Der goldene Kompass
Man erwartet hier womöglich Vieles. Wohl ein weiteres Märchen-Epos, wie es die "Chroniken von Narnia" trefflich angeschnitten haben. Dort wurde episches Fantasy-Kino ersponnen, wie es sein muss. Vielleicht denkt man auch eher an eine Art "Der Herr der Ringe", nur eben light und ohne Koffein. Schließlich sind die Tolkien-Verfilmungen ja unantastbar gut und Kinogänger nüchterne Realisten. Oder aber man sinniert im Vorfeld über eine feminine Version von "Harry Potter", wie es eine Inhaltsangabe unter Umständen suggerieren könnte. In Wahrheit ist es aber nichts von alledem. Nicht einmal halbwegs. Und das ist die Crux des Films.
"Der goldene Kompass" möchte offensichtlich zu viel, gibt dabei aber viel zu wenig. Bei dem großen Star-Aufgebot, welches in ein schlichtweg uninspiriertes Drehbuch gequetscht wurde, kommt scheinbar wenig Spielfreude auf. Zumal Nicole Kidman eigentlich die ganze Zeit nur mit den güldenen Löckchen wackelt und Daniel Craig eher eine anspruchslose Nebenrolle bekleidet. Doch neben dem Schauspielerpotential wird auch die gesamte Idee zu wenig ausgeschöpft. Zu wenig Hintergrundwissen, zu wenig Charaktertiefe, zu wenig Fantasie und viel zu wenig Epos. Der Streifen wirkt wie ein angeschnittener Kuchen, der aber noch eine gute Viertelstunde im Backofen gebraucht hätte. Denn man erkennt die Anleihen und die Vorbilder ganz genau, nur sind die oben genannten Filme, welche im Hinterkopf des Kinogängers nun einmal herumschwirren, so viel besser, abwechslungsreicher und einfach fertiger.
Das Konstrukt des Films ist zudem viel zu einfach gestaltet. So läuft "Der goldene Kompass" immer wieder nach dem gleichen Schema ab. Ein Dialog mit ziemlich sinnfreiem Inhalt und recht zweifelhaftem Nutzen für den weiteren Verlauf der Geschichte reiht sich an eine unmotivierte Kamerafahrt mit orchestralem Gedudel. Spätestens nach dem dritten Mal hat man dieses Schema als Zuschauer ausgemacht und man beginnt es fortan zu hassen. Gelaber, Gedudel, Gelaber, Gedudel, Gelaber, Gedudel, Gelaber, Gedudel, Gelaber, Gedudel, Gelaber... und am Ende steht eine kleine und noch nicht einmal feine Schlacht an. Hurra.
Nein, das war nichts. "Der goldene Kompass" zeigt epische Ansätze, führt diese jedoch in keinster Weise zu Ende und hinterlässt auch noch einen Berg voll offener Fragen. Es ist evident, dass es sich hierbei auch nur um den Beginn einer weiteren Fantasy-Trilogie handelt. Ob man diese jedoch noch unbedingt gebraucht hat, sei mal dahingestellt.
4/10