Wahre Lügen

crizzero

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Wahre Lügen


Durchschnittlicher Thriller über ein geheimnisvolles Entertainer-Duo. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Und das sage ich als eingefleischter Kevin-Bacon-Fan. Irgendwie wirkt alles etwas zu künstlich, von Alison Lohmans Dauerwelle bis hin zu den mäßig konstruierten Zeitsprüngen in die Vergangenheit der beiden Showmaster.

Zwar spielen Colin Firth und vor allem der eigentlich immer grandiose Kevin Bacon durchaus ansprechend, aber diese seichte Thriller-Story bietet insgesamt viel zu wenig Tiefe, um richtig in der Zeit und den kuriosen Ereignissen von damals abtauchen zu können. Außerdem kommt die "pfiffige" Journalistin Lohman viel zu schnell auf die wahren Hintergründe. Man hat fast den Eindruck, die Erkenntnisse fliegen ihr zu, ohne dass sie nur einmal nachdenken muss. Dabei sei noch erwähnt, dass die nachdenkende Mimik sowieso nicht zu Lohmans Stärken zählen kann, die liegen bei ihr wohl eher in den Sexszenen.

Was bleibt sind gute Ideen, die in ihrer Umsetzung scheitern und letztlich nicht nachhaltig beeindrucken können. Ein relativ guter, erotischer Durchschnittsthriller, den man nicht unbedingt gesehen haben muss. Zeitverschwendung ist er aber dennoch nicht.

5/10
 
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deadlyfriend

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Wahre Lügen


Die USA im Jahre 1957. Das Entertainer Duo Lanny Morris (Kevin Bacon) und Vince Collins (Volin Firth) sind auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ganz Amerika verehrt sie und liegt ihnen zu Füßen. Doch die vor dem Publikum aufgebaute Fassade scheint trügerisch zu sein. Ein nicht ganz zufriedener Gast wird sich schonmal hinter den Kulissen mit den Fäusten entledigt und die Monogamie wird auch eher als Mysterium erachtet. Einem Mord traut man den beiden trotzdem nicht zu. Oder etwa doch? Zumindest wird in Ihrem Hotelzimmer eine Frauenleiche aufgefunden was aber nie mit den beiden so Recht in Verbindung gebracht werden konnte. Zumindest blieb aber die Frage offen warum die beiden sich kurz nach diesem Vorfall getrennt und ihre gemeinsame Karriere beerdigt haben.

15 Jahre später

Der Journalistin Karen O`Connor (Alison Lohman) die das Duo in Ihrer Jugend frenetisch verehrt hat, und zudem noch einen Auftritt als Kind in einer Ihrer Shows hatte, kommt die Ehre zu Teil ein Buch zu schreiben das ein mehrtägiges Interview mit Vince Collins vorsieht. Die ungeklärten Vorfälle stehen dabei im Vordergrund Ihres Interesses.


Regisseur Atom Egoyan hat hier einen Film erschaffen der wahrscheinlich für das durchschnittliche Mainstream Publikum schwer zugänglich sein wird. Er nimmt sich die Zeit den verschiedenen Charakteren genügend Raum für Ihre Entwicklung zu überlassen und setzt eher auf ruhige Bildkompositionen und Dialoge, was dazu führt das der ein oder andere Zuschauer diese wichtigen Sequenzen als langweilig bezeichnen könnte. Dem ist aber nicht so. Jede Charakterzeichnung hinterläßt beim Zuschauer ein gewisses Gefühl für Sympathie und Antipathie, was dazu führt nicht immer auf dem richtigen Weg zu sein. Geradezu genial sind die Einfälle komplette Handlungsstränge dem Publikum als Wahrheit zu verkaufen während gleichzeitig eine Stimme aus dem Off diese Wahrheit in sich zusammenfallen läßt. Oder lügt etwa die Stimme aus dem Off?

Wahre Lügen ist kein Hochspannungsthriller sondern eher ein Kriminaldrama. Zu keiner Zeit kann man sicher sein die Wahrheit entdeckt zu haben. Die Frage nach der Wahrheit entfernt sich im Verlauf des Films auch zunehmend vom Mittelpunkt und dafür rückt eine neue Frage ins Zentrum: Wer kennt die Wahrheit?

Handwerklich gibt es im Film absolut nichts auszusetzen. Die Alterung der Protagonisten ist perfekt, die Kulissen sorgfältig gewählt und die Darstellerriege spielt ausgezeichnet. Das einzige was mir etwas mißfallen hat, war der übertriebene Einsatz des Weichzeichners in den 50er Jahre Sequenzen.
Der Score ist behutsam gewählt worden und untemalt immer an der richtigen Stelle das Geschehen. Im Originaltitel (Where the truth lies) ist noch ein schönes Wortspiel integriert was dem deutschen Titel leider zum Opfer gefallen ist.

Fazit: Ein absolut gelungener Film der aber erst sein Publikum finden muß.

7 von 10 Punkten
 

Farman

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AW: Wahre Lügen

Dabei sei noch erwähnt, dass die nachdenkende Mimik sowieso nicht zu Lohmans Stärken zählen kann, die liegen bei ihr wohl eher in den Sexszenen.

rofl.
Ich hatte den Film damals im Kino im Original gesehen und kann mich noch relativ gut an ihn erinnern (allerdings nicht an genaue Details der leicht konfusen Handlung) und ich muss zugeben, dass mich Lohrman in dem Film auch desöfteren leicht genervt hat.

Aber grundsätzlich empfinde ich diesen Film im Nachhinein als sehr gelungen, und neben dem (übermächtigen) "Mulholland Drive" für mich der mit ziemlichem Abstand interessanteste moderne Film Noir der letzten Jahre. Für mich ist er auch kaum weniger "surreal" als der Andere, die ganzen Ereignisse ergeben zusammen etwas wirklich wahnwitziges, tiefgründig perverses und abstoßendes. Die ganze Geheimniskrämerei in dem Film löst sich nie wirklich auf und lässt einen mit einem äußerst flauen Gefühl im Magen zurück.
Und gerade für einen Kevin Bacon-Fan müsste der Film doch eigentlich interessant sein, gibt er doch hier imo eine wirklich beachtliche Leistung. Es ist halt nur besonders schwer ihn in seiner Rolle zu mögen.

Für ein genaueres Urteil müsste ich ihn nochmal sehen.
 

crizzero

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Und gerade für einen Kevin Bacon-Fan müsste der Film doch eigentlich interessant sein, gibt er doch hier imo eine wirklich beachtliche Leistung. Es ist halt nur besonders schwer ihn in seiner Rolle zu mögen.

Ich wüsste sowieso nicht, wo Bacon jemals schlecht gespielt hätte. Er ist eigentlich immer grandios. Für mich zumindest.
Trotzdem war der Film nichts Besonderes. Er schafft es weder Emotionen, noch Spannung aufzubauen, sondern plätschert einfach dahin. Seichte Thriller-Unterhaltung. Das war nichts, was mir großartig im Gedächtnis bleibt. Die heiße Lesbenszene mal außen vor gelassen... :ugly:
 
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Farman

Kleindarsteller
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Ich wüsste sowieso nicht, wo Bacon jemals schlecht gespielt hätte. Er ist eigentlich immer grandios. Für mich zumindest.

Er ist ein klasse Schauspieler, keine Frage.
Für mich sticht aber halt diese Rolle hervor.

Seichte Thriller-Unterhaltung.

Du empfandest diesen Film wirklich als seicht?
Ich fand, als "Thriller-Unterhaltung" hat er nicht unbedingt seine Stärken, sondern eher als Einblick in die Abgründe des Showbiz.
 

deadlyfriend

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AW: Wahre Lügen

Hm, ich habe mir meine Rezension nochmal durchgelesen und war überrascht als ich "nur" 7 Punkte sah. Das ist wieder das Merkwürdige. Ich kann mich an den Film sehr gut erinnern, obwohl ich ihn nur einmal gesehen habe und das schon länger her ist. Der ist bei mir präsenter als Filme die vor 4 Wochen im Player lagen. Also muß der Film doch etwas so Beeindruckendes gehabt haben, das er mir noch so gut im Gedächtnis ist. Ich bin mir sicher das ich bei einer weiteren Sichtung mit der Bewertung nach oben gehe, obwohl ich dies Punkteverteilung eh nicht sonderlich mag.
 

crizzero

Filmvisionaer
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Er ist ein klasse Schauspieler, keine Frage.

Freut mich wirklich, dass du ihn auch zu schätzen weißt. :)

Du empfandest diesen Film wirklich als seicht?
Ich fand, als "Thriller-Unterhaltung" hat er nicht unbedingt seine Stärken, sondern eher als Einblick in die Abgründe des Showbiz.

Naja, aber was offenbart uns denn dieser Abgrund? Da haben damals eben ein paar Showmaster rumgehurt, Drogen genommen und... oh mein Gott... eine Leiche im Keller. ;)
Aber so furchtbar tiefgründig war dabei doch nichts. Wer weiß, was heutzutage alles im Showbiz abgeht. Ich fand da "Kurzer Prozess" mit DeNiro und Pacino wesentlich spannender und atmosphärischer, obwohl es kein extrem guter Thriller war. Da wurde ich besser unterhalten, ganz ehrlich.
 

deadlyfriend

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Naja, aber was offenbart uns denn dieser Abgrund? Da haben damals eben ein paar Showmaster rumgehurt, Drogen genommen und... oh mein Gott... eine Leiche im Keller. ;)
Aber so furchtbar tiefgründig war dabei doch nichts. Wer weiß, was heutzutage alles im Showbiz abgeht. Ich fand da "Kurzer Prozess" mit DeNiro und Pacino wesentlich spannender und atmosphärischer, obwohl es kein extrem guter Thriller war. Da wurde ich besser unterhalten, ganz ehrlich.

Ich frage mich meist beim betrachten was der Film sein will und bewerte ihn danach. Ich fand nicht das er ein Hochspannungsthriller sein wollte. Vielleicht auch kein tiefgründiger Einblick ins Showbiz. Für mich war das eine Hommage, eine Verneigung an eine andere Zeit, mit wunderbaren "Film noir" Anleihen, was natürlich ebenfalls als Verbeugung an die Vergangenheit zu sehen ist. Das ist ihm meines Erachtens absolut gelungen.
 

Despair

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Ich fand den Film ganz unterhaltsam, so in der Richtung "Mulholland Drive"-light. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Ist aber kein Film, den ich unbedingt nochmal schauen muss.
 
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