Sleepless
Turin im Jahre 1983
Ein Serienkiller, der drei Frauen bestialisch umgebracht hat, hält die Stadt in Atem. Kommissar Moretti kann den Mörder entlarven, aber dieser tötete sich, um einer Verhaftung zu entgehen, lieber selbst. 17 Jahre später erschüttert eine neue Mordserie die Stadt, die eindeutig die Handschrift des Täters aus der Vergangenheit trägt. Moretti, der sich inzwischen im Ruhestand befindet, nimmt erneut die Fährte auf.
Nach diversen Ausflügen in andere Gefilde, kehrte Dario Argento im Jahr 2001 zu seinen Wurzeln zurück und lieferte einen lupenreinen Giallo ab. Dabei orientierte er sich an seinen Frühwerken. Die "Tier-Trilogie ", bestehend aus "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", "Die neunschwänzige Katze" und "Vier Fliegen auf grauem Samt", schlägt nämlich in die gleiche Kerbe. Auch hier liefern Tiere den Hinweis auf den Mörder, nur das sie diesmal die Hauptzutat in einem bösartigem Kinderreim sind. Den Reim hat übrigens wohl Asia Argento beigesteuert.
Schon die 20-minütige Eröffnungssequenz bietet alles was der Argentofan benötigt. Prächtige Farbenspiele, fantastische Perspektiven und Kamerafahrten, sowie einen hochinteressanten Einstieg in den Hauptplot. Dieser trägt allerdings nicht mehr das Tempo der vorangegangenen Spielzeit. Etwas ungewöhnlich, da normalerweise Filme am Ende an Fahrt aufnehmen. Trotzdem sind die Hauptgeschehnisse nicht weniger spannend. Die Jagd auf den Mörder ist zwar eher was für Rätselfreunde, bietet aber alle Zutaten des Giallo. Der Killer schlägt immer wieder zu, die Polizei tappt im Dunkeln und die "richtigen" Ermittler suchen in der Vergangenheit die Lösung.
Diese ist wie auch der Ermittlungsweg einfach klasse.
Für diesen Ausflug in seine eigene Vergangenheit, wollte er auch unbedingt seine legendäre musikalische Unterstützung zurück und überredete "Goblin" nach 22 Jahren zu einem Comeback. Er arbeitete zwar immer wieder mit Musikern aus der Formation bei seinen Filmen zusammen, aber als komplette Band unterstützten sie einen seiner Filme erstmalig seit 1978. Der fantastische Score passt auch wieder wie die Faust aufs Auge. Deswegen sei hier erwähnt, das dadurch nur die DVD Edition mit Soundtrack CD in Frage kommen kann.
Als gelungenen Schachzug kann man auch die Verpflichtung von Max von Sydow als Moretti bezeichnen. Er trägt den Film und die Ermittlungen auf seinen Schultern und spielt hier den alternden Polizisten im Ruhestand unglaublich souverän und mit sehr viel Ruhe. Es macht sehr viel Spaß ihm dabei zuzusehen!
Der einzige Zwiespalt ist für mich der Härtegrad. Für den Plot ist der hohe Gewaltpegel nicht zwingend erforderlich und insgesamt auch nicht so künstlerisch, wie in vielen seiner anderen Filme. Da wäre weniger wahrscheinlich mehr gewesen, obwohl Splatterfans sicherlich anders denken. Allerdings bekommt man die wirklich harten Szenen auch nur in der ungeschnittenen Version zu sehen.
Argento hat also nichts verlernt. "Sleepless" reicht zwar nicht ganz an "Suspiria", "Phenomena" oder auch "Rosso" ran, ist aber im wahrsten Sinne des Wortes absolut überdurchschnittlich.