Hannibal
Zehn Jahre nach
Das Schweigen der Lämmer beschloss man den Fortsetzungs-Roman
Hannibal zu verfilmen. Auf Grund verschiedener Auffassungen wie der Roman verfilmt werden soll entschied sich
Jonathan Demme dagegen diesen Film zu drehen.
Ridley Scott wurde dann für dieses Projekt verpflichtet, was natürlich dazu führte das die Fortsetzung einen deutlich anderen Stil bekam. Während im Vorgänger Sachen nur angedeutet wurden bzw. nur im Kopf des Zuschauers real wurden, setze man bei Hannibal mehr auf Bilder. Zum einen kann es natürlich daran liegen das man den Zuschauer mehr schokieren wollte, vieleicht sogar mit einer höheren FSK Freigabe den Zuschauer neugierig machen wollte, zum anderen musste man, aus meiner Sicht zumindest, mehr zeigen weil die Grundvorraussetzungen anders waren. In Das Schweigen der Lämmer war Hannibal Lecter zum größten Teil des Filmes ein Gefangener, in Hannibal jedoch ein freier Mann dem es gelang zehn Jahre unerkannt ein normales Leben zu führen. Oder anders gesagt das Monster ist frei und dem Zuschauer muss gezeigt werden warum er so ein gefährlicher Mann ist. Man sah zwar
im Finale des des ersten Filmes zuwas Hannibal Lecter fähig ist, dies musste jetzt, wo er wieder ungestört seinen Obsessionen nachgehen kann, deutlicher und extremer gezeigt werden damit das Bild von Lecter, welches der Zuschauer im vorangegangen Film erhielt, bestätigt wird.
Ridley Scott ist daher vollkommen anders an den Film herangegangen. Er hatte natürlich viel mehr Möglichkeiten als es Demme hatte. Er durfte Hannibal Lecter in freiher Wildbahn zeigen, in perfekten Kullisten und phänomenalen Schauplätzen. Die Szenen in Florenz sind einfach gigantisch in Szene gesetzt. Angefangen von den schönen Bildern der Stadt über die perfekt fotographierten Szenen an Lecters neuer Wirkungsstätte/Arbeitsplatz bis hin zu einer open Air Opernszene die einfach nur genial ist. Generell ist in Hannibal nicht nur der Score sehr stimmig sondern auch die Filmmusik mit den passenden klassichen Stücken. Es gibt etliche Szenen im Film die durch die Musik an Intensität gewinnen und in denen man als Zuschauer das Gefühl hat das Bilder und Musik eine Symbiose eingehen. Anders als bei Jonathan Demme sieht man an bei Ridley Scotts Film selten Minimalismus. Seine Bilder wirken opulent und dennoch ohne den üblichen Hochglanz den man sonst von solchen Projekten her kennt. Daher bin ich hier hin und her gerissen. Ich mag beide Regisseure sehr und kann daher nicht objektiv einschätzen ob der Film besser geworden wäre, hätte ihn Demme verfilmt hätte, ober ob es eine glückliche Fügung war das für diesen Stoff Ridley Scott ins Boot geholt wurde. Einer der größten Kritikpunkte an dem Film war das er an einigen Stellen zuweit geht. Die Gewaltszenen im Film sind deutlich höher und genau das fand der Zuschauer bei Das Schweigen der Lämmer so gut, das der Film trotzdem düster und beklemmend wirkt, ohne die ganz großen Gewaltszenen. Aber genau das war meiner Meinung nach notwendig, um den Mythos Hannibal Lecter zu vertiefen und nicht nur eine Kopie des vorherigen Filmes zu erschaffen. Ich bin mir sicher das Jonathan Demme uns auch einen sehr guten Film abgeliefert hätte, aber da er schon mit dem Script nicht einverstanden war bin ich mir sicher das viele Szenen anders gedreht worden wären. Und ich rede jetzt nicht nur von der Dinner Szene zum Schluss sondern z.B. auch von Lecters Abrechnung mit Pazzi. Ob diese Szene, welche ich sehr mag, so in den Film gekommen wäre, hätte Demme das Projekt übernommen, wage ich zu bezweifeln. Von daher war es vieleicht nicht das allerschlimmste das Demme diesem Projekt einen Korb gegeben hat, obwohl ich ihn als Regisseur wirklich sehr schätze.
Vom Cast her war es natürlich ein herber Rückschlag das auch
Jodie Foster dem Projekt eine Absage erteilt hat, aus den selben Gründen wie es bei Demme der Fall war.
Julianne Moore spielt die Rolle der Clarice Starling natürlich auch gut, aber man hatte sich natürlich schon zusehr auf die Darstellung von Jodie Foster fixiert. Irgendwann hatte ich mich mit der Tatsache abgefunden das es nicht Jodie Foster war die man gesehen hat, aber ich bin mir sicher Ihr Mitwirken hätte den Film definitv noch etwas aufgewertet. Zum Glück hatte Ridley Scott aber in
Anthony Hopkins, Ray Liotta, Gary Oldman und
Giancarlo Giannini einen hervorragenden Cast zur Verfügung in den sich auch die Leistung von Julianne Moore gut einreihte. Es ist natürlich immer schwer für einen Schauspieler/eine Schauspielerin eine bereits bekannte Filmfigur, welche vorher von jemand anders verkörpert wurde, erneut zu spielen. Daher finde ich hat Julianne Moore ihre Sache ganz gut gemacht, weil sie sie Figur anders angesezt hat als es Jodie Foster getan hat. Man sieht eine deutliche Veränderung des Charakters Clarice Starling, die Naivität aus ihren Anfangszeiten ist der Routine und Erfahrung der letzten zehn Jahre gewischen. Auf Grund der Story gibt es natürlich auch keine direkten Gespräche mehr zwischen Lecter und Starling. Eine weitere große Veränderung die der Film Hannibal mit sich brachte. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum die Fortsetzung von einigen Leuten kritisiert wurde, weil genau diese Szenen nicht mehr vorhanden waren.
Ich muss gestehen das mir der Film bei der ersten Sichtung im Kino noch nicht so gut gefallen hat wie es danach bei etlichen Sichtungen im Heimkino der Fall war. Vieleicht war damals im Kino meine Erwartungshaltung zu hoch, eben weil Jonathan Demme die Meßlatte dermaßen hoch legte, das es eigentlich unmöglich war diese zu überspringen. Meiner Meinung ist es aber Ridley Scott gelungen einen sehr guten zweiten Platz bei den Verfilmungen der Hannibal Lecter Reihe einzunehmen. Der Film hat definitiv mehr Tiefe und Brillianz als
Bret Ratners Verfilmung von
Roter Drache und ist meilenweit entfernt von der mittelmäßigen Verfilmung von
Hannibal Rising durch
Peter Webber. Es gibt einige Leute die sagen das man nach Das Schweigen der Lämmer hätte keinen Film mehr über das Thema hätte drehen sollen. Diese Meinung kann ich nicht teilen, da jeder Film auf seine Weise ein wichtiges Stück vom Gesamtbild ist. Wer also Hannibal nur aus der damaligen Kinosichtung kennt sollte ihm nun im gesamten Kontext der Filmreihe noch eine Chance geben um hoffentlich Festzustellen, das Ridley Scott hier wirklich einen sehr guten Thriller abeliefert hat der wahrscheinlich, wenn es ein eigenständiger Film gewesen wäre, einen ähnlichen Kultstatus unter Filmliebhabern eingenommen hätte, wie es Das Schweigen der Lämmer tat. Im direkten Vergleich ist er natürlich schwächer, keine Frage, aber als eigenständiger Film ist er aus meiner Sicht wirklich ein sehr gelungern Thriller mit sehr vielen schönen Bildern!
Wertung:
9/10