Zero Dark Thirty
Fast 10 Jahre nach den Anschlägen auf das World Trade Center wurde Osama Bin Laden in Pakistan von Navy SEALS getötet.
So weit, so bekannt.
Aber kann man eine Geschichte deren Ausgang man bereits kennt für einen Film verwenden?
Ist das noch spannend?
Und wie!
Bigelow hat nach dem großartigen The Hurt Locker einen extrem guten Spionagethriller abgeliefert.
Am Anfang hat ich ein mulmiges Gefühl, weil man den Film mit echten(!) Telefongesprächen aus dem World Trade Center vom 11. September 2001 einleitet.
Das ist schon etwas harter Tobak muss ich sagen, macht den Film aber noch realistischer.
Die ersten beiden Stunden befassen sich rein mit der Suche einer CIA Agentin nach Osama Bin Laden.
Maya, so der Name der Agentin, wohnt zu Beginn des Einsatzes einem Verhör bei, das gar nicht so brutal ist wie ich gelesen habe.
Dort erfährt sie etwas über Abu Ahmed, einem al-Qaida-Kurier von dem sie glaubt er könne sie zu Bin Laden führen.
Mehr möchte ich von der Handlung nicht erzählen, es kommen aber sehr viele reale Ereignisse darin vor, wie das Londoner Bombenattentat oder der Anschlag auf das Marriott Hotel in Islamabad.
Zwei Stunden lang suchen die Agenten, reden bzw. verhören Gefangene, durchforsten Akten, schauen sich Videos an.
Klingt nicht sonderlich spannend, oder? Ist es aber...WENN man sich für das Thema Osama Bin Laden interessiert.
Wer damit nichts anfangen kann, braucht sich den Film gar nicht erst anzusehen und wird in den ersten beiden Stunden entweder einschlafen oder gelangweilt den Film abbrechen.
Ich mag solche ruhigen Filme sehr gerne und habe die Jagd mit großem Interesse verfolgt und fand die Agentin und ihre Kollegen nach kurzer Zeit sehr sympathisch.
Sehr gelungen ist auch der Wechsel zwischen gemütlichen Abend und verschiedenen realen Ereignissen.
Zunächst sitzt man gemütlich beim Abendtrunk und in der nächsten Sekunde bricht pures Chaos aus.
Für die ersten zwei Stunden gibt es von mir eine 8/10, aber der Film bekam von mir doch eine 10/10...
Die anderen beiden Punkte gibt es für den Angriff auf Bin Ladens Haus.
Ich hab das Buch „No easy day“ gelesen, das einer der SEALS geschrieben hat der bei dem Einsatz dabei war und genauso wie er es beschrieben hat ist der Einsatz auch im Film abgelaufen.
Zwei Tarnkappenhelikopterprototypen brachten die SEALS nach Pakistan.
Als sie das Haus erreichten stürzte einer der Helikopter ab und landete auf einer Mauer.
Die SEALS setzten den Einsatz bekannterweise trotzdem fort und erwischten schließlich Osama.
Soweit so bekannt, aber WIE der Film den Einsatz darstellt ist unglaublich gut gelungen.
Keine Wackelkamera, kein Riesenkrachbumm, keine Zeitlupenszenen, sondern 100%en Realismus lässt Bigelow auf den Zuschauer los.
Für mich als großer Special Forces Fan ein absolutes Highlight!
Dabei wird auch gezeigt wie skrupellos die SEALS vorgingen.
Da flüstert man den Namen eines Verdächtigen der dann um die Ecke sieht, weil er sich fragt wer ihn da bei seinem Vornamen ruft und schon liegt er tot am Boden.
Die SEALS verpassten den vermeintlich Toten noch ein paar Schüsse in die Brust.
Genau wie es in Wirklichkeit eben abgelaufen ist.
Und genau da liegt der Hund begraben: Der Film ist eigentlich mehr Dokumentation als Film und ist eben nur für Leute interessant die sich mit dem Thema beschäftigen.
Es gibt keine Oberbösewichte wie bei James Bond, keinen Agenten auf der Flucht, keine dramatischen Storywendungen, weil der Film eben nur das zeigt was während einer zehnjährigen Suche passiert ist.
Deswegen dürfte der Film nicht jedermanns Sache sein, aber ich bin begeistert.
10/10