AW: Giallo
Endlich habe ich ihn auch gesehen und auch hier kann ich nur sagen das ich begeistert bin. Natürlich kann er mit den alten Giallo-Meisterwerken von Argento nicht mithalten, aber ich denke das ist auch unmöglich da sie so genial sind. Für mich ist Giallo ein "moderner" Giallo. In einer Hinsicht ist es ein Thriller, aber aus meiner Sicht ist die Atmosphäre einem Giallo sehr ähnlich. Es handelt sich um junge hübsche Frauen, die Tatwaffe ist oft ein Messer und der Spannungsbogen ist sehr hoch. Was natürlich gegen den klassichen Giallo spricht ist die Tatsache das man den Mörder schon sehr früh zu gesicht bekommt, man im Grunde kaum Morde zu sehen bekommt und wenn diese natürlich nicht so "künstlerich" in Szene gesetzt wurden wie in früheren Werken.
Für mich ist Giallo Argentos Versuch einen klassichen Giallo mit einem mordernen Thriller zu verbinden, was ihm meiner Meinung nach sehr gut gelungen ist!
Dafür hat er aber visuell einiges zu bieten. Die typischen Kamerafahrten kommen diesmal zwar nicht zum Zuge, aber dafür sind die Schauplätze hervorragend ausgewählt und auch in Szene gesetzt. In vielen Einstellungen kommt richtiges Argento-Feeling auf. Sei es die Oper zu Beginn oder die Ausblicke aus dem Taxi, man fühlt sich an vergangene Zeiten erinnert.
Genau das hat mich an dem Film auch sehr begeistert. Die Schaupätze in Turin, die Sets, wie z.B. das Büro von Enzo oder die Wohnung des Killers, einfach nur sehr stimmig! Die Oper natürlich auch . Also hier merkt man schon das Argento seinen Fans noch immer so einiges bieten kann!
Adrien Brody spielt die Rolle des depressiv und desillusionierten Cop absolut klasse. Was viele ihm als langweilige Darbietung ankreiden, passt optimal zu seiner Figur. Ketterauchend wie Bogart, nimmt er jeden Rückschlag als gegeben hin und verfällt kaum in emotionale Ausbrüche.
Ich fand seine Darstellung auch alles andere als langweilig. Er spielte die Rolle des Enzo absolut glaubwürdig. Bei der Vergangenheit wäre es einfach unglaubwüridig gewesen hätten wir es hier mit einem "Mr. Charmining" zu tun der neben den Ermittlungen noch Zeit finden würde mit der Schwester zu flirten. Genau deshalb fand ich die Szene auch sehr gut und glaubhaft, als er ihr Angebot abgelehnt hat und Gegangen ist. Es war nicht nur, aus beruflicher Sicht, professionell, sondern auch bei seiner Vergangenheit Glaubhaft das er in dem Moment einfach nicht anders konnte als zu gehen!
Musikalisch hat er diesmal mit Marco Werba und dem bulgarischen Symphonieorchester zusammengarbeitet, was einen äußerst stimmigen Score zur Folge hatte. Nichts was man nach dem Film noch stundenlang im Kopf hätte, aber trotzdem sehr passend. Leider findet man im Abspann die wenigen normalen Songs nicht erwähnt, da ich an einigen davon starkes Interesse hätte. Die waren nämlich sehr sehr gut.
Den Score empfand ich auch als sehr stark. Er passte sehr gut und untermalte die düstere Grundstimmung des Films! Also auch hier kann ich nur sagen das Argento wieder eine gute Wahl bei der Wahl seiner musikalischen Mitstreiter bewiesen hat!
Dario Argento ist mit "Giallo" ein starker Thriller gelungen, der jetzt an seine Meisterwerke nicht heranreicht, aber weit entfernt von einem schlechten Film ist. Vielleicht etwas zu sehr mit der amerikanischen Serienkillerthematik verwachsen, als mit seinen eigenen Wurzeln, aber dafür punktet er in seiner Umsetzung. Keine hektischen Einlagen und kein Actionfeuerwerk. Eher das Tempo das man von "Sleepless" kennt und wo wir schonmal dabei sind, kann man auch erwähnen dass das der stärkste Film seit "Non ho sonno" von ihm ist.
Ich kann auch nicht verstehen warum der Film, auch in den Argento Fan Reihen, so zerrissen wird! Es ist so wie Du es so schön umschrieben hast. Es ist ein sehr scöner Thriller ohne hektische Einlagen und ohne großes Actionfeuerwerk. Der Cast war gut gewählt, die Schaupätze und Sets waren genial und der Score trägt zum schönen Gesamtbild bei. Ich habe allerdings einen kleinen Kritikpunkt, allerdings ist das wohl eher mein persönlicher Geschmack. Ich persönlich hätte die letzte Szene im Parkhaus weggelassen. Es wäre dann zwar kein "Happy End" gewesen, aber es wäre für mich so ein richtig schöner Tiefschlag in die Magengend gewesen, den ich bei Thrillern so sehr mag. Natürlich wünscht sich das Publikum eher ein Happy End, was wohl auch der Grund für Argentos letzte Szene des Filmes war, aber ich hätte das Ende einfach perfekt gefunden wenn nach der kurzen Blende, nachdem Enzo den Tatort verlassen hat, nichts mehr gekommen wäre. Die Ungewissheit ob das letzte Opfer überhaupt noch lebt und wenn ja ob sie rechtzeitig gefunden würde, das wäre für mich, für diesen Film das perfekte Ende gewesen. Aber wahrscheinlich, um den Film etwas massenkompatibler zu gestalten, halt Argento das tatsächliche Ende gewählt. Aber auch so ein sehr guter Film!
Wertung:
8.5/10