AW: Lichter der Vorstadt
Klasse. Ein klitzekleiner (aber wirklich nur klitzekleiner) Einwand:
Fazit: finnisches Kino. Findet man langweilig oder faszinierend. Aufgrund der frostig-depressiven Atmosphäre und der kompakten Spielzeit von 75 Minuten tendiere ich zu letzterem. Genug der Worte.
Wenn du ihn faszinierend und nicht langweilig fandest, würde ich das empfehlen ohne "Einschränkung" (d.h. der Film ist ein "special taste", kann schnell interpretiert werden und wird unterbewusst schnell interpretiert als "bestimmt was für freaks"). Klar muss man auf verschiedene Geschmäcker Rücksicht nehmen, aber ich finde wenn man einen etwas "anderen" Film gut findet sollte man ihn einfach plump empfehlen. Die Leute haben ja schon genug Berührungsängste, das ein oder andere Mal bringts der Holzhammer mehr als der Samthandschuh
Meiner Ansicht nach war der Film auch ganz gut zugänglich und hat imo einen immensen Charme. Ich liebe einfach auch den Typen auf dem Regiestuhl, ein Typ namens Aki Kaurismäki, dem man seine ernsthafte, extreme Liebe für das Kino einfach ansieht und das bereitet mir jedenfalls echt viel Freude. Der Film ist Chaplins "City Lights" als Film Noir, mit immensen Anleihen bei einem französischen Ausnahmeregiegott namens Robert Bresson, der ein wesentlich schwierigerer Zeitgenosse ist (Kaurismäki ist imo eine Art Bresson-Light), und ist ein sehr mitleidvoller und gleichzeitig ironischer Blick auf die globale und lokale Misere. Ich kann mich damit irgendwie voll und ganz identifizieren, weil ich das Gefühl habe, Kaurismäki versteht den Film Noir ähnlich wie ich immer gemeint habe, ihn verstanden zu haben: Kein Machoglamour, sondern Melancholie. Und die Farben alleine sind das Anschauen schon wert. Ein weiteres Beispiel, dass das klassische Hollywood in Europa fortgesetzt wurde. Wenn seine Amikollegen nur halb so viel Liebe für ihre Arbeit, für die Filmgeschichte und für den kleinen Mann von nebenan (und das alles gleichzeitig) durchscheinen lassen würden, wäre ich glücklich.
Kein Meisterwerk imo, dafür war einiges zu "normal", aber überhaupt gar nicht abgenutzt, wie einige Spinner in den deutschen Feuilletons, die man alle auf den Mond schießen kann, behaupten. Ich empfehle "Das Mädchen in der Streichholzfabrik" und "Ariel". Die ganz frühen Werke von ihm (und viele andere) muss ich selber noch sehen.