Das Haus an der Friedhofsmauer

Willy Wonka

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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

Das Haus an der Friedhofsmauer

Man nehme ein verfluchtes Haus, welches nahe an einem alten Friedhof liegt, lässt eine kleine Familie (Vater, Mutter und Sohn) einziehen und derweil setzt sich der Vater noch das Ziel einen obskuren Mord und Selbstmord aufzuklären. Angereichert wird dieses noch mit einem mysteriösen Kindermädchen und einem mysteriösen Mädchen, welches eine Freundschaft zu den kleinen Jungen aufbaut und voilà wir haben einen fertigen Horrorfilm, welcher, wenn man dem Cover der Red Edition glauben schenken darf, ein Meisterwerk von Lucio Fulci sei. Neben der völlig belanglosen Geschichte, welche einfach alle Zutaten des Genres verbindet und daraus rein gar nichts Neues zaubert, kann nicht einmal die Inszenierung Akzente setzten. Fulci ist anscheinend ein Freund des Zoomens, denn ständig zoomt die Kamera an Gegenstände oder Menschen heran und zwar meist mit der gleichen monotonen Art und selbst Großaufnahmen von den Augen wirken nach dem zehnten Mal langsam uninspirierend, denn weder Emotionen noch Atmosphäre entstehen durch die leeren Blicke der Schauspieler.
Allein die Splatterszenen können mit ihrer handgemachten und leicht ekeligen Art überzeugen, aber diese können den Film nicht retten und die Fehler, welcher vorher begangen worden sind, nicht wett machen, da sie für einen Film dieser Gattung auch zu spärlich vorhanden sind. Dass das Tempo eines Films aus dem Jahre 1981 nicht so überschnell ist, wie es der Zuschauer von heutigen Horror- oder Splatterfilme gewöhnt ist, stellt eine gelungene Abwechslung zur aktuellen Sehgewohnheit dar, aber wenn Fulci sich den brutalen Szenen und dem Höhepunkt nur langsam nähert, sollte er wenigstens vorher für genug Atmosphäre sorgen, aber auch dieses gelingt ihm nur in sehr wenigen Szenen, welche im Überblick über den gesamten Film fast gar nicht mehr auffallen werden. Die Tongestaltung ist nicht vollkommen stümperhaft, auch wenn auf ein Potpourri der gängigen Töne zurückgegriffen wird, aber in der Kombination mit der Geschichte und den lustlos Agieren der Schauspieler, kann einfach keine stimmungsvolle Atmosphäre entstehen.

Wer Lust auf einen atmosphärischen Horrorfilm in einem ähnlichen Stile hat, sollte entweder auf Stuart Rosenbergs „Amityville Horror“ oder Stanley Kubricks „Shining“ zurückgreifen.
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

Eine Kritik, der ich eigentlich voll und ganz zustimmen kann. Fulci hat Besseres, aber auch weitaus Schlechteres abgeliefert. Trotzdem mag ich den Film irgendwie, auch wenn ich es nicht plausibel begründen kann. :D
 

Willy Wonka

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Eine Kritik, der ich eigentlich voll und ganz zustimmen kann. Fulci hat Besseres, aber auch weitaus Schlechteres abgeliefert.

Was sind für dich denn die Höhepunkte in seiner Filmographie?

Trotzdem mag ich den Film irgendwie, auch wenn ich es nicht plausibel begründen kann. :D

Das habe ich manchmal bei Filmen auch und ich versuche dann ganz tief in mich zu gehen und mein Geschmack zu analysieren. Meist bin ich aber nachher so schlau wie vorher. :ugly:
 

deadlyfriend

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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

Was sind für dich denn die Höhepunkte in seiner Filmographie?

Der New York Ripper
Don`t torture a duckling
Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies
Ein Zombie hing am Glockenseil
Die Geisterstadt der Zombies
Schizoid

Ob dir da allerdings einer gefallen könnte, ist schwierig einzuschätzen.
 

deadlyfriend

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Eine Kritik, der ich eigentlich voll und ganz zustimmen kann. Fulci hat Besseres, aber auch weitaus Schlechteres abgeliefert. Trotzdem mag ich den Film irgendwie, auch wenn ich es nicht plausibel begründen kann. :D

Das kann ich komplett unterschreiben. Nicht sein Bester aber auch nicht sein Schlechtester. Ich mag ihn ebenfalls sehr gerne, aber da wird es eh mal wieder Zeit für eine Sichtung. Vielleicht kann ich es dann erklären;)
 

Willy Wonka

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deadlyfriend

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Das Haus an der Friedhofsmauer

Man nehme ein verfluchtes Haus, welches nahe an einem alten Friedhof liegt, lässt eine kleine Familie (Vater, Mutter und Sohn) einziehen und derweil setzt sich der Vater noch das Ziel einen obskuren Mord und Selbstmord aufzuklären. Angereichert wird dieses noch mit einem mysteriösen Kindermädchen und einem mysteriösen Mädchen, welches eine Freundschaft zu den kleinen Jungen aufbaut und voilà wir haben einen fertigen Horrorfilm, welcher, wenn man dem Cover der Red Edition glauben schenken darf, ein Meisterwerk von Lucio Fulci sei. Neben der völlig belanglosen Geschichte, welche einfach alle Zutaten des Genres verbindet und daraus rein gar nichts Neues zaubert, kann nicht einmal die Inszenierung Akzente setzten. Fulci ist anscheinend ein Freund des Zoomens, denn ständig zoomt die Kamera an Gegenstände oder Menschen heran und zwar meist mit der gleichen monotonen Art und selbst Großaufnahmen von den Augen wirken nach dem zehnten Mal langsam uninspirierend, denn weder Emotionen noch Atmosphäre entstehen durch die leeren Blicke der Schauspieler.
Allein die Splatterszenen können mit ihrer handgemachten und leicht ekeligen Art überzeugen, aber diese können den Film nicht retten und die Fehler, welcher vorher begangen worden sind, nicht wett machen, da sie für einen Film dieser Gattung auch zu spärlich vorhanden sind. Dass das Tempo eines Films aus dem Jahre 1981 nicht so überschnell ist, wie es der Zuschauer von heutigen Horror- oder Splatterfilme gewöhnt ist, stellt eine gelungene Abwechslung zur aktuellen Sehgewohnheit dar, aber wenn Fulci sich den brutalen Szenen und dem Höhepunkt nur langsam nähert, sollte er wenigstens vorher für genug Atmosphäre sorgen, aber auch dieses gelingt ihm nur in sehr wenigen Szenen, welche im Überblick über den gesamten Film fast gar nicht mehr auffallen werden. Die Tongestaltung ist nicht vollkommen stümperhaft, auch wenn auf ein Potpourri der gängigen Töne zurückgegriffen wird, aber in der Kombination mit der Geschichte und den lustlos Agieren der Schauspieler, kann einfach keine stimmungsvolle Atmosphäre entstehen.

Wer Lust auf einen atmosphärischen Horrorfilm in einem ähnlichen Stile hat, sollte entweder auf Stuart Rosenbergs „Amityville Horror“ oder Stanley Kubricks „Shining“ zurückgreifen.


Ein wenig tust du Fulci übrigens Unrecht. Allerdings hast du mit den Augen Closeups schon eine Art Markenzeichen erkannt, das er immer wieder gerne verwendet hat. :hoch: Fulci war ein Auftragsregisseur der den Ruf hatte für ganz wenig Geld einen Erfolg zu kreieren. Das ist ihm meist gelungen. An die Friedhofsmauer kann ich mich allerdings nicht mehr so gut erinnern. Wen wundert das, es war glaube ich gar keine da:)
Aber ich verstehe völlig wenn jemand mit seinen Arbeiten nicht so richtig warm wird. Man hat ihm oftmals nur ein paar Lire in die Hand gedrückt und gesagt "Mach was draus". Gute Darsteller hat man ihm so gut wie nie finanziert und trotzdem hat er es geschafft einen Kultstatus zu begründen und viele Fans zu gewinnen. Er hat keine Trends gesetzt, sondern wurde eher dafür verwendet auf einen fahrenden Zug aufzusteigen und etwas nachzuliefern. Deshalb findest du in seiner Filmographie alle Arten von Filmen. Komödien, Horror, Zombies, Gialli, Poliziesco etc...Durch seine Filme zwischen 77 und 82 wurde er dann allerdings nur noch auf Splatter reduziert und auch so wahrgenommen.

Die Friedhofsmauer ist auch nicht unbedingt der beste Einstiegsfilm in sein Universum, aber ich könnte dir jetzt auch keinen nennen den man so bezeichnen könnte. Je mehr man aber von ihm kennt, desto mehr bekommt einen Blick dafür. Das heißt das der Film bei dir irgendwann besser da steht, sofern du ein paar Arbeiten von ihm magst. Das ist aber im Jahre 2011 meines Erachtens ein schwieriger Prozess. Aber ich werde mir die "Friedhofsmauer bestimmt bald nochmal ansehen, da du ihn mir durch deine Rezi wieder in Erinnerung gebracht hast. Im Regal steht er ja;)
 

Leatherface

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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

ist zwar schon wieder ein wenig her, aber mir gefiel der Film recht gut. Ich fand auch, daß eine schöne Gruselatmo rüberkam. Auch das Kamera-Augen-Spiel gefiel mir sehr gut:)
 

deadlyfriend

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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

Ich habe ihn mir tatsächlich eben schnell angesehen:D Mir gefällt er immer noch gut, wobei er wirklich nicht zu den stärksten Fulci-Filmen zählt. Es ist Horror-Trash, der auf den Amityville Zug aufgesprungen ist. Nur eben blutiger;) Ich fand die Atmosphäre wieder ziemlich gut, nur das Balg nervte mich manchmal. Schön aber der Kontakt zum Jenseits, der möglicherweise auf "Shining" anspielte. Besser hätte ich es allerdings gefunden, wenn man noch mehr über die Hintergründe des Dr. Freudstein erfahren hätte. Dessen Maske fand ich übrigens ausgezeichnet. Die Geräuschkulisse gefiel mir ebenfalls. Ich kann aber definitiv nachvollziehen, das dem Willy der Film nicht gefällt:)
 

Willy Wonka

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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

Ein wenig tust du Fulci übrigens Unrecht. Allerdings hast du mit den Augen Closeups schon eine Art Markenzeichen erkannt, das er immer wieder gerne verwendet hat. :hoch:

Mal ist es ja auch ganz in Ordnung, aber es war mit dann doch ein wenig zu viel des Guten. Des Weiteren hat er ja auch wirklich oft gezoomt und zwar nicht nur auf die Auge, sondern um die Menschen oder Gegenstände im Großaufnahme zu filmen. Vor allem bei diesem Film wurde mir wieder einmal bewusst, wie unnatürlich ein „Zoom" für die Zuschauer wirkt und wenn er zu häufig vorkommt und nicht bewusst eingesetzt wird, ist das ein störender Faktor.

Fulci war ein Auftragsregisseur der den Ruf hatte für ganz wenig Geld einen Erfolg zu kreieren. Das ist ihm meist gelungen. (...) Man hat ihm oftmals nur ein paar Lire in die Hand gedrückt und gesagt "Mach was draus". Gute Darsteller hat man ihm so gut wie nie finanziert und trotzdem hat er es geschafft einen Kultstatus zu begründen und viele Fans zu gewinnen. Er hat keine Trends gesetzt, sondern wurde eher dafür verwendet auf einen fahrenden Zug aufzusteigen und etwas nachzuliefern. Deshalb findest du in seiner Filmographie alle Arten von Filmen. Komödien, Horror, Zombies, Gialli, Poliziesco etc...Durch seine Filme zwischen 77 und 82 wurde er dann allerdings nur noch auf Splatter reduziert und auch so wahrgenommen.

Über die Hintergründe hatte ich nicht so viel gewusst und mit diesem Wissen wirkt der Film jetzt auch anders, aber dennoch wird er dadurch nicht gut. ;) Ich habe den Namen Fulci auf jeden vorher mit Splatter und Giallo-Filmen assoziiert.

So sieht's aus. Die nicht existente Mauer hat der deutsche "Übersetzer" des Originaltitels gebaut. ;)

Irgendwie habe ich mir so etwas auch schon vor dem Film gedacht und daher war ich auch nicht enttäuscht, dass es keine Friedhofsmauer gab. ;)

Besser hätte ich es allerdings gefunden, wenn man noch mehr über die Hintergründe des Dr. Freudstein erfahren hätte. Dessen Maske fand ich übrigens ausgezeichnet.

Ja, das hätte mir auch besser gefallen. Bei der Maske habe ich mich irgendwie ein wenig an Lord Voldemord erinnert gefühlt.


Misst du eigentlich dem Zitat von Henry James am Ende des Films („Niemand wird je wissen, ob Kinder Monster sind, oder Monster Kinder“) viel Bedeutung bei?
Für mich wirkte es irgendwie unpassend und dadurch sollte der Film gen Ende vielleicht sogar noch eine intellektuelle Note bekommen.
 
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deadlyfriend

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AW: Das Haus an der Friedhofsmauer

Misst du eigentlich dem Zitat von Henry James am Ende des Films („Niemand wird je wissen, ob Kinder Monster sind, oder Monster Kinder“) viel Bedeutung bei?

Nö, fand ich ebenfalls sehr unpassend. Allerdings würde ich da gerne mal wissen ob es im Original auch enthalten ist.

Für mich wirkte es irgendwie unpassend und dadurch sollte der Film gen Ende vielleicht sogar noch eine intellektuelle Note bekommen.


Ich will es doch mal nicht hoffen;)
 

Tarantino1980

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Seit meinem letzten Kommentar aus dem Jahre 2012 habe ich übrigens 2019 „Das Haus an der Friedhofsmauer“ im Rahmen des Terza Visione Festivals als 35mm-Projektion sehen können und dort hat der Film echt viel Spaß gemacht. Das wird vor allem am Setting (Kino, 35mm-Kopie, Einführung, ein Saal voller Fans) gelegen haben und so konnte ich meinen früheren recht negativen Ersteindruck von der DVD-Sichtung des Films revidieren.

Wieder mal ein tolles Beispiel dafür das mache Filme wirklich eine Zweitsichtung benötigen. Kannst Du es vielleicht etwas begründen warum er Dir bei der zweiten Sichtung besser gefallen hat Willy? Lag es nur an der richtigen Atmosphäre? Also das Du ihn im Rahmen eines Festifals im Kino mit den dazu passenden Zuschauern gesehen hast? Oder lag es auch dran das Du zwischen 2011 und 2021 einfach noch viele andere Filme gesehen hast und sich Dein Filmverständnis seitdem natürlich auch geändert hat?

Ich kann nur für mich sprechen, hätte ich diesen Film zu einem früheren Zeitpunkt meiner filmischen Reise gesichtet, ich hätte ihn bestimmt ähnlich schlecht bewertet wie Du es 2011 getan hattest. Aber zum Glück habe ich irgendwann einmal angefangen mich stark vom Mainstream Film zu entfernen um auch in anderen Genres und verschiedensten Jahrzehnten zu wildern um dann zum Glück auch beim italienischen Genre Kino hängen geblieben bin. Sei es nun der Giallo, oder eben auch der Itallo Horror Film, ich mag beides sehr gerne, ich liebe einfach diese Art von Filmen. Sie sind sehr speziell aber bieten mir auch so unendlich viel!

Ich habe mich ja jetzt kürzlich erst mit Mario Bava beschäftigt und wollte jetzt umbedingt auch mit Lucio Fulci genauso verfahren, da ich da auch noch einige Lücken habe. Bisher kenne ich eher seine Gialli, die ich wirklcih gut finde. Aus seiner Horror Epoche kannte ich bisher nur Ein Zombie hing am Glockenseil, den ich aber mega stark finde und zu dem ich ohnehin eine ganz besondere Bindung habe. Der Film ist daran schuld das ich auf Blu-ray umgestiegen bin. Ich hatte mir das Mediabook beim Medienversandt damals vorbestellt und war schon relativ neugierig auf den Film. Zu dem Zeitpunkt kannte ich nur ein paar Gialli, aber wollte ihn auch sehen. Als das Mediabook ankam dachte ich mur nur warum schaust Du ihn Dir auf DVD an wenn Du Dir auch die Blu-ray ansehen könntest. Also bin ich an dem Tag noch spontan noch in den Saturn gefahren und habe mir einen Blu-ray Player geholt. War zwar damals nicht der Beste, aber egal ich konnte den Film in HD genießen. Und daher wusste ich damals schon, das Lucio Fulci definitiv ein Regisseur ist der es nicht nur wert ist das man sich näher mit ihm beschäftigt, sondern mir seine Filme auch gefallen werden. Leider ist er dann wieder etwas aus meinem Fokus verschwunden, was ich aber jetzt unbedingt nachholen muss!

So sieht's aus. Die nicht existente Mauer hat der deutsche "Übersetzer" des Originaltitels gebaut. ;)

Ja leider wieder so ein negatives Beispiel, aber zumindest waren sie hier was näher dran bei dem deutschen Titel, wobei ich auch hier eine fast 1:1 Übersetzung passender gefunde hätte. Quella villa accanto al cimitero (Diese Villa neben dem Friedhof) wäre für mich, hätte man daraus "Die Villa neben dem Friedhof" gemacht, passend gewesen.

Was mir in diesem Bezug auch noch aufgefallen ist der Film ist ja eher bekannt in deutschland unter dem Titel Das Haus an der Friedhofsmauer, auf dem Mediabook von XT und bei der OFDb wird er aber unter dem Titel Das Haus an der Friedhofmauer (also ohne das "s") geführt. Weiß da einer was zu warum das so ist? Ein Druckfehler ist es nicht, da im Internet auch häufiger die Schreibweise ohne s zu finden ist.

Ich habe ihn mir tatsächlich eben schnell angesehen:D Mir gefällt er immer noch gut, wobei er wirklich nicht zu den stärksten Fulci-Filmen zählt. Es ist Horror-Trash, der auf den Amityville Zug aufgesprungen ist. Nur eben blutiger;) Ich fand die Atmosphäre wieder ziemlich gut, nur das Balg nervte mich manchmal. Schön aber der Kontakt zum Jenseits, der möglicherweise auf "Shining" anspielte. Besser hätte ich es allerdings gefunden, wenn man noch mehr über die Hintergründe des Dr. Freudstein erfahren hätte. Dessen Maske fand ich übrigens ausgezeichnet. Die Geräuschkulisse gefiel mir ebenfalls. Ich kann aber definitiv nachvollziehen, das dem Willy der Film nicht gefällt:)

Ich mag den Film sehr, also er hat mich gut abgeholt. Der größte Kritikpunkt ist aber leider die Story insbesondere die Motivation. Warum musste Norman überhaupt den Selbstmord von Dr. Freudstein untersuchen? Und wenn er es schon tun muss, warum muss er dann ausgerechnet mit seiner Familie in dieses Haus einziehen, das ja offenbar schon in der Ecke einen sehr schlechten Ruf hatte. Seine Frau war ja vorher schon psychich angeschlagen und so ein Kleinkind mit dort zu haben war bestimmt für seine Recherche auch nicht sehr hilfreich. Also hier hat man es sich beim Drehbuch meines erachtens unnötig schwer gemacht. Warum hätte man nicht einfach aus Norman z.B. einen Lehrer bzw. Uni Professor gemacht, der seiner Frau zu liebe, die der Hektik der großen Stadt New York nicht mehr gewachsen ist, einfach zum gefallen in eine vermeindlich idylische Kleinstadt zieht um dort in einem schönen großen Haus zu entspannen. Das dieses Haus zum Schnäppchenpreis verkauft wird, liegt auch auf der Hand, so hätte man auch schön im Laufe des Filmes erklären können, indem die Familie mit und mit rausfindet was in dem Haus passiert ist und man halt auch noch etwas mehr Hintergrundwissen über Dr. Freudstein hätte mit einfließen lassen.

Aber wenn man es schafft über die Story hinweg zu sehen, was ja leider hin und wieder im Italo Genrekino notwendig ist, dann wird man mit tollen Bildern und einer tollen Atmosphäre belohnt! Es war für mich übrigens ein sehr extremer Schwenk für mich wieder von Mario Bava, der ja einfach sehr künsterlisch und mit deutlich weniger Gewalt und Blut in seinen Filmen gearbeitet hat, nun wieder einen Film von Lucio Fulci anzusehen, der zumindest in seinen Horror Filmen ja auch einen ordentlichen Anteil an Gore zu bieten hat. Ich mag beide Arten von Horror sehr, sie sind halt nur beide sehr grundverschieden. Was man auf jeden Fall dem Team von Fulci rückwirkend annerkenen muss ist einfach wie toll die Gore Einlagen in dem Film aussahen. Wir sprechen hier über einen Film aus dem Jahr 1981, also weit vor CGI. Alles Handgemacht und mit sicherheit, wie Du ja auch weiter oben erwähnt hast, keine große Hollywood Produktion mit genug Budget. Und dennoch sahen die Gore Einlagen phantastisch aus und das auch immer noh 2021!

Übrigens fand ich das Zitat zum Ende des Filmes auch doof und unpassend. Dafür fand ich aber das Ende sau stark! Ich mag ja Filme die nicht immer mit einem Happy End daher kommen und gerade bei dieser Art von Haunted House Movies war es ja eher häufig so das min. einer des Casts doch überlebte. Auch wenn Fulci in seinem Film hier nicht so weit ging zu zeigen wie der kleine Bob zerstückelt wird - das wäre wohl 1981 zu viel des guten gewesen zu zeigen wie ein Kind so brutal getötet wird -, bin ich mir schon sehr sicher das er es auch nicht lebend aus diesem raus gekommen ist! Es wird dann ja gezeigt wie er mit seiner kleinen Freunidn und deren Mutter dann im Jenseits verschwindet, aber ob das ein Happy End ist wage ich zu bezweifeln. Mich hat das Ende jedenfalls sehr verstörende zurückgelassen was ich halt mag bei solchen Filmen!

Mir hat der Film echt gut gefallen und freue mich jetzt schon auf weitere Lucio Fulci Filme!

Wertung: 9/10
 

Willy Wonka

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Wieder mal ein tolles Beispiel dafür das mache Filme wirklich eine Zweitsichtung benötigen. Kannst Du es vielleicht etwas begründen warum er Dir bei der zweiten Sichtung besser gefallen hat Willy? Lag es nur an der richtigen Atmosphäre? Also das Du ihn im Rahmen eines Festifals im Kino mit den dazu passenden Zuschauern gesehen hast? Oder lag es auch dran das Du zwischen 2011 und 2021 einfach noch viele andere Filme gesehen hast und sich Dein Filmverständnis seitdem natürlich auch geändert hat?

Ganz ehrlich... ich hatte ganz vergessen, dass ich damals tatsächlich zu diesem Film eine Kurzkritik geschrieben habe. Jetzt werde ich langsam echt alt... :ugly:

Ich habe mir meine Kritik gerade noch mal durchgelesen und finde sie immer noch in den meisten Punkten nachvollziehbar. Ich gehe stark davon aus, dass mir der Film damals beim ersten Mal so schlecht gefallen hat, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Also einen richtig guten, spannenden Horrorfilm. Da ich nun wusste, wie ich den Film zu nehmen habe und ihn dann auch noch im Kino mit vielen Fans geschaut habe, war die Grundhaltung eine ganze andere. Der Film hat beim letzten Mal einfach viel Spaß gemacht, aber eben auf eine ironische, komödiantische Art und nicht als ernste Horror-Unterhaltung. Die Story ist weiterhin total schwach und erfüllt alle gängigen Horror-Regeln und die Darsteller sind bei weitem keine Koryphäen auf ihrem Gebiet. Im Vergleich zu vielen anderen Horrorfilmen (u.a. die von mir in der Kritik zitierten „Shining“ und „Amityville Horror“) zieht der Film eindeutig den Kürzeren.

Seit 2011 habe ich bei vielen Filmen die Ungereimtheiten, ihre Eigenwilligkeiten und die teils exzentrischen Inszenierungsweisen schätzen gelernt und selbst handgemachten Splatter-Effekten kann ich heute mehr abgewinnen als vor zehn Jahren. Insgesamt habe ich ein größeres Faible für B-Movies (insbesondere im Western-Gerne) und Trash-Filme entwickelt, wobei ich aber nie zu den Leuten gehöre, die einen Film nur feiern, weil sie angeblich so schlecht seien. Ich mache mich dann auch nicht lustig über die Filme (wie Oliver Kalkofe), sondern versuche jeden Film und die beteiligten Filmschaffenden mit Respekt zu begegnen. Das klingt jetzt total ernst, aber ich habe schon meinen Spaß mit den Filmen und amüsiere mich über die krude Plot-Entwicklungen, seltsame Ideen oder stark übertriebene Schauspieldarstellungen, aber eben nie herablassend, sondern mit freudiger Empathie.
 

Tarantino1980

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Seit 2011 habe bei vielen Filmen die Ungereimtheiten, ihre Eigenwilligkeiten und die teils exzentrischen Inszenierungsweisen schätzen gelernt und selbst handgemachten Splatter-Effekten kann ich heute mehr abgewinnen als vor zehn Jahren.

Das freut mich sehr! Ich schau mir mittlerweile sogar lieber solche Filme mit handgemachten Effekten an als eben aktuelle Horrorfilme wo vielleicht die Effekte realer aussehen, dadrunter aber häufig die originanität und Atmosphäre leiden. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier aber alles in allem kann ich in diesem Genre mittlerweile viel mehr mit Filmen aus den 70ern und 80ern z.B. anfangen oder eben auch aus den 60ern, als mit neueren Horror Filmen.

Insgesamt habe ich ein größeres Faible für B-Movies (insbesondere im Western-Gerne) und Trash-Filme entwickelt, wobei ich aber nie zu den Leuten gehöre, die einen Film nur feiern, weil sie angeblich so schlecht seien. Ich mache mich dann auch nicht lustig über die Filme (wie Oliver Kalkofe), sondern versuche jeden Film und die beteiligten Filmschaffenden mit Respekt zu begegnen. Das klingt jetzt total ernst, aber ich habe schon meinen Spaß mit den Filmen und amüsiere mich über die krude Plot-Entwicklungen, seltsame Ideen oder stark übertriebene Schauspieldarstellungen, aber eben nie herablassend, sondern mit freudiger Empathie.

Das kann ich absolut nachvollziehen, handhabe ich sehr ähnlich. Ich würde mir nie einen Film anschauen nur um mich dann über ihn lustig zu machen. Wenn mir ein Film nicht gefällt dann schalte ich ihn ab bzw. schaue ihn zu ende und bewerte ihn dann einfach demenstprechend schlecht. Aber nur einen Film zu schauen um mich dann bei der Sichtung über irgendwas lustig zu machen, das würde mir keine Freude bereiten.

Ich weiß mittlerweile aber auch welche Genre ich einfach meiden sollte bzw. welche Filme halt nicht mein Fall sind. Ich kann z.B. jeden Verstehen der einen großen Bogen um das italienische Genre Kino macht, weil es halt einfach nicht sein Fall ist. Ich schau mir ja auch keine Bollywood Filme an weil ich genau weiß das sie nicht mein Geschmack sind. Aber auch dieses Genre hat seine Fans und da gibt e mit Sicherheit sehr gute Filme, die halt einfach nur nicht mein Geschmack sind.

Und um hier nochmal den Bogen zu Lucio Fulci zu spannen, es ist wirklich für mich beeindruckend wie dieser Mann, also mit welcher Leidenschaft und unter welchen Bedingungen er Filme gedreht hat. Ich habe es ja z.B. in meiner KK zu Amulett des Bösen erwähnt. Hätte er für diesen Film dasselbe Budget bekommen wie es z.B. Steven Spielberg für den ersten Indiana Jones gehabt hätte, der Film hätte genauso ein Welterfolg werden können, eben nur im Horror Genre. Die Eröffnungssequenz erinnert halt schon etwas an Indy, ohne ihn billig kopiert zu haben. Aber die Atmosphäre und der Look schreien danach und das macht Fulci für mich so faszinierend das er mit sehr wenig immer sehr viel erreicht hat. Und seine Filme sind für mich bisher weit weg von Trash. Für mich sind es echte gute Horror- bzw. Gruselfilme die ich wirklich genossen habe zu sehen!
 
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