AW: Rush Hour
Kritik von Vince
RUSH HOUR
Ausschnitte aus meiner
ofdb-Kritik
Im Buddy-Movie-Genre setzte Brett Ratners "Rush Hour", der ein unerwartet großer Erfolg wurde und Jackie Chan zum einem neuen Schub verhalf, nicht wirklich neue Duftmarken. Dennoch: Jackie scheint im Westen gerade als die Hälfte eines Duos ein absoluter Erfolgsgarant zu sein. Stets mimt er den zurückhaltenden netten Kerl, den er in "Mr. Nice Guy" ja sogar parodiert. Sein Humor ist brav, seine Kampfkünste setzt er nur ein, wenn es nötig ist. Da bietet sich auf der anderen Seite ein Sprücheklopfer an, der als Pausenclown die Lücken füllt. Gegensätze ziehen sich an, und das Publikum liebt es. Warum also ein Erfolgskonzept ändern, wenn es nach wie vor gut läuft?
So bekommt Jackie neben dem Sunnyboy Owen Wilson in "Shang-High Noon" diesmal das schwarze Plappermaul Chris Tucker zur Seite gestellt, der sich in seinen vorangehenden Filmen vor allem durch den Versuch in den Vordergrund spielte, möglichst viele gesprochene Worte pro Sekunde zu sprechen. In "Das Fünfte Element" funktionierte das gut, in "Money Talks" hingegen nur mäßig. In "Rush Hour" klappt es wiederum ganz gut, was aber vor allem daran liegt, dass sein Partner Jackie nun umso mehr durch seine minimalistische Art glänzen kann. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Rolle des Carter nicht auf Tucker zugeschnitten ist. Ein Martin Lawrence hätte sie ebensogut spielen können.
Der Fall an sich ist eigentlich eher belanglos; das Finale als solches auch, jedoch hat es ein paar wirklich gute Stunts zu bieten, wie etwa der "Vasenkampf" oder der Sprung über den riesigen Wandteppich, der auch wieder das Teamwork der beiden Protagonisten erfordert.
Weitere Action-Highlights sind die Bus-Akrobatik in Chinatown, die ein wenig an die Alien-Verfolgungsszene aus "Men in Black" erinnert, sowie vor allem der toll choreographierte Kampf im Restaurant, der allerdings etwas erzwungen hergeleitet wirkt. Carters Entscheidung, sich mutterseelenallein mitten in einen Haufen von Triaden zu begeben, so ganz ohne Rückendeckung, ist jedenfalls nur wenig nachvollziehbar.
Trotzdem ist "Rush Hour" eine überaus unterhaltsame Buddy-Actionkomödie, die sich penibel an die Regeln des Spiels hält und gerade dadurch punktet. Denn die Chemie zwischen Chan und Tucker stimmt dank des ausgefeilten Drehbuchs, welches zwar doch einige Logiklöcher aufweist, die aber in Anbetracht der Fokussierung auf das asiatisch-amerikanische Zweigespann im Mittelpunkt zu verschmerzen sind. Der große Publikumserfolg wird der Qualität von Ratners Film gerecht - nicht mehr, nicht weniger.
7/10