Blutrot
Eins vorweg: der Originaltitel lautet „Red“, der deutsche Titel „Blutrot“ ist mal wieder ziemlich daneben.
Avery Ludlow, dessen Frau vor einigen Jahren gestorben ist, lebt zusammen mit seinem Hund Red in einer recht langweiligen Kleinstadt. Während eines Angelausfluges am nahegelegenen See wird er von drei Jugendlichen angesprochen. Einer von ihnen trägt ein Gewehr bei sich und begründet das mit der Behauptung, zum Jagen in den Wald gekommen zu sein. Nach einem kurzen Wortwechsel wird aber schnell klar, dass es die Jugendlichen auf den Inhalt von Ludlows Geldbörse abgesehen haben. Dieser bietet bereitwillig sein gesamtes Bargeld an – ca. 30 Dollar, die sich in seinem Truck befinden. Wenig begeistert von der geringen Summe und dem besonnenen, defensiven Verhalten seines Opfers hebt Danny McCormack sein Gewehr und erschießt Ludlows Hund Red...
Wer jetzt einen reinrassigen Rachefilm erwartet, wird möglicherweise enttäuscht werden. Ludlows Kampf für Gerechtigkeit wird überwiegend langsam und unaufgeregt erzählt. Die wenig originelle Geschichte (basierend auf einem Roman von Jack Ketchum) wirkt aber gerade aus diesem Grund erschreckend realistisch. Leider werden die guten Ansätze durch die gnadenlos klischeehaften Charaktere ziemlich zerstört, die Gut/Böse-Einordnung ist viel zu oberflächlich und offensichtlich. Dazu kommt eine mehr als krude Geschichte über Ludlows eigene Söhne, die ebenfalls unter dieses Gut/Böse-Schema fallen. Dass der „böse“ Sohn dann gleich den eigenen Bruder sowie die Mutter getötet haben soll, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Diese Story und die letzten Szenen (über die ich selbstverständlich kein Wort verliere) haben bei mir einen schalen Nachgeschmack hinterlassen, der die Wertung für diesen streckenweise echt gelungenen Film weit nach unten zieht.
Die darstellerischen Leistungen sind überwiegend solide, Brian Cox als Avery Ludlow ist sehenswert. Zwei Kurzauftritte haben Amanda Plummer und Robert Englund als White Trash-Ehepaar – da hätte ich mir etwas mehr Screentime gewünscht.
Fazit: ein handwerklich gelungener Film mit zwiespältiger Aussage, die jeder Zuschauer, je nach eigenem Standpunkt, anders interpretieren dürfte.
6/10 Punkte