch oder aus Uruguay kommt und auf Festivals läuft, wie ein Filmevangelium gefeiert), bis endlich Torgo auftaucht, der ausgebeulte Knie hat und ziemlich zugedröhnt ist (tatsächlich verursachten die hingepfuschten Knieprothesen von Darsteller John Reynolds diesem so starke Schmerzen, daß er Mittel dagegen einnehmen mußte und die meiste Zeit in ziemlich verpeiltem Zustand vor der Kamera stand). Wartend auf den Meister, der nebenan in der Wüste auf einem Stein pennt, und scharf auf Maggie, die dies jedoch weniger toll findet.

Selbst jetzt, als die eigentliche „Handlung“ begonnen hat und man den schwachen Auftakt als Fingerübung abtun könnte, bleibt der Film weiterhin absolut stümperhaft. „Spannende“ Szenen wie das endlos lange Betrachten vom Gemälde des Meisters (wobei „endlos“ ein dehnbarer Begriff ist; in dem Fall währt eine Endlosigkeit so lange, wie die Kamera eine Rolle Film abarbeiten kann, nämlich weiterhin 32 Sekunden, was wirklich faszinierend ist), sinnbefreite „Ich habe Angst, aber weiß nicht, warum“-Diskussionen zwischen den Darstellern (die im übrigen komplett nachsynchronisiert werden mußten, von drei Leuten, wenn man den www-Quellen glauben mag, was ich in dem Fall mal tue, da vor allem die Damen allesamt gleich klingen), einem fliehenden Pudel und Vatis Stürzen in die Nacht, die so weit reicht, wie der Scheinwerfer des Filmteams reicht, in dessen Lichtkegel tonnenweise Motten herumflattern; also etwa 2 Meter.

Falls meine Inhaltsangaben etwas konfus erscheinen: es ist verflucht schwer, dem Film irgendeine nachvollziehbare Abfolge von Szenen (ich nehme das Wort „Handlung“ bewußt nicht in den Mund) abzugewinnen. Z.B. gibt es da ein im Auto knutschendes Pärchen, das von den Bullen vertrieben wird und nach der Hälfte des Films wieder auftaucht, ohne irgendetwas mit der eigentlichen Handlung (Mist, nun hab ich’s doch gesagt) zu tun zu haben.

Ok, irgendwann wacht jedenfalls der Meister auf, faselt was davon, sich zu seinem halben Dutzend Frauen noch eine neue zulegen zu wollen bzw. zwei, denn neben Maggie, auf die Torgo scharf ist, gibt es ja auch noch Debbie. Die muß zwar noch ein paar Jahre auf die Weide, aber schaden kann’s ja nicht, sie sich schonmal warmzuhalten. Weil Torgo aber Maggie für sich will, ordnet der Meister seinen alten Ehefrauen, die so alt nun auch wieder nicht sind, Torgo zu töten… worauf diese sich auf ihn stürzen und ihn… hm, ja was? Zu Tode massieren wollen? Ihn streicheln, bis das Blut spritzt? Ich kann es wirklich schwer beschreiben, was sie mit dem armen Torgo anstellen. Schmerzhaft sieht es jedenfalls nicht aus, wie sie ihm da im Gesicht rumtatschen. Allenfalls lästig.

Torgo stirbt nicht, aber der Meister fackelt ihm zur Strafe die Hand ab. Nun tauchen auch die Bullen auf, stolpern im Scheinwerfer-Motten-Licht herum und ziehen unverrichteter Dinge wieder ab, während der Film nun fast zu Ende ist, das Pärchen im Auto knutscht und im Motel des Meisters am Ende neue Opfer willkommen geheißen werden.

O Mann, ich habe Kopfschmerzen. Sieht man über das Mini-Budget, die offensichtlichen massiven technischen Schwierigkeiten (32 Sekunden) und die komplette Talentlosigkeit aller Beteiligten hinweg, was durchaus seinen Reiz haben kann und vielleicht nichtmal zum Vorwurf gereicht, so ist der Film letzten Endes jedoch komplett sinnlos. Wenig Geld, talentfreie Darsteller und mangelhafte Erfahrung entschuldigen keine Handlung, die keine ist. Denn die minimalste Anforderung, daß ein Film wenigstens halbwegs eine Struktur hat, erfüllt „Manos“ einfach nicht.

Dabei ist es aber wie bei einem Autounfall: man kann sich vor dem Grauen einfach nicht abwenden, das sich einem da bietet. Und „Manos“ ist ein grauenvoller Film, der Jahrzehntelang zu recht völlig in Vergessenheit geraten war und erst in den 90ern durch eine Episode von „Mystery Science Theater 3000“ wieder ausgegraben wurde. Das verschaffte dem üblen Machwerk einen nicht unbeträchtlichen Aufschwung, machte ihn zu einem Kultfilm und findet sein Finale in einer gegenwärtigen Restaurierung, um diesen üblen Schund, der nichtmal Trash ist, gar für eine Blu-Ray-Auswertung zu qualifizieren.

Ende. Oder nicht?
 
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