AW: Departed - Unter Feinden
Auch ich habe das verregnete Wochenende endlich nützen können und mir dieses langerwartete "Meisterwerk" endlich zu Gemüte geführt. Und, was soll ich sagen? Ich bin nicht gerade restlos begeistert. Woran es nun letztendlich liegt, ist punktuell sehr schwer festzumachen. Vielleicht war meine persönliche Erwartungshaltung einfach nur zu hoch. Denn von wirklich genial ist der Film für mich doch ein gutes Stückchen entfernt. Ich kenne das Original zwar immer noch nicht, glaube es aber in jeder Szene sehr gut erkennen zu können, wenn ich meine diversen Heroic Bloodshed-Erfahrungen zusammenklaube. Sicher, "Departed" wurde ein guter, vielleicht sogar ein sehr guter Film. Daran besteht kein Zweifel. War bei dieser Darstellerriege, dem Thema und dem Regisseur auch nicht anders zu erwarten. Doch wenn man "Departed" nun in direkter Konkurrenz zu "Good Fellas" anteteten läßt, ein Vergleich dem er sich zwangläufig stellen muß, verliert er in allen Disziplinen. In vielen Punken teilweise nur knapp, aber in der Summierung dann doch relativ deutlich. Größter Schwachpunkt von "Departed" war für mich Nicholson. Mann, ich liebe diesen Kerl, aber sein stetiges hyperaktives und dabei letztendlich dennoch nur leidlich routiniertes Overacting hat imho mehr zerstört als aufgebaut. Dies ist aber eindeutig nicht die Schuld Nicholsons, der ja nur das gemacht hat, wofür man ihn holte und bezahlte. Schuld ist definitiv Scorsese und dessen unbändiger Wunsch nach einem Oscar, dem er sich mit diesem Sympathieträger und "Blickfang" wohl näher fühlte. Eine Rechnung die letztendlich aufging - leider!
Das Scorsese diesen schon lange verdient hatte, daran besteht ja keinerlei Zweifel. Für mich schon mindestens dreimal (Taxi Driver - Raging Bull - Good Fellas). Aber für "Departed" definitiv nicht. Da er zu einem nicht auf seinem eigenen "Mist" gewachsen und zum anderen bei weitem nicht sein bester Film ist. Es wäre wirklich schade, wenn es jetzt bei diesem einem Oscar bleiben würde, da er immer einen bitteren Beigeschmack tragen und von vielen (zurecht) als Gnadenoscar angesehen werden wird. Doch genau hierauf gründe ich meine Hoffnung auf (zumindest) noch einen wirklich ganz großen Wurf von Scorsese. Der Druck, des um jeden Preis gewinnen müssen, dem er mit seinen letzten Filmen ja samt und sonders hinterherhechelte, ist nun endlich von ihm genommen. Jetzt kann er sich ganz beruhigt zurücklehnen, noch einmal nach dem wirklich richtigen Stoff suchen und dann ganz befreit ausholen. Ich hoffe, daß dann anstatt Nicholson auch wieder De Niro an seiner Seite steht und die beiden gemeinsam der ganzen Filmwelt nochmal zeigen, daß sie doch die Größten waren, sind und bleiben. Ich weiß, es ist wohl der Traum eines gealterten Taxifahrers, der immer noch darauf hofft, daß die alten Zeiten nochmal in strahlenden Glanz auferstehen mögen. Seht es mir nach.
Ach ja, eine Bewertung sollte ich vielleicht auch noch abgeben, obwohl sich diese, zumindest einige von euch, nach meinen Ausführung schon selbst errechnet haben werden. Machen wir es also kurz: 7 / 10