Death Race 2050

Russel Faraday

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AW: Death Race 2050

„Death Race 2050“

Es war mal wieder Zeit für eines meiner liebsten Filmgenre: SF-Trash. Da ist Roger Corman eigentlich immer eine sichere Bank. Und da meine Online-Videothek gnädig genug war, mich mit Nachschub zu versorgen, schaute ich mir mal wieder einen Film an, den ich bis dato noch nie gesehen hatte. Und wie es halt so ist: wenn man ohne irgendwelche Erwartungen an eine Sichtung herangeht, kommt meist etwas Überraschendes heraus. Lange Rede, gar kein Sinn - Es ist mal wieder Zeit für eine Trash-KK:


Glauben wir dem deutschen Filmtitelerfinder, so haben wir es erstens mit einem Sequel zu „Death Race“ bzw. „Frankensteins Todesrennen“ (ebenfalls von Produzent Roger Corman und mit David Carradine in der Hauptrolle) zu tun, was definitiv nicht der Fall ist; und zweitens befinden wir uns im Jahre 2050, was ebenfalls nicht stimmt, aber eigentlich auch keine Rolle spielt.


Zu den Fakten: wir befinden uns in ferner Zukunft. Nach einem nicht näher erläuterten großen Nuklear-Kaboom ist die Welt ein Ort, an dem man nicht mal tot überm Gartenzaun hängen möchte. In der Stadt Helix-City hat ein pöser Diktator ein Regime errichtet, während in der verstrahlten Welt vor den hauseigenen Stadttoren das Gesocks sein Unwesen treibt: Mutanten und die sogenannten Geächteten, die in dürftiger Bekleidung hoch zu Pferde unterwegs sind und ein naturverbundenes Leben führen und zudem, soweit ich mir das zusammenreimen konnte, irgendwie über besondere Fähigkeiten verfügen, die durchaus in Richtung Zauberei tendieren. Einer der Geächteten, Kaz Oshay, reitet eines Tages so friedlich seines Weges, als er vom fiesen Richard Lynch eingetütet, beklebt und nach Helix bugsiert wird, um dort bei der Todesrallye anzutreten. Die Todesstrafe gibt es nicht mehr, aber irgendwie muß man ja unliebsamen sozialen Abfall loswerden, und dafür wurde die Todesrallye erfunden, die, wie man beim Namen schon vermuten kann, mit dem Ableben wenigstens einer der beteiligten Parteien zu enden hat, sonst gibt es Schelte vom Tyrannen und einen Arschtritt von Richard Lynch. Kaz Oshay findet seine Gefangenschaft natürlich ziemlich unsportlich und büchst mit dem Playmate Deneer und zwei Handlampen aus.

„Death Race 2050“ aka „Giganten mit stählernen Fäusten“ aka „Deathsport“ (Originaltitel) ist eine Perle des späten 70er Jahre Trashs, bei dem man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen muß, um in schallendes Gelächter auszubrechen. Fangen wir mal beim ersten an, was sich einem in die Netzhaut brennt: David Carradine. Wer der Meinung ist, daß Sean Connery in „Zardoz“ das fiesesten Outfit überhaupt auf seinen Bond-Leib geschneidert bekommen hat, der hat noch nicht gesehen, in welch alberner Lendenschurzwindel David Carradine Dreiviertel von „Death Race 2050“ beschreitet. Als dürrer Tarzanverschnitt mit schwingendem Plexiglasschwert und einer Laserkanone, die wie eine mobile Radarfalle aussieht, ist er einfach nur zum Brüllen. Dazu einen grimmigen Bart, eine wilde Experimentalfrisur und ein altes Bettlaken um die schmalen Schultern gehängt, und fertig ist die Parodie eines Hauptdarstellers. Allein das rechtfertigt schon das Ansehen dieses vergnüglichen Obertrashs.


Aber es geht ja noch weiter: Carradine bestreitet den ganzen Film mit einem einzigen Gesichtsausdruck. Und das ist immerhin einer mehr, als seine Kollegin Claudia Jennings als Deneer zu bieten hat. Als berittene und äußerst knapp beschürzte Endzeit-Amazone hat man sie olle Caine zur Seite gestellt. Da man offenbar im selben Kostümfundus geplündert hat, ist sie ähnlich albern gewandet wie Carradine, kann sich aber sehen lassen. Und da sie mal im Playboy war, zieht sich auch gleich mehrfach blank. So hat sie zum Film nichts beizutragen, außer hübsch auszusehen und dann und wann ein paar alberne Dialoge zum besten zu geben. Ganz zu schweigen davon, daß sie auf der Suche nach einem Kind ist, das am Anfang des Films entführt wurde und gefühlte 99 % der Laufzeit keinerlei Erwähnung mehr findet, bis man sich schließlich kurz vor Schluß dran erinnert, daß das Balg ja auch irgendwo sein muß und eine große Rettungsmission startet.

Gut drauf ist Berufsbösewicht Richard Lynch. Der war zwar auch schon bedeutend fieser am Start, schlägt sich aber dennoch auch hier ganz wacker, auch wenn er sich nicht so richtig entfalten darf. Dafür übernimmt er die Legolas-Rolle: in den unpassendsten Momenten mit absolutem Bierernst die blödesten Binsenweisheiten und Gleichnisse von sich geben. Beispiel gefällig: „Der Mensch ist wie eine Kerze. Er spendet Leben und verbrennt dadurch.“ Was seinen Handlanger zu einem ehrfürchtigen „Ich bewundere dich“ als Antwort nötigt.

Neben den „Darstellern“ sind auch die Effekte von ähnlich vorzüglicher Qualität. Da Roger Corman beim Budget wohl etwas knausrig war, gibt es nur farbige Stroboskop-Lichtspielchen, ein paar aus „Star Wars“ recycelte Soundeffekte (ohne Scheiß: die elektrischen Türen in Helix öffnen und schließen sich zum Sound des berühmtem Darth Vader-Gurgelns!!!) und mit ein paar alufarbenen Kuchenblechen gepimpte Moppeds, auf denen die Stadtmenschen durch eine Gegend heizen, die man schon in einigen „Star Trek“-Episoden bewundern durfte. Das war’s eigentlich schon an Effekten. Ziemlich gelungen hingegen sind ein paar rare, recht schnucklige Matte Paintings, wenn man Städte darstellen will. Diese und Carradines Gage dürften wohl das halbe Budget aufgebraucht haben, so daß es danach freilich nichts mehr zu verprassen gab und halt Abstriche gemacht werden mußten.

So flüchten Kaz und seine Gefolgschaft (eigentlich nur vier Leute insgesamt) nach erfolgreicher Flucht aus Helix ins Ödland, Richard Lynch immer dicht hinten dran, ehe man zum finalen Duell schreitet, das mit oberblödem Geschwafel beginnt und endet: „Du bist nicht so gut wie deine Mutter.“ – „Wie passend, du kämpfst wie eine Kuh.“ Na ja, oder so ähnlich.

Fazit: Kinners, holt ein Kasten Bier, ladet Kumpels ein, organisiert euch die DVD, und ergötzt euch 80 Minuten lang an holdem Schwachsinn, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Der Film ist ein Heuler, der vergeblich seinesgleichen sucht: blöde, billigst, erbärmlich gespielt und sowas von unfreiwillig komisch, daß man von einem Lacher in den nächsten rutscht und nochmal zurückspulen muß, weil man dazwischen eine andere Doofheit übersehen hat. Ja, Landsleute und Trash-Fans, es lebe Roger Corman. Ohne ihn wäre die Filmwelt so viel ärmer und trostloser!

Eigentlich wollte ich noch viel mehr schreiben, aber schon jetzt ist die KK etwas lang geraten.

EDIT: Ich bin mal beim aktuellen "deutschen" Titel "Death Race 2050" geblieben, da der Film hierzulande so vermarket wird. "Giganten mit stählernen Fäusten" habe ich bewußt ignoriert.
 
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Fantastische Rezi die direkt Laune macht und bei mir Interesse hervorruft. Ich glaube den muss ich irgendwann mal mitnehmen:D
Ih bn mir allerdings nicht sicher ob ich ihn im Kindesalter nicht doch schon gesehen habe. "Frankensteins Todesrennen" kommt mir nämlich irgendwie bekannt vor.
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
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[...]"Frankensteins Todesrennen" kommt mir nämlich irgendwie bekannt vor.

"Frankensteins Todesrennen" ist der o-titel vom originalen "Death Race 2000", ebenfalls mit David Carradine. auch wenn der deutsche titel einem etwas anderes einreden möchte, hat "Death Race 2050" mit jenem rein gar nichts zu tun. die MiG-Blu-Ray ist übrigens sehr gut.
 
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deadlyfriend

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Dann habe ich wahrscheinlich den damals irgendwann gesehen:confused: Aber genau weiß ich das nicht mehr. Danke für die Info!
 
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