Stellenweise Glatteis

Willy Wonka

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AW: Stellenweise Glatteis

Stellenweise Glatteis

„Stellenweise Glatteis“ basiert auf dem Roman von Max von der Grün und besitzt Ähnlichkeit mit Petersens vorherigen Film „Die Stadt im Tal“, da die Geschichte wieder von der Bürokratie Deutschlands handelt und wie diese von Unternehmen und Gewerkschaften ausgelegt wird. Doch im Gegensatz zu „Die Stadt im Tal“ erzählt der neue Film die Geschichte hauptsächlich aus der Perspektive eines Menschen.
Karl Maiwald arbeitet in einem Unternehmen, welches dafür zuständig ist andere Firmen und auch Krankenhäuser mit Gas zu versorgen. Nach dem er zu seinem Chef vorgeladen wird, um einen Bonus zu kassieren, fällt ihm etwas Vorraum des Büros auf. Die Sprechanlage der kompletten Firma wird auch zum Abhören der Mitarbeiter missbraucht. Schockiert von diesem Skandal versucht er dieses publik zu machen, aber er benötigt Beweise und er muss die Mitarbeiter mobilisieren können.
Das bildet die Grundlage für einen spannenden Film, welcher für den Zuschauer stets greifbar bleibt durch die realistischen und nachvollziehbaren Handlungen von Karl Maiwald, welcher sehr gut von Günter Lamprecht („Berlin Alexanderplatz“) gespielt wird. Wieder einmal konnte Petersen einen Fernsehfilm drehen mit einem sehr brisanten Thema. So brisant, dass das ZDF diesen Film nicht weiter unterstützt hat – im Gegensatz zum WDR. Auch ist es wie schon in „Smog“ ein Thema, welches uns heute noch in anderer Form beschäftigt.
Die Geschichte ist sozusagen seiner Zeit schon voraus gewesen und dieses wurde erst vor kurzem durch den Skandal von Lidl, welche ihre Mitarbeiter ausspioniert haben, noch einmal sehr dick unterstrichen. Dieses Mal konzentriert sich der Film nicht auf juristische Feinheiten und die Bürokratie im Detail, sondern vor allem stehen die Figuren im Vordergrund und zum Glück sind es nicht so viele Charaktere wie in „Die Stadt im Tal“, welche dem Film maßgeblich geschadet haben.
Nebenbei schneidet der Film auch noch das Thema der Ausländerfeindlichkeit an, was nicht vertieft wird, aber immer wieder betont wird, sodass ein realistisches Bild des Jahres 1975 eingefangen wird. Der Film zeigt nicht das übliche Bild der 70er Jahre, welches ständig und überall propagiert wird (freie Liebe, Disco etc.), sondern zeigt auch eine Welt, welche im Wandel ist und es werden nicht einfach die Klischees der 70er Jahre übernommen (wie es vor allem heutige Filme machen, welche in dieser Zeit angesiedelt sind). Natürlich gibt es bestimmte Dinge, welche immer im Zusammenhang mit dieser Dekade gebracht werden, aber eine ganze Dekade sollte niemals auf nur zwei oder drei Details charakterisiert werden.
In der Gegenüberstellung mit „Anna und Totó“ wird das Thema von Ausländern auch noch deutlicher gemacht durch die Parolen der Arbeiterschicht (nicht abwertend gemeint, auch wenn der Begriff vorbelastet ist) und unter anderem durch eine Unterschriftenaktion. Auch wird die Kriminalität von Ausländern aufgegriffen, wobei der Film nicht eine klare Stellung bezieht so wie auch Karl Maiwald im Film. In „Anna und Totó“ wurde das Thema leiser und ruhiger angegangen und der Unmut gegenüber dem Italiener wurde vor allem hinter seinem Rücken geäußert, wobei es selbst ihm irgendwann offensichtlich wurde. Der Grad der Feindseligkeit ist fühlbar gestiegen und für mich ist interessant, ob Petersen dieses Motiv auch in seinen späteren Filmen noch einmal aufgegriffen hat.

Wer sich an die Optik, den Aufbau und der formalen Inszenierung eines deutschen Fernsehfilms gewöhnen kann, wird bei diesem Film gut unterhalten. Alle anderen sollten vielleicht diesen Film einfach weiterhin meiden.
 
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