Ludwig II.

Tarantino1980

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Ludwig II. - Glanz und Ende eines Königs (1955):

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Ludwig II. (1972)
:

#02 15.10.13 Tarantino1980

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Ludwig II. (2012):
 
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Tarantino1980

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AW: Ludwig II.

Ludwig II. (1972)

Am 10. März 1864 wurde Otto Friedrich Wilhelm Ludwig, am Tag des Todes seines Vater Maximilian, zum Thronfolger und somit als Ludwig II. zum König von Bayern proklamiert...

Genau hier setzt die Handlung von Regisseur Luchino Visconti ein. Er verfilmte mit Ludwig II. das Leben König Ludwig´s II. von Bayern vom Zeitpunkt seiner Amtseinführung bis hin zu seinem Tod. Anders als bei der Verfilmung von Helmut Käutner - Ludwig II. Glanz und Ende eines Königs aus dem Jahre 1955, wirkte Visconti´s Verfilmung bodenständiger bzw. realer auf mich. Ich mag auch die Verfilmung von Käutner, jedoch war es für mich stellenweise, zumindest aus der Erinnerung herraus, eher ein Kostümfilm mit geschichtlichem Hintergrund, als der Versuch die Person König Ludwig´s II. zu ergründen. Dies schafft Luchino Visconti deutlich besser. Der Ansatz ist ein anderer, der Fokus liegt eher auf der Person von Ludwig, als auf den politischen und historischen Geschehnissen seiner Amtszeit. Die Bilder, welche Luchino Visconti einem in diesem Film darbietet, sind einfach nur phänomenal. Tolle Kamerafahrten, eine ruhige Inszenierung und eine absolut real wirkende Inszenierung sorgen dafür das man eine sehr gute Vorstellung von der Person Ludwig´s bekommt. Es findet keine Glorifizierung der Person Ludwigs II. statt, sondern eher eine, fast zu dokumentarisch wirkende, Schilderung der Geschehnisse von damals. Das mag jetzt vieleicht anders klingen als ich es meine, aber genau dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen. Natürlich bekommt man einen sehr gut inszenierten Film dargeboten, es wurde an originalen Schauplätzen gedreht, Innenaufnahmen wurden in sehr gut nachgebauten Studiokullissen inszeniert und auch die Kostüme wirkten eifnach nur authentisch und passend. Allerdings wurde größtenteils auf die Elemente solcher Verfilmungen verzichtet, welche ich leider nicht so sehr mag, nämlich auf Bälle, große Feste oder ähnliche Staatsereignisse. Vieles, was in der Verfilmung von Helmut Käutner regelrecht zelebriert wurde, wurde in der Verfilmung vonLuchino Visconti nur angedeutet, bzw. sogar nur in der Handlung erwähnt, aber nicht gezeigt. Dafür wurden andere Aspekte rund um die Person Ludwig´s gezeigt, welche zuvor keine bzw. kaum Erwähnung gefunden haben. Der Film wurde 1980 ungeschnitten bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt, hat in Deutschland aber erst im Jahre 2000 eine ungekürzte Veröffentlichung auf DVD erhalten.

Vom Cast her ist dieser Film unheimlich stark besetzt. Helmut Berger als Ludwig II. ist einfach nur genial. Seine Gestik und Mimik ist einfach nur perfekt! Er spielte nicht nur Ludwig II. sondern man hat das Gefühl er ist es. Einfach herrlich was man dort zu sehen bekommt. Und dann noch Romy Schneider als seine Cousine Sissi, was will man mehr. Aber auch alle anderen Darsteller machten Ihren Job wirklich sehr gut! Es war stimmig und passend und wie bereits erwähnt, Helmut Berger spielte sich hier die Seele aus dem Leib, ohne das er in ein Overacting oder ähnliches verfallen ist. Er spielte hier mit voller Imbrunst diese Rolle, so das man alleine dadurch schon in den Bann dieses Filmes gezogen wird.

Ob man hier von einem Remake sprechen kann ist für mich schwer zu sagen. Beide Verfilmungen haben ihren Reitz, ich mag auch sehr die Version von Helmut Käutner aus dem Jahr 1955, aber im großen und ganzen finde ich diesen Film von Luchino Visconti einfach besser. Dieses epische und bildgewaltige Stück Geschichte wurde zu keiner Minute langweilig und das obwohl er mit einer Laufzeit von ca. 246 Min. nicht gerade als Film für zwischendurch funktioniert. Man muss sich schon auf diesen Film einlassen, also nicht nur die nötige Zeit haben ihn am Stück zu sehen, sondern eben auch in der richtigen Stimmung sein und unabhängig davon ob man die bereits existierende Verfilmung aus dem Jahr 1955 gut fand oder nicht, ihm eine Chance geben. Ich jedenfalls habe es nicht bereut und bin froh ihn gesehen zu haben. Einfach ein grandioser Film!

Wertung: 10/10
 
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Tarantino1980

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AW: Ludwig II.

Ich hoffe natürlich sehr das es von dem Film nochmal eine Blu-ray Veröffentlichung gibt. Ob man am Bildmaster bzw. am Ton noch etwas machen kann weiß ich nicht, dafür müsste man wohl das originale Master aus der Entstehungszeit komplett abtasten und remastern. Das Bild und der Ton auf der DVD gehen aber vollkommen in Ordnung. Was mich jedoch etwas gestört hat war die Tatsache das der Film in 5 Teile aufgeteilt wurde. Ich hätte es besser gefunden hätte man den ganzen Film auf 2 DVDs verteilt aufgeteilt, die Teile aber zusammen geschnitten. So wurde man leider immer mal zwischen durch aus dem Filmerlebnis gerissen, aber das ist nur ein sehr kleiner Kritikpunkt für den natürlich der Film nichts kann sondern vielmehr der Verleiher ;)
 
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Russel Faraday

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Gestern gesichtet und kann mich deiner Meinung nur anschließen: Helmut Berger spielt, als hinge sein Leben davon ab. Unglaublich, was er hier für Geschütze auffährt, teils dramatisch und theatralisch, dann wieder in winzigsten Nuancen. Dagegen verblasst der Rest der Besetzung so ziemlich. Da ist jeder zu bedauern, der gleichzeitig mit ihm vor der Kamera stehen muss (mit Ausnahme von Gert Fröbe, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt).

Die Ausstattung ist phänomenal, ungeheuer opulent und beeindruckend. Aber hey, an die Bayern im Forum: ist bei euch wirklich immer Winter oder Regengestürm? :D

Die vier Stunden Laufzeit verging wie im Flug. Ich fand die Aufteilung in Kapitel wieder psychologisch wichtig: man ist von der momumentalen Länge des Films nicht verschreckt, sondern schrubbt mal eben nur fünf Serienepisoden á ~ 50 Minuten weg.

Ich hab die "Sissi"-Filme, wenn überhaupt, als Kind unbewusst wahrgenommen und kenne Romy Schneider eher von ihren späteren Rollen wie in "Nachtblende" (genial) oder "Der Prozess" (auch genial), so kann ich relativ gelassen daran gehen, daß sie diese Rolle hier noch einmal aufnimmt und verbinde damit keinerlei Nostalgie. [...]

Auf jeden Fall ganz, ganz großes Kino, das trotz relativ geringen Tempos (bzw. überhaupt keines Tempos) zu keiner Sekunde träge oder langweilig wirkt.

Wirklich gelungen war übrigens auch die Neusynchro der wieder hinzugefügten Szenen, die niemals wie ein Fremdkörper wirken, sondern sich sehr homogen in die alte Umgebung einfügen, besonders eine so markante Stimme wie die von Gert Fröbe übergangslos zu doubeln dürfte nicht so einfach gewesen sein.

Was ich mich aber frage: wie konnte man ohne diese Szenen dem Film seinerzeit überhaupt folgen?

EDIT: hab's noch mal überarbeitet, da ich Geschichtsignorant nicht wußte, daß Elisabeths Tod gar nicht behandelt werden konnte, da sie erst Jahre nach Ludwig gestorben ist... *peinlich*
 
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Tarantino1980

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Es freut mich sehr Russel das Dir der Film auch so sehr gefallen hat!

Gestern gesichtet und kann mich deiner Meinung nur anschließen: Helmut Berger spielt, als hinge sein Leben davon ab. Unglaublich, was er hier für Geschütze auffährt, teils dramatisch und theatralisch, dann wieder in winzigsten Nuancen.

Schön das ich auch hier nicht alleine stehe mit meiner Meinung. Ich finde es wirklich beachtlich was er hier abgeliefert hat. Einfach eine tolle Leistung! Ich könnte mir aber halt auch vorstellen das er sich damals sehr gut mit der Rolle von Ludwig II. identifizieren konnte, da auch damals zur Entstehungszeit des Filmes homosexualität ja noch längst nicht so alltäglich bzw. normal war, wie es heute der Fall war. Und das wurde ja in dieser Verfilmung thematisiert das Ludwig II. zumindestens bi war wenn halt nicht sogar homosexuell, was zu seinen Lebzeiten ja eine Todsünde war. Und Helmut Berger hat ja auch eine Vorliebe für das männliche Geschlecht, so das diese Rolle in den 70ern mit Sicherheit für ihn etwas besonderes war!


Die Ausstattung ist phänomenal, ungeheuer opulent und beeindruckend.

Mich würde mal interessieren wieviel von den Innenaufnahmen tatsächlich in den bayerischen Schlössern gedreht wurde und wieviel in Studio nachbauten. Es ist auf jeden Fall sehr beeindruckend was in diesem Film alles aufgefahren wurde. Hat mich auch sehr beeindruckt!

Die vier Stunden Laufzeit verging wie im Flug. Ich fand die Aufteilung in Kapitel wieder psychologisch wichtig: man ist von der momumentalen Länge des Films nicht verschreckt, sondern schrubbt mal eben nur fünf Serienepisoden á ~ 50 Minuten weg.

Ich bin mal gespannt wie Sie es bei der Blu-ray gemacht haben. Deine lobenden Worte machen mir gerade wieder sehr den Mund wässerig und ich bin mir sicher das ich den Film bald wieder sichten werde. Ich bin gespannt ob sie die Aufteilung in Kapitel beibehalten haben oder ob sie ihn zusammengeschnitten haben, den ich gebe Dir recht die Aufteilung in die fünf Kapitel lockert die Laufzeit etwas auf, wobei ich bei meiner Sichtung keine Pause gemacht habe sondern alles am Stück geschaut habe.

Auf jeden Fall ganz, ganz großes Kino, das trotz relativ geringen Tempos (bzw. überhaupt keines Tempos) zu keiner Sekunde träge oder langweilig wirkt.

Ich denke man muss hier ein Fan dieser Art von Inszenierung sein. Mir hat es auch sehr gefallen und mir war auch zu keiner Zeit des Filmes langweilig. Ganz im Gegenteil. Jedenfalls freut es mich das nun jemand weiteres im Forum ein Fan dieses Meisterwerkes ist!
 

Die wilde 13

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Ich wollte mir den Film auch schon immer mal ansehen und habe mir daher die Blu-ray für schlappe 3,29 € geordert. Melde mich nach erfolgter Sichtung wieder hier. :)
 
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