"Die Wilder-Regel lautet: nicht langweilen, bloß die Leute nicht langweilen."
Billy Wilder
Billy Wilder
Billy Wilder
Billy Wilder wäre heute 105 Jahre alt geworden. Anlass genug, dieses Genie hier zu Ehren, doch wird man ihm überhaupt gerecht? Nun, einen Versuch ist es wert.
Wenn man sich mit Billy Wilder näher befasst, wird man überrascht feststellen, das er "nur" 27 Filme gedreht hat (Dazu kommen noch die Filme, bei denen er nur als Drehbuchautor und/oder Produzent in Erscheinung trat). Überraschend zum einem deswegen, weil diese relativ kleine Menge doch in einem recht langen Zeitraum von fast 50 Jahren erschienen sind aber vor allem weil man als Filmfan dauernd auf einen "Billy Wilder-Film" stösst, so das man eigentlich den Eindruck erhält, er hätte mindestens bei 100 Filmen Regie geführt.
Geboren ist Billy Wilder am 22.06.1906 als Samuel Wilder - wurde aber nur "Billie" genannt - in Sucha (Galizien;damals Österreich-Ungarn), einem kleinen Ort bei Krakau im heutigen Polen. Seine jüdischen Eltern Max und Eugenia Wilder betrieben mehrere Gaststätten und ein Hotel in Krakau.
Kurz vor dem 1. Weltkrieg siedelte dann die Familie aus Angst vor der russischen Armee nach Wien über, wo der der kleine Samuel heranwuchs. Er machte dort seine Matura und lernte einen Freund fürs Leben kennen: Fred Zinnemann.
Er studierte zunächst Jura wurde dann aber Journalist und in der Ausübung dieses Berufes kam er 1926 ins pulsierende Berlin, wo er dann auch blieb. Neben seiner journalistischen Tätigkeit schrieb er auch Drehbücher, so das er sich mit Menschen am Sonntag und Das fliegende Klassenzimmer (mit Erich Kästner zusammen) schon früh einen Namen in der Filmbranche machen konnte.
Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland floh Wilder 1933 zunächst nach Paris, kurze Zeit später emigrierte er in die USA.
1938 gelang ihm auch dort der Durchbruch. Erst zusammen mit seine langjährigen Co-Autor Charles Backett als Drehbuchautor für sein großes Vorbild Ernst Lubitsch (Blaubarts achte Frau, Ninotchka), dann auch 1942 als Regisseur mit Der Major und das Mädchen. Vier Jahre später folgten die ersten Oscars (Regie und Drehbuch) für Das verlorene Wochenende und ein Meilenstein der schwarzen Serie: Die Frau ohne Gewissen.
Da Wilder stets zu seinen Filmen das Drehbuch selber schrieb, waren alle seine Filme geprägt von präzisen,teilweise bissigen Dialogen, perfektem Timing, einer mitunter pikanten Story und Schauspielern, die er zu stets zu Höchstleistungen trieb.
Nachdem er 1950 mit dem grandiosen "Film Noir" Boulevard der Dämmerung (Oscar für das Drehbuch) der Traumfabrik Hollywood gnadenlos den Spiegel vorhielt, widmete er sich fortan hauptsächlich Komödien, die aber Dank der oben beschriebenen Merkmale stets auf den Punkt inszeniert waren.
Wer kennt nicht die Marilyn Monroe-Klassiker Das verflixte 7. Jahr oder Manche mögen's heiß oder auch Das Appartement (Oscars u.a. für beste Regie, Film und Drehbuch) und Das Mädchen Irma La Douce mit Shirley MacLaine und Jack Lemmon? All diese Komödien und auch die romantische Lovestory Sabrina (mit Audrey Hepburn und Humphrey Bogart) zeichnen sich durch Witz, Esprit und auch einem Hauch Satire/Sarkasmus aus, so das sie noch heute in aller Munde sind.
Doch da Billy Wilder in allen Genres zuhause war, drehte er 1957 "zwischendurch" einen der besten Gerichtsthriller aller Zeiten. Zeugin der Anklage ist spannend bis zum überraschendem Ende und sowohl Marlene Dietrich als auch Charles Laugthon lieferten eine Glanzleistung ab.
Auf die Spitze trieb Wilder seinen Hang zum Sarkasmus dann 1961 mit der turbulenten Komödie Eins, Zwei, Drei mit James Cagney. Was hier an genialen Gags und Seitenhiebe u.a. auf Nationalsozialismus, Kommunismus und Kleinbürgertum "verbraten" wurde reicht locker für fünf Filme aus. Bezeichnenderweise konnte damals darüber in Deutschland (Mauerbau) niemand lachen, so das Eins, Zwei, Drei erst in den 80er Jahren erfolgreich wiederaufgeführt wurde.
Mit Avanti, Avanti und Der Glückspilz gelangen ihm weitere großartige Klassiker und 1974 konnte er mit Extrablatt (u.a. mit Walter Matthau) ein weiteres satirisches Meisterwerk in die Kinos bringen.
1981 inszenierte er dann mit Buddy, Buddy seinen letzten Film und war danach nur noch beratend in Hollywood tätig.
Billy Wilder gelang es Zeit seines Lebens, schwierige Themen wie z.B. Homosexualität, Prostitution oder auch Opportunismus in perfekte Unterhaltung umzuwandeln. Die größte Leistung ist aber, das er dazu nie den erhobenen Zeigefinger oder die moralische Keule auspacken musste. Die kritischen Untertöne all seiner Filme verpackte er mit einer Prise Pfeffer so charmant, das man nach dem Genuss seiner Filme stets gut gelaunt ist hat und im besten Falle hat man auch noch was gelernt ohne es mitzubekommen.
Er starb am 28. März 2002 im gesegneten Alter von 95 Jahren an Lungenentzündung in Los Angeles.
Danke, Billy Wilder!
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