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"I'm as mad as hell...and I'm not going to take it anymore!"
Wie ein Epitaph steht diese Aussage in Stein gemeißelt. Ein Aufruf zu Protest, ein Aufruf zu einem neuen Bewusstsein, ein Aufruf zu einem neuen Amerika. Doch der Revolutionär/Prediger/Redelsführer heißt hier nicht Che Guevara, John Lennon oder Lenin, sondern Howard Beale; Beruf: Nachrichtensprecher. Sein Aufstieg vom Nachrichtensprecher zum "neuen Moses" ist die Geschichte von Sidney Lumets Meisterwerk Network.
Howard Beale (Peter Finch) ist Nachrichtensprecher beim (fiktiven) Kanal UBS. Besser gesagt: er war es. Denn aufgrund sinkender Quoten muss ihm sein bester Freund und Vorgesetzter Max Schumacher (William Holden) mitteilen, dass in zwei Wochen seine letzte Sendung sein wird. Doch mit Beales nächstem Schritt hat niemand gerechnet: am nächsten Tag kündigt er "on air" an, dass er in seiner nächsten Sendung Selbstmord begehen wird. Während er damit bei den Oberen des Senders bewegt, dass ihm gekündigt wird, ist beim Publikum das Gegenteil der Fall, denn plötzlich wird wieder eine gute Quote erreicht. Schumacher möchte nicht, dass sein Freund als Witzfigur von den Bildschirmen verschwindet und ermöglicht ihm einen letzten Auftritt der Entschuldigung vor dem Ruhestand. Doch anstatt seriös aufzuhören, redet sich Beale in Rage und verflucht das Leben "voller Bullshit"! Und wieder steigen die Quoten.
Die aufstrebende Programmdirektorin Diana Christensen (Faye Dunaway) sieht die große Chance auf einen Hit und möchte nicht nur Beale wieder voll zurück ins Boot holen, sondern auch dessen Nachrichtensendung zu einer Varieté-Show umbauen. Während Beale immer mehr junge Menschen blind folgen und ihn zu ihrem Propheten hochstilisieren, wird anscheinend nicht bemerkt, dass Beales Aussagen die eines psychisch Kranken sind...
US-TV in den 70ern, das heißt: drei Sender (NBC, ABC und CBS), Nachrichten und Familiensendungen...und vor allen Dingen: Seriösität. Unvorstellbar scheinen Sachen wie persönliche Propaganda, Ikonisierung eines Einzelnen oder Politik als Unterhaltungssendung. Dies muss man sich vor Augen halten, wenn man Lumets Utopie (Dystopie?) Schrägstrich Satire heute betrachtet. Denn in den USA ist das alles wahr geworden, was Lumet bzw. Drehbuchautor Paddy Chayefsky vorausgesagt haben. Sei es Glenn Beck, Jim Cramer oder Bill O'Reilly...sie alle haben gemein, dass sie sich nicht sonderlich von der Howard Beale Show unterscheiden.
Das Drehbuch (mit dem Oscar gewürdigt) steckt voller Spitzen gegen Unterhaltungssucht, Machtwahn oder die Rolle von Wirtschaftsgrößen in der Unterhaltungsindustrie. Besonders hervorheben sollte man die Nebenhandlung um die andere Sendung, die Christensen am Herzen liegt: die Mao Tse Tung Hour! UBS unterstützt Terroristen indem sie Mitschnitte von deren letzten Entführungen oder Banküberfällen aufkaufen und ausstrahlen. Dass gen Ende hin aus den Kommunisten eiskalte Geschäftsleute und Kapitalisten geworden sind, ist eine dieser wunderbaren Feinheiten, die dem Zuschauer vorgesetzt werden, ohne dass diese breit erklärt oder kommentiert werden.
Schauspielerisch ist das alles auf so hohem Niveau, dass mir die Superlative ausgehen. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: es gab alleine fünf Schauspiel-Oscar-Nominierungen, wovon drei gewonnen wurden (Faye Dunaway, Peter Finch und Beatrice Straight - Letztere mit gerade einmal 10 Minuten Screentime)! Ob Finchs Tiraden, Dunaways Distanz und Kälte, Holdens Hilflosigkeit als einzige Sympathiefigur oder Duvalls Machtstreben um jeden Preis; das wird alles mit einer solchen Präzision und einem Gefühl für Timing vorgetragen, dass man hin- und hergerissen ist zwischen Faszination einerseits und andererseits Trauer wegen des zum Standard verkommenen Over-Acting bei heutigen "Satiren"!
Network ist ein ur-amerikanischer Film, der mit ein wenig Interesse aber auch bei uns funktioniert...heutzutage mehr denn je. Ein Film wie ein guter Wein...
(10/10)
"This was the story of Howard Beale, the first known instance of a man who was killed because he had lousy ratings."
Fantastische Rezi zu einem Film den ich noch nicht gesehen habe:o Allerdings steht er im Regal und somit steht einer Sichtung nur die Zeit im Weg. Die wird aber kommen und ich werde mich hier wieder melden!
Fantastische Rezi zu einem Film den ich noch nicht gesehen habe:o Allerdings steht er im Regal und somit steht einer Sichtung nur die Zeit im Weg. Die wird aber kommen und ich werde mich hier wieder melden!
So was in der Art wollte ich auch gerade schreiben.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich den auch noch nicht gesehen habe.:o
Im übrigen müsste der Film bei dir an der gleichen Stelle stehen wie bei mir.
So was in der Art wollte ich auch gerade schreiben.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich den auch noch nicht gesehen habe.:o
Im übrigen müsste der Film bei dir an der gleichen Stelle stehen wie bei mir.
Natürlich steht er da Nach dieser Rezi wandert er aber mit Sicherheit schneller in den Player als erwartet.
Ich liebe diese Boxen. Einer der besten Käufe die ich je getätigt habe!
Ich weiß ich nerve damit, aber wer es kann, der sollte sich den Film im O-Ton ansehen..."Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, ich lasse mir das nicht länger gefallen!" ist irgendwie was anderes als das Zitat, dass ich ganz oben in meiner Kritik aufgeführt habe! Und wenn schon das berühmteste Zitat des Films recht frei übersetzt wurde, dann könnte ich mir vorstellen, dass sich das durch die ganzen 2 Stunden zieht...
Sobald ich den Film gesehen habe werde ich mich hier auch zu Wort melden. Genauso wie Die wilde 13 und deadly steht der Film ja in so ziemlich der selben Edition in meiner Sammlung. Aber einfach zu wenig Zeit um alle Filme zu sehen. Aber ich werde ihn mir natürlich irgendwann mal ansehen :o.
Und ich bin ja auch ein stolzer Besitzer der Kollektion und nach den sehr lobenden Worten im „Zuletzt gesehen-Thema" kam er der Film auch deutlich verführt in das Abspielgerät.
Und ich kann mich den lobenden Worten nur anschließen. Ein absolut grandioser Film und er wird wahrscheinlich noch besser funktionieren, wenn man die damalige Fernsehlandschaft in den USA kannte. Denn das dargestellte Szenario ist heutzutage keinesfalls utopisch mehr. Ich kenne das amerikanische Fernsehen fast nur als niveaulose Unterhaltung und dass selbst die Nachrichten nicht mehr seriös präsentiert werden. Dass es eine Zeit davor gab, kenne ich fast nur aus Erzählungen.
Eclipsed schrieb:
das wird alles mit einer solchen Präzision und einem Gefühl für Timing vorgetragen, dass man hin- und hergerissen ist zwischen Faszination einerseits und andererseits Trauer wegen des zum Standard verkommenen Over-Acting bei heutigen "Satiren"
Sehr treffend beschrieben. Dieses „Overacting" ist leider heutzutage einfach sehr verkommen und das perfekte „in Rage" spielen, beherrschen nur noch sehr wenige Schauspieler. Zuletzt habe ich es bei Daniel Day-Lewis in „There Will Be Blood" gesehen.
PS: Das nächse Mal werde ich mir den Film dann in Englisch angucken.
Ich bin sowas von begeistert!! Der Film ist der absolute Hammer!! Perfekt!! Kann mich Eclipseds KK mit jeder Silbe nur anschließen und wenn man das noch auf die heutige Internetgeneration interpretiert, wirkt der ganze Film noch erschreckender. Echt der Wahnsinn!!
Die Monologzene, als Ned Beatty als "Gott" dem völlig entrücktem Beale die wahre Welt erklärt, ist ab heute in meiner persönlichen Hall of Fame. Ich saß da mit der Kinnlade im Keller und konnte mich an diesem Bildaufbau nicht sattsehen, vom Inhalt ganz zu Schweigen. Verdammt großes Kino!!!!
Schauspielerisch natürlich bis in die kleinsten Rollen super besetzt und vor allem auch so gespielt. Und ganz nebenbei konnte man noch den blutjungen Lance Henriksen, eine ebenso junge Conchata Ferrell (die Berta aus Two and a half Men) und Ken Kercheval (Cliff Barnes aus Dallas) entdecken.
Habe jede Sekunde dieses Geniestreichs genossen und vergebe natürlich 10/10