Der falsche Mann

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.927
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
236
AW: Der falsche Mann

Der falsche Mann

Mit diesem Film aus dem Jahre 1956 beweiste Alfred Hitchcock erneut das er nicht nur den selben Film immer und immer wieder neu auflegte, sondern das er sehr vielschichtig war. Der Film fängt recht unscheinbar an. Man bekommt als Zuschauer die typisch glückliche Familie aus den fünziger Jahren präsentiert, zwar etwas in Geldnöten, aber im Grunde eine glückliche Familie. Doch plötzlich wird der Familienvater Christopher Emmanuel "Manny" Balestrero einer Straftat beschuldigt und die familiere Idylle wird auf eine harte Zerreisprobe gestellt. Der Familienvater wird aus seinem gewohnten Umfeld und Rhytmus gerissen und befindet sich mitten in einer polizeilichen Ermittlung wieder. Man bekommt hier als Zuschauer keinen typischen Thriller/Krimi geboten, sondern vielmehr eine sehr interessante Mischung aus Thriller, Krimi und vorallem Drama. Der Fokus liegt natürlich auch auf der Tat als solches, aber aus meiner Sicht vielmehr auf der Familie Balestrero wie sie in dieser schwierigen Zeit zusammenhält und versucht ihrem Familienoberhaupt zur Seite zu stehen und ihm in dieser Situation zu helfen.

Aus diesem Grund ist es für mich ein sehr atypischer Film von Hitchcock, welcher aber nicht weniger spannend ist als seine anderen Meisterwerke! Anders als bei anderen Filmen des Master of Suspence bekommt man hier zwar keine opulenten Schauplätze und Kulissen geboten, dafür aber wieder ein paar sehr schöne Kamerafahrten bzw. Kameraeinstellungen. Es gibt natürlich ein paar schöne Bilder zu sehen. Hitchcock zeigt New York von einer sehr realen Seite, nicht so prunkvoll und glamourös wie es in den meisten Filmen gezeigt wird. Ich vermute einmal das er hier bewusst auf seine sonst so üblichen perfekt fotographierten Bilder verzichtet hat um nicht von der Story bzw. den Charakteren abzulenken. Ein Indiz mehr für mich zu behaupten das es kein typischer Hitchcock Thriller ist, sondern eher ein Drama mit Thriller/Krimi Elementen.

Bei der Wahl seines Hauptcharakters in Form von Henry Fonda ist Hitchcock mal wieder ein wahrer Geniestreich gelungen. Fonda spielt die Rolle des Manny Balestrero einfach perfekt. Ich persönlich finde das es für einen Schauspieler das größte Lob ist wenn man sagt das man ihn nicht erkannt hat in dem Film. In vielen Filmen sieht man zwar die Charaktere des Filmes hat aber im Hinterkopft "Das ist ja Tom Hanks (als Beispiel)". Nicht in diesem Film. Ich hatte nicht das Gefühl "Hey da ist Henry Fonda". Er hat die Rolle so intensiv gespielt das man ihm zu jeder Zeit abgenommen hat, er ist Manny Balestrero. Das war eine große Stärke dieses Mannes. Auch Vera Miles brillierte an der Seite von Henry Fonda und zeigte in diesem Film das sie zurecht damals eine Darstellerin war, mit der Hitchcock offenbar gerne zusammengearbeitet hat. Man spürt in diesem Film förmlich die Chemie zwischen Hitchcock, Fonda und Miles sehr deutlich. Man spürt das die drei auf einer Wellenlänge lagen und somit dazu beitrugen, das dieser Film so ist wie er geworden ist!

Der falsche Mann ist kein typischer Hitchcock Film und wird wahrscheinlich vielen die von Hitchcock nur Filme wie Die Vögel oder Psycho kennen als sehr langweilig und langatmig empfunden werden. Es ist ein Film der aus heutiger Sicht natürlich einige komische Verhaltensmuster an den Tag legt, eben weil man mitlerweile aus unzähligen Cop Filmen oder CSI Serien Einblicke in moderne Polizeiarbeit in den USA erhält. Aber man darf nie vergessen das es sich um einen Film aus einer anderen Ära handelt, einer Ära in der es noch keine DNA Analysen gab, keine Videoüberwachung und kein Internet. Wenn man diese Aspekte ausblenden kann und auch gegen ältere Filme keine Abneigung hat wird man einen sehr guten Film zu Gesicht bekommen welcher nicht nur spannend ist, sondern auch einen auf emotionalier Ebene berührt, weil man schneller in so einer Situation wie Manny sein kann wie einem lieb ist.

Wertung: 8.5/10
 
Zuletzt bearbeitet:

Johannesbk

Leinwandlegende
Registriert
6 Dez. 2008
Beiträge
5.509
Ort
Ein Ort so schön wie Hyrule
Filmkritiken
0
AW: Der falsche Mann

:hoch:
Der falsche Mann

Bei der Wahl seines Hauptcharakters in Form von Henry Fonda ist Hitchcock mal wieder ein wahrer Geniestreich gelungen. Fonda spielt die Rolle des Manny Balestrero einfach perfekt. Ich persönlich finde das es für einen Schauspieler das größte Lob ist wenn man sagt das man ihn nicht erkannt hat in dem Film. In vielen Filmen sieht man zwar die Charaktere des Filmes hat aber im Hinterkopft "Das ist ja Tom Hanks (als Beispiel)". Nicht in diesem Film. Ich hatte nicht das Gefühl "Hey da ist Henry Fonda". Er hat die Rolle so intensiv gespielt das man ihm zu jeder Zeit abgenommen hat, er ist Manny Balestrero. Das war eine große Stärke dieses Mannes. Auch Vera Miles brillierte an der Seite von Henry Fonda und zeigte in diesem Film das sie zurecht damals eine Darstellerin war, mit der Hitchcock offenbar gerne zusammengearbeitet hat. Man spürt in diesem Film förmlich die Chemie zwischen Hitchcock, Fonda und Miles sehr deutlich. Man spürt das die drei auf einer Wellenlänge lagen und somit dazu beitrugen, das dieser Film so ist wie er geworden ist!

Der falsche Mann ist kein typischer Hitchcock Film und wird wahrscheinlich vielen die von Hitchcock nur Filme wie Die Vögel oder Psycho kennen als sehr langweilig und langatmig empfunden werden. Es ist ein Film der aus heutiger Sicht natürlich einige komische Verhaltensmuster an den Tag legt, eben weil man mitlerweile aus unzähligen Cop Filmen oder CSI Serien Einblicke in moderne Polizeiarbeit in den USA erhält. Aber man darf nie vergessen das es sich um einen Film aus einer anderen Ära handelt, einer Ära in der es noch keine DNA Analysen gab, keine Videoüberwachung und kein Internet. Wenn man diese Aspekte ausblenden kann und auch gegen ältere Filme keine Abneigung hat wird man einen sehr guten Film zu Gesicht bekommen welcher nicht nur spannend ist, sondern auch einen auf emotionalier Ebene berührt, weil man schneller in so einer Situation wie Manny sein kann wie einem lieb ist.

Wertung: 8.5/10
[/SIZE][/FONT]

Was heißt den heutzutage in Zeiten von CSI, das gibts doch nur im Fernsehen:nice:
Dem Film liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde und genau so funktioniert das ja auch heute noch. Ein paar Zeugen, kein klares Alibi, Haftrichter und erst mal bis zur Verhandlung weg! Und wenn du dann nicht wie bei Suspecteine Geschworene hast die sich bei der Ausführung der Verteidigung nicht langweilt, dann kommen da halt Milliarden Geldstrafen oder hunderte Jahre haft bei raus:rolleyes:. Und dann Kaution hoch genug um damit einen Flugzeugträger kaufen zu können, oder wie hoch sind im Verhältnis 86 Dollar Monatsentgelt zu 7500 Dollar Kaution:eek:
Für mich persönlich hat bei dem Film alles gepasst. Jung verheiratetes Paar, liebevoller Ehemann, zwei Jungs und eine Frau mit Geldsorgen und Weisheitszahnproblemen. Einfache Durchschnittsfamilie. Dann kommt da eine hysterische Zeugin die ihre Mitkolleginen ansteckt. Polizei die sich nicht nach Fakten sondern nach Zeugen richtet, das ist heute auch noch so!;). Polizeigewahrsam, der wohl der Epoche geschuldet ist, wobei in so einem Fall der Beschuldigte auch gleich verhaftet werden würde!
Die Frau verliert sich in ihrer schon voher angekündigten Depression. Toller Anwalt, Glück gehabt:rock:. Geschworene wie man sie sich in Wirklichkeit vorstellt. Und natürlich Klasse Kamerarbeit die gerade z.B. in der Gefängniszelle die Stimmung einfängt. Ebenso die unaufdringliche Musik...
Sicher kein gewohnter Hitchkock, aber bei der Kameraarbeit erkennt man zumindest den Könner.
Für mich persönlich, vieleicht auch aus dem Gefühl der Erfahrung heraus,perfekt und erinnert mich auch an Die verlorene Ehre der Katharina Blum wo ähnliches geschehen.
Als ich dann im Abspann gelesen hab, dass es der lieben Frau nach zwei Jahren wieder gut ging,
dachte ich an Eiswasserbadewannen und Elektroschocktherapie in der guten alten Zeit, aber da ging dann wohl doch die Fantasie mit mir durch:grr:
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Der falsche Mann

Der falsche Mann

Mit diesem Film aus dem Jahre 1956 beweiste Alfred Hitchcock erneut das er nicht nur den selben Film immer und immer wieder neu auflegte, sondern das er sehr vielschichtig war. Der Film fängt recht unscheinbar an. Man bekommt als Zuschauer die typisch glückliche Familie aus den fünziger Jahren präsentiert, zwar etwas in Geldnöten, aber im Grunde eine glückliche Familie. Doch plötzlich wird der Familienvater Christopher Emmanuel "Manny" Balestrero einer Straftat beschuldigt und die familiere Idylle wird auf eine harte Zerreisprobe gestellt. Der Familienvater wird aus seinem gewohnten Umfeld und Rhytmus gerissen und befindet sich mitten in einer polizeilichen Ermittlung wieder. Man bekommt hier als Zuschauer keinen typischen Thriller/Krimi geboten, sondern vielmehr eine sehr interessante Mischung aus Thriller, Krimi und vorallem Drama. Der Fokus liegt natürlich auch auf der Tat als solches, aber aus meiner Sicht vielmehr auf der Familie Balestrero wie sie in dieser schwierigen Zeit zusammenhält und versucht ihrem Familienoberhaupt zur Seite zu stehen und ihm in dieser Situation zu helfen.
Innerhalb der Retrospektive habe ich mich tatsächlich an diesem Zeitpunkt etwas schwerer getan. Durch die Filme zuvor, war man gerade in einer völlig anderen Stimmung. Durch die sehr realen Bilder, da es ja nun mal auch eine reale Geschichte ist, war die Umstellung ziemlich gewaltig. Ich glaube auch deshalb hat Hitch seinen "Cameo" zu Beginn des Films, um die Erwartungen des Zuschauers in eine andere Richtung zu lenken.

Aus diesem Grund ist es für mich ein sehr atypischer Film von Hitchcock, welcher aber nicht weniger spannend ist als seine anderen Meisterwerke! Anders als bei anderen Filmen des Master of Suspence bekommt man hier zwar keine opulenten Schauplätze und Kulissen geboten, dafür aber wieder ein paar sehr schöne Kamerafahrten bzw. Kameraeinstellungen. Es gibt natürlich ein paar schöne Bilder zu sehen. Hitchcock zeigt New York von einer sehr realen Seite, nicht so prunkvoll und glamourös wie es in den meisten Filmen gezeigt wird. Ich vermute einmal das er hier bewusst auf seine sonst so üblichen perfekt fotographierten Bilder verzichtet hat um nicht von der Story bzw. den Charakteren abzulenken. Ein Indiz mehr für mich zu behaupten das es kein typischer Hitchcock Thriller ist, sondern eher ein Drama mit Thriller/Krimi Elementen.
Da hast du komplett Recht. Durch seine bedrückende Stimmung fehlten aber gleichzeitig die Momente auf die man sich bei Mehrfachsichtungen freut. Als ich ihn Damals erstmalig sah, fand ich den extrem spannend und war gespannt wie die Geschichte ausgeht. Jetzt wo man es weiß, fand ich einige Passagen als zu lang geraten. Den Film einzeln betrachtet finde ich wirklich stark, aber der Wiederanschauungswert ist für mich nicht ganz so hoch, wie bei vielen anderen seiner Filme. Allerdings ist das Experiment einen Real-Film zu drehen, absolut gelungen
Bei der Wahl seines Hauptcharakters in Form von Henry Fonda ist Hitchcock mal wieder ein wahrer Geniestreich gelungen. Fonda spielt die Rolle des Manny Balestrero einfach perfekt. Ich persönlich finde das es für einen Schauspieler das größte Lob ist wenn man sagt das man ihn nicht erkannt hat in dem Film. In vielen Filmen sieht man zwar die Charaktere des Filmes hat aber im Hinterkopft "Das ist ja Tom Hanks (als Beispiel)". Nicht in diesem Film. Ich hatte nicht das Gefühl "Hey da ist Henry Fonda". Er hat die Rolle so intensiv gespielt das man ihm zu jeder Zeit abgenommen hat, er ist Manny Balestrero.
Henry Fonda spielt die Rolle wirklich sensationell gut. Diese Fassungslosigkeit dass das alles doch gar nicht sein kann, bringt er wahnsinnig gut rüber. Dieses Passive, dieses gelähmt sein wegen der Situation kommt hervorragend zum Ausdruck und dennoch schafft es seine Mimik das man seine Gedanken lesen kann.
Das war eine große Stärke dieses Mannes. Auch Vera Miles brillierte an der Seite von Henry Fonda und zeigte in diesem Film das sie zurecht damals eine Darstellerin war, mit der Hitchcock offenbar gerne zusammengearbeitet hat. Man spürt in diesem Film förmlich die Chemie zwischen Hitchcock, Fonda und Miles sehr deutlich. Man spürt das die drei auf einer Wellenlänge lagen und somit dazu beitrugen, das dieser Film so ist wie er geworden ist!
Wenn man sich zuvor "Revenge" aus der Reihe "Alfred Hitchcok presents" angesehen hat, ist das wirklich abgefahren. Hier spielt Vera Miles eine ähnliche Rolle. Kein Wunder, das er sie sofort für "Der falsche Mann" ausgewählt hat. Als ich das gestern verglichen hatte, musste ich wirklich grinsen. Eigentlich hätte sie ja auch in "Vertigo" spielen sollen aber sie wurde schwanger. Irgendwie haben die Damen ständig die Pläne von Hitchcock durchkreuzt.
Der falsche Mann ist kein typischer Hitchcock Film und wird wahrscheinlich vielen die von Hitchcock nur Filme wie Die Vögel oder Psycho kennen als sehr langweilig und langatmig empfunden werden.
Wahrscheinlich ja. Dem ist aber nicht so.
Es ist ein Film der aus heutiger Sicht natürlich einige komische Verhaltensmuster an den Tag legt, eben weil man mitlerweile aus unzähligen Cop Filmen oder CSI Serien Einblicke in moderne Polizeiarbeit in den USA erhält. Aber man darf nie vergessen das es sich um einen Film aus einer anderen Ära handelt, einer Ära in der es noch keine DNA Analysen gab, keine Videoüberwachung und kein Internet. Wenn man diese Aspekte ausblenden kann und auch gegen ältere Filme keine Abneigung hat wird man einen sehr guten Film zu Gesicht bekommen welcher nicht nur spannend ist, sondern auch einen auf emotionalier Ebene berührt, weil man schneller in so einer Situation wie Manny sein kann wie einem lieb ist.

Wertung: 8.5/10
Anscheinend hat er die Geschichte ja komplett übernommen wie sie war. An den realen Schauplätzen gedreht, die Darsteller haben ihre Vorbilder vorher getroffen und auch im echten "Stork Club" hat er gedreht. Entweder im Buch oder im Bonusmaterial gab es auch die pikante Info das in dem Club Grace Kelly und Fürst Rainier, 3 Tage vor ihrer Verlobungsbekanntgabe, dort gesichtet wurden. Vielleicht hat Hitchcock auch deshalb einen so düsteren Film gedreht. ;)
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.927
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
236
Innerhalb der Retrospektive habe ich mich tatsächlich an diesem Zeitpunkt etwas schwerer getan. Durch die Filme zuvor, war man gerade in einer völlig anderen Stimmung. Durch die sehr realen Bilder, da es ja nun mal auch eine reale Geschichte ist, war die Umstellung ziemlich gewaltig. Ich glaube auch deshalb hat Hitch seinen "Cameo" zu Beginn des Films, um die Erwartungen des Zuschauers in eine andere Richtung zu lenken.
Ob Du es glaubst oder nicht deadly so ging es mir genauso und tatsächlich war es auch einer der Filme, da ich die Geschichte und die Inszeneriung aus meiner Erstsichtung noch sehr gut vor Augen hatte, auf den ich innerhalb der Retrospektive wohl am wenigsten Lust hatte, eben weil ich wusste das er weder zu den Meisterwerken die Hitchcock unmittelbar davor noch zu denen die er unmittelbar danach gedreht hat so recht passen will. Also hier auch nochmal an jeden die Empfehlung den Film eher losgelöst sich anzusehen! Sicherlich ist es ein guter Film, aber ich spürte halt einfach bei meiner aktuellen Sichtung das er sich etwas schwächer anfühlte.

Durch seine bedrückende Stimmung fehlten aber gleichzeitig die Momente auf die man sich bei Mehrfachsichtungen freut. Als ich ihn damals erstmalig sah, fand ich den extrem spannend und war gespannt wie die Geschichte ausgeht. Jetzt wo man es weiß, fand ich einige Passagen als zu lang geraten. Den Film einzeln betrachtet finde ich wirklich stark, aber der Wiederanschauungswert ist für mich nicht ganz so hoch, wie bei vielen anderen seiner Filme. Allerdings ist das Experiment einen Real-Film zu drehen, absolut gelungen
Das hast Du wirklich perfekt geschrieben und fasst meine Empfindung während und nach meiner aktuellen Sichtung, ohne das ich es vorher in Worte fassen konnte, perfekt zusammen. Das der Film an realen Schauplätzen gedreht wurde ist natürlich genail und für sich gestellt wurden sich auch sehr düster und schön in Szene gesetzt, wenn man sie aber mit den Schauplätzen der davor inszenierten Hitchcock Filme, brilliant in Vistavison gedreht, vergleicht wirken sie schwächer und somit wird natürlich auch die Freude auf Wiederanschauung gedämpft.

Henry Fonda spielt die Rolle wirklich sensationell gut. Diese Fassungslosigkeit dass das alles doch gar nicht sein kann, bringt er wahnsinnig gut rüber. Dieses Passive, dieses gelähmt sein wegen der Situation kommt hervorragend zum Ausdruck und dennoch schafft es seine Mimik das man seine Gedanken lesen kann.
Er hat zu der Rolle absolt gepasst und er hat sie sehr gut gespielt. Mir würde da niemand anderes einfallen der sie hätte beser spielen können.

Wenn man sich zuvor "Revenge" aus der Reihe "Alfred Hitchcock presents" angesehen hat, ist das wirklich abgefahren. Hier spielt Vera Miles eine ähnliche Rolle. Kein Wunder, das er sie sofort für "Der falsche Mann" ausgewählt hat. Als ich das gestern verglichen hatte, musste ich wirklich grinsen. Eigentlich hätte sie ja auch in "Vertigo" spielen sollen aber sie wurde schwanger.
Vera Miles hat mir in dem Film auch sehr gut gefallen! Ich finde nur leider kein passendes Angebot einer Gesamtbox der ersten 7 Staffeln von Alfred Hitchcock presents, immer so um die 130 EUR etwa. Wir hatten uns da ja schon an anderer Stelle dazu ausgetauscht und natürlich hat er nicht bei allen Episoden Regie geführt, aber wenn will ich dann die Reihe auch komplett sehen und ich bin mir ziemlich sicher das ich sie mir auch im O-Ton ansehen muss, daher werde ich an der Komplettbox aus UK nicht herum kommen. Aber es muss ja auch noch etwas geben worauf ich mich nach dem Ende meiner offiziellen Hitchcock Retrospektive freuen kann und ich dann nochmal das Projekt "TV Hitchcock" starten kann. Schaust Du denn aktuell nur immer die Episoden die er dann auch entsprechend zum passendem Jahr im TV selbst gedreht hat, oder schaust Du Dir auch die anderen Episoden direkt an? Sind ja zum Glück alles in sich abgeschlossene "Mini Filme" die man natürlich immer mal wieder losgelöst sich anschauen kann.

Irgendwie haben die Damen ständig die Pläne von Hitchcock durchkreuzt.
Da musste ich auch schon mehrfach denken. Die Frage ist nur währen seine Filme alle so gut geworden hätte er z.B. bereits in den 30er Jahren seine perfekte "Muse" gefunden die er dann für fast all seine Filme verwendet hätte? Mal abgesehen davon das diese Dame dann ja auch nicht jünger geworden wäre und bei manchen Filmen vielleicht nicht mehr so vom Alter gepasst hätte, vielleicht war es mit ein Erfolgsrezept das er immer spontan und kreativ bleiben musste und sich nie auf eine gewisse Darstellerin verlassen hätte können.

Außerdem wäre der Filmwelt dadurch viele tolle Darstellerinen in Hitchcock Filmen verloren gegangen, weil im Grunde hatte er ja das erste mal in Ingrid Bergman seine perfekte Darstellerin und somit Muse gefunden. Und hätte sie damals mit ihrem Privatleben und der Entscheidung ihrer Liebe Roberto Rossellini zu folgen Hitchcock nicht "versetzt" bin ich mir sehr sicher das wir sie danach noch in sehr vielen Filmen von ihm gesehen hätten. Vielleicht hätte es ohne dieses reale Ereignis nie eine Zusammenarbeit mit Grace Kelly gegeben :eek:, oder dann Jahre Später nach der Zusammenarbeit mit Grace Kelly, die dann auch zugunsten einer privaten Entscheidung ihm eine weitere Zusammenarbeit verwehrt hätte, hätte es mit großer Sicherheit keine Tippi Hedren in Die Vögel gegeben und erst recht keine Kim Novak in Vertigo, da er diese meiner Meinung nach sonst auf jeden Fall mit Grace Kelly besetzt hätte, was auf jeden Fall, so gerne ich sie auch in diesen Rollen gesehen hätte, ein sehr großer Verlust für die Filmwelt gewesen wäre, da diese zwei Darstellerinen ihre Rollen in beiden Filmen einfach perfekt gespielt haben!

Und nun auch Vera Miles hier in Der falsche Mann hat toll gespielt, eine Rolle die man sich aber auch mit Ingrid Bergman oder Grace Kelly hätte vorstellen können. Daher glaube ich mittlerweile das dies für den kreativen Schaffensprozess für Hitchcock ein wichtiges Element war, das er da, auch wenn er seinen Lieblingsdarstellerinen schon nachtrauerte, auch immer auf der Suche nach Alternativen war.

Offenbar, so empfinde ich es jedenfalls jetzt während der Retrospektive und von Aussagen seiner männlichen Darsteller, hat er seinen weiblichen Darstellerinnen am Set immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Also, was ich jetzt nicht sexuell meine, waren sie ihm offenbar immer ein wichtiger Aspekt seines künstlerischen Prozesses, eben seine Musen.


Anscheinend hat er die Geschichte ja komplett übernommen wie sie war.
Im Buch wurde ja erwähnt das Hitchcock Rückblickende diese Entscheidung wohl etwas bedauere, da er mit einigen Passagen aus filmischer Sicht nicht mehr so ganz zufrieden gewesen ist. Aus meiner Sicht war der Film so eine Art Kompromiss für ihn und ich denke die Tatsache das sein Lieblingsmotiv, des zuunrecht beschuldigten Mannes dann tatsächlich in einem realen Fall, der vor Gericht landete, passierte, hat ihn irgendwo fasziniert.

Was ich jedoch persönlich, was mir bei meiner Erstsichtung nicht so heftig auf mich wirkte, war die tragische reale Geschichte von Rose. Hitchcock erwähnte ja zum Schluss des Filmes das sie sich nach 2 Jahren wieder erholt hätte und die Familie nun glücklich gemeinsam in Florida leben würde. Wie ich dann aber schon im Interview mit Truffaut dann traurigerweise erfahren musste, in dem er zugab das wahrscheinlich die richtige Rose sich immer noch in der Nervenheilhanstalt befinden würde, das Interview war von 1962, saß mir sofort ein dicker fetter Kloß im Hals. Ich habe danach etwas gegoogelt, leider nicht sehr viel gefunden, aber es gab wohl mal ein Interview mit dem Sohn in dem er erwähnte das seine Mutter sich von dem Vorfall nie wieder richtig erholte und sie 1982 verstorben sei. Inwieweit sie diese Zeit in der Nervenheilanstalt komplett verbracht hat oder ob sie zumindet mit ambulanter psychologischer Betreutung wieder zu ihrer Familie zurück kehren konnte wurde dort leider nicht erwöhnt. So oder so ist es aber eine tragische Sache. Gut Manny musste alles am eigen Leib spüren, war, wenn auch nur kurz im Gefängnis und saß zuunrecht auf der Anklagebank und hatte sich sicherlich innerlich schon das ein oder andere mal davon verabschiedet das er bei der Verhandlung frei gesprochen wird. Aber Rose hat, ausgelöst durch dieses Ereignis, quasi dann ihr ganzes Leben verlorgen und das offenbar dauerhaft. Und egal, wenn die Familie üerhaupt für die zu unrechte Beschuldigung eine Aufwandsentschädigung erhalten hat, wird, egal wie hoch sie gewesen war, die nicht aufwiegen können und ich bin mir sicher das die Familie danach nie wieder so glücklich wa wie vor dieser tragischen Verwechslung!


An den realen Schauplätzen gedreht, die Darsteller haben ihre Vorbilder vorher getroffen und auch im echten "Stork Club" hat er gedreht. Entweder im Buch oder im Bonusmaterial gab es auch die pikante Info das in dem Club Grace Kelly und Fürst Rainier, 3 Tage vor ihrer Verlobungsbekanntgabe, dort gesichtet wurden. Vielleicht hat Hitchcock auch deshalb einen so düsteren Film gedreht. ;)
Die Info stand im Buch drin. Keine Ahnung ob er zu dem Zeitpunkt da noch so sehr drunter gelitten hat, oder ob er tatsächlich froh war mit Vera Miles eine so gute Alternative gefunden zu haben. Aber auf jeden Fall mal wieder ein verrückter Zufall den auch nur das Leben schreibt das Hitchcock durch Zufall auf diese reale Geschichte aufmerksam wird die ihn unweigerlich zu den Club hinführt in dem Grace Kelly sich verlobt hat. Im übrigen muss es sowohl für den Besitzer, das Personal aber auch die Stammgäste ein tolles Gefühl gewesen sein das ihr Club teil eines neuen Hitchcock Films wurde.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Ob Du es glaubst oder nicht deadly so ging es mir genauso und tatsächlich war es auch einer der Filme, da ich die Geschichte und die Inszeneriung aus meiner Erstsichtung noch sehr gut vor Augen hatte, auf den ich innerhalb der Retrospektive wohl am wenigsten Lust hatte, eben weil ich wusste das er weder zu den Meisterwerken die Hitchcock unmittelbar davor noch zu denen die er unmittelbar danach gedreht hat so recht passen will. Also hier auch nochmal an jeden die Empfehlung den Film eher losgelöst sich anzusehen! Sicherlich ist es ein guter Film, aber ich spürte halt einfach bei meiner aktuellen Sichtung das er sich etwas schwächer anfühlte.
Dann hatten wir ja ein sehr Ähnliches Filmerlebnis.
Vera Miles hat mir in dem Film auch sehr gut gefallen! Ich finde nur leider kein passendes Angebot einer Gesamtbox der ersten 7 Staffeln von Alfred Hitchcock presents, immer so um die 130 EUR etwa. Wir hatten uns da ja schon an anderer Stelle dazu ausgetauscht und natürlich hat er nicht bei allen Episoden Regie geführt, aber wenn will ich dann die Reihe auch komplett sehen und ich bin mir ziemlich sicher das ich sie mir auch im O-Ton ansehen muss, daher werde ich an der Komplettbox aus UK nicht herum kommen. Aber es muss ja auch noch etwas geben worauf ich mich nach dem Ende meiner offiziellen Hitchcock Retrospektive freuen kann und ich dann nochmal das Projekt "TV Hitchcock" starten kann. Schaust Du denn aktuell nur immer die Episoden die er dann auch entsprechend zum passendem Jahr im TV selbst gedreht hat, oder schaust Du Dir auch die anderen Episoden direkt an? Sind ja zum Glück alles in sich abgeschlossene "Mini Filme" die man natürlich immer mal wieder losgelöst sich anschauen kann.
Ich konzentriere mich erstmal auf die Episoden die Hitchcock selbst inszeniert hat und mache es immer davon abhängig, wie meine Zeit zur Verfügung steht. Habe ich an irgendeinem Abend lediglich eine halbe Stunde Zeit, gibt es eine Episode. Habe ich Zeit für einen Film, dann eben einen Film.
Da musste ich auch schon mehrfach denken. Die Frage ist nur währen seine Filme alle so gut geworden hätte er z.B. bereits in den 30er Jahren seine perfekte "Muse" gefunden die er dann für fast all seine Filme verwendet hätte? Mal abgesehen davon das diese Dame dann ja auch nicht jünger geworden wäre und bei manchen Filmen vielleicht nicht mehr so vom Alter gepasst hätte, vielleicht war es mit ein Erfolgsrezept das er immer spontan und kreativ bleiben musste und sich nie auf eine gewisse Darstellerin verlassen hätte können.

Außerdem wäre der Filmwelt dadurch viele tolle Darstellerinen in Hitchcock Filmen verloren gegangen, weil im Grunde hatte er ja das erste mal in Ingrid Bergman seine perfekte Darstellerin und somit Muse gefunden. Und hätte sie damals mit ihrem Privatleben und der Entscheidung ihrer Liebe Roberto Rossellini zu folgen Hitchcock nicht "versetzt" bin ich mir sehr sicher das wir sie danach noch in sehr vielen Filmen von ihm gesehen hätten. Vielleicht hätte es ohne dieses reale Ereignis nie eine Zusammenarbeit mit Grace Kelly gegeben :eek:, oder dann Jahre Später nach der Zusammenarbeit mit Grace Kelly, die dann auch zugunsten einer privaten Entscheidung ihm eine weitere Zusammenarbeit verwehrt hätte, hätte es mit großer Sicherheit keine Tippi Hedren in Die Vögel gegeben und erst recht keine Kim Novak in Vertigo, da er diese meiner Meinung nach sonst auf jeden Fall mit Grace Kelly besetzt hätte, was auf jeden Fall, so gerne ich sie auch in diesen Rollen gesehen hätte, ein sehr großer Verlust für die Filmwelt gewesen wäre, da diese zwei Darstellerinen ihre Rollen in beiden Filmen einfach perfekt gespielt haben!
Da hast du natürlich absolut Recht. Jede der Darstellerinnen hatte irgendetwas Besonderes. Vom Typ her glaube ich aber nicht, dass er Ingrid Bergman für die Grace Kelly Rollen verwendet hätte.
Und nun auch Vera Miles hier in Der falsche Mann hat toll gespielt, eine Rolle die man sich aber auch mit Ingrid Bergman oder Grace Kelly hätte vorstellen können. Daher glaube ich mittlerweile das dies für den kreativen Schaffensprozess für Hitchcock ein wichtiges Element war, das er da, auch wenn er seinen Lieblingsdarstellerinen schon nachtrauerte, auch immer auf der Suche nach Alternativen war.
Bergman ja, bei Grace Kelly glaube ich das eher nicht.
Im Buch wurde ja erwähnt das Hitchcock Rückblickende diese Entscheidung wohl etwas bedauere, da er mit einigen Passagen aus filmischer Sicht nicht mehr so ganz zufrieden gewesen ist. Aus meiner Sicht war der Film so eine Art Kompromiss für ihn und ich denke die Tatsache das sein Lieblingsmotiv, des zuunrecht beschuldigten Mannes dann tatsächlich in einem realen Fall, der vor Gericht landete, passierte, hat ihn irgendwo fasziniert.
Das denke ich auch. Er war ja schon früh mit dem Thema beschäftigt aber dass es dann auch noch einen komplett realen Fall gegeben hat, wird ihn nicht mehr losgelassen haben. Vielleicht auch als zusätzliche Betonung, dass die Dinge in seinen Filmen möglich sind, wenn auch unwahrscheinlich.
Was ich jedoch persönlich, was mir bei meiner Erstsichtung nicht so heftig auf mich wirkte, war die tragische reale Geschichte von Rose. Hitchcock erwähnte ja zum Schluss des Filmes das sie sich nach 2 Jahren wieder erholt hätte und die Familie nun glücklich gemeinsam in Florida leben würde. Wie ich dann aber schon im Interview mit Truffaut dann traurigerweise erfahren musste, in dem er zugab das wahrscheinlich die richtige Rose sich immer noch in der Nervenheilhanstalt befinden würde, das Interview war von 1962, saß mir sofort ein dicker fetter Kloß im Hals. Ich habe danach etwas gegoogelt, leider nicht sehr viel gefunden, aber es gab wohl mal ein Interview mit dem Sohn in dem er erwähnte das seine Mutter sich von dem Vorfall nie wieder richtig erholte und sie 1982 verstorben sei. Inwieweit sie diese Zeit in der Nervenheilanstalt komplett verbracht hat oder ob sie zumindet mit ambulanter psychologischer Betreutung wieder zu ihrer Familie zurück kehren konnte wurde dort leider nicht erwöhnt. So oder so ist es aber eine tragische Sache. Gut Manny musste alles am eigen Leib spüren, war, wenn auch nur kurz im Gefängnis und saß zuunrecht auf der Anklagebank und hatte sich sicherlich innerlich schon das ein oder andere mal davon verabschiedet das er bei der Verhandlung frei gesprochen wird. Aber Rose hat, ausgelöst durch dieses Ereignis, quasi dann ihr ganzes Leben verlorgen und das offenbar dauerhaft. Und egal, wenn die Familie üerhaupt für die zu unrechte Beschuldigung eine Aufwandsentschädigung erhalten hat, wird, egal wie hoch sie gewesen war, die nicht aufwiegen können und ich bin mir sicher das die Familie danach nie wieder so glücklich wa wie vor dieser tragischen Verwechslung!
Da hatte ich ebenfalls noch etwas nachgeschaut aber ebenfalls nichts "Besseres" gefunden. Es könnte wirklich sein, das dieser Irrtum, ihr Leben zerstörte.
Die Info stand im Buch drin. Keine Ahnung ob er zu dem Zeitpunkt da noch so sehr drunter gelitten hat, oder ob er tatsächlich froh war mit Vera Miles eine so gute Alternative gefunden zu haben. Aber auf jeden Fall mal wieder ein verrückter Zufall den auch nur das Leben schreibt das Hitchcock durch Zufall auf diese reale Geschichte aufmerksam wird die ihn unweigerlich zu den Club hinführt in dem Grace Kelly sich verlobt hat. Im übrigen muss es sowohl für den Besitzer, das Personal aber auch die Stammgäste ein tolles Gefühl gewesen sein das ihr Club teil eines neuen Hitchcock Films wurde.
Bei diesem Zufall musste ich auch absolut schmunzeln. Als ob es keine anderen Clubs gegeben hätte. Nein, der reale Fall musste hier spielen und Grace Kelly musste ebenfalls hier zu Gast sein. In einem Film hätte man gesagt, dass das unglaubwürdig ist. :nice:
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Hier noch ein Nachtrag: Bei "The case of Mr. Pelham" spielt Hitchcock bereits mit einem Doppelgänger Das ist deshalb interessant, da die Episode kurz vor "Der falsche Mann" gedreht wurde.
 
Oben