George Lucas
Walk of Fame
Akustiker zu Besuch
Inzwischen verfügen die meisten Receiver, Verstärker und Vorstufen ab der Einstiegsklasse über eine automatische Einmessfunktion.
Diese Equalizer verändern in aller Regel die Phase, Laufzeiten und Frequenzgänge so, dass ein linearer Amplitudenverlauf herauskommen soll. Nach anfänglicher Begeisterung über diese Einmesssysteme (z.B. von Audyssey) gibt es auch kritische Stimmen.
Einige wenige User kaufen sich ein kalibriertes (!) Schallpegelmessgerät und nehmen mittels Sinustönen von CD Messungen im Heimkino vor, um damit den Klang zu optimieren. Bei der Messung mit Sinustönen sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die Sinustöne den Raum stark anregen. Es werden quasi alle Raummoden mit gemessen.
Werden die Raummoden nun mit Hilfe eines digitalen/analogen Equalizer auf einen linearen Verlauf einstellt, dann führt das bei Bassimpulsen in diesem Frequenzbereich zu weniger Energie. Das heißt, der Direktschall ist zu leise. Im LFE-Bereich kann das dazu führen, dass der Bass als zu „schwach“ oder zu „leise“ empfunden wird.
Dafür ein Beispiel:
Ein Kontrabass kann tiefe Frequenzen bis 30 Hz erzeugen. Wird nun ein 30 Hz Ton gespielt, ist dieser Ton möglicherweise am Referenzplatz zu leise und weiter hinten zu laut. Wird nun digital per EQ korrigiert, ist der Pegel am Referenzplatz optimal und auf dem Platz weiter hinten viel zu laut. Wird danach ein anderer Ton gespielt, der am Referenzplatz zu laut ist und weiter hinten zu leise, bewirkt eine Korrektur per Equalizer, dass auch dieser Ton am Referenzplatz ideal ist, aber hinten noch leiser.
Kurz: Auf dem Referenzplatz klingen alle Töne zwar gleich laut, aber auf anderen Plätzen ergeben sich noch massivere Unterschiede in der Lautstärke einzelner Frequenzen. Das hat zu Folge, dass nur auf dem Referenzplatz der Ton weitgehend ideal ist. Auf anderen Plätzen wird der Ton als „fehlerhaft“ oder irgendwie „unnatürlich“ empfunden.
Was kann nun ein Akustiker bewirken, ohne dass ein Betrag investiert werden muss, der den Wert des Heimkinos überschreitet?
Zunächst einmal ist alles eine Frage des Preises. Idealerweise kommt der Akustiker schon vor dem Bau des Heimkinos. Dann kann der Raum baulich perfektioniert werden und die Ausstattung mit in die akustische Planung einbezogen werden. Der Preis liegt in diesem Fall bei weit über 10.000 Euro nur für die Planung und ein wenig Material. Wenn es preislich deutlich darunter angesiedelt sein soll, reichen gut platzierte Absorber, Resonatoren und ein Feinschliff am Equalizer aus.
Diesbezüglich gibt es sogar eine Art Richtlinie. In den Raumecken sollten Tiefbassresonatoren (Eckabsorber, Bassfallen) stehen, die vom Fußboden bis zu Decke rechen, weil genau dort die stehenden Wellen in der Regel am größten sind. Die Vorder- und Rückwände sollten breitbandig mit Absorbermaterial verkleidet werden. Hierfür reichen Steinwolle oder ähnliches Material für eine breitbandige Dämpfung aus. Die Seitenwände sollten oben und unten mit Absorber und dazwischen mit Diffusoren verkleidet werden.
Die Decke sollte (wenn es die Raumhöhe zulässt) breitbandig bedämpft werden. Der Obermieter wird es auch danken. Der Fußboden sollte wenig bedämpft werden. Sprich, auf Teppich sollte verzichtet werden, weil der Mensch Reflektionen vom Boden als natürlich empfindet. Auch sind nahezu alle Lautsprecher nach einer genormten „Freifeldmessung“ klanglich abgestimmt. Und im Freifeld gibt es nur Reflektionen vom Boden.
Auch eine korrekte Aufstellung der einzelnen Lautsprecher und Subwoofer haben einen massiven Einfluss auf die Klangqualität. Einfach die 9 Komponenten eines 7.2-Lautsprechersystems in den Raum zu verteilen, führt in den meisten Fällen zu keinem optimalen Klangergebnis. Vor allem im Bassbereich (Subwoofer) muss viel ausprobiert werden.
Eine raumakustische Korrektur greift viel weitreichender und gleichmäßiger als eine Korrektur per Equalizer.
Sind Akustiker nun das Allheilmittel, um den Klang zu verbessern? - Oder ist das Geld zum Fenster rausgeworfen?
Wenn sich die Akustiker die Klinke in die Hand drücken
In den letzten 2 Jahren hatte ich 3 verschiedene Akustiker hier. Ich fass das Ergebnis und die Arbeitsweise mal zusammen.
1. Akustiker
Er sagte, dass er den Raum ohne Einrichtungsgegenstände vermessen möchte, um die Raumoptimierung darauf abzustimmen.
Eine Abschlussmessung sei nicht erforderlich, kann aber auf Wunsch durchgeführt werden.
Obwohl mein Kino im Grunde schon fertig eingerichtet war und der Bass mit Hilfe eines befreundeten Tonmeisters schon ordentlich war, hab ich den Akustiker halt gebucht.
Der Mann kam, stellte sein Mikrofon auf die Referenzhörposition, hat ein Chinchkabel an die Vorstufe angeschlossen und einen Testton abgespielt.
Nach wenigen Sekunden stand das Ergebnis fest. Ich sah mir die Messgraphiken an und er sagte, dass hier und da und dort was gemacht werden muss am Raum. Hier ein Bassresonator, dort Absorber, dort Diffusoren.
Preis für die Messung inkl. An/Abfahrt 300 Euro. Der veranschlagte Preis für die Akustikmaßnahmen sollte rund 8000 Euro betragen. Eckabsorber lagen schon im Auto! Arbeitsaufwand etwa 45 Minuten.
Ich hab abgelehnt.
Das ganze Heimkino wollte ich nun wirklich nicht umbauen - und schon gar keine 8000 Euro investieren! Irgendwie dachte ich mehr an eine Linearisierung der Frequenzgänge. Es sollte besser sein als mit Audyssey und „Pure Direct“.
Denn insgesamt gefiel mir der Klang schon sehr gut.
2. Akustiker
Das war wirklich ein sympathischer und lockerer Typ, der beruflich in Hamburg war, um ein Kino einzumessen. Er kam netterweise hier vorbei und hörte sich erst mal für ein paar Minuten den Klang an. Danach hat er jeden einzelnen Lautsprecher aus etwa 1 Meter Entfernung gemessen, um herauszufinden, wie der Frequenzverlauf der Lautsprecher ab Werk eigentlich ist. Anschließend hat er eine Messung am Referenzplatz vorgenommen, um den Raumeinfluss auf den Klang zu erfassen.
O-Ton: "Von diesem Klang können sich viele Kinobetreiber schon mal eine dicke Scheibe abschneiden!" Viel muss gar nicht gemacht werden, wenn es finanziell im Rahmen bleiben soll.
Nun ging er zum Subwoofer (hinten links), änderte die Phase und grinste:
"Dreh den Pegel an der Endstufe für die Subs hinten mal etwas höher."
Je lauter ich den Volumeregler drehte, desto leiser wurden die Frequenzen um 30 Hz. Die Überhöhung von etwa 10 dB war komplett weggebügelt.
Einer der Subwoofer wurde noch ein wenig verschoben, die Frequenzen der übrigen Kanäle in Echtzeit korrigiert. Dafür wurden die Lautsprecher immer mal wieder um wenige Zentimeter anders ausgerichtet. 2 Stunden später war er fertig.
Ich bin nun durch die Sitzreihen gelaufen und habe keine Lautstärkenunterschiede im Bassbereich wahrgenommen. Auch der Hoch/Mitteltonbereich klang auf allen Plätzen annähernd gleich - vor allem Dialoge!
Der Frequenzgang war ausgesprochen linear. Allerdings gab es eine ordentliche Senke (Auslöschung) zwischen 50 und 60 Hz. Um die auszugleichen, wären teure Resonatoren in Badewannengröße notwendig gewesen, weil das Bassloch in diesem Frequenzbereich nur am Referenzsitzplatz auftritt.
Mir gefiel das Ergebnis zunächst sehr gut.
Preis 150 Euro für 2 Stunden Arbeit.
Die Anfahrt wurde nicht berechnet.
Doch irgendwie fehlte mir nun etwas. Schwer zu beschreiben. Der Klang war nicht mehr so spektakulär. Ist ja auch irgendwie klar, wenn die Frequenz um 30 Hz um 10 dB abgesenkt wird. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass unter Pegel die Subwoofer hinten verzerrten.
Ein Blick auf die Crown zeigte dann auch, dass diese bereits ins Clipping geriet. Ein 450 Watt Endstufenkanal ist für 2 x 500 Watt-Subwoofer einfach unterdimensioniert.
Also noch mal angerufen und jemand aus Hamburg kam vorbei.
3. Akustiker
Sympathischer Typ, mein Alter, locker und konnte Details gut verständlich für mich Laien erklären.
"Super! Keine parallelen Wände! Das ist ideal für den Ton!" sagt er spontan, als er den Raum betrat.
Anschließend folgte ein ganz ähnlicher Ablauf. Lautsprechermessung in 1 Meter Entfernung. Danach folgte eine Messung am Referenzplatz.
Der Subwoofer hinten links wurde wieder "In Phase" angeschlossen.
Ergebnis, massive Basserhöhung in der letzten Reihe von rund 17 Dezibel. Das tat auf den Ohren weh!
Dazu der Akustiker: "Wir werden die hinteren Subs nur noch zum füllen nutzen."
Die Pegel der hinteren Subs wurden nun massiv an der Endstufe abgesenkt.
Wie schon der letzte Akustiker hat auch dieser erst mal nur die Subwoofer eingestellt und danach ausgeschaltet. Danach wurden die übrigen Speaker nacheinander eingemessen. Die Subs wurden wieder eingeschaltet. Der dritte Schritt war nun die Anpassung der Pegel aller Lautsprecher an die Übernahmefrequenz von 80 Hz. 80 Hz haben sich hier als ideal erwiesen, weil kaum Korrekturen per Equalizer nötig sind.
Anschließend wurden 4 Mikrofone aufgestellt. 2 vor und zwei leicht versetzt hinter dem Referenzplatz. Gemessen wurde nun (aus lauter Spaß an der Sache) mit dem R2 von THX, für das es offenbar keine Updates mehr geben soll.
Die gemittelte Messung, das Wasserfalldiagramm und die Impulswerte sahen fantastisch aus (jedenfalls für mich als Laien).
Die Senke zwischen 50 und 60 Hz war weitgehend aufgefüllt. Allerdings ergab sich nun eine leichte Erhöhung von rund 4,5 dB um 30 Hz herum.
Dazu der Akustiker: "Ohne bauliche Veränderungen bekommen wir die nicht weg. Darüber hinaus sind ein paar Spaß-dB durchaus zu Hause erlaubt."
Da der Equalizer in der Onkyo PR-SC886 keine Korrekturen um 30 Hz erlaubt, musste ich mich nun entscheiden. Entweder eine geringe Erhöhung in dieser Frequenz oder ein ordentliches Loch zwischen 50 und 60 Hz.
Ich entschied mich für die Spaß-dB!
Preis 120 Euro für 1,5 Stunden plus 70 Euro für die An/Abfahrt.
Ergebnis: Mir gefällt es nun endlich. Der Bass drückt mit ordentlichem Volumen in den Raum. Immer wieder sind heftige Schläge auf der Brust zu spüren. Die Hosenbeine flattern. Das ist irre spektakulär.
Die Feinauflösung und die Dynamik sind sehr gut. Selbst im heftigsten Bassgewitter sind leise Details deutlich herauszuhören (Terminator 4 - Kapitel 2: Während des Angriffs sind wirklich die leisesten Stimmen der Männer und Frauen deutlich zu verstehen als sie aus den Hubschraubern aussteigen und angreifen, während um sie herum alles Mögliche explodiert). Diese Feinauflösung habe ich sogar auf 10-mal teureren Anlagen bislang so nicht wahrgenommen.
"Allenfalls limitieren die Lautsprecher in der Schnelligkeit. Ein Hornsystem mit höherem Wirkungsgrad und besserem Impulsverhalten würde den Klang noch spektakulärer machen“, sagte der Akustiker. „Aber dann kommst du auch im 5-stelligen Eurobereich nur für die Lautsprecher an!“ - Mir daher erst mal egal. So etwas wie aktuell hab ich im Kino jedenfalls noch nicht gespürt. Es dröhnt überhaupt nichts mehr, der Bass ist knochentrocken und bei heftigen Bassattacken hebt es einen beinahe aus dem Sitz. Männerstimmen klingen sonor, Frauenstimmen kräftig, mit Körper und dennoch ohne Zischlaute. So macht Heimkino wirklich Spaß.
Audyssey fällt im direkten Vergleich so weit ab (vor allem im Sprachbereich), dass ich mich ernsthaft frage, wie mir das überhaupt mal gefallen konnte! – Nur um das mal klarzustellen, für sich klingt Audyssey schon richtig gut – jedenfalls besser als der „Pure Direct“-Modus der Onkyo-Vorstufe.
Inzwischen verfügen die meisten Receiver, Verstärker und Vorstufen ab der Einstiegsklasse über eine automatische Einmessfunktion.
Diese Equalizer verändern in aller Regel die Phase, Laufzeiten und Frequenzgänge so, dass ein linearer Amplitudenverlauf herauskommen soll. Nach anfänglicher Begeisterung über diese Einmesssysteme (z.B. von Audyssey) gibt es auch kritische Stimmen.
Einige wenige User kaufen sich ein kalibriertes (!) Schallpegelmessgerät und nehmen mittels Sinustönen von CD Messungen im Heimkino vor, um damit den Klang zu optimieren. Bei der Messung mit Sinustönen sollte allerdings berücksichtigt werden, dass die Sinustöne den Raum stark anregen. Es werden quasi alle Raummoden mit gemessen.
Werden die Raummoden nun mit Hilfe eines digitalen/analogen Equalizer auf einen linearen Verlauf einstellt, dann führt das bei Bassimpulsen in diesem Frequenzbereich zu weniger Energie. Das heißt, der Direktschall ist zu leise. Im LFE-Bereich kann das dazu führen, dass der Bass als zu „schwach“ oder zu „leise“ empfunden wird.
Dafür ein Beispiel:
Ein Kontrabass kann tiefe Frequenzen bis 30 Hz erzeugen. Wird nun ein 30 Hz Ton gespielt, ist dieser Ton möglicherweise am Referenzplatz zu leise und weiter hinten zu laut. Wird nun digital per EQ korrigiert, ist der Pegel am Referenzplatz optimal und auf dem Platz weiter hinten viel zu laut. Wird danach ein anderer Ton gespielt, der am Referenzplatz zu laut ist und weiter hinten zu leise, bewirkt eine Korrektur per Equalizer, dass auch dieser Ton am Referenzplatz ideal ist, aber hinten noch leiser.
Kurz: Auf dem Referenzplatz klingen alle Töne zwar gleich laut, aber auf anderen Plätzen ergeben sich noch massivere Unterschiede in der Lautstärke einzelner Frequenzen. Das hat zu Folge, dass nur auf dem Referenzplatz der Ton weitgehend ideal ist. Auf anderen Plätzen wird der Ton als „fehlerhaft“ oder irgendwie „unnatürlich“ empfunden.
Was kann nun ein Akustiker bewirken, ohne dass ein Betrag investiert werden muss, der den Wert des Heimkinos überschreitet?
Zunächst einmal ist alles eine Frage des Preises. Idealerweise kommt der Akustiker schon vor dem Bau des Heimkinos. Dann kann der Raum baulich perfektioniert werden und die Ausstattung mit in die akustische Planung einbezogen werden. Der Preis liegt in diesem Fall bei weit über 10.000 Euro nur für die Planung und ein wenig Material. Wenn es preislich deutlich darunter angesiedelt sein soll, reichen gut platzierte Absorber, Resonatoren und ein Feinschliff am Equalizer aus.
Diesbezüglich gibt es sogar eine Art Richtlinie. In den Raumecken sollten Tiefbassresonatoren (Eckabsorber, Bassfallen) stehen, die vom Fußboden bis zu Decke rechen, weil genau dort die stehenden Wellen in der Regel am größten sind. Die Vorder- und Rückwände sollten breitbandig mit Absorbermaterial verkleidet werden. Hierfür reichen Steinwolle oder ähnliches Material für eine breitbandige Dämpfung aus. Die Seitenwände sollten oben und unten mit Absorber und dazwischen mit Diffusoren verkleidet werden.
Die Decke sollte (wenn es die Raumhöhe zulässt) breitbandig bedämpft werden. Der Obermieter wird es auch danken. Der Fußboden sollte wenig bedämpft werden. Sprich, auf Teppich sollte verzichtet werden, weil der Mensch Reflektionen vom Boden als natürlich empfindet. Auch sind nahezu alle Lautsprecher nach einer genormten „Freifeldmessung“ klanglich abgestimmt. Und im Freifeld gibt es nur Reflektionen vom Boden.
Auch eine korrekte Aufstellung der einzelnen Lautsprecher und Subwoofer haben einen massiven Einfluss auf die Klangqualität. Einfach die 9 Komponenten eines 7.2-Lautsprechersystems in den Raum zu verteilen, führt in den meisten Fällen zu keinem optimalen Klangergebnis. Vor allem im Bassbereich (Subwoofer) muss viel ausprobiert werden.
Eine raumakustische Korrektur greift viel weitreichender und gleichmäßiger als eine Korrektur per Equalizer.
Sind Akustiker nun das Allheilmittel, um den Klang zu verbessern? - Oder ist das Geld zum Fenster rausgeworfen?
Wenn sich die Akustiker die Klinke in die Hand drücken
In den letzten 2 Jahren hatte ich 3 verschiedene Akustiker hier. Ich fass das Ergebnis und die Arbeitsweise mal zusammen.
1. Akustiker
Er sagte, dass er den Raum ohne Einrichtungsgegenstände vermessen möchte, um die Raumoptimierung darauf abzustimmen.
Eine Abschlussmessung sei nicht erforderlich, kann aber auf Wunsch durchgeführt werden.
Obwohl mein Kino im Grunde schon fertig eingerichtet war und der Bass mit Hilfe eines befreundeten Tonmeisters schon ordentlich war, hab ich den Akustiker halt gebucht.
Der Mann kam, stellte sein Mikrofon auf die Referenzhörposition, hat ein Chinchkabel an die Vorstufe angeschlossen und einen Testton abgespielt.
Nach wenigen Sekunden stand das Ergebnis fest. Ich sah mir die Messgraphiken an und er sagte, dass hier und da und dort was gemacht werden muss am Raum. Hier ein Bassresonator, dort Absorber, dort Diffusoren.
Preis für die Messung inkl. An/Abfahrt 300 Euro. Der veranschlagte Preis für die Akustikmaßnahmen sollte rund 8000 Euro betragen. Eckabsorber lagen schon im Auto! Arbeitsaufwand etwa 45 Minuten.
Ich hab abgelehnt.
Das ganze Heimkino wollte ich nun wirklich nicht umbauen - und schon gar keine 8000 Euro investieren! Irgendwie dachte ich mehr an eine Linearisierung der Frequenzgänge. Es sollte besser sein als mit Audyssey und „Pure Direct“.
Denn insgesamt gefiel mir der Klang schon sehr gut.
2. Akustiker
Das war wirklich ein sympathischer und lockerer Typ, der beruflich in Hamburg war, um ein Kino einzumessen. Er kam netterweise hier vorbei und hörte sich erst mal für ein paar Minuten den Klang an. Danach hat er jeden einzelnen Lautsprecher aus etwa 1 Meter Entfernung gemessen, um herauszufinden, wie der Frequenzverlauf der Lautsprecher ab Werk eigentlich ist. Anschließend hat er eine Messung am Referenzplatz vorgenommen, um den Raumeinfluss auf den Klang zu erfassen.
O-Ton: "Von diesem Klang können sich viele Kinobetreiber schon mal eine dicke Scheibe abschneiden!" Viel muss gar nicht gemacht werden, wenn es finanziell im Rahmen bleiben soll.
Nun ging er zum Subwoofer (hinten links), änderte die Phase und grinste:
"Dreh den Pegel an der Endstufe für die Subs hinten mal etwas höher."
Je lauter ich den Volumeregler drehte, desto leiser wurden die Frequenzen um 30 Hz. Die Überhöhung von etwa 10 dB war komplett weggebügelt.
Einer der Subwoofer wurde noch ein wenig verschoben, die Frequenzen der übrigen Kanäle in Echtzeit korrigiert. Dafür wurden die Lautsprecher immer mal wieder um wenige Zentimeter anders ausgerichtet. 2 Stunden später war er fertig.
Ich bin nun durch die Sitzreihen gelaufen und habe keine Lautstärkenunterschiede im Bassbereich wahrgenommen. Auch der Hoch/Mitteltonbereich klang auf allen Plätzen annähernd gleich - vor allem Dialoge!
Der Frequenzgang war ausgesprochen linear. Allerdings gab es eine ordentliche Senke (Auslöschung) zwischen 50 und 60 Hz. Um die auszugleichen, wären teure Resonatoren in Badewannengröße notwendig gewesen, weil das Bassloch in diesem Frequenzbereich nur am Referenzsitzplatz auftritt.
Mir gefiel das Ergebnis zunächst sehr gut.
Preis 150 Euro für 2 Stunden Arbeit.
Die Anfahrt wurde nicht berechnet.
Doch irgendwie fehlte mir nun etwas. Schwer zu beschreiben. Der Klang war nicht mehr so spektakulär. Ist ja auch irgendwie klar, wenn die Frequenz um 30 Hz um 10 dB abgesenkt wird. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass unter Pegel die Subwoofer hinten verzerrten.
Ein Blick auf die Crown zeigte dann auch, dass diese bereits ins Clipping geriet. Ein 450 Watt Endstufenkanal ist für 2 x 500 Watt-Subwoofer einfach unterdimensioniert.
Also noch mal angerufen und jemand aus Hamburg kam vorbei.
3. Akustiker
Sympathischer Typ, mein Alter, locker und konnte Details gut verständlich für mich Laien erklären.
"Super! Keine parallelen Wände! Das ist ideal für den Ton!" sagt er spontan, als er den Raum betrat.
Anschließend folgte ein ganz ähnlicher Ablauf. Lautsprechermessung in 1 Meter Entfernung. Danach folgte eine Messung am Referenzplatz.
Der Subwoofer hinten links wurde wieder "In Phase" angeschlossen.
Ergebnis, massive Basserhöhung in der letzten Reihe von rund 17 Dezibel. Das tat auf den Ohren weh!
Dazu der Akustiker: "Wir werden die hinteren Subs nur noch zum füllen nutzen."
Die Pegel der hinteren Subs wurden nun massiv an der Endstufe abgesenkt.
Wie schon der letzte Akustiker hat auch dieser erst mal nur die Subwoofer eingestellt und danach ausgeschaltet. Danach wurden die übrigen Speaker nacheinander eingemessen. Die Subs wurden wieder eingeschaltet. Der dritte Schritt war nun die Anpassung der Pegel aller Lautsprecher an die Übernahmefrequenz von 80 Hz. 80 Hz haben sich hier als ideal erwiesen, weil kaum Korrekturen per Equalizer nötig sind.
Anschließend wurden 4 Mikrofone aufgestellt. 2 vor und zwei leicht versetzt hinter dem Referenzplatz. Gemessen wurde nun (aus lauter Spaß an der Sache) mit dem R2 von THX, für das es offenbar keine Updates mehr geben soll.
Die gemittelte Messung, das Wasserfalldiagramm und die Impulswerte sahen fantastisch aus (jedenfalls für mich als Laien).
Die Senke zwischen 50 und 60 Hz war weitgehend aufgefüllt. Allerdings ergab sich nun eine leichte Erhöhung von rund 4,5 dB um 30 Hz herum.
Dazu der Akustiker: "Ohne bauliche Veränderungen bekommen wir die nicht weg. Darüber hinaus sind ein paar Spaß-dB durchaus zu Hause erlaubt."
Da der Equalizer in der Onkyo PR-SC886 keine Korrekturen um 30 Hz erlaubt, musste ich mich nun entscheiden. Entweder eine geringe Erhöhung in dieser Frequenz oder ein ordentliches Loch zwischen 50 und 60 Hz.
Ich entschied mich für die Spaß-dB!
Preis 120 Euro für 1,5 Stunden plus 70 Euro für die An/Abfahrt.
Ergebnis: Mir gefällt es nun endlich. Der Bass drückt mit ordentlichem Volumen in den Raum. Immer wieder sind heftige Schläge auf der Brust zu spüren. Die Hosenbeine flattern. Das ist irre spektakulär.
Die Feinauflösung und die Dynamik sind sehr gut. Selbst im heftigsten Bassgewitter sind leise Details deutlich herauszuhören (Terminator 4 - Kapitel 2: Während des Angriffs sind wirklich die leisesten Stimmen der Männer und Frauen deutlich zu verstehen als sie aus den Hubschraubern aussteigen und angreifen, während um sie herum alles Mögliche explodiert). Diese Feinauflösung habe ich sogar auf 10-mal teureren Anlagen bislang so nicht wahrgenommen.
"Allenfalls limitieren die Lautsprecher in der Schnelligkeit. Ein Hornsystem mit höherem Wirkungsgrad und besserem Impulsverhalten würde den Klang noch spektakulärer machen“, sagte der Akustiker. „Aber dann kommst du auch im 5-stelligen Eurobereich nur für die Lautsprecher an!“ - Mir daher erst mal egal. So etwas wie aktuell hab ich im Kino jedenfalls noch nicht gespürt. Es dröhnt überhaupt nichts mehr, der Bass ist knochentrocken und bei heftigen Bassattacken hebt es einen beinahe aus dem Sitz. Männerstimmen klingen sonor, Frauenstimmen kräftig, mit Körper und dennoch ohne Zischlaute. So macht Heimkino wirklich Spaß.
Audyssey fällt im direkten Vergleich so weit ab (vor allem im Sprachbereich), dass ich mich ernsthaft frage, wie mir das überhaupt mal gefallen konnte! – Nur um das mal klarzustellen, für sich klingt Audyssey schon richtig gut – jedenfalls besser als der „Pure Direct“-Modus der Onkyo-Vorstufe.
Zuletzt bearbeitet: