AW: Door into Darkness
Door into Darkness
Nach den großen Erfolgen seiner ersten drei Gialli, bekam Dario Argento vom italienischen Sender RAI 1 den Auftrag, etwas Ähnliches für das TV zu konzipieren.
Natürlich nicht zu blutig, aber dennoch nervenaufreibend. Mit Luigi Cozzi zusammen machte er sich ans Werk und lieferte 4 völlig verschiedene Episoden mit knapp 60 Minuten Spieldauer ab. Interessanterweise sollte er dabei darauf achten, das zum damaligen Zeitpunkt, der Sender nur in schwarz/weiß ausstrahlte. Da man aber im Vorfeld an Widerholungen dachte, sollte er trotzdem in Farbe drehen. Dies erwies sich vom Konzept her als gar nicht mal so einfach und man konzentrierte sich erstmal auf die Wirkung in schwarz/weiß, obwohl man Farbfilm nutzte. Deshalb betonen die Regisseure, das man sie sich auch heute noch, besser in s/w ansieht und das durch die Einstellungen am Fernseher regeln soll.
Damals kannte man grundsätzlich von Regisseuren immer nur den Namen, aber nicht wie die Person dahinter aussah. RAI 1 wollte das Argento, ähnlich wie bei "Hitchcock präsentiert", die verschiedenen Filme dem Publikum im Vorfeld ankündigt und einige Dinge dazu anspricht. Da der Sender zu dem Zeitpunkt der einzige ernst zu nehmende in Italien war, erreichte die Serie 30 Millionen Zuschauer und Argento avancierte dadurch fast zu einem Popstar. Jeder kannte jetzt sein Gesicht und für ihn war es ein äußerst seltsames Gefühl.
Lustigerweise eröffnete er auch filmisch die erste Episode selbst, in dem er einen Autofahrer mit Panne spielte und bei den zukünftigen Hauptprotagonisten als Anhalter ins Auto steigt und schon sind wir mitten in der ersten Episode:
Der Nachbar
Ein Pärchen bezieht mit einem kleinen Baby die erste gemeinsame Wohnung. Noch ist die Wohnung leer und auch der Strom geht noch nicht. Die Möbel sollen erst am nächsten Morgen kommen, weshalb man sich erstmal behelfsmäßig für die Nacht einrichtet. Sie entdecken einen immer größer werdenden Fleck an der Decke und beschließen in der Wohnung über ihnen, mal nachzusehen. Dort entdecken sie grauenvolle Dinge...........
Die erste Episode drehte Luigi Cozzi, der hier ein spannungsgeladenes Terrorfilmchen abliefert, das es in sich hat. Die Spannung ist sehr hoch und durch einige geschickte Einfälle, kommt keine Langeweile auf. Durch die kurze Spieldauer ist mächtig Tempo drin, wobei trotzdem alles sehr ruhig und subtil fotografiert wurde. Das war bestimmt mächtig aufregend für das damalige Fernsehpublikum, weshalb die Serie schon zu Beginn ein großer Erfolg werden musste.
Die Straßenbahn
Der erste Beitrag von Argento geht dann auch direkt wieder ein Richtung Giallo.
In einer Straßenbahn wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Die Untersuchungen ergeben, das der Mord wohl während der Fahrt verübt wurde. Merkwürdigerweise hat niemand von den übrigen Fahrgästen etwas bemerkt. Kommissar Giordani versucht die Fahrt nachzustellen, in dem er alle Fahrgäste des Abends einlädt und sie an die gleichen Plätze setzt.
Hier gibt es dann sogar einen Killer mit schwarzen Handschuhen, was zum kompletten Film hervorragend passt. Die komplette Szenerie wollte er nämlich damals schon in "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" unterbringen, was aber fallen gelassen wurde, da sonst die Spieldauer überschritten worden wäre. Da ihm das aber so gut gefiel, griff er die Idee wieder auf und baute sie kurzerhand zu einem abgeschlossenen Fernsehkrimi um.
Die Episode gefiel mir ebenfalls sehr sehr gut. Natürlich weil vor allem im letzten Drittel richtiges Giallo-Feeling aufkommt, aber auch weil mir der Plot gefällt. Dazu die Regie von Argento, bei der man seine Handschrift sofort erkennt.
Augenzeuge
Eine junge Frau befindet sich mit dem Auto auf dem Heimweg, als ihr plötzlich jemand vor das Fahrzeug läuft und zusammenbricht. Sie hält an und stellt fest das sie nicht von ihr angefahren wurde sondern ermordet wurde. In diesem Moment entdeckt sie den Killer und flieht panisch in den nächsten Ort um die Polizei zu rufen. Als sie mit den Beamten an den Tatort zurückkehrt, ist weder eine Leiche noch die Spur eines Verbrechens zu finden..........
Auch die dritte Episode überzeugt voll und ganz. Allerdings führte zu Beginn Roberto Pariante die Regie. Als Argento das Material sah, war er absolut unzufrieden und beschloß alles neu zu drehen. Da allerdings nicht mehr viel Zeit übrig war, teilte er sich die Arbeit mit Luigi Cozzi. Da ich die Urfassung nicht kenne, kann ich nicht behaupten das das die richtige Entscheidung war, aber das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Der Plot ist durchaus interessant und das Verwirrspiel ob es einen Mord gab oder die junge Dame langsam aber sicher verrückt wird, ist sehr gut aufgelöst. Damit bleibt das Niveau der Serie absolut erhalten.
Die Puppe
In der örtlichen Psychatrie kam es zu einem Ausbruch. Die Polizei ermittelt fieberhaft, um die Person schnellstens wieder zurückzubringen. Gleichzeitig läuft ein seltsamer Mann durch die Strassen, der jungen Frauen nachsteigt. Ist er eventuell der ehemalige Insasse?
Bei der letzten Episode nahm Mario Foglietti auf dem Regiestuhl Platz. Ob es daran lag, das die Episode mit den anderen nicht mithalten kann, vermag ich nicht zu sagen. Die Episode ist durchweg gut konzipiert und auch vom Stil her einwandfrei. Nur nach der Auflösung erhält das Ganze einen seltsamen Beigeschmack und kann irgendwie nicht vernünftig zünden. Man ahnt natürlich die Auflösung, aber man kann sich nicht erklären wie man das vernünftig rüberbringen wird. Hat man dann auch nicht, weshalb es ein wenig Schade um die Episode ist.
Fazit: "Door into Darkness" ist in jedem Fall eine tolle Angelegenheit. Allerdings wohl eher nur für Fans des italienischen Genrekinos oder Argento-Fetischisten. Nicht zuletzt deswegen, da die TV Serie in Deutschland nie synchronisert wurde und man sie sich nur im italienischen O-Ton mit Untertiteln anschauen kann. Diese Tatsache dürfte aber das normale Publikum von vornerein ausschließen. Die wenigen Interessierten, sollten aber in jedem Fall mal einen Blick riskieren. Natürlich muss man im Hinterkopf behalten, das es sich hier nicht um Kinofilme, sondern um schmal budgetierte Fernsehunterhaltung handelt. Wenn man aber damit keine Probleme hat, bekommt man für sein Geld wirklich tolle Unterhaltung.