Die 120 Tage von Sodom

Willy Wonka

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Die 120 Tage von Sodom


Wo beginnt und wo endet die Kunst?
Ein Künstler unserer Zeit hat auf eine amerikanische Tageszeitung ejakuliert (es war ein spezieller Artikel) und dieses Ejakulat mit ein paar Farben vermischt. Später hat der das „Kunstwerk“ für mehrere tausend Dollar verkauft.
Ejakulieren mit Botschaft könnte man wohl diese neue „Kunstform“ bezeichnen.


Für viele wird sich dieses nicht ganz erschließen (mich eingerechnet), warum so etwas als Kunst betitelt wird, aber Künstler haben immer schonen einen Hang zur Verrücktheit und zum Provokanten. Schon Salvador Dali hatte in seiner Kindheit eine sehr ausgeprägte anale Phase, in der er seinen eignen Kot in der Wohnung verteilte. Später wurde er zu einen der bedeutendsten spanischen Maler.

Pier Paolo Pasolini zelebriert in seinen kontroversen „Die 120 Tage von Sodom“ Geschmacklosigkeiten und Perversionen, welche in dieser Form vorher noch nie in einem Film zu sehen waren. Doch wo liegt der Sinn den Zuschauer in diesem Maße, wie es Pasolini tut, zu quälen?
Der Film handelt von faschistischen und sadistischen Großbürgern, welche eine Gruppe von Menschen in einem großen Schloss quälen. Die Gräueltaten sind zu Anfang vor allem von sexueller Natur, aber im Verlauf des Films wird es immer intensiver und für den Zuschauer kaum zumutbar. Durch das Verzehren von Exkrementen bekommt der Film einen sehr hohen Ekelfaktor, bei denen sich von jedem normalen Menschen der Magen umdreht.


Der Film basiert auf einer frei adaptierten Romanvorlage von Marquis de Sade, welcher durch seine Romane der Inbegriff für den Sadismus (welcher ja auch nach ihm benannt ist) wurde.
Wie bestialisch Menschen sein können wird sehr gut dargestellt, aber vor allem in unserer Zeit gibt es auch viele reale Beispiele wie z.B. die Misshandlung von Irakern durch amerikanische Soldaten. Diese Bilder aus dem realen Zeitgeschehen schrecken schon genug ab, aber dieser Film stellt in diesen Zusammenhang die Superlative dar, denn hier gibt es keine Grenzen und es wird fast alles gezeigt, nur manche Details erfahren wir aus Erzählungen und so macht sich jeder Zuschauer auch noch ein eignes Bild im Kopf.
Der Film treibt das Abstumpfen des menschlichen Verstandes massiv voran und diese Wirkung wird sonst immer nur den Filmen der neuen „Folterfilmen“ zugeschrieben.


Darf ein Künstler so weit gehen mit seinem Provokationen, um Missstände einer Gesellschaft an den Pranger zu stellen, wie es diese Art von Filmen immer proklamiert. Gibt es nicht Grenzen, welche nicht überschritten werden sollten? Und ist die Kritik an politischen Mechanismen und Systemen wirklich deutlich im Film zu spüren oder ist das nur ein Deckmantel, um möglichst perverse Filme zu kreieren? Vielleicht hat Pasolini die Gewalt und die Obsessionen seiner selbst willen inszeniert?
Ich tendiere zu diesem Standpunkt, denn für mich war es eine Qual diesen Film anzusehen und ich glaube, dass Pasolini einfach noch einmal die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten wollte und hat dann versucht in seinem Film kritische Bezüge zu sehen.



Wertung:
Der Film ist für mich nicht zu bewerten. Zarte Gemüter sollten ihn auf jeden Fall meiden.
 
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deadlyfriend

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Ersteinmal herzlichen Dank dafür das sich hier jemand geopfert hat, den Film in unsere Kritikensammlung zu integrieren. Leider kann ich dir weder etwas entgegnen noch deine Meinung teilen. Ich habe ihn nämlich nie gesehen und ich schätze mal das das auch so bleiben wird. Gut finde ich aber das du dich mit dem Streifen auf eine vernünftige Art auseinandergesetzt hast. Ohne Hasstiraden, auch wenn er dir nicht gefallen hat. Ich selbst besitze durch verschiedene Inhaltsangaben absolut kein Interesse, obwohl ich mich im Normalfall ungern vor einem Film verschließe. Noch dazu vor einem der so kontrovers gesehen wird. Auch wenn ich mir gut vorstellen kann, das Pasolini durchaus einen künstlerischen Wert in den Film einbaute, mag ich ihn nicht suchen. Es gibt dann doch Dinge die ich ohne Bedauern im Verborgenen belassen kann. Aber deine Rezension ist toll geworden und eine absolute Bereicherung für das KK-Forum!
 

dax

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Ich habe den Film gesehen und bewundere Deine sachliche Kritik.
Meine würde da etwas anders ausfallen, da ich diesem ekelhaftem Kotzbrocken von Film nicht annähernd irgendetwas abgewinnen kann, außer purem Ekel und Abscheu, sowie dem Wunsch dem Regisseur eins in die Fre..e zu hauen.
Selten habe ich so ein widerliches Machwerk gesehen.
Und völlig egal was der Regisseur uns vor Augen führen wollte, in die Anstalt gehört der auf jeden Fall, denn das was er vermitteln wollte ist so krank und widerwärtig, das kann nicht von einem normalen Menschen sein.
 

deadlyfriend

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Allerliebster Dax, da bist du ein wenig zu spät. Soviel ich weiß ist Pasolini im gleichen Jahr als der Film gedreht wurde, ermordet worden. Ob es mit dem Film zu tun hatte weiß ich allerdings nicht, aber besorg dir schonmal ein Alibi.;)
 

dax

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AW: Die 120 Tage von Sodom

aber besorg dir schonmal ein Alibi.;)

War ich da nicht hier im Forum unterwegs?
Da gibt es doch bestimmt Zeugen hier die das bestätigen können/werden.
Sollte es da noch kein Forum und kein Internet gegeben haben, war ich aber dennoch hier! Ganz bestimmt!
 

Willy Wonka

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Aber deine Rezension ist toll geworden und eine absolute Bereicherung für das KK-Forum!

Vielen Dank. :)

dax schrieb:
Ich habe den Film gesehen und bewundere Deine sachliche Kritik.

Nachdem ich meine Kritik geschrieben habe, las ich mir das Booklet des Films durch und danach habe ich meine Kritik ein ganz klein bisschen geändert und zwar der letzte Satz lautete so:

"Kritik an das Handeln des Menschen, Kritik an die Gesellschaft. Bullshit!"

dax schrieb:
Und völlig egal was der Regisseur uns vor Augen führen wollte, in die Anstalt gehört der auf jeden Fall, denn das was er vermitteln wollte ist so krank und widerwärtig, das kann nicht von einem normalen Menschen sein.

Das kann ich auch sehr gut nachvollziehen, aber der Text des Booklets ist wirklich überzeugend gewesen und lässt den Film wieder in einem anderen Licht erscheinen. Der Kauf des Films ist alleine schon wegen des Booklets lohnenswert.
 

dax

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Das kann ich auch sehr gut nachvollziehen, aber der Text des Booklets ist wirklich überzeugend gewesen und lässt den Film wieder in einem anderen Licht erscheinen. Der Kauf des Films ist alleine schon wegen des Booklets lohnenswert.

Den Film würde ich mir nichtmal kaufen, wenn ich Geld dafür bekommen würde.
Mir ist damals während des Films fast das Essen aus`m Gesicht gefallen und ich frage mich wirklich wieso man den Film so widerwärtig und ekelhaft in jeder einzelnen Szene, umgesetzt hat.
Ich habe das Buch gelesen, das ist noch schlimmer als der Film, aber z.B. American Psycho macht ja sehr deutlich, das man eine literarische Vorlage auch gelungen an das Medium Film anpassen kann.
American Psycho enthält im Buch auch Szenen, die ich in einem Film niemals sehen möchte.
Ich muss gestehen, es gibt wenig Filme die ich so hasse wie die 120 Tage von Sodom und angucken werde ich mir diesen Film wirklich nie wieder.
Meine Neugier jeden Film sehen zu müssen, habe ich damals wirklich verflucht.
 

Willy Wonka

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Ich muss gestehen, es gibt wenig Filme die ich so hasse wie die 120 Tage von Sodom und angucken werde ich mir diesen Film wirklich nie wieder.

Schon der Trailer des Films sagt ja, dass viele den Film hassen werden, aber nach deren Devise, muss man ihn gesehen haben. :rolleyes:
 

BladeRunner2007

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Eine wirklich sehr gelungene, angebrachte und sachliche Kritik Willy! :hoch: Ich habe schon vieles über den Film gelesen und auch gehört, aber ich denke das reicht mir dann auch. Das ist ein Film, den ich besser niemals sehen werde. Wenn ich ihn gesehen hätte, dann wäre meine Kritik wohl ganz anders ausgefallen. Ich glaube ich hätte niemals so sachlich bleiben können wie Du. Dafür schon mal großen Respekt!
 

deadlyfriend

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Naja, aber Pasolini ist jetzt ja nicht gerade Joe D`Amato oder Ruggero Deodato. Der hat ja theoretisch was drauf und irgendwas wollte der damit bestimmt ausdrücken. Einfach nur einen Film wegen der Perversionen die ihm Spaß machen drehen, paßt irgendwie nicht ins Profil. Deswegen vermute ich da halt einen tieferen Sinn ohne das beurteilen zu können. Erstens kenne ich den Mann nicht persönlich und zweitens habe ich "Salo" ja nicht gesehen. Das ist also nur eine reine Spekulation meinerseits. Ich hoffe nur ihr macht mich jetzt nicht doch noch irgendwann neugierig!;)
 

dax

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Ich hoffe nur ihr macht mich jetzt nicht doch noch irgendwann neugierig!

Habe nicht vor diesen Film jemandem anzuraten, geschweige denn jemanden neugierige zu machen, es sei denn er macht sich gern selbst ein Bild und möchte sein Filmwissen, auch durch den Genuss von Filmen die man wirklich nie vergessen wird und als Ekelklassiker in die Filmgeschichte eingegangen sind, erweitern.
Was natürlich für das eigene Wissen durchaus seinen Reiz hätte.;)

Also ganz im Ernst: Finger weg. Stell Dir den schlimmsten Dreck vor, den Du zu denken im Stande bist, packe noch ne Schippe drauf und Du hast den fertigen Film.
 

deadlyfriend

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Deshalb habe ich ja das Stück Rest-Interesse. Für mich ist Salo der Martyrs der 70er. Ein Film den ich nicht sehen will, er mir aus Unterhaltungsgründen mit Sicherheit nicht gefallen wird, ich ihn aber aus historischen Gründen für interessant befinde. Beide sind äußerst zwiegespalten bewertet. Salo räumt bei der ofdb beispielsweise auch einige 10er ab. Etwas was eben bei richtigen Schundwerken nicht passiert. Die sind einfach schlecht und fertig. Bei den 120 Tagen muß es also irgendwas geben. Da ich das Teil aber nicht unbedingt über mich ergehen lassen will, werde ich es wohl auch nicht rausfinden. Auch wenn ich eine Beschäftigung damit nicht als uninteressant empfinden würde. Allerdings wie gesagt nicht aus Unterhaltungsgründen, eher reines Interesse an Filmgeschichte. Caligula habe ich mir aus ähnlichen Gründen auch angetan und konnte ihm aber nicht viel abgewinnen.
 

BladeRunner2007

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Caligula wollte ich mal kaufen. Aber hauptächlich nur wegen Malcolm McDowell. Gibt es den eigentlich auch ohne die nachtträglich eingefügten Hardcoreszenen?
 

dax

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Caligula habe ich mir aus ähnlichen Gründen auch angetan und konnte ihm aber nicht viel abgewinnen.

Das ging mir nicht anders, aber Caligula ist gegen "120 Tage" fast schon Mainstream.
Als 70er Jahre Martyrs würde ich den jedoch nicht bezeichnen.
Für mich wirkt der wie ein Film von einem alten, kranken und perversen Sack, der einen Film für Leute mit seinen Neigungen gedreht hat.
Dieses aber so geschickt verpackte, das dieser filmische Dreck noch "diskutierbar" ist und somit veröffentlicht werden konnte.
 
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Alexboy

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Gute Kritik und Nerven Willi ! :bart:

Ich habe das Kino damals verlassen.:spinner:
 

kelte

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Das ging mir nicht anders, aber Caligula ist gegen "120 Tage" fast schon Mainstream.
Als 70er Jahre Martyrs würde ich den jedoch nicht bezeichnen.
Für mich wirkt der wie ein Film von einem alten, kranken und pervesen Sack, der einen Film für Leute mit seinen Neigungen gedreht hat.
Dieses aber so geschickt verpackte, das dieser filmische Dreck noch "diskutierbar" ist und somit veröffentlicht werden konnte.
genau das dachte ich beim zweiten mal. beim ersten mal dachte ich nur "was´n dreck!"
aber irgendwas muss dran sein,- ich denke manch intilektueller filmfan interpretiert in dem film zuviel rein. damit meine ich die cineasten der 70er, die ´68er die eh in jedem "scheiß" ein kunstwerk erkennen. wenn ich schon den idioten sehe der in ne badewann kackt und damit "up to date" ist in solchen zirkeln.
das ist keine kunst, noch nicht mal provokant,- 120 tage ist nichts anderes als ne kranke idee!
 

deadlyfriend

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Genau aus diesem Grund reizt es mich, diesen Film auch mal auszuleihen.


Yepp, das gibt einem dann immer irgendwie zu denken das da doch etwas Besonderes dran sein muß. Ich hätte jetzt mal gerne hier jemanden der ihn gut fand und ihn uns näher bringen kann.
 

Despair

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AW: Die 120 Tage von Sodom

Yepp, das gibt einem dann immer irgendwie zu denken das da doch etwas Besonderes dran sein muß. Ich hätte jetzt mal gerne hier jemanden der ihn gut fand und ihn uns näher bringen kann.

Wahrscheinlich führt kein Weg dran vorbei, das Ding irgendwann mal persönlich in Augenschein zu nehmen. Und danach können wir nicht behaupten, nicht gewarnt worden zu sein... :D
 
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