Die Verurteilten
Andy Dufresne wird zu zweimal Lebenslänglich verurteilt für einen Doppelmord. Einen Doppelmord den er nie begangen hat. Während der Richter beteuert das ihm beim Anblick von Dufresne das Blut gefriert, steht für den Zuschauer dort ein Mensch vor Gericht, der optisch keiner Fliege was zu leide tun könnte und besser in seinem Job als Vice Präsi einer grossen Bank aufgehoben ist.
Direkt zu Anfang beweißt der Film was er draufhat, dank des gelungenen Schachzuges, einen Tim Robbins die Rolle des Andy zu geben!
Und so ängstlich, naiv (weil er an die Wahrheit glaubte) und Zart die Rolle des Andy präsentiert wird, um so genialer sein kleiner Plan, der mit einem simplen Hammer beginnt und nicht weiter erzählt wird im Hauptfilm. Denn das ist die grosse Erzählkinokunst des Filmes, die lange nach dem Ende noch weiter eine Rolle spielt beim Zuschauer.
Andy freundet sich im Knast mit Red an, der alles besorgen kann, wie auch diesen winzigen Hammer.
Der Direktor ist ein bibeltreuer, konservativer harter Hund mit Dreck an den sauberen Schuhen,- er verkörpert perfekt die andere Seite des Knastalltages aus früheren Tagen. Als man noch ohne grossen Ärger die Häftlinge foltern oder töten konnte, wegen einer Nichtigkeit.
Ein weiteres Kunststück ist wie der Film seine Metaphern verpackt um die damalige Politik zu präsentieren ohne dabei zu polemisieren. (gemeint ist damit das Briefeschreiben von Frank und seine Geduld, bis sich etwas ändert für den Knastalltag)
Oberflächlich ist der Film eine ruhige Erzählung über einen Verurteilten unter anderen Verurteilten und wie man im Knast lebt. Das letzte Drittel entfaltet einen thrillermässigen AHA Effekt, wo eine Geschichte erzählt wird, die den ganzen Film über präsent war, die aber keiner gesehen hatte. Genial!!!
Ein Film über Menschlichkeit wo man keine erwartet, über kleine Gesten die wie kleine Wellen zu einer Grossen werden kann in der Gefühlswelt des Zuschauers.
Licht und Schatten waren in einem Film selten so brüderlich vereint wie in diesem!!!
Und wenn ein Gefangener, in hohem Alter frei kommt wie Mr. Brooks und resozialisiert wird in einer kahlen Wohnung und nen Job der keinen Spass macht, dann schmeckt der Zuschauer seine eigene Freiheit für die Dauer eines Augenschlages,- wenn Brooks diesen Ort für immer verlässt.
Auch hier spannt der Film eine Seltenheit und präsentiert eine zweite Seite. jeder hat einmal in seinem Leben den Punkt wo er sich fragt,- Leben oder Sterben. Es gibt für alles ein gutes Pro und Kontra,- aber der Film zeigt warum ein Pro immer wertvoller ist, auch wenn dies leicht über die Lippen kommt.
Aber ist es nicht schöner in einem weiten Feld unter einer Eiche den Sommerwind zu spüren? Nach jeder Hässlichkeit kann auch Schönheit folgen,- daher lebe...
vielen Dank für diesen grandiosen Film der in einer weiteren Dekade von mir seine mehr als verdienten 10 Punkte bekommt.
Spätestens dann, wenn die Erzählkunst bei so Filmen sich auf Ghettobeats, wüste Schlägereien und merkwürdige, körperliche Begrüssungsrituale reduziert werden, dann spürt man warum ein Film wie Die Verurteilten ein Gigant ist!
9/10