AW: Hans im Glück
Hans im Glück
Hans hat gerade freiwillig vier Jahre bei der Bundeswehr absolviert und kommt jetzt wieder nach Berlin zu seiner Mutter. Das verdiente Geld will ausgegeben werden und auch sonst hat er große Zukunftspläne, denn er plant sich selbstständig zu machen mit der Eröffnung einer Kneipe.
Jürgen Prochnow mimt Hans als einen wahren Macho, welcher während des gesamten Films nur quatscht, Bier trinkt und rumvögelt. Es scheint schon sehr verwunderlich, dass die Sender ARD, SFB und ORF diesen Film in dieser Form so unterstützt haben und ihn schließlich ausgestrahlt haben. Denn neben der Freizügigkeit ist die Figur des Hans konträr zu den gesellschaftlichen Umbrüchen, denn im Film ist kein Feminismus zu finden und auch die Frauen werden zum Teil noch sehr naiv dargestellt. Das Rollenbild des Mannes und der Frau scheinen noch intakt zu sein, auch wenn es möglicherweise nur im Blickwinkel des Hauptcharakters der Fall ist.
Der Hauptcharakter kann mit folgenden Nomen und Adjektiven sehr treffend beschrieben werden: Angeber, Schürzenjäger, egozentrisch, selbstverliebt, narzisstisch, notorischer Lügner und mit zahlreiche weiteren Begriffen. Er lungert in Kneipen rum, „arbeitet“ mit einem Freund zusammen, wobei er mit den Kunden quatscht und sein Kollege arbeiten muss und „reißt“ eine Frau nach der anderen auf. Das einzige was er noch lieber mag als Sex ist das Reden über Sex.
Dennoch wird der Film merkwürdigerweise nicht langweilig, was daran liegen könnte, dass der Zuschauer nur darauf wartet bis Hans sich - auf gut Deutsch gesagt - auf die Schnauze legt mit seinen vielen Sprüchen und Prahlereien.
Wolfgang Petersen bezeichnet diesen Film heute als ziemlich peinlich und wenn sich ein Mann heute noch so verhalten würde, gehöre er wegersperrt*. Ob dieser Film weggesperrt werden sollte, mag ich noch zu bezweifeln, denn er zeigt eindrucksvoll, was die Sender damals für merkwürdige Filme in Auftrag gegeben haben, wobei Petersen und Prochnow das Drehbuch sehr frisiert haben, was sehr viel Verwirrung bei den Sendern auslöste.
Der Film zeigt weiterhin in was für eine Desillusion manche Männer gelebt haben, welche den Feminismus wahrscheinlich nur belächelt haben. Ein kleines Stück deutscher Fernsehgeschichte, welches handlungstechnisch einfach nur schlecht war und irgendwie nur provozieren wollte.
*Booklet von der Wolfgang Petersen Film Collection