AW: Lethal Weapon
Kritik von Vince
LETHAL WEAPON 4
Ausschnitte aus meiner
ofdb-Kritik
Der vierte Teil der legendären “Lethal Weapon”-Reihe schaffte es damals im Kino noch, mich mit meinen 17 Lenzen aus dem Stand wegzublasen. Eine Dynamitstange von einem Film hatte sich in mein Hirn eingefressen und wurde später auf Videokassette, noch später dann auch auf DVD immer und immer wieder gezündet. Ein schier makelloser Unterhaltungsfilm. Und nebenbei glaubte ich, die Produzenten könnten machen, was sie wollten: Wenn sie Riggs und Murtaugh ins Kino brachten, könnte das niemals schiefgehen, egal zum wievielten Mal sie es versuchten.
Heute sieht man das etwas nüchterner und vermutlich ist der vorerst (wahrscheinlich endgültig) letzte Teil naturgemäß wohl auch der schwächste. Das liegt vor allem daran, dass die Story derart mit überflüssigen neuen Nebenfiguren und Schauplätzen aufgeplustert wurde, dass die bis dato so nonchalante Gelassenheit einer nimmermüden Hektik wich, die zwar ein beeindruckendes Pacing mit sich führt, zugleich aber auch etwas wirr daherkommt. Ich bleibe zwar dabei: Mit Mel und Danny macht man unter Garantie nichts falsch. Aber um sie herum haben sich ein paar Dinge entwickelt, die nicht jedem schmecken dürften.
Was ist neu? Es gibt Nachwuchs bei Riggs Freundin Lorna und Murtaughs Tochter Rianne, Pesci ist jetzt "lizensierter PS" (Privatschnüffler), Detective Butters wird eingeführt, ebenso wie eine komplette asiatische Kultur mit den komplexesten aller bisherigen Bösewichter der Reihe. Das ist insgesamt schon ein wenig viel für die zwei Stunden. Nicht, dass man schwer folgen könnte oder die Erzählstränge nicht alle recht gut miteinander verbunden worden wären, doch was sich daraus ergibt, ist teilweise eine Over-the-Top-Inszenierung mit einer unwahrscheinlich wirkenden Abfolge von Vorfällen, die etwas untypisch für die Reihe ist. “Lethal Weapon 4" fällt also nicht nur durch den neuen Kurzhaarschnitt Gibsons ein wenig aus der Rolle, sondern auch durch den hastigen Umgang mit Szenen und Charakteren, was teilweise ein wenig bemüht wirkt. Manchmal vermisst man trotz der unschlagbar gut aufgelegten Darsteller ein wenig die Lockerheit und Eigendynamik. Es bleibt ein wenig das Gefühl zurück, Richard Donner und Joel Silver fühlten sich gezwungen, alles bisher Dagewesene zu toppen - was ihnen dann bezeichnenderweise zum Teil auch gelingt, ohne wirklich gut daran zu tun.
Actionfans werden zum Glück wieder ordentlich bedient, weil Riggs und Murtaugh irgendwann beschlossen haben, dass sie eben doch nicht zu alt für den Scheiß sind. Um dies zu beweisen, wird vor allem ein großes Brett neben dem herausragenden Feuerwerfer-Prolog aufgefahren: Die Autobahnszene. Das Turnen über Autos und Laster, durch transportable Küchen hindurch und das Surfen auf einem Tisch mit Plastikplane macht einen Riesenspaß. Ein Haus steht natürlich auch wieder in Flammen, das hat sich bei Joel Silver ja inzwischen eingebürgert.
Ein wenig enttäuschend dagegen fällt der Showdown aus, der mit Regen, Blitz und Donner zwar schön atmosphärisch geworden ist, von der Abfolge her aber ziemlich unspektakulär bleibt und nebenbei Jet Li, der die ganze Zeit über so effektiv zum unbesiegbaren Oberschurken stilisiert wurde, seine Magie nimmt.
Man kann noch so viel meckern; Mein Gefühl sagt mir, es immer noch mit einem verdammt guten Actionfilm zu tun zu haben, der viele seiner Genrekollegen locker in die Tasche steckt. Dazu bleibt das Buddy-Gespann zu grandios, die Unterhaltung zu dicht und auch Gefühl und Weiterentwicklung kommen nicht zu kurz. Viele Kritiker hatten endlich einen Grund gefunden, einen Satz zu äußern, der ihnen irgendwann bei jeder Filmreihe automatisch im Kopf herumspukt: “Es wird Zeit, die Reihe zu beenden”. Nach vier alles in allem fantastischen Filmen und der für mich neben “Stirb Langsam” wohl besten Actionreihe überhaupt sage ich: Gebt mir mehr! Ich bin noch nicht zu alt für diesen Scheiß!
7.5/10