Scarface

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.319
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
Scarface

Brian de Palma hat mit diesem Film zweifellos ein Meisterstück abgelegt. Ich kenne das Original zwar nicht, denke aber dass de Palmas Scarface höchstens eine lose Anlehnung an den alten Film ist. Die Story dürfte jedem bekannt sein, weswegen ich nicht weiter darauf eingehen will. Es ist eben eine Version des "American Dream" Und es hat ja keiner gesagt dass man diesen Traum auf legalem Weg erreichen muss. Sinnbildlich dafür steht wohl dass Tonys erster Job in Amerika, der des Tellerwäschers ist.
Um den Film vollends genießen zu können, ist wohl die Sichtung im O-Ton unerlässlich, Pacino spricht und spielt den Tony Montana hier so perfekt dass es ein Genuss ist. Aufgrund der langen Laufzeit, und meiner recht bescheidenen Englischkenntnisse, wird es aber doch häufig nur die deutsche Fassung. Die Synchro kann sich in diesem Fall aber absolut sehen bzw hören lassen und mindert keineswegs den Filmgenuss.
Ich habe mir bei dieser Sichtung viel Zeit gelassen um Tony Montana genau zu beobachten, seine Dialoge, seine Haltung, sein Gang. Er ist ein Charakter der keine Kompromisse eingehen will, er will alles, er will die Welt, mit allem was in ihr ist. Sinnbildlich für seinen Charakter, hat er eine Vorliebe für Tiger, er geht mit seinem Kumpel Manny in den Zoo um sie sich anzusehen, und im späteren Filmverlauf hält er sich einen Tiger als Haustier. Ein Tier welches viele Eigenschaften des Tony Montana widerspiegelt. Der Drang nach Freiheit, Tony würde genau wie sein Hauskätzchen über Leichen gehen, nur um nicht hinter Gittern zu landen. Die Zielstrebigkeit, ich sehe etwas das mir gefällt, also gehe ich hin und nehme es mir einfach. Aber ebenso steckt hinter der rauen, bissigen Schale ein Wesen mit Gefühlen, kaum sichtbar allerdings. Jedes mal wenn sich persönliche Gefühle bei Tony breit machen blockt er sie mit einem Schwall von Aggression und Schimpfwörter analer Herkunft ab. Trauer und Kritik wandelt er komplett in Wut über seine Mitmenschen ab. Während des Film gibt es etliche Beispiele dafür, eine davon ist eine Schlüsselszene des Films, in der Tony beweist dass es sogar für ihn Grenzen gibt. Kindesmord ist sogar für ihn zu hoch, und auch hier wechselt er von Unverständnis in Wut, er redet sich richtiggehend selbst in Rage bevor er den Killer seines Geschäftspartners erschießt. Eine Aktion die Ausgangspunkt zu einem der wohl berühmtesten Showdowns der Filmgeschichte ist.
Wenn Tony am Ende mit seinem Kopf im Koksberg auf seinem Schreibtisch versinkt, denkt man nicht etwa: "Mann, und dabei war er doch mal so ein netter Junge. Was Macht und Geld nur aus ihm gemacht haben."

Nein, Tony war von Anfang an ein machtbesessenes Arschloch, aber ein Charismatisches, dem ich immer wieder gerne zusehe;)

Von mir gibt es trotz einiger ganz kleiner Schwächen 10/10
 
Zuletzt bearbeitet:
S

stanleydobson

Guest
AW: Scarface

ich glaub den zieh ich mir jetzt auch mal nebenbei rein..
 

Evil_Gonzo

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
20.318
Ort
Nordrhein-Westfalen
Filmkritiken
1

crizzero

Filmvisionaer
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
16.656
Ort
North Carolina
Filmkritiken
59
Starke Kritik, Agent! Kann dir nur zustimmen, diese Charakterstudie vom Aufstieg und Fall eines Größenwahnsinnigen, der niemals genug bekommen kann, ist einfach nur sehenswert. Ich finde ihn nicht perfekt, aber trotzdem sehr, sehr gut. Der Film bekommt verdiente 8/10 bei mir.
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.608
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
50
AW: Scarface

Überaus gelungene Kritik! Was soll ich noch großartig über Scarface sagen, außer das er für mich einfach der beste Film aller Zeiten ist. Das ist schon viele Jahre lang so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
bowdown.gif
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.319
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
AW: Scarface

Danke Leute :kiss:
Hab aber festgestellt dass ich schon wieder einige Dinge vergessen habe, die ich eigentlich auch angesprochen haben wollte. Aber macht ja nix, deswegen heißt es ja "& Disskussion"

Tonys Körpersprache, sein Gang, das ist ebenso eindeutig. Sein ganzer Körper sagt: hey, was willst du, ich hab hier die dicksten Eier. Ich bin Tony Montana und wer bist du!
Außerdem die Sache mit seiner Schwester, ich hab ja schon geschrieben dass ihm eigentlich fast nichts heilig ist und Respekt gegenüber anderen Menschen ein Fremdwort für ihn darstellt. Bei seiner Schwester(Familie/Tiger) hat er jedoch auch diesen Beschützerinstinkt. Alleine in der Szene als Manny ihm nur sagen will wie toll er sie findet, spuckt Tony Gift und Galle, man hat das Gefühl eine Schlange will zubeißen.
Ich finde das schon sehr interessant, da es viel über den Charakter aussagt.
 
S

stanleydobson

Guest
AW: Scarface

den starken 80er soundtrack nicht vergessen :bart:
 

crizzero

Filmvisionaer
Registriert
4 Juni 2008
Beiträge
16.656
Ort
North Carolina
Filmkritiken
59
AW: Scarface

Japp, der fällt mir auch jedesmal auf. In der Disco in Vice City lief grundsätzlich das gleiche Lied wie im Film. Diese Location und auch seine Villa wurden fast 1:1 in das Rockstar-Game übernommen.
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Scarface

Ich kann in die Lobeshymnen nicht ganz mit einstimmen. "Scarface" ist ein sehr guter Film mit einem hervorragenden Al Pacino, das ist absolut klar. Aber obwohl ich Filme in Überlänge mag - bei "Scarface" machte sich von Zeit zu Zeit ein wenig Langeweile breit. Da mir das beim Paten ähnlich ging, liegt es möglicherweise am Gangster-Thema. Ein bisschen mehr Tempo und eine etwas kürzere Laufzeit hätten imo aber nicht geschadet.

8/10 Punkte
 

meix

Leinwandlegende
Registriert
25 Juni 2008
Beiträge
5.560
Ort
Lengenfeld, Bayern
Filmkritiken
0
AW: Scarface

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Perfektes Flair in einem 80er Periodpiece. Im Original noch besser, da Al Pacino einen klasse Dialekt hat.
 
S

stanleydobson

Guest
AW: Scarface

Einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Perfektes Flair in einem 80er Periodpiece. Im Original noch besser, da Al Pacino einen klasse Dialekt hat.

ja der war echt klasse in dem film,hab ihn ja gestern im original geschaut.... keine ahnung wie oft da FUCK vorkommt :ugly:
 

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
22.037
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Scarface

Tony Montana macht im den Film schon eine enorme Wandlung, denn zu Beginn ist er der junge und hungrige kubanische Einwanderer, welcher in Amerika sein Glück sucht und scheinbar auch findet. Nach diversen kleineren Jobs bekommt Tony einen immer höheren Stellenwert in der Gangsterszene von Miami und dieses hat er vor allem seiner direkten, ehrlichen, aggressiven und mutigen Art zu verdanken, denn er spricht einfach alles aus und respektiert nur die Leute, welche ihm nach oben verhelfen können.
Tony Montana verkörpert und repräsentiert die Charaktereigenschaften, welche wohl sehr viele Menschen ausleben wollen, aber sich nicht trauen. Aus diesem Grund sind in Hollywood auch schon seither Gangsterstoffe und Geschichten mit kriminellen Hintergrund extrem beliebt und erfolgreich. Der normale Bürger flüchtet sich in diese fiktiven Welt, um ein bisschen dieses Zwiespältige zu erleben, welches sich meist vom normalen Alltag vollkommen unterscheidet. Einfach alles machen, wozu man Lust und Laune hat. Regeln gibt es keine und wenn legt man sie selber fest. Die vollkommene Freiheit!
Das sind auch die Zutaten der „GTA-Serie“ und durch die Interaktivität der Videospiele kann man dieses Verhalten noch mehr erleben und somit war es nur kongenial, dass „Vice City“ sich von „Scarface“ enorm beeinflusst worden ist.
Tony Montana wird indirekt zum Sympathieträger, weil viele ihn bewusst oder unbewusst beneiden.
In einer wichtigen Szene im Restaurant gen Ende des Films schreit Tony vollkommen betrunken und high, dass er der Böse sei und dass die Leute ihn brauchen, damit sie sich selber besser fühlen können und sich über Leute wie ihn beklagen können.
Das Gute kann eben nicht ohne das Böse existieren.
Doch nachdem Tony der oberste Boss geworden ist und er sich mehr Sorgen machen muss, wie er das vielverdiente Geld anlegen soll und nicht mehr wie er es verdienen muss, beginnt seine kleine Depression und die klassische Katastrophe des Dramas nimmt ihren Lauf.
Er ist übersättigt von allem, seinem Geld, seinem Haus, seinen Stoff, seiner Frau etc. und so stellt er sich existentielle Fragen des Lebens und analysiert das Leben seiner Frau. Er ist nicht mehr hungrig, wie er selbst feststellte und paranoid ist auch noch geworden, was anhand der zahlreichen Überwachungskameras deutlich wird.
Tony ist nicht mehr die coole Sau, welche nach ganz oben will, sondern er ist ganz oben und resigniert, welchen Sinn das Leben hat. Durch Langeweile und Resignation zerstört er immer mehr sein Leben und das Leben seiner Mitmenschen und er kann damit gar nicht umgehen, sondern verhält sich stets aggressiv. Schlagen, Schießen und viel Schreien sind die Konsequenzen, was durch die vielen vulgären Sprüche für den Zuschauer noch ein bisschen amüsant wirkt, aber im Grunde kann der Zuschauer für Tony nur noch Mitleid empfinden, weil er so ein scheiß asoziales Arschloch ist, um sich mal auf seinem sprachlichen Niveau zu begeben.
Vom coolen Draufgänger, welcher vom Zuschauer bewundert wurde, wird er zum selbstzerrstörerischen Machthaber, welcher seine Mitmenschen noch mehr verletzt als zuvor und wofür der Zuschauer entweder Wut oder Mitleid empfindet.
Auch kann sich der Zuschauer durch diesen Wandel selbst reflektieren, denn vielleicht ist man jetzt verwundert, wie man dieses Arschloch nur cool finden konnte.
Alle diesen Eigenschaften machen Anthony Montana zu einem polarisierenden Charakter, womit ich bei der ersten Sichtung des Films auch meine Probleme hatte, denn Brian DePalma hat in „Scarface" für den Zuschauer keine vollkommene Identifikationsfiguren geschaffen, denn an allen Figuren haftet etwas verachtenswertes oder mitleideregendes an oder die Figur hat eine zu geringe Präsenz im Film, sodass sie nicht als „Rettungsanker“ fungieren kann.
Doch wenn man die Geschichte des Films und die Charaktere als Symbole und Sinnbilder zur eigenen Reflexion nimmt und im Gesamten den Film als Antithese zum amerikanischen Traum klassifiziert, kann dieser Film unterstützt von der sehr guten Inszenierung dem Zuschauer (jetzt auch mir) sehr gefallen.
 

TheBjoern

Filmstar
Registriert
1 Apr. 2009
Beiträge
1.833
Ort
irgendwo im schönen Münsterland
Filmkritiken
13
AW: Scarface

Der Film "Scarface" hinterläßt bei mir gemischte Gefühle.
Zum einen lebt dieser Film vom Flair der 80er und rechtfertigt damit auch zum größten Teil den Anspruch auf Kultstatus. Es gibt für mich nur eine Stadt, die für mich die amerkanischen 80er verkörpert; und das ist Miami. Gründe dafür sind die Serie "Miami Vice" und der natürlich der Film "Scarface". Jetzt ist diese Stadt für mich haupsächlich ein Rentnerparadies. (wobei die Bad Boys Filme veruchten dieses Image zu kippen).
Der Einsatz von Pastellfarben, die prolligen Autos, die sonnige Kleidung, der Look der Disco, die atmospährische Musik sind alles Faktoren, die ich dem Film viel abgewinnen kann.

Nur einer passt mir nicht. Tony Montana. Dieser Charakter stößt mir sauer auf. Natürlich ist er ein Antiheld und gegen Antihelden habe ich im Grunde gar nicht. Im Gegenteil.
Doch das proletische Verhalten, was er von der ersten Minute an, an den Tag legt, ist in meinen Augen einfach nur verachtenswert. Er hält sich für etwas ganz Besonderes, will die steile Karriere machen, will "die" Frau haben und schafft das schließlich auch alles. Doch am Ziel angekommen, passt im die Situation auch nicht und schuld waren die Anderen. (Im Restaurant) Die aller letzten Sympathiepunkte verspielt er, indem er die einzigen Personen, die er zu schützten versucht ins Unheil zieht und er selbst nicht merkt, das es seine Schuld war, schuld waren wieder einmal die anderen (Finale)

Ich würde mich an diesem A...loch gar nicht mal so sehr stören, wenn diese ignoranten Charakterzüge nicht so oft in der Realität anzutreffen wären. Zwar weniger drastisch wie im Film, gibt es doch das Verhalten Tony Montanas zu Hauf auf den Straßen, man muss sich nur mal umschauen. Das ist der eigentliche Punkt warum er mir einfach nicht gefällt. Für mich ist er nicht nur eine Filmfigur. Ich sehe in ihm viel mehr reales. Dem ganzen wird dann schließlich die Krone aufgesetzt, indem seine Person (ob in der Badewanne, mit der MG in der Hand oder in seinem Sessel) auf Millionen von Postern und Bildern gehuldigt wird.

Ob als Antiheld oder nicht; ich würde mir niemals den in meinen Augen größten Versager allerzeiten aufzuhängen, der es geschaft hat die Menschen die er liebte zu zerstören und diese Tatsache nicht einmal begriff.


Tony Montana verkörpert und repräsentiert die Charaktereigenschaften, welche wohl sehr viele Menschen ausleben wollen, aber sich nicht trauen.


*Absolut nicht zustimm*



In einer wichtigen Szene im Restaurant gen Ende des Films schreit Tony vollkommen betrunken und high, dass er der Böse sei und dass die Leute ihn brauchen, damit sie sich selber besser fühlen können und sich über Leute wie ihn beklagen können.

Das ist auch eine sehr schöne Szene, die bei mir nicht das hervorgerufen hat was sie beim Zuschauer möglicherweise bewirken sollte.
Aufgrund der Besetzung von reichen alten Futzies an den Nachbartischen, mit denen man sich ja in der Regel nicht identifizieren sollte, sollten deswegen die Sympathien auf Tony fallen und seine Ausagen mehr Wahrheit verleihen.
Aus diesem Grund könnte Willy auf die bereit oberen Zitat genannte Aussage kommen.
Doch in seinen Aussagen (Ihr braucht mich doch / Ihr könnt ohne mich gar nicht leben) erkannte ich keine Wahrheit. Ich brauche solche Personen wirklich nicht und ich könnte auch gut darauf verzichten meine Empfindungen zu sochen ignoranten Personen in Form einer KK hier nierzuschreiben, wenn es solche Personen nicht geben würde.

Harter Tobak, doch musste ich das loswerden, da es sich um seine Person nicht nur um einen Charakter in einem Film handelt, sondern ein großer Kult um Tony Montana herscht und ich damit zeigen möchte, das ich diesem Kult nicht angehöre.
 

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.267
Ort
Duckburg
Filmkritiken
113
AW: Scarface

...Tony war von Anfang an ein machtbesessenes Arschloch, aber ein Charismatisches, dem ich immer wieder gerne zusehen
Ob als Antiheld oder nicht; ich würde mir niemals den in meinen Augen größten Versager allerzeiten aufzuhängen, der es geschaft hat die Menschen die er liebte zu zerstören und diese Tatsache nicht einmal begriff.
Dieses paranoide Arschloch von Tony Montana hat wirklich eine erschreckende Aura und ein Charisma, das es mir den Magen umdreht. Da kann ich Björn durchaus verstehen und mir würde es auch nie im Traum einfallen, ein Bild von diesem Narzissten aufzuhängen, obwohl mir z.B. das S/W Bild eigentlich vom rein künstlerischen durchaus gefällt.

Nichtsdestotrotz ist Scarface natürlich eine starke Charakterstudie von einem der auszog, die Welt zu seiner zu machen. Da ihr schon ausgiebig diesen Aspekt verfolgt habt, lege ich meinen Fokus nun auf die drei Frauen im Leben von TM.
Als erstes ist da Elvira Hancock (Michelle Pfeiffer). Ein Püppchen, so schwach und trotzdem arrogant, das man sich fragt, wieso eigentlich? Sie ist nur ein Rockzipfel am Saum der Gewalt und langweilt sich durchs Leben. Vollgedröhnt mit Koks ist sie ein Individium ohne jede Selbstachtung und echtem Stolz. Erst in der Restaurantszene wird ihr klar, welch ein Leben sie an Tonys Seite führt (oder früher mit Frank) und die Entscheidung, die sie daraufhin fällt, ist die einzig richtige: Sie verschwindet aus Tonys Leben.

Mary Elizabeth Mastrantonio als Tonys Schwester Gina ist da vom anderen Kaliber. Zu Beginn ist sie die kleine Schwester, die ihren ach so coolen Bruder anhimmelt, aber da sie einen eigenen Kopf hat, wird ihr schnell klar, das er ihr keine Luft zum Atmen lässt. Materiell ja (eigener Beautysalon) aber in Sachen Männer benimmt sich Tony eher wie ihr Vater und eifersüchtiger Ehemann in Personalunion und treibt Gina schon aus Trotz in die Arme von seinem besten Freund Manny und somit in ihr Verderben.

Mama Montana schliesslich ist die stärkste Frau in Tonys Leben, denn sie sagt ihm von Anfang an ihre Meinung und sie hält nun wirklich nicht viel von ihrem Sprößling. Sind Mütter eigentlich diejenigen, die ihren Kindern alles verzeihen, so bekommt Tony bei seiner Mutter kein Bein auf den Boden. Das kratzt natürlich an seinem Ego, doch mit seiner persönlichen Vision vom American way of life verschärft sich die angespannte Mutter-Sohn Beziehung immer mehr, bis zum Schluß die Mutter beide Kinder verloren hat.

Alle drei Frauen können bei all ihrer unterschiedlichen Liebe zu Tony nicht verhindern, was aus ihm wird, weil Tony selber gar nicht weiß, was Liebe ist. Für ihn geht es nur um Geld, Respekt und Macht, da hat die Liebe leider keinen Platz.

Scarface besticht einfach durch seine Characterzeichnung bis in die Nebenrollen hinein und es macht einfach Spaß, diesem Treiben zuzuschauen, auch wenn - wie mir - Tony Montana einem völlig zuwider ist. Bilder und 80er Soundtrack fügen das ihre dazu, wobei mir der Score von Moroder teilweise doch tierisch auf den Sender geht (Vorspann).
Scarface gehört für mich nach dieser Zweitsichtung definitiv nicht zu meinen persönlichen Kultfilmen, aber eine gute 8/10 vergebe ich dennoch aufgrund der starken Charaktere und Darsteller!
 

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
22.037
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Scarface

Ich würde mich an diesem A...loch gar nicht mal so sehr stören, wenn diese ignoranten Charakterzüge nicht so oft in der Realität anzutreffen wären. Zwar weniger drastisch wie im Film, gibt es doch das Verhalten Tony Montanas zu Hauf auf den Straßen, man muss sich nur mal umschauen. Das ist der eigentliche Punkt warum er mir einfach nicht gefällt. Für mich ist er nicht nur eine Filmfigur. Ich sehe in ihm viel mehr reales. Dem ganzen wird dann schließlich die Krone aufgesetzt, indem seine Person (ob in der Badewanne, mit der MG in der Hand oder in seinem Sessel) auf Millionen von Postern und Bildern gehuldigt wird.

*Absolut nicht zustimm*

Vielleicht beneidest du ihn nicht bewusst oder unbewusst, aber genau die Menschen, welche du oben beschrieben hast, machen es. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel und ich will keinen irgendetwas vorwerfen. Schließlich besitze ich ja auch die Scarface Deluxe Edition mit goldener Tony Montana Geldklammer :)D) und ich beneide Tony auch keineswegs und hatte nach der ersten Sichtung des Films genau die gleiche Meinung wie du über den Film und den Charakter Tony Montana.

Alle drei Frauen können bei all ihrer unterschiedlichen Liebe zu Tony nicht verhindern,was aus ihm wird,weil Tony selber gar nicht weiß,was Liebe ist.Für ihn geht es nur um Geld,Respekt und Macht,da hat die Liebe leider keinen Platz.

Zu der Interpretation der Frauenrollen im Film ist nichts mehr hinzufügen und ich kann dir vollkommen zustimmen. Auch die Zusammenfassung von dir, welche ich zitiert habe, bringt es noch einmal sehr gut auf den Punkt. Auffällig ist auch, dass Tony im gesamten Film nur eine Frau begehrt - Elvira - und das unterscheidet sich schon sehr von anderen Draufgängern, welche ständig irgendwelche Frauen verführen und begehren, wobei hervorgehoben werden sollte, dass Tony womöglich gar nicht zwischen der Liebe und dem Begehren differenzieren kann.
Sein Freund Manny unterscheidet sich in dieser Hinsicht wieder enorm, denn gerade in Miami angekommen, gräbt er eine Frau nach der anderen an, wenn auch manchmal nur zum Spaß.
 
Oben