Buck Rogers
wir schreiben das jahr 1987: der amerikanische astronaut William „Buck“ Rogers ist auf einem shuttle-flug unterwegs, als er versehentlich tiefgefroren und erst 500 jahre später wieder aufgetaut wird. in der fernen zukunft, begleitet von der schönen Wilma Deering, dem roboter Twiki und dem elektronengehirn Dr. Theopolis erlebt Buck fortan wilde abenteuer und rettet mehr als einmal die welt oder die galaxis vor allerlei bösen buben (und damen).
1979 erblickte eine SF-serie das licht der welt, die heute ein wenig in vergessenheit geraten scheint: „Buck Rogers in the 25th century“. produziert und für’s TV erdacht von serienkönig Glen A Larson, der kurz zuvor bereits den „kampfstern galactica“ auf spacige odyssee geschickt hat, konnte der aufgetaute astronaut niemals ganz an die popularität des kampfsterns anknüpfen und ist im laufe der jahre bzw. jahrzehnte ein wenig untergegangen, obwohl sich ein blick auf die show durchaus lohnt, denn man bekommt bunte, naive und sehr unterhaltsame SF in reinkultur geboten, wie sie vermutlich wirklich nur in dieser zeit möglich gewesen ist, bevor die dinge düsterer und nachdenklicher wurden (zumindest im kino, im TV war SF schon bald danach überhaupt kein thema mehr). zunächst als kinofilm ausgewertet, und dort sogar mit respektablen erfolg gelaufen, ging der wackere held mitsamt schöner kollegin bald in serie.
die effekte können sich für eine TV-produktion aus dem jahre 1979 wirklich sehen lassen, allerdings gibt es auch hier den „battlestar galactica“-effekt, dass einmal produzierte szenen fortan wieder und wieder in den episoden zu sehen waren, wenn auch nicht ganz so überstrapaziert wie in der „schwesterserie“. modelle und miniaturen halt, die auch nach 30 jahren noch zu überzeugen wissen.
Gil Gerard als titelgebender Buck Rogers schlägt sich zumindest in der ersten staffel wacker, ist sympathisch und schleppt mehr weiber ab als Captain Kirk. mit der konzeptänderung zu beginn der zweiten staffel (dazu später mehr), ändert sich das aber leider etwas: Gerard verwrackt zusehends und hat offensichtlich keinen bock mehr auf die serie; lustlos rasselt er seine dialogzeilen runter und wirkt manchmal, als würde er nur noch im suff spielen. Erin Gray als seine kollegin Wilma Deering macht da eine bedeutend bessere figur, auch wenn sie nur selten mehr zu tun hat, als als hübsches beiwerk in den kulissen rumzustehen. doch wen stört’s? Erin Gray ist eine ungemein attraktive frau, wurde als „spandex girl“ in hautengen ganzkörperanzügen zu einer kleinen TV-ikone. noch heute schmelze ich angesichts ihrer hochglanzlippen dahin. in den hintergrund gerät sie eigentlich nur, wenn Pamela Hensley als intrigante und verzogene dauergegnerin Ardala auf dem bildschirm erscheint, denn dann beherrscht sie praktisch jeden milimeter film, was sicher nicht an ihren schauspielerischen fähigkeiten liegt (andererseits verkörpert sie die zickige, dauergeile und leicht nymphomane prinzessin mit solch überzeugender hingabe, dass ihr talent eigentlich auch nicht abgesprochen werden dürfte), sondern vielmehr daran, dass ihre königliche garderobe vorzugsweise aus unterwäsche besteht; mit buntem glitter aufgepeppt, aber letzten endes „nur“ unterwäsche. vervollständigt wird das team aus einem drolligen roboter (Twiki) und einem allwissenden elektronengehirn (Theopolis), die Buck meist auf seinen abenteuern begleiten, während Wilma daheim haus und hof hütet (schade, dass sie selten wirklich sinnbringend in die handlung integriert wird, aber starke frauenrollen waren damals noch rar).
so sind die abenteuerlichen ausflüge sicherlich naiv, aber doch durchweg charmant, von zwei oder drei schlimmen totalausfällen in der ersten staffel abgesehen, die jedoch im insgesamt stimmigen gesamtbild gerade noch zu verschmerzen sind. das schema ist hierbei immer gleich: auf einem nahen planeten geschehen seltsame dinge, oder die erde wird mal wieder von Ardala heimgesucht, die einen ganz besonderen narren an Buck gefressen hat, und nur dieser kann zur rettung schreiten. dafür steigt er auch schon mal mit ihr in die königliche kiste…
in S2 ist das leider alles anders: da die quoten schwächelten, änderte man das konzept der serie komplett und schickte Buck und Wilma fortan mit einem forschungsschiff auf reisen, wodurch die serie zu einem müden „star trek“-klon wird, der entsprechend auf wenig gegenliebe stieß und schon nach wenigen episoden abgesetzt wurde.
in deutschland ist, wenn überhaupt, vor allem der pilotfilm bekannt, der im öffentlichrechtlichen fernsehen gern im abendprogramm gezeigt wurde und bewies, dass es mehr als „Derrick“ und spielshows gab. die serie selbst hält das niveau des sehr guten films dann leider nicht und bricht schnell in sich zusammen: das wiederkehrende konzept ermüdet rasch, und der geneigte hetero-zuschauer erfreut sich eher an den knapp bekleideten damen, die die welt in 500 jahren bevölkern. so ist es auch nicht die „originalität“, die „Buck Rogers“ sehenswert macht, sondern vor allem der allgegenwärtige charme, der die serie begleitet: die blinkenden und piependen knöpfe auf drolligen computern, der sprücheklopfende Twiki, wilde perücken und natürlich Buck Rogers selbst, der seine gegenwart stets mit weisheiten und erkenntnissen aus der vergangenheit verwirrt, auch wenn er sich vielleicht etwas zu schnell in seine neue umwelt einfügt und den null-checkern des 25. jahrhunderts zeigt, wo der hammer hängt.
dies und eine bemerkenswerte riege an gastdarstellern , wie Jack Palance, Jamie Lee Curtis, Roddy McDowell, ur-„Buck Rogers“ Buster Krabbe (der interessanterweise einen alten piloten namens Gordon spielt; zur erinnerung: Krabbe spielte den ersten „Flash Gordon“), der unvermeidliche Sid Haig (der in vermutlich jeder serie der 80er jahre einen auftritt hatte), Vera Miles und freilich 80er jahre serienkleinod Markie Post (plus noch eine tonne mehr), so dass in praktisch jeder episode ein bekanntes gesicht zu sehen ist, sollten grund genug sein, einen ersten oder zweiten blick auf die show zu werfen. ähnlich wie bei „Hulk“ gilt hier, dass vor allem der charme, die liebenswürdigkeit und das charisma des hauptdarstellern das salz in der sonst eher durchschnittlichen suppe sind.
fans des bunten kampfsterns und SF-fans im allgemeinen, die die goldene zeit der 70er und 80er jahre für die beste überhaupt halten, für diese ist „Buck Rogers“ eigentlich unumgänglich, aber vermutlich steht die serie dann ohnehin bereits im heimischen DVD-regal.
PS: (auch wenn meinungen zur technischen umsetzung auf DVD eigentlich nicht in eine KK gehören) wer auf die synchro angewiesen ist, hat übrigens das nachsehen. die deutsche DVD-VÖ taugt gar nichts. die gebotene qualität ist eine mittelere katastrophe. lieber zu ausländischen fassungen greifen. die von mir im laufe der letzten wochen begutachtete RC1-box ist hervorragend, die bildqualität bemerkenswert gut, teilweise hervorragend (aber hier und da auch etwas schwächelnd, aber sehr selten).