Mr. und Mrs. Smith

Willy Wonka

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Mr. und Mrs. Smith


Alle Schauspieler sind Vieh."

Aus einem Gefallen heraus einen Film zu machen, hört man in der Filmbranche selten, aber genau so verhielt es sich bei Alfred Hitchocks erster und einzigen Komödie „Mr. und Mrs. Smith“. Die Schauspielerin und Hauptdarstellerin des Films Carol Lombard war eng mit Hitchcock befreundet und bat ihn darum das Drehbuch von Norman Krasna zu verfilmen und dieses Tat er auch, obwohl er die Art der Leute, die im Film gezeigt wurde nicht verstand und daher die Szenen so fotografierte, wie sie geschrieben worden waren*.

Das Verhalten des Ehepaares Smith ist trotz ihres Allerweltsnamens außergewöhnlich, denn ihre Ehe verläuft durch verschiedene Regeln in festen Bahnen und einer dieser Regeln besagt, dass man nach einem Streit so lange in einem Raum verweilen muss, bis sich beide wieder vertragen haben. Eine andere Regel gibt vor, dass sie dem Partner gegenüber vollkommen ehrlich und stets die Wahrheit sagen müssen und so beantwortet Mr. Smtih die hypothetische Frage seiner Frau, ob er sie nach der Erkenntnis von drei Jahren Ehe wieder heiraten würde, ehrlich mit einem „Nein“. Kurz darauf stellt sich auch noch heraus, dass durch eine juristische Spitzfindigkeit beide gar nicht verheiratet sind und der Ehekrieg nimmt seinen Lauf...

Es ist prima facie verwunderlich, dass Hitchcock nur eine Komödie drehte, obwohl Humor sonst ein fester Bestandteil seiner Filme und seines Lebens ist. Doch die reine Komödie war nicht sein Metier und er fühlte sich beim unauffälligen, grotesken oder morbiden Humor deutlich wohler, was u.a. in seinem Film „Immer Ärger mit Harry“ zu erkennen ist. Auch ist er bekannt für seine derben Späße am Set und dass es bei den Dreharbeiten zu „Mr. und Mrs. Smith“ auch humorvoll zuging, beweist allein die Tatsache, dass Hauptdarstellerin Carol Lombard am ersten Drehtag einen Käfig mit drei Kühen ins Atelier stellte und jeder Kuh mit einen Namensschild versah, worauf folgende Namen zu lesen war: Carol Lombard, Robert Montegomery und Gene Raymond. Diese Aktion war eine spektakuläre Antwort auf Hitchcocks berühmt berüchtigten Ausspruch, dass alle Schauspieler Vieh seien.

Mit dem fertigen Film dementierte Hitchcock selbst indirekt seinen Ausspruch, da der Humor und die Unterhaltung des Films vor allem von der Spielfreudigkeit der Schauspieler herrührte und nicht vom Regisseur und seiner Inszenierung. Daran wird es auch liegen, wieso Hitchcock sich nicht für das Komödien-Genre interessierte, sondern sich vornehmlich dem Thriller hingab. Komödien leben von dem lustvollen Spiel der Schauspieler und die Arbeit des Regisseurs scheint damit mehr in der Hintergrund zu rücken und vor allem von den Schauspieler abhängig zu sein. In Thrillern hingegen konnte Hitchcock die Spannung, Suspense und Überraschungen perfekt inszenatorisch vorbereiten und die Schauspielern dienten nur als Mittel für einen übergeordnetem Zweck.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Inszenierung bei „Mr. und Mrs. Smith“ eher unauffällig gestaltet ist und keine Demonstrationen von Virtuosität zu finden sind. Der Fokus liegt bei den Schauspielern und ihrer humorvollen Ehefehde. Dass der Film genüsslich den ewigen Kampf der Geschlechter zelebriert und sich nahtlos in den anderen Filmen der Screwball-Komödie einfügt, macht den Film an sich sehr unterhaltsam, aber als ein Hitchcock-Film ist eher als nichtig einzustufen. So lässt es auch erklären, warum der Film in den Besprechungen über Hitchcock oft übergangen wird und meist nur eine kleine Fußnote bleibt. Theoretisch hätte auch jeder andere Regisseur diesen Stoff in einer ähnlichen Qualität verfilmen können, denn Hitchcock bricht bei diesem Film nicht aus den Konventionen des Genres aus und versieht ihn nicht mit einer eigenen Handschrift, sondern biedert sich förmlich der Funktionsweise dieses Genres an. Die musikalischen Untermalung und vor allem das direkte Underscoring könnte vielleicht noch als ironische Antwort auf die fröhlichen Filme eines Frank Capras oder Leo McCareys gedeutet werden, aber prinzipiell gibt es dafür zu wenig weitere Hinweise und Motive.

Wie Frank Schnelle schon schrieb, muss man hervorheben, dass Hitchcock bei seinem einzigen Ausflug auf ein ganz und gar fremdes Terrain wusste er allemal, wie dort solides und im übrigen auch kommerziell erfolgreiches Handwerk zu schaffen sei.Einen gleichermaßen gelungenen Thriller habe man von den Komödienspezialisten noch nicht gesehen**.


*Vgl: Truffaut, François (2003): Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?, S. 130
**Vgl: Beier, Lars-Olav, Georg Seeßlen (Hrsg. (1999), Alfred Hitchcock, S. 310
 

Tarantino1980

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AW: Mr. und Mrs. Smith

Vielen Dank dafür das diese Kritik zu diesem Film hier nun auch einzug gehalten hat. Sobald ich den Film endlich auch einmal gesehen habe werde ich mich hier ausführlich zu Wort melden. Aber durch Deine wirklich tolle Kritik ist mein "Heißhunger" auf den Film sehr gewachsen, so das es wahrscheinlich nicht mehr allzu lange dauern wird bis ich ihn dann auch endlich einmal sehe!
 

Willy Wonka

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Ich bin auf jeden Fall auf deine Meinung zum Film gespannt, da du auch schon etliche Screwball-Komödien gesehen hast und dem Genre allgemein nicht abgeneigt bist.
 

Tarantino1980

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Ich bin auf jeden Fall auf deine Meinung zum Film gespannt, da du auch schon etliche Screwball-Komödien gesehen hast und dem Genre allgemein nicht abgeneigt bist.

Ich mag dieses Genre sehr und daher bin ich ja auch schon so heiß auf den Film! Gerade Komödien aus dieser Zeitepoche haben ihren ganz eigenen Charme und wenn sie dann sogar noch von Hitchcock persönlich ist, das ist dann nochmal mehr ein Faktor der mich interessiert.
 

Willy Wonka

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AW: Mr. und Mrs. Smith

Gerade Komödien aus dieser Zeitepoche haben ihren ganz eigenen Charme(...)

Ja, und bei den letzten beiden Screwball-Komödien, die ich gesehen habe, merkte ich auch, dass mir die deutsche Synchronisation bei diesen Film besser gefällt als manche Originaltonspuren von älteren Komödien. Das liegt vor allem an der deutschen Wortwahl, die heute auch antiquiert und charmant wirkt.

Die Ausgangsidee des Films ist im Prinzip zeitlos und würde in aktuellen Filmen auch sehr gut funktionieren. Mit dem Unterschied, dass der heutige Geschlechterkampf eben andere Formen annimmt, was meiner Meinung nach sehr schön in „Love Vegas" zu erkennen ist.
 

Tarantino1980

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Vielen Dank dafür das diese Kritik zu diesem Film hier nun auch einzug gehalten hat. Sobald ich den Film endlich auch einmal gesehen habe werde ich mich hier ausführlich zu Wort melden. Aber durch Deine wirklich tolle Kritik ist mein "Heißhunger" auf den Film sehr gewachsen, so das es wahrscheinlich nicht mehr allzu lange dauern wird bis ich ihn dann auch endlich einmal sehe!
Peinlicherweise liegt dieser Post von mir zwei Jahre in der Vergangenheit. Aber es lag weder an fehlenden Interesse meinerseits noch an fehlender Zeit, da ich seitdem natürlich sehr viele andere Filme gesehen habe. Also würde ich es eher auf einen anderen Fokus schieben. Dennoch musste ich gerade sehr herzhaft lachen als ich diesen zwölf Jahre alten Post von mir nun lesen konnte.

AW: Mr. und Mrs. Smith

Ich bin auf jeden Fall auf deine Meinung zum Film gespannt, da du auch schon etliche Screwball-Komödien gesehen hast und dem Genre allgemein nicht abgeneigt bist.

AW: Mr. und Mrs. Smith
Ich mag dieses Genre sehr und daher bin ich ja auch schon so heiß auf den Film! Gerade Komödien aus dieser Zeitepoche haben ihren ganz eigenen Charme und wenn sie dann sogar noch von Hitchcock persönlich ist, das ist dann nochmal mehr ein Faktor der mich interessiert.
Tatsächlich habe ich mittlerweile noch einige mehr gesehen, was natürlich auch nochmal, wenn es auch ein unbewusster Nebeneffekt nun ist, dazu beiträgt das ich den Film unter zwei Gesichtspunkten mir nun anschauen konnte. Zum einen mit der Frage ob dieser Film auch losgelöst von dem großen Namen Hitchcock in diesem Subgenre der Komödie funktioniert und zum anderen natürlich, wie reiht er sich, bei meiner aktuellen Retrospektive, in das Gesamtwerk von Hitchcock ein.

Fangen wir also erstmal an uns mit der Frage zu beschäftigen wie der Film sich in das Subgenre einreiht. Zugegebener Maßen hat der Film definitiv lustige Momente und er hat mich auch gut unterhalten.

Mit dem fertigen Film dementierte Hitchcock selbst indirekt seinen Ausspruch, da der Humor und die Unterhaltung des Films vor allem von der Spielfreudigkeit der Schauspieler herrührte und nicht vom Regisseur und seiner Inszenierung. Daran wird es auch liegen, wieso Hitchcock sich nicht für das Komödien-Genre interessierte, sondern sich vornehmlich dem Thriller hingab. Komödien leben von dem lustvollen Spiel der Schauspieler und die Arbeit des Regisseurs scheint damit mehr in der Hintergrund zu rücken und vor allem von den Schauspieler abhängig zu sein.

Man merkt aber recht schnell, dass sich Hitchcock in diesem Gerne nicht wirklich wohl fühlte und auch, so hart das jetzt klingen mag, kein sehr großes Talent dafür hatte. Der Humor von Hitchcock war definitiv ein anderer. Hitchcock hat Humor immer als Bindeglied in seinen Filmen verwendet und er stand somit nie für sich alleine. Außerdem war sein Verständnis von Humor auch ein anderer, als der der in dieser Art Film benötigt wird. Sein Humor war viel "spitzbübicher" und schwarzer, als das was man üblicherweise in einer typischen Screwball-Komödie serviert bekommt, ohne das negativ zu meinen, da ich immer noch ein Fan dieser Art von Komödien bin. Aber dadurch spürte man einfach in Mr. & Mrs. Smith das Hitchcock hier nicht glänzen konnte. Er hatte es in Interviews versucht damit zu erklären das sich in dieser Art von Filmen die Darsteller*Innen gerne selbständig machen und der Einfluss eines Regisseurs dadurch nicht mehr so relevant bzw. sichtbar ist. Bedingt stimme ich ihm hier zu, aber wenn man dann als Vergleich z.B. einmal auf Billy Wilder schaut, spürt man in seinen Screwball-Komödien doch sehr deutlich seine Handschrift und sieht einfach, dass er hier ein viel besseres Händchen für Humor und Timing hatte, als Hitchcock es in seiner Interpretation dieses Genres hatte. Und das soll natürlich, da er einer meiner absoluten Lieblingsregisseure ist, natürlich kein Bashing gegenüber Hitchcock werden. Es ist einfach eine Feststellung das er definitiv andere Stärken hatte. Er hat ja auch viel Humor in seinen Filmen verwendet, aber es war eben eine andere Art von Humor. Daher zündeten hier nicht alle lustigen Einfälle des Drehbuchs. Und es lag auch nicht an der fehlenden Chemie de Cast, denn die war definitiv vorhanden, auch wenn Hitchcock leider seinen Wunsch Hauptdarsteller Cary Grant noch nicht bekommen hatte. Natürlich wäre dieser die perfekte Besetzung für die Rolle des David Smith gewesen, aber auch Robert Montgomery hat einen tollen Job gemacht. Man spürte aber auch, dass dieses Drehbuch wirklich Carole Lombard auf den Leib geschrieben war, die wirklich eine phantastische Performance ablieferte! Und als Bindeglied für das Paar Smith fungierte dann noch der beste Freund Jeff, übrigens auch gut gespielt von Gene Raymond. Tatsächlich erinnerte mich dieses Dreiergespann sehr an das Dreiergespann Rock Hudson, Doris Day und Tony Randall welche rund zwanzig Jahre später eine ähnliche Chemie auf die Leinwand zauberten, wobei die drei natürlich noch besser harmonierten, was aber bestimmt auch daran lag, dass diese Filme eben rund 20 Jahre später das Licht der Welt erblickten und somit von den Dialogen her noch etwas spitzer sein durften. Dennoch haben die drei Hauptdarsteller*Innen in Mr. & Mrs. Smith dies bereits 1941 gut umgesetzt.

Aus einem Gefallen heraus einen Film zu machen, hört man in der Filmbranche selten, aber genau so verhielt es sich bei Alfred Hitchocks erster und einzigen Komödie „Mr. und Mrs. Smith“. Die Schauspielerin und Hauptdarstellerin des Films Carol Lombard war eng mit Hitchcock befreundet und bat ihn darum das Drehbuch von Norman Krasna zu verfilmen und dieses Tat er auch, obwohl er die Art der Leute, die im Film gezeigt wurde nicht verstand und daher die Szenen so fotografierte, wie sie geschrieben worden waren*.
Kommen wir nun zu dem zweiten Aspekt, welcher den Film im nachhinein jetzt, da ich dies aus Deiner Kritik damals schon wieder vergessen hatte und erst beim nachlesen in meinem Buch daran erinnert wurde, das Hitchcock diesen Film wirklich nur zum gefallen für Carole Lombard drehte, den Film im Nachgang ungemein interessant werden ließ. Meines Wissens blieb es auch bei diesem einen Ereignis, also das Hitchcock einen Film drehte, weil er einem Freund bzw. einer Freundin einen Gefallen tun wollte. Dadurch ist der Film auf jeden Fall schon ein sehr persönlicher Film von Hitchcock, da er hier, auch wenn er so nie erwähnte und seine Arbeit an dem Film vielleicht sogar etwas runtergespielt hat, auf jeden Fall dafür gesorgt hat, dass seine Freundin in dem Film gut rüberkam. Natürlich hatte sie auch Talent und war zu dem Zeitpunkt bereits eine gefragte Darstellerin, aber dennoch passte sie sehr gut in den Film rein, was mit Sicherheit auch zu einem Teil an seiner Regie lag. Ich hätte es daher sehr interessant gefunden hätte sie diesen Gefallen erwiedern können und hätte in einem typischen Hitchcock Film die weibliche Hauptrolle übernehmen können. Leider kam es dazu nie, da sie bereits ein Jahr später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Somit war dieser Film ihr vorletzter Film, was ihn wiederum auch zu etwas sehr besonderem macht.

Somit spürt man hier schon deutlich einen Unterschied zu den Filmen aus seiner Vergangenheit wo das Studio ihn dazu zwang, einen Film zu drehen hinter dem er nicht wirklich stand. Daher ist Mr. & Mrs. Smith schon ein Hitchcock Film für mich, da es unter dem Strich eine Entscheidung war ihn zu drehen, auch wenn er vielleicht etwas nett gebeten werde musste von Carole Lambert. Aber wahrscheinlich wäre der Film dennoch ein Erfolg geworden, da hier wie gesagt die Chemie vom Cast sehr passend war und auch das Drehbuch gut. Aber so wie ich das verstanden habe hatte sich zuvor niemand anderes bereit erklärt das Drehbuch zu verfilmen, von daher war es schon gut das Hitchcock es tat, den wer weiß ob sonst dieser Film überhaupt entstanden wäre, zumindest mit Carole Lambert

Das Verhalten des Ehepaares Smith ist trotz ihres Allerweltsnamens außergewöhnlich, denn ihre Ehe verläuft durch verschiedene Regeln in festen Bahnen und einer dieser Regeln besagt, dass man nach einem Streit so lange in einem Raum verweilen muss, bis sich beide wieder vertragen haben. Eine andere Regel gibt vor, dass sie dem Partner gegenüber vollkommen ehrlich und stets die Wahrheit sagen müssen und so beantwortet Mr. Smtih die hypothetische Frage seiner Frau, ob er sie nach der Erkenntnis von drei Jahren Ehe wieder heiraten würde, ehrlich mit einem „Nein“. Kurz darauf stellt sich auch noch heraus, dass durch eine juristische Spitzfindigkeit beide gar nicht verheiratet sind und der Ehekrieg nimmt seinen Lauf...
Eine Sache, welche auch im Buch erwähnt wird, mir aber auch ber Sichtung aufgefallen war, ist definitiv ein kleines aber feines Detail bei dem Hitchcock doch wieder eine seiner für ihn typischen "spitzbübichen" Details mit untergebracht hatte und vielleicht sogar um zu testen, was er an der amerikanischen Zensur vorbeischmuggeln konnte. Ich spiele hier auf die Szene an in der David und Ann beim Frühstück sitzen und sie mit ihren nackten Füßen sehr intim sich ihrem Ehemann näherte und sie noch dazu eine Fußkette trug.

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Quelle: Hitchcock Alle Filme von Bernard Benoliel, Gilles Esposito, Murielle Joudet, Jean-François Rauger


Aus heutiger Sicht nichts besonderes, aber der Film ist 1941 entstanden und da, auch noch in späteren Filmen, fällt mir spontan keine ähnlich intimere und sogar etwas erotische Szene in einem Mainstream Kinofilm ein. Natürlich küssen sich männliche Hauptdarsteller und weibliche Hauptdarsteller in dieser Art von Filmen, sie umarmen sich kurz oder liegen arm in Arm im Bett nebeneinander. Aber gerade in amerikanischen Filmen aus diesem Sub Genre fällt mir wie gesagt spontan kein vergleichbar ähnlich körperliche Moment ein zwischen einen Paar. Wie gesagt aus heutiger Sicht nichts besonders, aber damals war das glaube ich defintiv ein großes Ding was eine Frau sonst bestimmt nicht in der Öffentlichkeit bei Ihrem Mann machte. Natürlich waren sie in dieser Szene in ihrem Appartment alleine, da es aber eine Szene eines Kinofilms ist, war es daher öffentlich. Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Jedenfalls fand ich diese Szene extrem intim zwischen den beiden und eben auch besonders, auch wenn es nichts großartiges war. Aber sie ist mir aufgefallen!


Wie Frank Schnelle schon schrieb, muss man hervorheben, dass Hitchcock bei seinem einzigen Ausflug auf ein ganz und gar fremdes Terrain wusste er allemal, wie dort solides und im übrigen auch kommerziell erfolgreiches Handwerk zu schaffen sei.Einen gleichermaßen gelungenen Thriller habe man von den Komödienspezialisten noch nicht gesehen**.

Das ist auf jeden Fall ein Punkt, der für den entstehungszeitpunkt des Filmes absolut zutreffend war.

Im Grunde finde ich den Film von Hitchcock auch absolut solide umgesetzt. Ich hätte lediglich das Ende, auch damit er etwas runder wirkt, noch anders inszeniert. Nach dem doch recht gelungenen Finale im Ski Urlaub hätte ich danach einen Schnitt gemacht und hätte David und Ann in am anfang erwähnten Standesamt mit dem im anfang des Films gezeigten Standesbeamten gezeigt wie sie erneut heiraten. Dabei hätte man den Bogen zum Anfang des Films nochmal viel deutlicher schlagen können, Jeff wäre als Trauzeuge wieder dabei gewesen um zu zeigen das die drei immer noch gut befreundet sind und man hätte auch wieder die alte/neue Schwiegermutter, welche in der ersten Hälfte des Films auch ein Bestandteil des Films war, nochmal zeigen können. Das wäre dann ein herrlich kitschiges Ende gewesen, was aber mit Sicherheit das Kinopublikum deutlich mehr abgeholt hätte. So kann man nur mutmaßen ob die beiden wirklich wieder geheiratet haben, wovon ich ausgehe. Aber wie die Beziehung zu Jeff weiter gelaufen ist, mag ich nicht zu urteilen. Diese Abschlussszene hat mir hier tatsächlich etwas gefehlt, aber ansonsten war es ein schöner Genre Beitrag der, wahrscheinlich auch ohne Hitchcock´s zutun erfolgreich geworden wäre, die Frage ist nur ob er wie gesagt überhaupt ohne ihn entstanden wäre, da sich offenbar zuvor niemand für das Drehbuch interessierte.
 

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Fangen wir also erstmal an uns mit der Frage zu beschäftigen wie der Film sich in das Subgenre einreiht. Zugegebener Maßen hat der Film definitiv lustige Momente und er hat mich auch gut unterhalten.
Der ist tatsächlich auch für mich sehr schwierig zu bewerten. An meine Erstsichtung konnte ich mich nicht so richtig erinnern. Lediglich daran, das ich ihn mochte, er mir aber zu weit drüber war und das war jetzt auch wieder der Fall. Die Grundkonstellation gefiel mir und war auch spannend zu verfolgen. Allerdings fand ich die Handlungen von Mrs. Smith irgendwann nicht mehr witzig, sondern so weit drüber, das man eigentlich froh sein kann, wenn man sie los ist.
Man merkt aber recht schnell, dass sich Hitchcock in diesem Gerne nicht wirklich wohl fühlte und auch, so hart das jetzt klingen mag, kein sehr großes Talent dafür hatte.
Keine komplette Zustimmung :nice: Ich denke schon, dass er hier ein Talent hatte, was er meines Erachtens in "Jung & unschuldig", "Eine Dame verschwindet" und auch "Die 39 Stufen" phasenweise stark unter Beweis gestellt hat. Warum ich das hier deutlich schwächer fand, lag für mich weder an seiner Regie, noch an den Darstellern. Einige Szenen für sich genommen funktionierten für mich großartig. Die Katze im Restaurant beispielsweise, oder auch die Zusammenkunft mit den Eltern. Für mich lag es hier am Drehbuch, weil sich die Entfremdung zu oft wiederholte und immer absurder wurde. Die Szenen einzeln betrachtet, wie auch die in den Schneehütten, hatten alle was, nur in der Gesamtheit waren sie mir zu viel.
aber auch Robert Montgomery hat einen tollen Job gemacht. Man spürte aber auch, dass dieses Drehbuch wirklich Carole Lombard auf den Leib geschrieben war, die wirklich eine phantastische Performance ablieferte! Und als Bindeglied für das Paar Smith fungierte dann noch der beste Freund Jeff, übrigens auch gut gespielt von Gene Raymond. Tatsächlich erinnerte mich dieses Dreiergespann sehr an das Dreiergespann Rock Hudson, Doris Day und Tony Randall welche rund zwanzig Jahre später eine ähnliche Chemie auf die Leinwand zauberten, wobei die drei natürlich noch besser harmonierten, was aber bestimmt auch daran lag, dass diese Filme eben rund 20 Jahre später das Licht der Welt erblickten und somit von den Dialogen her noch etwas spitzer sein durften. Dennoch haben die drei Hauptdarsteller*Innen in Mr. & Mrs. Smith dies bereits 1941 gut umgesetzt.
Die Darsteller fand ich alle großartig und ich bin sicher, das wir Carol Lombard noch in weiteren Einsätzen bei Hitch gesehen hätten, wenn......
Leider kam es dazu nie, da sie bereits ein Jahr später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Somit war dieser Film ihr vorletzter Film, was ihn wiederum auch zu etwas sehr besonderem macht.
....dieses unfassbar traurige Ereignis nicht gewesen wäre. Ich fand sie in dem Film wirklich toll und da sie ja auch ernste Rollen spielen konnte, bin ich sicher das wir sie wieder gesehen hätten.
Somit spürt man hier schon deutlich einen Unterschied zu den Filmen aus seiner Vergangenheit wo das Studio ihn dazu zwang, einen Film zu drehen hinter dem er nicht wirklich stand. Daher ist Mr. & Mrs. Smith schon ein Hitchcock Film für mich, da es unter dem Strich eine Entscheidung war ihn zu drehen, auch wenn er vielleicht etwas nett gebeten werde musste von Carole Lambert. Aber wahrscheinlich wäre der Film dennoch ein Erfolg geworden, da hier wie gesagt die Chemie vom Cast sehr passend war und auch das Drehbuch gut. Aber so wie ich das verstanden habe hatte sich zuvor niemand anderes bereit erklärt das Drehbuch zu verfilmen, von daher war es schon gut das Hitchcock es tat, den wer weiß ob sonst dieser Film überhaupt entstanden wäre, zumindest mit Carole Lambert
Ich bin wirklich froh, das er den Film gedreht hat. Allein deshalb, weil er ihrem Wunsch nachgekommen ist und sie somit in seinem Gesamtwerk verewigt hat.
Aus heutiger Sicht nichts besonderes, aber der Film ist 1941 entstanden und da, auch noch in späteren Filmen, fällt mir spontan keine ähnlich intimere und sogar etwas erotische Szene in einem Mainstream Kinofilm ein. Natürlich küssen sich männliche Hauptdarsteller und weibliche Hauptdarsteller in dieser Art von Filmen, sie umarmen sich kurz oder liegen arm in Arm im Bett nebeneinander. Aber gerade in amerikanischen Filmen aus diesem Sub Genre fällt mir wie gesagt spontan kein vergleichbar ähnlich körperliche Moment ein zwischen einen Paar. Wie gesagt aus heutiger Sicht nichts besonders, aber damals war das glaube ich defintiv ein großes Ding was eine Frau sonst bestimmt nicht in der Öffentlichkeit bei Ihrem Mann machte. Natürlich waren sie in dieser Szene in ihrem Appartment alleine, da es aber eine Szene eines Kinofilms ist, war es daher öffentlich. Ich hoffe ihr versteht was ich meine. Jedenfalls fand ich diese Szene extrem intim zwischen den beiden und eben auch besonders, auch wenn es nichts großartiges war. Aber sie ist mir aufgefallen!
Seine Ideen den Hays-Code zu umgehen, fand ich in seinem Gesamtwerk immer wieder faszinierend. Er zeigte was er meinte, ohne es zu zeigen, weshalb man ihm nichts anhaben konnte. Falls man ihn darauf ansprach, konnte er immer sagen, was für Sauereien sich denn hier in den Gedanken des Kritikers abspielen. :nice:
Im Grunde finde ich den Film von Hitchcock auch absolut solide umgesetzt. Ich hätte lediglich das Ende, auch damit er etwas runder wirkt, noch anders inszeniert. Nach dem doch recht gelungenen Finale im Ski Urlaub hätte ich danach einen Schnitt gemacht und hätte David und Ann in am anfang erwähnten Standesamt mit dem im anfang des Films gezeigten Standesbeamten gezeigt wie sie erneut heiraten.
Das wäre eine schöne Idee gewesen. Für mich kam das Ende auch zu abrupt.
 

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Der ist tatsächlich auch für mich sehr schwierig zu bewerten. An meine Erstsichtung konnte ich mich nicht so richtig erinnern. Lediglich daran, das ich ihn mochte, er mir aber zu weit drüber war und das war jetzt auch wieder der Fall. Die Grundkonstellation gefiel mir und war auch spannend zu verfolgen. Allerdings fand ich die Handlungen von Mrs. Smith irgendwann nicht mehr witzig, sondern so weit drüber, das man eigentlich froh sein kann, wenn man sie los ist.
Ja ich denke ich weiß was Du meinst. Carole Lambert hat hier zwar gut gespielt, aber wenn man z.B. sie in den direkten Vergleich mit der Queen dieses Genres - Doris Day - setzt, fehlte hier einfach noch der letzte Schliff. Egal wie skuril oder nervig die Figur war die Doris Day verkörperte, sie war immer hinreißend und dadurch hat man ihr als Zuschauer sicherlich so manches verziehen. Aber ich glaube halt auch, das man es einfach vom Timing hätte besser inszenieren können.

Keine komplette Zustimmung :nice: Ich denke schon, dass er hier ein Talent hatte, was er meines Erachtens in "Jung & unschuldig", "Eine Dame verschwindet" und auch "Die 39 Stufen" phasenweise stark unter Beweis gestellt hat. Warum ich das hier deutlich schwächer fand, lag für mich weder an seiner Regie, noch an den Darstellern. Einige Szenen für sich genommen funktionierten für mich großartig. Die Katze im Restaurant beispielsweise, oder auch die Zusammenkunft mit den Eltern. Für mich lag es hier am Drehbuch, weil sich die Entfremdung zu oft wiederholte und immer absurder wurde. Die Szenen einzeln betrachtet, wie auch die in den Schneehütten, hatten alle was, nur in der Gesamtheit waren sie mir zu viel.
Ich will hier Hitchcock nicht komplette Talentfreiheit in diesem Genre attestieren. Unter dem Strich ist es immer noch ein guter Film, aber er gehört nicht zu den Perlen dieses Genres. In den von Dir angesprochen Beispielen hat er zwar auch zum einen die Chemie der Darsteller genutzt um sie dann im Film gut aussehen zu lassen, war aber auch immer in seinem eigentlichen Lieblingsgenre dem Thriller zuhause und hat diese Elemente eher als Gastauftritte genutzt. In Mr. und Mrs. Smith musste er zum ersten und letzten Mal einen Film nur in diesem Genre drehen. Sicherlich war das Drehbuch mit ein Grund dafür, aber ich bin mir sicher, das hätte er hier einfach mehr Erfahrungswerte in diesem Genre gehabt, er Szenen einfach anders inszenieren können. Manche Dinge etwas kürzer, manche etwas länger und schon hättes vielleicht besser funktioniert. Aber so, vielleicht auch weil er sich nicht wohl fühlte in dem Genre und ohnehin dachte das man hier die Darsteller*Innen nicht so beeinflussen kann, wie er es sonst immer tat, ließ er viel einfach nur laufen was dazu führte, das eben die Hand eines Regisseurs fehlte und somit gewisse Szenen nicht ganz so lustig waren wie sie hätten sein können. Ich bleibe da bei meinem Billy Wilder Beispiel, auch wenn dieser seine Hochzeit der Komödie erst deutlich später als 1941 hatte, hätte hier mit Sicherheit auch aus diesem Drehbuch mehr rausgeholt. Aber natürlich können wir froh sein das es Hitchcock einziger Ausritt in dieses Genre blieb. Kaum vorstellbar was passiert wäre, wenn er hier die Lust und Liebe zu diesem Genre gefunden hätte und sich eher darauf konzentriert hätte, was da der Filmwelt für Meisterwerke entgangen wären.

Die Darsteller fand ich alle großartig und ich bin sicher, das wir Carol Lombard noch in weiteren Einsätzen bei Hitch gesehen hätten, wenn......

....dieses unfassbar traurige Ereignis nicht gewesen wäre. Ich fand sie in dem Film wirklich toll und da sie ja auch ernste Rollen spielen konnte, bin ich sicher das wir sie wieder gesehen hätten.
Ja das denke ich auch, gerade weil sie ja offenbar mit ihm privat befreundet war. Ich denke hier hätte er sie sicherlich auch gerne mal in einem seiner Filme dann besetzt. Ich hätte sie mir da aber auch gut vorstellen können, aber leider hatte das Schicksal dies nicht gewollt.

Ich bin wirklich froh, das er den Film gedreht hat. Allein deshalb, weil er ihrem Wunsch nachgekommen ist und sie somit in seinem Gesamtwerk verewigt hat.
Das sehe ich auch so! Auch wenn es ein trauriger Hintergrund ist, so finde ich es extrem wichtig und auch schön das sie so in seinem Gesamtwerk verewigt ist!

Das wäre eine schöne Idee gewesen. Für mich kam das Ende auch zu abrupt.
Danke, das freut mich zu hören das Dir diese Idee auch gefallen hätte. Das tatsächlich verfilmte Ende kam viel zu abrupt und hinterlässt den Zuschauer eben mit einem sehr unbefriedigenden Gefühl. Natürlich kann man davon ausgehen das beide wieder zusammen gefunden haben udn auch wieder geheiratet haben, aber gerade die Beziehung zu Jeff war für mich nicht befriedigend abgeschlossen. So wie es zu Ende des Filmes hin war, könnte ich mir sogar vorstellen das er und David zumindest keine Freunde mehr waren, da die Ambitionen von ihm zu Ann halt auch ernsthaft aussahen. Es wäre halt einfach schöner und für das Genre üblicher gewesen wäre es zum Ende hin deutlicher aufgelöst worden das David und Ann hier nur Theater gespielt hätten um zum einen David Eifersüchtig zu machen und zum anderem ihm zu zeigen das er sich nie zu sicher sein sollte. Aber so war Jeff zum Schluss hin eher der bittere Rivale und halt auch der Verlierer.
 
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