The Tree of Life

Die wilde 13

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The Tree of Life


"Sag niemals: Das kann ich nicht" bleut Mr. O'Brien ( Brad Bitt) seinem ältesten Sohn Jack von Kindesbeinen ein. Zwischen der Strenge seines Vaters - der Weg der Natur - und der Liebe und Güte seiner warmherzigen Mutter ( Jessica Chastain) - der Weg der Gnade - pendelt Jack als heranwachsender hin und her und kann sich auch noch als Erwachsener ( Sean Penn) diesem Zwiespalt nicht entziehen.

Soweit die nicht gerade innovative Handlung, doch was Terrence Malick mit seinem fünftem Film daraus macht ist schlicht atemberaubend schön.
Man ist von ihm ja schon traumhaft schöne Bildkompositionen gewohnt doch hier übertrifft er sich selbst. Unser banales und klägliches Dasein wird seit Millionen von Jahren bestimmt vom Wunder des Lebens. Mit fantastischen visuellen Eindrücken macht uns Malick in seiner unnachahmlichen Art bewusst, das vom Einzeller, über die Dinosaurier bis hin zum Menschen das Leben an sich ein Gottesgeschenk ist und das wir es nur als solches empfinden können, wenn wir mit uns im Reinen sind.
Zugegeben, am Ende geht Malick ein bisschen der esoterische Gaul durch und man erwartet jeden Moment, das Jesus, Mohammed oder Bhagwan um die Ecke kommen, doch was in den 125 Minuten davor passiert, lässt einen vor Ehrfurcht auf die Knie' sinken, zumal auch die Musik die gesehenen Bilder kongenial unterstützt.

Doch so grandios die Bilder sind, so schafft es Malick auch, mit kleinen Gesten - vor allen Dingen zwischen den Brüdern - das Herz zu erwärmen, die gerade wegen ihrer Flüchtigkeit so an Wert gewinnen.

The Tree of Life wird, da bin ich mir sicher, die Zuschauer in zwei Lager spalten. Für die einen wird es ein verquastes Durcheinander sein, für die anderen eine Offenbarung.

Ich geselle mich - auch wenn ich mir über einiges noch nicht im Klaren bin - zur zweiten Gruppe und vergebe verdiente 10/10.
 

crizzero

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Schöne Kritik zu einem wahrscheinlich außergewöhnlich guten Streifen! :hoch:

The Tree of Life wird, da bin ich mir sicher, die Zuschauer in zwei Lager spalten. Für die einen wird es ein verquastes Durcheinander sein, für die anderen eine Offenbarung.

Ich bin gespannt, wie er mir gefallen wird, aber ich habe da eine Vorahnung. ;)
 

Eclipsed

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AW: The Tree of Life

Habe mir die Kritik noch nicht durchgelesen...erst mal gucke ich mir den Film an! Und das wird wohl erst Ende des Jahre bei VÖ der Blu-Ray sein... :heul:
 

Die wilde 13

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AW: The Tree of Life

Ich bin gespannt, wie er mir gefallen wird, aber ich habe da eine Vorahnung.
Wenn das eine Anspielung auf das Mitwirken von Sean Penn sein soll, könntest du eventuell alleine durch seine sehr geringe Screentime eine Enttäuschung erleben. Lass ihn bei deiner Erwartungshaltung lieber außen vor, damit du The Tree of Life genießen kannst. Mehr möchte ich dazu nicht verraten. ;)

Habe mir die Kritik noch nicht durchgelesen...erst mal gucke ich mir den Film an! Und das wird wohl erst Ende des Jahre bei VÖ der Blu-Ray sein...
Ach, bis dahin hast du die Kritik eh wieder vergessen. :p
Aber wenn es deine Zeit irgendwie zulässt, solltest du dir dieses Meisterwerk auf der großen Leinwand ansehen. Es lohnt sich. ;)
 

crizzero

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Wenn das eine Anspielung auf das Mitwirken von Sean Penn sein soll, könntest du eventuell alleine durch seine sehr geringe Screentime eine Enttäuschung erleben. Lass ihn bei deiner Erwartungshaltung lieber außen vor, damit du The Tree of Life genießen kannst.

Naja, wenn Penn nur selten zu sehen ist, ist das zwar schade. Aber Malick und Pitt sind für mich auch große Argumente für einen starken Film. Nach allem, was ich dazu gelesen habe, gehe ich davon aus, dass ich begeistert sein werde. :)
 

Die wilde 13

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AW: The Tree of Life

Aber Malick und Pitt sind für mich auch große Argumente für einen starken Film. Nach allem, was ich dazu gelesen habe, gehe ich davon aus, dass ich begeistert sein werde. :)
Na, dann nix wie rein ins Kino. :)

Ich bin wirklich auf das Echo von euch gespannt, denn der Film ist .... anders. Am ehesten mit Kubricks 2001...Odyssee im Weltraum zu vergleichen.
 

Eclipsed

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AW: The Tree of Life

Aber wenn es deine Zeit irgendwie zulässt, solltest du dir dieses Meisterwerk auf der großen Leinwand ansehen. Es lohnt sich. ;)

Du hast gewonnen...eben mal die "Gefährten" zusammengetrommelt und morgen oder übermorgen geht es ins beschauliche Metropolis Kino wo The Tree Of Life digital-projiziert im Original mit Untertiteln läuft! :rock:
 

Willy Wonka

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AW: The Tree of Life

Zu Beginn habe ich keinerlei Zugang zum Film bekommen. Zu verwirrend war die Einleitung und der Wechsel von dem Familienmikrokosmos, zur aktuellen Gegengenwart und dann zur Entstehung der Welt. Es zerstörte zum Teil sogar die Harmonie der Bilder, denn diese waren sehr schön und haben eine Anmut ausgestrahlt, aber währenddessen habe ich mich auch gefragt, was das alles soll. Es waren einfach zu wenige Informationen vorhanden und das Mitfühlen funktioniert auf diese Weise nicht, denn man sollte einen Zugang zu den Menschen bekommen, wenn man denn schon Menschen exponiert. Es war alles abstrakt und manche Evolutionsschritte waren überhaupt nicht nötig. Die Dinosaurier hätten nicht gezeigt werden müssen, denn es war zu offensichtlich, dass Malick jetzt auch dem letzten Zuschauer begreifbar machen wollte, dass er die Geschichte und Entwicklung der Erde präsentieren wollte und hinzu kommt noch, dass schlechte CGI in diesem Kontext nicht sehr gut mit den restlichen Bildern harmonierte.

Nach dem stillen Prolog des Films beginnen im Mittelteil auch die Menschen im Film zu kommunizieren und auch wenn die Dialoge sehr spärlich vorhanden sind, konnte mich dieser Part des Films am meisten überzeugen und faszinieren. Ich habe mich öfters an „Das weisse Band" erinnert, wobei bei „The Tree of Life" mehr die Kinder im Fokus sind und Hanekes Film verschreibt sich ganz den Mikrokosmos eines kleines Dorfs.
Zugegeben, am Ende geht Malick ein bisschen der esoterische Gaul durch und man erwartet jeden Moment, das Jesus, Mohammed oder Bhagwan um die Ecke kommen, doch was in den 125 Minuten davor passiert, lässt einen vor Ehrfurcht auf die Knie' sinken, zumal auch die Musik die gesehenen Bilder kongenial unterstützt.

Das Ende war wirklich ein esoterischer Gau und die Irrungen und Wirrungen von Sean Penn haben mich sehr an „Mr. Bean macht Ferien" erinnert, denn es wirkte zu aufdringlich und entsprach zu sehr den bekannten Arthouse-Vorurteilen und Klischees.

Ich hatte kein Problem, dass der Film keinen roten Faden besaß, aber die drei Teile des Films sind für mich nicht stimmig gewesen, sondern haben sich von den anderen Teilen des Films losgelöst. Anfang und Ende sind als ein äußerer Rahmen anzusehen, aber eine fragmentische Familiengeschichte und die Entstehung der Welt in so einen Zusammenhang zu setzen ist für mich unpassend und hat nich harmonisiert.

Die wilde 13 schrieb:
Am ehesten mit Kubricks 2001...Odyssee im Weltraum zu vergleichen.

Der Vergleich wird in jeder Kritik erwähnt, aber für mich sind nur die Prologe der Filme ähnlich, denn sonst bedient Malicks Film ein ganz anderes Feld. Kubrick betrachtet die Welt philosophisch und Malick religiös und esoterisch.
Die Langatmigkeit des Films hat mich auch an „Enter the Void" erinnert, denn beide Filme besitzen einen Leerlauf und als Zuschauer weiß man nicht genau, wohin die Reise gehen wird. Vom Inhalt und vom Stil sind die Filmen natürlich vollkommen unterschiedlicher Natur.

Erste Einschätzung zum Film: Gute 6/10

Ich bin auf die weiteren Urteile zum Film gespannt.
 
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Die wilde 13

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AW: The Tree of Life

Ich kann deine "Verwirrung" gut verstehen, denn zum Teil erging es mir ja kaum anders.
Trotzdem oder gerade deswegen hat mich das Gesehene so in den Bann geschlagen, das ich - vorerst - gerne über kaum vorhandene Dialoge, mangelnde Storyline und tausend Fragezeichen hinwegsehe. Wie es bei einer Zweitsichtung aussehen wird, steht auf einem anderem Blatt. :D
 

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AW: The Tree of Life

Ich habe ihn heute Vormittag auch gesehen und musste erst einmal das gesehene Sacken lassen und vearbeiten. Im Grunde bin ich auch zwiegespalten. Zum einen kann ich vieles aus der hervorragenden KK von unserer 13 unterschreiben. :hoch: Die Bilder sind einfach sehr stimmig, sehr harmonisch und das in Verbindung mit dem passenden Score lässt einen schnell träumen und ich hätte diese Bilder gerne auf einer großen Leinwand gesehen!

Aber irgendwie ging es mir stellenweise genauso wie Willy. Zu Anfang viel es mir sehr schwer einen Zugang zu diesem Film zu erlangen. Gerade der Part mit den Naturbildern, welche ja eine Mischung aus Evolution und Gottes Geschenk darstellen sollten, waren zwar sehr schön anzusehen, kamen jedoch etwas verfrüht im Film da man zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht sehr tief in der Story steckte. Die Szenen aus dem Familienleben waren alle herrlich fotographiert aber ich weiß auch nicht irgendwie manchmal auch etwas, naja mir fällt gerade kein passendes Wort ein jedoch viel es mir einfach schwer einen Zugang zu dem gesehen zu bekommen. Während ich z.B. bei Melancholia, ohne die beiden Filme jetzt zusehr miteinander vergleichen zu wollen, hin und weg war von dem was ich gesehen habe, viel es mir stellenweise bei The Tree of Life etwas schwerer meinen Fokus auf dem Film zu lassen, irgendwie schweiften meine Gedanken zu sehr ab. Vieleicht war ich auch heute nicht in der richtigen Stimmung für den Film, ich fand ihn zwar gut, aber leider kann ich hier für mich persönlich keine Höchstwertung ziehen. Das Ende fand ich auch leider etwas durchwachsen, ohne hier den Regisseur Terrence Malick kritisieren zu wollen! Er hat es schon sehr gut gemacht, nur ich habe, vieleicht auch nur heute, nicht den richtigen Zugang zu dem Film bekommen.

Von mir bekommt er erstmal eine vorsichtige 7/10, aber ich werde ihn mir auf jeden Fall einmal kaufen und ihn, jetzt wo ich weiß was mich erwartet, dann bei der passenden Stimmung erneut ansehen. Aber definitiv hut ab Mr. Malick, er hat wirklcih schöne Bilder gezaubert :hoch:
 

Die wilde 13

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AW: The Tree of Life

Zum einen kann ich vieles aus der hervorragenden KK von unserer 13 unterschreiben. :hoch:
Danke!:kiss:

... und ich hätte diese Bilder gerne auf einer großen Leinwand gesehen!
Bei mir ist es andersrum. Ich habe die tollen Bilder auf der riesigen Leinwand in der Lichtburg bewundern dürfen. Ob es auf meinen kleinen 32 Zoll TV auch noch so auf mich wirkt, bezweifel ich mittlerweile stark.

Während ich z.B. bei Melancholia, ohne die beiden Filme jetzt zusehr miteinander vergleichen zu wollen, hin und weg war von dem was ich gesehen habe, viel es mir stellenweise bei The Tree of Life etwas schwerer meinen Fokus auf dem Film zu lassen,
Im Nachhinein ist auch für mich Melancholia der bessere Film, da er in allen Belangen ein Kunstwerk ist. The Tree of Life kratzt nur an der Oberfläche. Wunderschöne Bilder und Musik, die mich begeistert haben aber - wie du schon sagst - von der Geschichte an sich nicht so inspirierend.
 

Eclipsed

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AW: The Tree of Life

The Tree of Life kratzt nur an der Oberfläche. Wunderschöne Bilder und Musik, die mich begeistert haben aber - wie du schon sagst - von der Geschichte an sich nicht so inspirierend.

Das sehe ich anders (wobei ich Melancholia ja leider noch nicht gesehen habe :()...mich hat die Geschichte von The Tree Of Life extrem berührt und irgendwie auch inspiriert! Genau begründen kann ich das aber nicht...es war ungefähr diese Mischung aus Mikro- und Makrokosmos, also der sehr intimen und (leider) realistischen 50er-Geschichte und dem Überirdischen als starker Kontrast! Es hat dieses Jahr jedenfalls kein Film so lange nachgewirkt und zum Nachdenken angeregt wie dieser...
 

Die wilde 13

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AW: The Tree of Life

Das sehe ich anders (wobei ich Melancholia ja leider noch nicht gesehen habe :()...mich hat die Geschichte von The Tree Of Life extrem berührt und irgendwie auch inspiriert! Genau begründen kann ich das aber nicht...es war ungefähr diese Mischung aus Mikro- und Makrokosmos, also der sehr intimen und (leider) realistischen 50er-Geschichte und dem Überirdischen als starker Kontrast! Es hat dieses Jahr jedenfalls kein Film so lange nachgewirkt und zum Nachdenken angeregt wie dieser...
Vielleicht habe ich mich da etwas falsch ausgedrückt. Ich meinte das "nicht so inspirierend" nur im Vergleich zu Melancholia. Viele Szenen aus Malicks Film haben auch mich berührt (siehe meine KK;)) aber von Trier legt da definitiv noch eine Schüppe drauf.
 

Tarantino1980

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Wie gesagt ich will nicht abstreiten das es an dem Tag an mir lag, das ich einfach nicht offen für dieses Genre war :o.

Im Moment merke ich das ich ein größere Verlangen nach Thrillern/Horrofilmen und Gialli habe :nice:. Aber ich werde dem Film natürlich nochmal eine Chance geben, weil in meine Sammlung stelle ich ihn mir auf jeden Fall und wenn ich dann mal wieder in der richtigen Stimmung sein sollte bekommt der Film auch eine Zweitsichtung!
 

Willy Wonka

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Wie gesagt ich will nicht abstreiten das es an dem Tag an mir lag, das ich einfach nicht offen für dieses Genre war :o.

Das kann ich sehr gut verstehen. An manchen Tagen wirken bestimmte Filme einfach nicht so gut und ein anderes Mal sind es grandiose emotionale Meisterwerke.
Als ich „The Tree of Life" im Kino gesehen habe, war ich in der richtigen Stimmung und daher ist meine durchschnittlicher Wertung nicht mal darauf zurückzuführen. Ich werde mir den Film eines Tages auch noch einmal ansehen, aber vor allem der Part mit Sean Penn ist für mich einfach zu unfreiwillig komisch geraten und ist mir zu gewollt künstlerisch und pathetisch kreiert.
 

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sodele, film gestern gesehen. und bevor ich die anderen meinungen lese, will ich meinen eigenen senf abgeben, um mich nicht beeinflussen zu lassen.

also, ganz ehrlich:
Als die Dinos durchs Bild stapfen, war ich kurzzeitig versucht, die DVD aus dem Player zu nehmen (fünf Minuten vorher dachte ich noch: "Wenn er konsequent ist, kommen als nächstes die Saurier. Aber so blöd wird er sicher nicht sein"). Die folgenden 20 Minuten zuckersüßer rosaroter heile-Welt-Kitsch (nebst Seifenblasen und dem Herumtollen der Familie in hohen Gräsern, über Wiesen und Auen) waren auch haaaart an meiner Schmerzgrenze, so daß man sich schon das Würgen verkneifen mußte. Aber als dann endlich ein Schatten ins Werbefilmparadies für Waschmittel und Hinterköpfe (nach einer Stunde fällt Malick ein, daß er seine Darsteller ja auch mal von vorn zeigen könnte) einzieht, konnte mich der Film, der bis dahin zwar optisch höchst reizvoll war, aber inhaltlich nur dünne Luft verbreitete, endlich halbwegs in seinen Bann ziehen.

Große Gefühle kann der Regisseur nicht erwecken, vielleicht will er das ja auch gar nicht. Das ist schade. Denn der Verlust des Bruders, unter dem Jack noch Jahrzehnte später zu leiden hat, ist so nebulös, daß ich an diesem Drama leider keinerlei Anteil nehmen konnte und mich vielmehr auf die Rolle des Vaters konzentriert habe, der es letzten Endes gut meinte, jedoch an allem gescheitert ist. Hier spielt der Film seine Stärken aus, den Brad Pitt agiert wirklich großartig; stellvertretend für die Kinder und seine duldsame Ehefrau, die auch absolut überzeugend sind.

Der Rest, die Entstehung des Universums im Schnelldurchlauf, will leider so gar nicht zu dieser Familiengeschichte passen. Terrence Malick hätte besser daran getan, zwei verschiedene Filme zu drehen, denn die beiden Bestandteile funktionieren einfach nicht. Der Vergleich zu "2001" hakt übrigens gewaltig. Kubrick erzählt zwar auch von der Menschwerdung auf Erden (und hatte ebenfalls nie die Gabe, den Zuschauer emotional zu fesseln), aber diese ist bei ihm elementarer Bestandteil der Handlung. Bei Malick sieht das hübsch aus, besteht für sich allein halbwegs, hat jedoch nichts mit dem Rest des Films zu tun. Und nur weil Douglas Trumbull an beiden Filmen beteiligt war, heißt das noch lange nicht, daß man Vergleiche ziehen sollte.

So bleibt für mich nur ein Zwitterwesen von Film. Zwei separate Teile, die nicht funktionieren, für sich allein jedoch zu gefallen wissen.

Schade ist es übrigens, daß in der deutschen Fassung Tobias Meister nicht auch für Sean Penn besetzt wurde. Wäre meiner Meinung nach kein großes Problem gewesen: erstens haben er und Brad Pitt keine gemeinsamen Dialogzeilen, und zweitens wäre es denn sooo ungewöhnlich, daß Vater und Sohn ähnliche Stimmen haben?
 

crizzero

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The Tree of Life wird, da bin ich mir sicher, die Zuschauer in zwei Lager spalten. Für die einen wird es ein verquastes Durcheinander sein, für die anderen eine Offenbarung.

Mit der Aussage hast du den Nagel wohl auf den Kopf getroffen... :hoch:

Als die Dinos durchs Bild stapfen, war ich kurzzeitig versucht, die DVD aus dem Player zu nehmen (fünf Minuten vorher dachte ich noch: "Wenn er konsequent ist, kommen als nächstes die Saurier. Aber so blöd wird er sicher nicht sein").

Herrlich!! :lol:

Schade ist es übrigens, daß in der deutschen Fassung Tobias Meister nicht auch für Sean Penn besetzt wurde.

Ohh, das ist schade. :(

Ich denke, ich komme auch bald dazu. Bin schon gespannt, aber bei all den Esoterik-Urzeit-Kritiken komme ich natürlich auch etwas ins Grübeln. Ich hoffe eben, dass mir nicht nur eine Hälfte des Films gefällt...
 

crizzero

Filmvisionaer
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The Tree of Life


Terrence Malick steht als Regisseur für wundervolle Bilder, intensive Eindrücke, exotische Kameraeinstellungen, tiefgründige Totalen und vielsagende Perspektiven auf eigentlich Gewöhnliches. Seiner visuellen Kreativität zu folgen war bereits in "Der schmale Grat" ein absoluter Augenschmaus, welcher im Spannungsfeld traumhafter Naturlandschaften und abscheulicher Kriegsszenarien seinen Figuren eine unheimliche Tiefe verliehen hat. Vor dem Hintergrund zutiefst religiöser und existentialistischer Fragen des Lebens treibt er es hiermit auf die Spitze.

Nicht nur deshalb ist "The Tree of Life" in meinen Augen einer der größten und wichtigsten Filme aller Zeiten. Das ist an dieser Stelle auch nicht als euphorische Übertreibung, sondern als möglichst sachliches Urteil zu einem Filmgenuss zu verstehen, den man als Ganzes kaum fassen, geschweige denn verarbeiten kann. Dieser Film ist so einzigartig, unnachahmlich und in seiner das Dasein und die vermeintliche Schöpfung hinterfragenden Ausrichtung so vielschichtig, dass man eigentlich ein Leben lang über ihn philosophieren kann.

Für mich entpuppte sich der Film als ein das Bewusstsein veränderndes Erlebnis. Man hinterfragt seine Ansichten zu gewissen Lebensfragen und beginnt nach Malicks optisch eindrucksvoll dargebotenen Denkanstößen nach einem Sinn zu suchen. Dabei begleitet man hauptsächlich die drei heranwachsenden Jungs der Familie O'Brien und lernt den Wert der Kindheit erneut zu schätzen. Schlussendlich erschien es mir, als liegen die meisten Fragen des Lebens in der Kindheit begraben. Man muss nur wissen, wo man buddeln muss.

Das Ausmaß von "The Tree of Life" wird gleich zu Beginn deutlich. Hier breitet Terrence Malick seinen gewaltigen Bilderrausch mit einem ellenlangen Prolog aus und lässt seinen so schon formidablen Film auch wieder mit einem gigantischen Epilog enden. Dabei spannt er den Bogen auf allumfassende Existenzfragen, die er natürlich nicht beantworten kann, welche er aber den Zuschauer andenken und erschließen lässt. Die naturalistischen visuellen Kreationen Malicks sind dabei mit das Beste, was ich je gesehen habe. In ihrer puren Schönheit liegt so viel Reinheit, dass sich jeder Zuschauer sein Stückchen Wahrheit aus ihr herausziehen und darüber sinnieren kann. Sowas sieht man wahrhaftig nur einmal im Leben.

Obgleich die Schauspieler in ihren Darbietungen über alle Maßen erhaben sind, spielen sie für das Gewicht des Films an sich keine übergeordnete Rolle. Mit der grandiosen Mimik von Sean Penn öffnet und schließt sich lediglich ein Kreis und mit den unglaublich intensiven Leistungen von Jessica Chastain und Brad Pitt als Ehepaar O'Brien erfährt man beide Pole eines Spannungsfeldes, welches jeder Mensch als Erziehung und Prägung kennt. In diesem Spannungsfeld bewegen sich wiederum die drei Söhne der Familie und besonders Jack, dem ältesten Sohn, fällt es zunehmend schwerer, die damit einhergehenden Grenzen nicht zu überschreiten. Aufgeladen mit differenten Energien, die den entgegengesetzten Erziehungsansätzen seiner Eltern entstammen, versucht er sogar noch als Erwachsener einen Weg zu finden, wie man damit umgeht. Er scheint als zerrissene Persönlichkeit ergründen zu wollen, warum in seinem aufgewühlten Seelenleben keine Ruhe einkehren kann.

Das ist mit die schwerste und anspruchsvollste Filmkost, die ich bisher erlebt habe, und mit das Beste, was mir in meinem Leben als Filmfan passiert ist. Obwohl ich nicht religiös bin, habe ich mich in Terrence Malicks Meisterwerk komplett verlieren können und begab mich auf eine Suche, die auch nach dem Filmgenuss nicht einfach endet. "The Tree of Life" ist der für mich wichtigste Film zum Thema Kindheit, Menschsein und Wunder des Lebens überhaupt und insgesamt mit das Bedeutsamste, was man gesehen haben muss.

10/10
 
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