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deadlyfriend

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Gesamtübersicht aller Kurzkritiken zu M:

#02 01.07.08 deadlyfriend
 
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deadlyfriend

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Oder auch M – Ein Meisterwerk!

In Berlin geht ein Kindermörder um und versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Egal wie intensiv die Polizei ermittelt, es fehlt jede Spur. Die Unterwelt ist ebenfalls genervt, was an ständig zunehmenden Razzien liegt, weshalb sie ebenfalls den Mörder jagen. Die Presse und auch die Bevölkerung beteiligen sich an der Jagd, was auch zu falschen Verleumdungen und Hetzjagden auf Unschuldige führt und die Ermittlungen behindert. Währenddessen sucht der Mörder sein nächstes Opfer.

Der erste Tonfilm des gebürtigen Österreichers gilt als genauso bahnbrechend wie Metropolis. Als Grundgerüst diente Fritz Lang der "Vampir von Düsseldorf" der in den 20er Jahren als Serienmörder in die Geschichte einging und natürlich Ernst Gennat, der seinerzeit den Killer verfolgte.
Anders als in anderen Kriminalfilmen ist aber die Perspektive, die dem Zuschauer vermittelt wird. Man sieht den Fall nicht nur begleitend bei den Ermittlungen oder aus den Augen des Täters. Fritz Lang lässt uns aus der Ferne, mit unterschiedlichen Perspektiven beobachten . Man ist Teil der Stadt. Es gibt keinen klaren Hauptdarsteller, mit dem man mit fiebert, weshalb "M" fast einen halbdokumentarischen Touch besitzt. Er verschafft uns Einblicke in die damalige Polizeiarbeit, die wiederum versucht mit hohen Belohnungen das Volk zu mobilisieren. Gleichzeitig ist aber auch die Unterwelt damit beschäftigt den Killer zu jagen. Einmal weil man nicht mit Kindermördern in einen Topf gesteckt werden will, zum anderen, weil die Razzien ihre Einnahmequellen empfindlich stören und sich Verluste abzeichnen.
Durch den filmischen Wechsel zwischen den Ebenen ist man über die Suche bestens informiert und weiß genau, ob irgendeine der Parteien langsam dem Ziel näherkommt. Dadurch behindern sie sich aber auch gegenseitig.
Gegen Ende wirft "M" dann eine ganze Reihe von Fragen auf, die auch 93 Jahre nach der Entstehung nicht beantwortet werden können und weiterhin brandaktuell existieren. Er beschäftigt sich mit Selbstjustiz und der Denunzierung von Menschen was im Jahre 1931, hinsichtlich der näheren Zukunft, äußerst weitsichtig war. Atemberaubend ist aber die Offenheit mit folgendem Thema: Ist ein Kindermörder perverser Abschaum, der den Tod verdient oder vielleicht doch nur ein kranker Mensch, dem man helfen sollte ?

Die Rolle des "M" wird grandios von Peter Lorre verkörpert der durch sein packendes Spiel seinen Durchbruch hatte. Niemand sonst hätte wahrscheinlich diese Rolle dermaßen eindringlich spielen können. Seine Performance ist einfach legendär und verschafft einem heute noch ein kraftvolles Erschaudern. Im Finale bekomme ich jedes Mal eine komplette Gänsehaut, wenn Peter Lorre aus- und gleichzeitig in sich zusammenbricht. Das ist so gut, dass man das gar nicht in Worte packen kann. In weiteren Rollen sind Gustav Gründgens und Theo Lingen zu sehen. Filmmusik gibt es keine. Nur das wiederkehrende Pfeifen des Mörders ist zwischenzeitlich zu hören.
 
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Travis

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AW: M

Ein ebenso eindrucksvoller wie wichtiger Film. Ich habe ihn jetzt schon sehr lange nicht mehr gesehen, so daß einige Details etwas verblaßt sind und ich nicht auf spezieele Szenarien des Films näher eingehen kann. Neben seinem hohen künstlerischen Wert ist der Film zudem ein zeithistorisches Dokument ersten Ranges. Greift Lang in diesem Film eindrucksvoll den kommenden Ereignissen in Deutschland vor, die man zu diesem Zeitpunkt mit offenen Augen schon absehen konnte und thematisiert ganz bewußt, wie leicht es ist, die Massen zu manipulieren und dann in die gewünschte Richtung zu dirigieren. Mechanismen die wenig später zur Umsetzung grausamster Realität verwendet wurden.
 

Vince

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AW: M

Geht mir leider wie Travis, es ist schon lange her, dass ich den gesehen habe, aber ein Meilenstein ist er, ganz ohne Frage. Nur inhaltlich kann ich es nicht mehr richtig begründen, dazu müsste ich ihn mal wieder sehen.
 

deadlyfriend

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AW: M

Völlig klar das der heute nicht mehr jedem present sein düfte. Das da jetzt keine großartigen Diskussionen folgen war mir natürlich ebenfalls bewußt. Aber da ich ihn gerade gesehen habe wollte ich auch kurz was dazu schreiben da er ja nun doch ein Meilenstein der Filmgeschichte ist.
Ich finde es halt immer wieder beeindruckend was Menschen vor fast 80 Jahren geschaffen haben ohne die technischen Errungeschaften der letzten Dekade zur Verfügung gehabt zu haben. Wie Lang eben den Zuschauer zielsicher in eine Richtung lockt um ihm dann im nächsten Augenblick die eigene Denkweise einzureißen. Wie muß das bloß damals gewirkt haben?

Da er "M" im grauen läßt, hat man als Zuschauer eben dieses "Fang die Drecksau" im Kopf und wird zu einem Teil der Meute. Bei dem genialen Ausbruch von Peter Lorre, als er dem Mörder ein Gesicht gibt, bröckelt das eigene Bild in kleine Stückchen und man bekommt Mitleid mit einem Menschen, dem man kurz zuvor einen qualvollen Tod an den Hals wünschte. Um im nächsten Moment den Satz zu hören: "Wer erklärt das aber den Eltern der Kinder" wodurch man erneut in den Zwiespalt gerät. Und das erreichte der Mann vor 77 Jahren. Ich bin da wirklich schwer beeindruckt!
 
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deadlyfriend

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AW: M

ROFL, der war jetzt gut! Wissen würde ich das trotzdem gerne. Es gibt aber doch bestimmt noch Zeitungen in den Archiven in denen bestimmt auch Reviews standen. Das würde mir als kleiner Eindruck schon reichen.........
 

Farman

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AW: M

Ich hab den jetzt vor kurzem noch mal gesehen und bin hin und weg. Das ist der rein technisch wohl perfekteste Film, den ich je gesehen habe (Hitchcock hat ihn sich hunderprozentig mehrmals angeschaut). Jede Kamerafahrt und jede Montage ist ein Geniestreich. Selten hatte etwas dokumentarisch und kühles so eine surreale Wirkung, selten wirkte ein expressionistischer Film so real. Selten habe ich eine schwärzere Komödie, selten eine extremere Dystopie gesehen. Fritz Lang war schon ein Teufelskerl. Fragt sich, was so ein Innovator noch hätte alles anstellen können, wenn ihn Hollywood nicht ins Genrekino gezwängt hätte (wo er aber inhaltlich genau da weiter anknüpfte und viele großartige Filme drehte).
Mein Gott, warum versucht man heute nicht, das Erbe des deutschen Filmes ernstzunehmen. Früher wars das Land der Dichter und Denker, heute das Land von Mercedes und Siemens. Besser kann man den Wandel des hiesigen Kinos nicht auf den Punkt bringen.
 

ma(c)festus

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AW: M

Für mich ist die Inszenierung des Filmes das eigentlich erwähnenswerte Detail an diesem Film.Der Film ist rein sachlich auf Fakten aufgebaut,es wird viel geredet und auch geschrienen im Film,dabei bleibt der Film immer spannend.Von einem Film dieses Zeitalter hätte man diese Fesselung an den Bildschirm in dieser Intensität wohl kaum erwarten können.Aber genau das ist es,was große Klassiker ausmacht.Bemerkenswert ist auch der ethische philosophischer Vortrag über diesen Triebtäter.Die Argumentations sind scharfsinnig am Ende des Films,beide Seiten zu Wort.Die Argumente wirken immer natürlich,aber dieser Mann,der das tun muss,da ihm die innere Stimmen dazu getrieben habt,ist wie ein mündiger Mörder zu verurteilen?
Das Schlussplädoyer versucht der wirklich hervorragende Peter Lorre seine Krankheit zu erklären,um sich vor der Lynchjustiz zu retten.Außerdem werden die Gangster zu Helden, da sie sehr effektiv mit Hilfe der Bettlerorganisation versuchen,den Täter zu finden.Bis zu eben diesem Plädoyer Lorres ist man auf der Seite der suchenden Gangster und will auch,dass der Mörder unbedingt gefangen und ermordet wird.Jedoch kann Mord nicht die Lösung für Mord sein,andererseits kann man den Mörder aber nach bestandenem Psychotest nach ein paar Jahren Haft auch nicht wieder freilassen.Genau dieses Dilemma beschäftigt auch die Justiz unserer Zeit.Dieses Problem ist es,was den Film so interessant macht.Für mich ist M – Eine Stadt sucht einen Mörder einer der besten Filme aller Zeiten, ein zeitloser Klassiker.Schauspielerisch eine Wucht,perfekt inszeniert,eine Frage die zum Nachdenken anregt ,und immer spannend.Ein Meisterwerk.

Wertung: 9,5 / 10 Punkten
 

Leatherface

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AW: M

hab meine Bewertung schnell noch mal hierhin kopiert:)

M - Eine Stadt sucht einen Mörder

nachdem ich den Film gesehen habe, kann, nein muß ich mir folgende Frage stellen: Was ist mit dem Kino aus heimischen Landen über all den Jahrzehnten nur passiert?

Fritz Lang´s erster Tonfilm. Ein visuell famos in Szene gesetzter Psycho-Krimi. Die "geniale" Darbietung des Kindsmörders ist so dermaßen abscheulich in Szene gesetzt, so daß man seine Kinder am liebsten nicht mehr alleine raus lassen möchte. Und das Erkennungszeichen des Mörders, das pfeifende Lied, wird sich, einmalig gehört, für immer ins Hirn brennen. Ein sensationell guter Film und zugleich ein Totenlied auf die Weimarer Republik, der unmittelbar danach das düsterste Kapitel deutscher Zeitgeschichte folgte.

Eine FSK 12 halte ich aufgrund der Thematik für äußerst fragwürdig:huh:

Kleiner Wehrmutstropfen, na ja zumindest für mich: Ich bin ja ein Freund des Hochdeutschen. Das zuhauf vorkommende "berlinerisch" ist echt kaum auszuhalten, da krieg icke echt det würgen:D

5/5
 

Willy Wonka

Locationscout
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AW: M

Ich habe heute Abend den Film zum ersten Mal gesehen und ich sehe diesen Film mit einem ganz anderen Hintergrund an, als dass damals die Menschen im Kino taten, und allein aufgrund dieser Tatsache habe ich einen veränderten Zugang zum Film und ein anderes Auge für die Inszenierung des Films. Das geschieht manchmal ganz bewusst und manchmal ganz unbewusst.

Von der Handlung wusste ich nur, dass ein Kindermörder eine Stadt tyrannisiert und auch sonst wusste ich nur allgemeine Dinge über die Wirkung seinen Stellenwert in der Filmgeschichte. Also keine konkreten Details wie z.B. das Peter Lorre immer wieder „In der Halle des Bergkönigs“ von Edvard Grieg pfeift.

So kam es, dass mich der Film in vielerlei Hinsicht überrascht hat, weil ich so nicht damit gerechnet hätte. Zum einem habe ich mir den Film deutlich dunkler vorgestellt und ihn vom Stil mehr in dem Expressionismus des deutschen Stummfilms verortet. Des Weiteren war ich überrascht, dass Lang keinerlei Musik für den Film verwendet. Das wirkt vor allem für Zuschauer aus heutigen Tagen erst einmal sehr befremdlich, denn aktuelle Filme bombardieren den Zuschauer förmlich mit Musik, Soundeffekten und Ähnlichem.

Wobei ich schon bei den Filmen von Harold Llyod den Übergang zwischen Stumm- und Tonfilm miterlebt habe und wie manche Regisseure in ihrem Tonfilm so gut wie keine Musik verwendeten, was ich bei den Film mit Lloyd zum Teil eher negativ beurteile. Anders bei Langs „M", denn bei diesem Film wird seine Idee deutlich, was Ton in einem Film bewirken kann und es unglaublich welche Schlüsselrolle er dem Ton gibt und an dieser Stelle ist das Pfeifen nur die plakativste Form der Enttarnung des Täters.
Lang hat dem Ton beinahe den gleichen Stellenwert gegeben wie dem Visuellem (so erkennt als erstes der Blinde den Mörder) oder der Montage, wobei die Montage des Films in Verbindung mit dem Ton wirklich revolutionär war (Überlappende Dialoge).

Der dritte Punkt, der mich überraschte, war die Sprache, denn die Handlung spielt in Berlin und er lässt die Menschen wirklich ihren Dialekt sprechen. Dadurch wirkte der Film viel deutscher, authentischer und ist auch gleichzeitig ein Argument, wieso der Film manchmal semidokumentarisch wirkt.

Auch für mich ein Meilenstein des Films.
 

2moulins

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AW: M

Eine Bereicherung für meine Sammlung ist dieses historische Werk, das auch heute - nach 80 Jahren - noch zu beeindrucken weiß. Insbesondere im letzten Viertel, wenn es zur "Verhandlung" vor den Vertretern der Berliner "Unterwelt" kommt und Peter Lorre den kranken Mörder in sich herausstellt, ist in jeder Beziehung sehr stark.

Man muss sich allerdings auf einen solchen Film auch bewusst einlassen können. Streckenweise ist er ja im Grunde ein Stummfilm (geringerer Anteil), und Ton gibt's nur dann, wenn es notwendig ist.
 
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kelte

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AW: M

Da lauert ein Bastard von Film, im positiven Sinne, im Regal. Jahrzehntelang wirkt etwas in einem, was man als Kind mal gesehen hatte, nach. Dieser Film ist für mich der beste Film aller Zeiten, zeitlos an Dialog und denken, zeitlos mit jeder Einstellung, dieser Film ist so lebendig wie die Ewigkeit des Themas das immer aktuell sein wird. Das Tribunal des Untergrundes, der Bettler und Ganoven welche wie die stimme des Volkes sind, ihnen gegenüber steht der Täter und wirkt dabei wie ein armseliges Opfer bis letztendlich der Gang der gesetzlichen Judikative den ebenso zeitlosen und unbefriedigenden Beigeschmack präsentiert. Solche Schweine will man hängen sehen...doch ist diese forderung noch menschlich oder begibt man sich mit diesem denken nicht selber auf eine perverse Stufe?!
Wenn das Tribunal beginnt erlebt man eine der besten Darstellungen seit es Filme gibt. Was Gustav Gruendgens als oberster Anführer der Ganoven in einem Satz raushaut hat nie seine gueltigkeit verloren. Dazu sein starkes Spiel, das mitsamt Kleidung den Zeitgeist der untergehenden Weimarer Republik konserviert. Es weht ein Hauch von Gestapo in diesem raum während Peter Lore es wirklich schafft mit seiner darstellung, jede Idee der Lynchjustiz ein fragwürdiges "?" aufzusetzen. Bevor du mich anschaust, Schau erstmal dich an...unfassbar wie weit und doch so nah ein Film sein kann der 80 Jahre alt ist.
 

Die wilde 13

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AW: M

Heute erfolgte meine erste (bewusste) Sichtung dieses unglaublichen Filmes. Wie kann ein Film, der über 80 Jahre alt ist, noch so dermaßen aktuell sein?? Absoluter Wahnsinn!! :hoch:
Es werden Fragen aufgeworfen, und dazu noch von den Herren der Unterwelt, die bis heute nicht allgemeingültig beantwortet werden können, weil man, wie deadly schon sagte, hin - und hergerissen ist zwischen Vergeltung und - wie soll man das in Worte fassen? - Anteilnahme.
Die Inszenierung von Lang ist auch visuell überragend. Alleine, wie er die beiden Krisensitzungen von Polizei und Unterwelt parallel montiert hat, ist großes Kino.
Völlig ungewohnt sind übrigens aus heutiger Sicht die völlig verrauchten Räume. :D

Mit dem Wissen, was nur einige Zeit später in Deutschland geschah, ist diese Geschichte umso bemerkenswerter. Gustaf Gründgens (sah irgendwie aus wie John Malkovich) nimmt schon die Züge eines Gestapo - oder SS-Mannes an, was sehr unheimlich rüberkommt. Andererseits erwischt man sich selbst teilweise dabei, seine Aussagen während des Tribunals zu bestätigen, was einem dann noch mehr Angst macht .... und zwar vor einem selbst.

Peter Lorre ist ebenfalls unheimlich. Seine Augen widerspiegeln den Wahnsinn aber auch die Furcht, der er selber vor sich hat. Grandios. Auffallend ist bei allen Schauspielern, das es so gut wie nie zu dieser bei damaligen (Stumm)filmen typischen ausgeprägten Theatralik kommt, wie z.B. noch bei dem ein Jahr zuvor gedrehtem Der blaue Engel (hier vor allem Emil Jannings). Das soll diese Art der Schauspielerei keineswegs verteufeln, im Gegenteil, doch auch hier ist M eben schon verdammt modern. Bemerkenswert finde ich ebenfalls, das Fritz Lang gleich in seinem ersten Tonfilm eben genau diesen audiellen Aspekt zur Auffindung des Mörders in den Mittelpunkt stellt. Und als würde das nicht reichen, ist es auch noch ein Blinder!

Hier kann es nur die Höchstwertung geben.

Die Bilder der Blu sind übrigens der Hammer!
 

deadlyfriend

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AW: M

Heute erfolgte meine erste (bewusste) Sichtung dieses unglaublichen Filmes. Wie kann ein Film, der über 80 Jahre alt ist, noch so dermaßen aktuell sein?? Absoluter Wahnsinn!! :hoch:
12 weitere Jahre später immer noch.
Es werden Fragen aufgeworfen, und dazu noch von den Herren der Unterwelt, die bis heute nicht allgemeingültig beantwortet werden können, weil man, wie deadly schon sagte, hin - und hergerissen ist zwischen Vergeltung und - wie soll man das in Worte fassen? - Anteilnahme.
Die Inszenierung von Lang ist auch visuell überragend. Alleine, wie er die beiden Krisensitzungen von Polizei und Unterwelt parallel montiert hat, ist großes Kino.
Da flippe ich jedesmal wieder aus. Das ist wirklich der Hammer. In den Fassungsvergleichen zur britischen und französischen Version, haben sie das in der Synchro nicht hinbekommen.
Völlig ungewohnt sind übrigens aus heutiger Sicht die völlig verrauchten Räume. :D
Der Film zeigt die damalige Realität.
Mit dem Wissen, was nur einige Zeit später in Deutschland geschah, ist diese Geschichte umso bemerkenswerter. Gustaf Gründgens (sah irgendwie aus wie John Malkovich) nimmt schon die Züge eines Gestapo - oder SS-Mannes an, was sehr unheimlich rüberkommt. Andererseits erwischt man sich selbst teilweise dabei, seine Aussagen während des Tribunals zu bestätigen, was einem dann noch mehr Angst macht .... und zwar vor einem selbst.
Ja, die Gedanken "Da hat er Recht" wechseln beim Zuschauer auch hin und her.
Peter Lorre ist ebenfalls unheimlich. Seine Augen widerspiegeln den Wahnsinn aber auch die Furcht, der er selber vor sich hat. Grandios. Auffallend ist bei allen Schauspielern, das es so gut wie nie zu dieser bei damaligen (Stumm)filmen typischen ausgeprägten Theatralik kommt,
Dieser Auftritt ist und bleibt sensationell und gehört für mich zu den packendsten Darbietungen aller Zeiten. Das haut mich jedes Mal aus den Socken. Wahnsinn!
Bemerkenswert finde ich ebenfalls, das Fritz Lang gleich in seinem ersten Tonfilm eben genau diesen audiellen Aspekt zur Auffindung des Mörders in den Mittelpunkt stellt. Und als würde das nicht reichen, ist es auch noch ein Blinder!
Lang hat hier eine Menge unglaubliche Dinge fabriziert. Visuell und auch inhaltlich. Die Mischung aus Ton- und Stummfilm ist ebenfalls großartig. Er spielt bereits hier fantastisch mit dem Ton, was Hitchcock allerdings auch 2 Jahre vorher bereits bei "Blackmail" geschafft hat.


Noch ein paar Bemerkungen zum Mediabook:
Das Mediabook dazu ist ein Traum. Die Gestaltung ist für mich unglaublich schön und passend zum Film. Obwohl diesmal kaum Text zu finden ist, finde ich es gigantisch. Im Booklet befinden sich seltene Bilder vom Set, Filmskizzen von Damals, Auszüge aus der Graphic Novel und viele originale Materialien von 1931. Diese Ansammlung ist wirklich wundervoll und dadurch das auf den Bildträgern selbst, wahnsinnig viele Informationen vorhanden sind, ist der fehlende Text komplett zu verschmerzen. Zuallererst gibt es hier einen richtig interessanten Audiokommentar, der allerdings nicht nur auf den Film eingeht. Hier gibt es äußerst eindrucksvolle und kenntnisreiche Schilderungen über Berlin aus der Zeit der Weimarer Republik und auch von der Jahrhundertwende. Zusätzlich eine Menge Hintergründe zu dem Originalfall um Peter Kürten, dem damaligen Täter. Wer sich also für Hintergründe interessiert, liegt hier richtig. Allerdings ist das bei weitem nicht alles. Es gibt noch satte weitere 3,5 Stunden Bonusmaterial, die sich mit dem Film, der Restaurierung und Fritz Lang beschäftigen. Dabei ist hier kein Füllmaterial enthalten, sondern wirklich qualitativ spannende und hochwertige Dokumentationen, die ich mir alle mit Begeisterung angesehen habe. Wem das immer noch nicht ausreicht, bekommt auf dem DVD-Rom Part noch viele weite Dinge wie die damals verwendeten Zensurkarten und weitere Dokumente. Allerdings muss man hier höllisch aufpassen. Es gibt nämlich zwei Mediabooks. Dieses hier, mit all den Bonusmaterialien stammt von Universum Film. Dann gibt es noch eins von Alive und hier befindet sich lediglich eine Bildergalerie bei den Extras.
 

Die wilde 13

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Heute war einer der glücklichen, terminfreien Tage, das ich spontan das von dir erwähnte und sehr schöne Mediabook aus dem Regal gezogen habe und mir M wieder angeschaut habe. Nach wie vor ein brillanter Film, der überhaupt keine Längen hat und in jeder Einstellung zutiefst beeindruckend ist. Sei es von der Inszenierung, der Montage, der Story oder aber auch speziell für die Zeitreise in das Berlin Anfang der 30er Jahre. Alleine, was man da alles entdeckt, ist der Wahnsinn. Die Litfaßsäulen, die Schaufenster, die Kleidung der Menschen. Für die Reklame müsste man heute "Dauerwerbesendung" einblenden. :D Von Wrigley Kaugummi, über Zwilling oder Matador oder auch die Mickey Mouse, die schon 2 Jahre nach ihrem Erscheinen in den USA schon ihren Siegeszug nach Europa und Deutschland angetreten hatte. Oder die Kinoplakate von Pabsts Westfront 1918, der wohl während der Dreharbeiten von M in Berlin lief. Ein Zeitdokument, das man nicht hoch genug schätzen kann. Mein Dank an alle damaligen Restauratoren (mittlerweile auch schon wieder 13 Jahre her...), die dieses Meisterwerk so gut für die Nachwelt erhalten haben.

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Auch der Audiokommentar zum Mileu des alten Berlins und den damaligen Zuständen ist wirklich höchstinteressant. Ich hoffe, ich kann die Doku auch noch zeitnah sichten.

12 weitere Jahre später immer noch.
Ja, der absolute Wahnsinn. Da bekommt man Gänsehaut!

Der Film zeigt die damalige Realität.
Was das angeht, war das auch noch in meiner Kindheit völlig normal. Und auch noch lange danach. Vermissen tue ich es als Nichtraucher aber nicht. :)

Dieser Auftritt ist und bleibt sensationell und gehört für mich zu den packendsten Darbietungen aller Zeiten. Das haut mich jedes Mal aus den Socken. Wahnsinn!
Ja, absolut. Seine großen, ausdrucksstarken Augen machen da aber auch schon fast die halbe Miete.
 

2moulins

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Animiert durch die aktuelle Wiederbelebung der Diskussion um „M“, habe ich mir gestern Abend den Film auch nochmal angesehen(, zumal ich immer wieder gerne auf Material aus meinem Regal zurückgreife und Wiederholungssichtungen bei mir häufiger sind als Erstsichtungen neuer Filme).

Ich besitze das schöne Jubiläums-Mediabook von Universum, eine wirklich beispielhafte, tolle Edition! Jedenfalls machte es Freude, den Film nochmal zu sehen. Fritz Lang hat hier ein Meisterwerk geschaffen. Und die Schluss-Sequenz mit der „Verhandlung“ hat mich wieder nachhaltig beeindruckt, insbesondere natürlich durch die grandiose Darstellung von Peter Lorre. Aber auch ansonsten gibt es viele Faktoren, die mir ausgesprochen gut gefielen, die hier in der Diskussion aber schon alle erwähnt wurden, so dass ich mir Wiederholungen spare.

Fritz Lang war echt ein Genie, wenn man sieht, welche Werke er uns hinterlassen hat. Dabei sollte man aber auch seine Frau, Thea von Harbou, nicht vergessen, die bei seinen Filmen - i.d.R. mit der Verfassung der Drehbücher - maßgeblich beteiligt war. Ihre Rolle in der NS-Zeit war allerdings leider unrühmlich.
Für die Reklame müsste man heute "Dauerwerbesendung" einblenden. :D Von Wrigley Kaugummi, über Zwilling oder Matador oder auch die Mickey Mouse, die schon 2 Jahre nach ihrem Erscheinen in den USA schon ihren Siegeszug nach Europa und Deutschland angetreten hatte. Oder die Kinoplakate von Pabsts Westfront 1918, der wohl während der Dreharbeiten von M in Berlin lief. Ein Zeitdokument, das man nicht hoch genug schätzen kann.
Das ist mir tatsächlich gar nicht aufgefallen. Da hast Du gut aufgepasst. Und beim nächsten Mal muss ich darauf auch mal achten.
Was das angeht, war das auch noch in meiner Kindheit völlig normal. Und auch noch lange danach. Vermissen tue ich es als Nichtraucher aber nicht. :)
Ja - geht mir genauso. Gleichwohl ist es schon krass zu sehen, wie hier gequalmt wird. Da wird ja eine Zigarre nach der anderen angezündet.
 

Die wilde 13

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Ich besitze das schöne Jubiläums-Mediabook von Universum, eine wirklich beispielhafte, tolle Edition!
Ich auch und ich empfehle dir daher dringend, den Audiokommentar und die Doku zum Film noch zu sichten, welche ich mir gestern noch mit Begeisterung reingezogen habe. Und es gibt ja noch mehr auf der Disc, eine wahre Schatzgrube! Sehr informativ, kurzweilig und auch recht spannend, was die Geschichte der Restauration angeht. Da bin ich einfach auch nur dankbar, das es Menschen gibt, die solche Schätze erhalten, komplettieren und für die Nachwelt in bestmöglicher Qualität archivieren.

Das ist mir tatsächlich gar nicht aufgefallen. Da hast Du gut aufgepasst. Und beim nächsten Mal muss ich darauf auch mal achten.
Ja, das war mir vorher auch nicht so aufgefallen. Aber wenn man einmal den ein oder anderen Namen entdeckt hat, dann sieht man immer mehr. Vor allem beim Audikommentar konnte ich dann mehr meinen Fokus auch darauf setzen. Ich lese dann auch immer, was so auf den Litfaßäulen und anderen Plakaten steht. Da kann man dann richtig eintauchen in das damalige Milieu. Da es deutsche Filme sind, macht es natürlich für mich einfacher. In internationalen Produktionen aus jener Zeit habe ich dann leider das Nachsehen.

Gleichwohl ist es schon krass zu sehen, wie hier gequalmt wird.
Ja, heutzutage nur noch vergleichbar mit einem Fussballspiel, wenn die Bengalos brennen. :D
 
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