Rachels Hochzeit

Tarantino1980

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Rachels Hochzeit


Endlich mal wieder ein neuer Jonathan Demme Film! Ich wurde nicht entäuscht. Bei diesem Film handelt es sich um ein sehr packendes und reales Drama. Es ist nicht eins dieser sonst so für Hollywood üblichen und konstruierten Dramen sondern vielmehr eins welches durchaus nachvollziehbar ist und daher real wirkt. Man hat als Zuschauer den Eindruck als wäre man Teil des Geschehens und würde alles gesehene gerade selber aktiv miterleben. Jonathan Demme beweist hier einmal mehr sein brilliantes Auge und die Kunst Szenen durch gekonnte Kameraführung zu unterstreichen und sie damit einfach nur gutaussehen zu lassen. Auch oder gerade weil es sich hier nicht um einen Big-Budget Film handelt ist es mal etwas herlich erfrischendes was man zu sehen bekommt. Ein Drama was zu keinem Zeitpunkt kitschig oder konstruiert wirkt.

Der Cast besteht größtenteils aus unbekannten Gesichtern, was dem Film aber nicht schlecht macht. Ganz im Gegenteil. Das einzige mir bekannte Gesicht in dem Film war Anne Hathaway die für mich zugleich auch ihre beste Darbietung in Rachels Hochzeit gegeben hat. Sie hat ihren Charakter so erschreckend glaubhaft gespielt, man hat ihr zu jeder Minute des Films abgekauft das sie alles selber schonmal erlebt hat, das es ihr Leben ist was gerade gezeigt wird. Man vergisst das es eine Rolle in einem Film ist, man halt vielmehr den Eindruck das es eine Homestory wäre. Von daher muss ich wirklich sagen, ihre stärkste Rolle bisher.

Generell wirkt der Film eher wie ein Homevideo, ohne die ganzen Klichees von Wackelkamera oder realer Optik zu erfüllen. Man bekommt schon einen schön in Szene gesetzten Film mit normalen Bildern wie man sie aus einem Spielfilm kennt nur mit dem Unterschied, das man halt das Gefühl hat es wäre eine Homevideo und es würden reale Ereignisse gezeigt. Daher bekommt der Film von mir definitiv 8/10 Punkte und ich kann diesen Film wirklich nur jeden ans Herz legen, vorallem wenn man etwas überdrüssig von den sonst so üblichen Hollywood Dramen geworden ist die von Kitsch und gespielten Gefühlen sonst nur so strotzen. Rachels Hochzeit ist anders und genau deshalb ist er für mich ein schöner abwechslungsreicher Film.
 
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crizzero

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Großartige Kritik zu einem absoluten Pflichtfilm für mich, Tarantino! Dass Anne Hathaway für diese Rolle nicht den Oscar bekam, ist traurig. Ich hätte ihr die Auszeichnung so gegönnt, weil ich sie für sehr talentiert halte. Zudem ist sie einfach wunderschön...

Freue mich jedenfalls auf eine seriöse Hathaway in einem Familiendrama! Der Film wandert auf jeden Fall noch in die Sammlung.
 

Tarantino1980

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AW: Rachels Hochzeit

Großartige Kritik zu einem absoluten Pflichtfilm für mich, Tarantino!

Danke das höre ich gerne. Zuerst wollte ich nur kurz was im Zuletzt gesehen Thread posten, merkte dann aber rasch das der Film mich nachhaltig beindruckt hat und daher nach einer KK schrie ;)

Freue mich jedenfalls auf eine seriöse Hathaway in einem Familiendrama! Der Film wandert auf jeden Fall noch in die Sammlung.

Der muss einfach noch in meine Sammlung. Ich liebe Jonathan Demme Filme! Ich warte aber noch bis er etwas runtergesetzt ist, bei Amazon gibt es jedenfalls noch keinen Nice Price.
 

crizzero

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Rachels Hochzeit


Schauspielerisch ist der Film bärenstark und gerade Anne Hathaway ist als Kym sowas von zurecht für den Oscar nominiert worden. Einfach zu schade, dass sie ihn nicht gewonnen hat. Diese Leistung ist grandios. In ihren großen, dunklen Augen möchte man versinken. Man beginnt zunehmend aus ihrem Blick zu lesen und fragt sich, was alles vorgefallen sein muss. Und Stück für Stück lädt uns Regisseur Jonathan Demme dazu ein, der Vergangenheit auf den Grund zu gehen und in der Gegenwart nach der Wahrheit zu forschen.

In dieser Geschichte über verschüttete Gefühle und verdrängte Aussprachen geht es längst nicht nur um die Hochzeit von Kyms großer Schwester Rachel. Nein, eigentlich ist der Filmtitel sogar nur Teil der immer wieder thematisierten und hier und da schamlos entblößten Fassade dieser vermeintlichen Familienidylle. Der Anlass ist Rachels Hochzeit, aber das Thema ist ein anderes. Die Szenen, in denen Kym bewusst oder unbewusst diese Fassade aufkratzt, sind emotional gesehen ein Orkan. Durch die authentische Atmosphäre, die Demme mit dynamischen Kamerafahrten und jederzeit nachvollziehbaren Beobachterblickwinkeln meisterhaft kreiert, sieht man sich immer wieder mit herausplatzenden Gefühlen konfrontiert, die man förmlich mit durchlebt, weil man in dieses Familiendrama von Beginn an ganz tief eintaucht. Besonders die Wohnzimmerszene nach dem schwesterlichen Friseurbesuch ist dahingehend herausragend und stellt ganz großes Emotionskino dar.

Was mich aber stört, sind die immer wieder mal eingestreuten Kurzszenen. Sie sind ganz offensichtlich dem Homevideo-Stil geschuldet, da es so wirkt, als hätte jemand die Kamera kurz ein- und dann schnell wieder ausgeschaltet. Natürlich verleihen sie dem generell ruhigen Geschehen eine gewisse Dynamik und variieren das Tempo, allerdings wirken sie stellenweise etwas überflüssig und stören dadurch geringfügig im Gesamtbild. Für mich erwecken sie den Anschein eines stilistischen Mittels, welches nur des Stils wegen genutzt wurde und nicht etwa, weil sie etwas transportieren oder erzählen wollen.

Auch muss ich die Musik kritisieren. Gar nicht mal so sehr die meistens klassischen und exotischen Klänge, denn die gehen eigentlich in Ordnung und sind letztlich sowieso Geschmackssache. Aber die Menge an Dudeleien, Klampfereien und Trommeleien ging mir besonders gegen Ende des Films etwas auf die Eier. Gerade am Hochzeitsabend, wenn alle feiern und tanzen, lässt Demme den Zuschauer mit gefühlten zehn Minuten Tanzmusik und der dazugehörigen Szenerie alleine. Mir ging in dieser Zeit etwas der dramatische Faden verloren. Manchmal sieht man Protagonistin Kym zwar, wie sie beispielsweise das Partyzelt verlässt, bekommt aber dann keine Außenszene serviert, um sehen zu können, was sie draußen macht oder wie es ihr geht. Vielleicht soll man sich in diesen musikalischen Untermalungen tatsächlich verlieren, allerdings erscheint mir diese Intention vor dem Hintergrund der vorangegangenen Ereignisse dann doch etwas zu versöhnlich.

Generell muss man sich aber schon recht viel dazu- und manches weiterdenken, was aber auch einen wunderbar intensiven Nachgeschmack hinterlässt. Dieser Film wirkt nach und braucht seinen gedanklichen Raum, um verarbeitet zu werden. Denn es ist diese realistische Familienatmosphäre mit all ihren charakterlichen Makeln und menschlichen Dramen, die in den Bann zieht und trotz einiger weniger Längen fesselt. Dieses Hochzeitswochenende wirkt wie ein Ausschnitt aus einem hochinteressanten Mikrokosmos einer zerklüfteten Familie, in welcher jeder seine eigenen Wege gehen will. Und auch wenn uns Demme nur einen kurzen Einblick in dieses vielschichtige Familienkonstrukt gewährt, so ist dieser in jedem Falle erlebenswert.

7/10
 
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kelte

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AW: Rachels Hochzeit

der Film ist leider immer ausgeliehen bei uns :(
bin leicht angefixt, denn Anne Hathaway seh ich recht gerne
 

kelte

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Der Film ging bei mir nach Hinten los. Ab der "zufälligen Szene" mit dem Suchttreffen schlug der Film ne katastrophale Erzählweise für mich ein, die nicht nur ideenlos sondern auch Rastazopfmässig an den Haaren herbeigezogen wirkte.
Kann sein das ich selber zuviel Kaputte schon beobachtet habe, kannte oder kenne als das mein Bedarf dort cineastisch gedeckt werden müsste...
sorry
 

Tarantino1980

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AW: Rachels Hochzeit

Schade das er Dir nicht gefallen hat. Aber ich finde es gut, dass Du dies hier auch so offen sagst! Das macht doch unser Forum aus, das hier viele Leute mit unterschiedlichen Geschmäckern unterwegs sind. Was der eine halt liebt und schätzt muss der andere nicht gut finden. Geht mir auch bei manchen Filmen so die hier hochgelobt werden, mit denen ich dann aber nicht soviel anfangen kann. Daher finde ich es gut das Du auch was negatives äußerst. Auch wenn ich den Film sehr gut finde, so kann ich verstehen warum manche ihn nicht gut finden.
 

crizzero

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Der Film ging bei mir nach Hinten los. Ab der "zufälligen Szene" mit dem Suchttreffen schlug der Film ne katastrophale Erzählweise für mich ein, die nicht nur ideenlos sondern auch Rastazopfmässig an den Haaren herbeigezogen wirkte.

Pfff, nicht mal bis zum Ende anschauen, aber urteilen können. Der Film klasse gemacht und extrem authentisch. Wie man sowas nach dem Anfang ausmachen kann, verstehe wer will... :rolleyes:
 

kelte

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Pfff, nicht mal bis zum Ende anschauen, aber urteilen können. Der Film klasse gemacht und extrem authentisch. Wie man sowas nach dem Anfang ausmachen kann, verstehe wer will... :rolleyes:
in dem man sich denken kann wie das weitergeht vom skript. ich wetter nicht gegen die schauspieler aber dieser film ist wieder sowas wie Garden State,- von den einen geliebt und von mir gehasst. sorry. würde ich ne vorgabe für ein skript bekommen, ich hätte so eine idee an einen nachmittag geschrieben. man ballert etwas stereotype elemente rein und den rest erledigt ein gutes cast. dazu etwas multikulturelles und schon ist das alternative publikum begeistert. ich kanns verstehen,- vielleicht bin ich auch derzeit nicht in der stimmung für derartige filme und mach lieber eine reise ins Labyrinth von Marienbad :) sowas liegt mir eher, weil dort andere sichtweisen gefordert werden. oder Grüne Tomaten....wenn man es bekömmlicher in der Kost mag.
es gibt allerdings auch nen Boll Film der nach 10min. rausflog ,-> Siegburg aber auch dort war ich nicht in der stimmung, wenn auch der meister gewiss einen feinen film hingelegt hat.
jede wette, das ich für meine meinung zu Rachels Hochzeit bei jedem emanzentreff zusammengetrümmert werde :D
 
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