AW: Papillon
Auch wenn ich derzeit quasi inaktiv bin, lese ich doch zumindest in dem einen oder anderen Thread mit. Da ich in letzter Zeit auch abends wenig Zeit und Muße zum Filmschauen habe, wurde durch diesen Thread meine Lust auf Papillon wieder geweckt und ich habe ihn mir auf zwei Abende verteilt angesehen. Ein wirklich großartiger Film, der auch nach rund 35 Jahren absolut nichts von seiner Faszination verloren hat. Ganz großes Kino. Auch wenn die Aussage gewagt ist, halte ich McQueens Darstellung des Papillon für seine beste Performance seine Karriere.
Der Film dauert knapp 150 Minuten und ist dennoch um mindestens 90 Minuten zu kurz. Kann mich noch gut erinnern, nachdem ich den Film im Kino geshen hatte, sind wir in den kommenden Sommerferien in Urlaub gefahren. In meinem Reisegepäck befand sich Papillon von Henri Charriere und der Nachfolgeband "Banco", in dem Charriere seinen weiteren Werdegang nach der Flucht von der Teufelsinsel beschreibt. Da der Roman damals als Fischer-Taschenbuch rund 700 klein- und eng bedruckte Seiten enthielt, dachte ich für den Urlaub gut ausgestattet zu sein, zumal "Banco" auch noch einmal gut 400 Seiten bat. Doch der Roman zog mich in einen Bann, den ich mich nicht entziehen konnte und mir erst deutlich machte, wieviel in dem Film lediglich kurz angerissen wurder. Zum Beispiel seine Zeit bei den Indios und seine zweite Einzelhaft über 5 Jahre und seine abschließende Zeit auf der Teufelsinsel. Was soll ich sagen, nach nicht einmal drei Urlaubstagen war der Roman verschlungen und weitere zwei Tage später auch "Banco". Den restlichen Urlaub verbrachte ich damit, den Roman noch einmal in aller Ruhe zu lesen. Kann jedem, dem der Film gefallen hat nur empfehlen, daß Buch zu lesen, Da wird die unglaubliche Wucht dieses gigantischen Stoffes erst in seiner vollen Dimension deutlich.
Somit störte mich an dem Film lediglich ein Umstand, der auch Charriere im wahrsten Sinne des Wortes nicht geschmeckt hatte. Charriere war auch im Nachinein sehr stolz, daß ihn die Einzelhaft nicht so weit erniedrigte, sich von Ungeziefer zu ernähren. Das dies im Film aus dramturgischen Gründen genau ins Gegenteil verkehrt wurde, hätte nicht sein sollen und müssen. Ansonsten aber ein grandioser Film, der bei mir bestimmt nicht zum letzten Mal in den Player wanderte. Jeder, der ihn bisher nicht gesehen hat, hat echt was verpaßt und sollte dieses "Versäumnis" schnellstens nachholen.
Von mir "nur" eine 9/10, lediglich aufgrund der Ungeziefergeschichte und einiger Details, die in dem Film nur sehr oberflächlich angerissen wurden. Was aufgrund der kurzen Laufzeit aber anders nicht möglich war. Eigentlich schade, daß von diesem Film nie ein DC mit einer mindestens einstündig längeren Laufzeit erschienen ist. Die Story hätte wahrlich das Potential dazu geboten. Ein grandioses Werk, daß niemals seine Wucht verlieren wird.