AW: Fleisch ist mein Gemüse
Fleisch ist mein Gemüse
Heinz „Heinzer“ Strunk hat ein Problem. Oder eher drei: kein Job, eine verrückte Mutter und eine fiese Ganzkörperakne. Mehr oder weniger freudig nimmt er daher das Angebot an, als Saxophonist bei der Tanzkapelle „Tiffanys“ einzusteigen. Fortan werden in pinkfarbenen Sakkos die umliegenden Dörfer für ein paar Kröten Gage bespaßt. Den Spaß hat sich besonders Bandchef Gurki auf die Fahne geschrieben, der keinen noch so miesen Flachwitz auslässt. Nebenbei versucht Heinz, seine eigene Musik mithilfe einer Sängerin an den Start zu bringen und endlich mal ein Mädchen flachzulegen...
„Fleisch ist mein Gemüse“ ist eine gelungene Adaption des gleichnamigen autobiografischen Romans von Heinz Strunk. Was zu großen Teilen an der Beteiligung des „echten“ Heinz Strunk liegen dürfte, der auch als Erzähler fungiert. Viele Inhalte werden nur kurz angerissen oder ganz weggelassen – das ist zwar schade, aber bei einer Filmlänge von ca. 96 Minuten nicht anders machbar. Die haben es aber in sich: miefig spießige Dorffeste, vom Schützenfest bis zur Hochzeit, werden gnadenlos karikiert und viele Ü-Dreissiger werden den ein oder anderen „Hit“ wiederentdecken, den sie seit Jahren erfolgreich verdrängt zu haben glaubten. Dazu gibt es skurrile Gestalten bis zum Abwinken. Doch nicht nur Spaß ist angesagt, auch der Ernst des Lebens kommt (dem Buch entsprechend) nicht zu kurz. Die Szenen mit der zusehends verfallenden Mutter sowie der depressiven Nachbarin Rosie sind zwar größtenteils humorig geraten, trotzdem – oder womöglich gerade deswegen – aber auch erschreckend lebensnah. Die große Stärke des Buchs, Tragik und Komik perfekt zu verbinden, trifft also glücklicherweise ebenfalls auf den Film zu.
Fazit: endlich mal eine etwas andere Tragikomödie aus Deutschland. Provinzielles Lokalkolorit, haufenweise kaputte Typen und als Krönung der Bierzeltsound der Rumpelcombo „Tiffanys“ - jeder, der einer solchen Veranstaltung einmal beiwohnen musste, wird vor Lachen auf dem Boden liegen. Echte Tanzmusikfreunde oder der Vorstand des örtlichen Schützenvereins werden an diesem Film aber eher weniger Freude haben...
8/10 Punkte