AW: Hero
kritik von LivingDead
Hero
Nur äußerst selten schaffen es asiatische Produktionen sich auch auf dem westlichen Filmmarkt zu etablieren. Umso überraschender war es, dass im Jahre 2000 Ang Lees Tiger & Dragon, eine Koproduktion von den USA und China, nicht nur zum Publikumsliebling wurde, sondern auch gleich vier der begehrten Oscars abräumte.
Zhang Yimou, der vor allem durch seine regimekritischen Werke wie „Rote Laterne“ oder „Leben“ auffiel, und dadurch diverse Preise einheimste, verzichtet in „Hero“ weitestgehend auf Kritik am System. Dennoch, oder gerade deswegen ist sein Film mit einem, für chinesische Verhältnisse, utopischen Budget von über 30 Mio. Dollar ein absoluter Kassenerfolg gewesen, der alle Rekorde brach und auch international Anerkennung erhielt. So wurde „Hero“ auf der Berlinale im Jahre 2003 mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnet und außerdem für den Oscar als „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert.
Des Weiteren kann sich Yimou auf ein wahres Starensemble verlassen, als da wären Jet Li, Ziyi Zhang und Donnie Yen, die allesamt auch auf Hollywood Erfahrungen zurückblicken können. Vor allem das zweite Aufeinandertreffen der Kampfkunstikonen Jet Li und Donnie Yen nach „Last Hero“ wird wohl unter allen Genrefans Entzückung hervorrufen.
Der Film selbst gliedert sich in vier Episoden auf, die sich allesamt durch Farbe und Inszenierung unterscheiden. So wird auch die farblich auf die Grundstimmung der Charaktere angepasste Umgebung zu einem Akteur, der durchaus Einfluss auf das Geschehen hat. So seien hier vor allem die Kämpfe im Blätterwald und auf dem See genannt, die in ihrer Perfektion und Erhabenheit wahre Referenzen in Sachen Kampfkunst im Film darstellen. Bild und Ton verschmelzen miteinander und erzeugen dabei ein melancholisches, aber wunderschönes Gesamtes wessen man sich als Zuschauer nur schwer entziehen kann.
Kameraarbeit, Kostüme, Setting und Musik dürfen getrost als perfekt bezeichnet werden. „Hero“ stellt sich weniger als Kampfspektakel, denn als Rausch der Sinne dar, der den Zuschauer in eine andere Welt, eine Welt der Sinne, der Farben und Emotionen entführt. So sollte man in den Kampfszenen auch keine schnellen Schnitte oder blutige Verletzungen erwarten. Yimou setzt viel mehr auf Ästhetik und Perfektion, genau wie die Protagonisten im Film, die durch Kalligraphie auch nach Perfektion im Umgang mit dem Schwert trachten.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Story nur als Aufhänger schöner Bilder dient. Im Gegenteil: „Hero“ erzählt eine wunderschöne Geschichte, die durch ihre nicht-lineare Erzählweise zwar durchaus kopflastig ist, den Zuschauer jedoch keineswegs überfordert oder noch schlimmer: Ablenkt. Ständige Storywendungen und der überraschende Schluss sollten auch Nicht-Anhänger des Wuxia überzeugen. So halten sich historische Fakten und Fiktion die Waage, und auch an dramatischen Szenen mangelt es dem Film nicht. Auch wenn es diesen an der Tiefe eines „Tiger & Dragon“ fehlt, so haben sie doch durchaus ihre Wirkung und lassen die Aktionen der Figuren jederzeit plausibel erscheinen.
Nur der Schluss, der zudem auch Yimous bisherigen Werken widerspricht, zeigt sich als diskussionswürdig. Hier wird Unterwerfung und Diktatur glorifiziert und Yimou zeigt sich plötzlich als Befürworter der chinesischen Geschichte: Der Einzelne habe sich dem Wohl der Allgemeinheit unterzuordnen. Ein kleiner Wermutstropfen, der im Nachhinein das Gesamtbild dann doch etwas trübt.
Nichtsdestotrotz bleibt die Kernaussage des Filmes: Frieden ist immer noch die beste Lösung.
8/10