Antichrist

kelte

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Antichrist
Es heißt, das ein Vater oder eine Mutter nie das eigene Kind überleben sollten. Das die von Gott gegebene Liebe, die man diesem Leben gab, in eine dunkle Welt getaucht wird. Noch schlimmer ist es, in einem Moment sein Kind zu überleben in der man sich der wohl grössten menschlich gegebenen Genusssucht unterwirft und dabei alles um sich herum vergisst.
Lars von Trier läd ein, in diese Welt zu blicken. Was bei anderen Filmemacher als Stilmittel lächerlich wirkt, ist bei Trier ein 5 Tonnen Hammerschlag ins Gehirn. Er zeigt in aller Deutlichkeit Penetrationsszenen während nicht unweit ein Menschlein in sein Verderben stürzt. Hier ist das Bild,- das Gezeigte die Kunst. Protagonisten sind Teile des Bildes und man wähnt sich in einer Schaffensphase von Hieronymus Bosch. Hier geht es um den schwarzen Prinzen und nicht um eine schockierent, popkulturelle Schockmetapher um den Namen zu untermauern der auf Eitelkeit hört. Das hat Trier nicht nötig, denn in nur einer visuellen Einstellung steckt mehr Poesie und Kraft als in manch anderem abgefeierten Werk. Denn Filme von Trier kann man nicht feiern oder "lieben" aber man würde sie vermissen, würden sie einst mal fehlen.
Antichrist ist ein reißerischer Name für eine Negation. Man verbindet die Hölle damit,- etwas Böses. Und der Film ist Böse. Sein Inhalt bezieht sich auf das Universelle,- wo ein Gott ist auch ein Satan. Wo die Liebe einst blühte hinterlässt Satan verbrannte Erde. Aber man muss nicht an die kirchlischen Begriffe glauben,- denn das was Trier präsentiert ist ebenso Real im Machbaren oder im Sein wie aber auch Abstrakt in der Handlung.
Ist das der Grund warum Trier sich in die Wälder von Nordrhein Westfalen verschanzte, jenen Wäldern die auch Bosch durchwanderte?
Trier hat die Themen Depression, Schuld, Sühne wie auch Fleischeslust in eine einsame Waldhütte isoliert und drehte mit aller Konsequenz, ohne Zugeständnis oder Stottern einen cineastischen Hassbatzen runter der mich Nackt zurückließ...fast schon frierend. Selten und wertvoll ist so ein Erlebnis, da so Filme eben so selten sind wie solch ein Filmemacher! Hut ab und Gute Besserung
10/10
 

Despair

Filmvisionaer
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AW: Antichrist

Das klingt doch mehr als vielversprechend. Scheint, als hätte sich der gute Lars mal wieder selbst übertroffen (obwohl er sicher behaupten würde, das würde garnicht gehen :D). Erstklassige Kritik, kelte. :hoch:

http://www.ofdb.de/film/172590,AntichristDenn Filme von Trier kann man nicht feiern oder "lieben" aber man würde sie vermissen, würden sie einst mal fehlen.

Diesen Satz unterschreibe ich sofort!
 

kelte

Filmvisionaer
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AW: Antichrist

ich musste oft an einen Vergleich mit Lynch denken. Lynch drehte mit Inland Empire den kampf mit seinen Dämonen. Das was Lynch macht ist zweifelsohne eine Klasse für sich und seine Werke darf man eigentlich nicht mit anderen vergleichen. Lynch war zuerst da, kommt aus der Malerei und ist ein Weltenwanderer.
Trier ist Radikaler ohne dabei erkennen zu lassen, das er etwas zwingend übertrumpfen will. Trier ist so wie er ist. Ebenso Lynch. Ich bin dankbar das es mutige Produzenten gibt die diese Nische bedienen. Was auch immer der Regisseur in seinem Werk erkennt, er lässt ebenso Spielraum zu für den Zuschauer, in ein dunkles Licht zu tauchen das Natürlich nicht jeder erkennen vermag.
Ich würde auch niemals hergehen und behaupten, das jemand der so Filme bescheuert findet oder denkt man selber interpretiere zuviel rein, das dieser keine Ahnung hat. Jeder Mensch ist nunmal für verschiedene Künste empfangbar. Der eine mag den Groschenroman, andere wiederum gehobenere, wenn auch triviale Kost und dann kommen wir zu den Denkern im Universum wo es auch wieder zig Wege gibt. Die dunkelsten sind mir dabei die liebsten den aus einer Dunkelheit erkennt man viel mehr was im Licht sich abspielt. Nur sollte dieses Schwarz nicht abfärben und man den Humor nicht verlieren.
Trier jedoch wühlt in aller Konsequenz auf dem Grund eines Meeres der Verdammten. Ein cineastischer Gigant für mich!
 

Die wilde 13

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AW: Antichrist

Zu meiner Schande muss ich gestehen,das ich mich an Lars von Trier irgendwie noch nicht rangetraut habe,obwohl ich denke,das mir seine Filme gefallen werden,auf welche Art auch immer.
Breaking the Waves,Geister oder auch Dancer in the Dark habe ich schon so oft in den Händen gehabt,aber dann doch immer was anderes gekauft.:o Da ist irgendwo bei mir eine Schwelle,die ich noch überwinden muss.
Deine tolle Kritik,lieber kelte, zu Antichrist wird mir da sicher helfen um mich diesem Regisseur bald zu öffnen.Ich bin sehr gespannt.....
 

kelte

Filmvisionaer
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AW: Antichrist

immer aber daran denken,- Trier ist kein konventioneller Regisseur und teilweise sogar happiger zu verdauen als ein Lynch, da Trier wesentlich radikaler vorgeht!
Ich behaupte mal das gezeigte in Antichrist, damit meine ich nicht die Penetrationsszenen, sind radikaler kaum zu filmen
 

Die wilde 13

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AW: Antichrist

immer aber daran denken,- Trier ist kein konventioneller Regisseur und teilweise sogar happiger zu verdauen als ein Lynch, da Trier wesentlich radikaler vorgeht!
Ich behaupte mal das gezeigte in Antichrist, damit meine ich nicht die Penetrationsszenen, sind radikaler kaum zu filmen
Danke für die Warnung. ;) Aber ich bin mir dessen durchaus bewusst,denn nicht ohne Grund habe ich bisher die Finger von von Trier gelassen obwohl mich der reine Inhalt seiner Filme überaus anspricht.Vielleicht habe ich einfach nur Muffe,enttäuscht zu werden...
 

ma(c)festus

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Antichrist

Antichrist wird sicher nicht vielen gefallen,es ist ein Film der Kontroversen,und ein Film der sich diesen Kontroversen auch völlig bewusst ist.Dabei hält Lars von Trier nichts von Kompromissen,sondern geht in die Vollen,und dieser Ansatz geht eben an die Nieren,und mit seinen psychologischen Verschlingungen inklusiver extrem brutalen und pornographischen Szenen.Antichrist wird nicht im herkömmlichen Sinn gefallen,aber der Film kann unter die Haut gehen und verstören.Es bleibt lediglich beim jedem überlassen ob er das auch will.Durchzogen wird der Film von einer Aura des Bösen,krankhafte Charakter haftet dem Film auch in jeder Sekunde an,und man hat hier wirklich das Gefühl in der abgründigen Gedankenwelt eines psychisch nicht gerade gesunden Menschens herumzuwandern.Der Film ist in 6 Kapitel eingeteilt:Prolog,Trauer,Schmerz,Verzweiflung,Die drei Bettler und Epilog.
Der Prolog ein Meisterwerk,und auch gleich die inszenatorische Aufdringlichkeit des Films in die Auslage stellt.Gedreht wurde der Prolog wie der Epilog in schwarzweiß in Zeitlupe und wird mit Lascia ch'io pianga unterlegt.Denn ein wesentlicher Aspekt von Antichrist dreht sich um die schaurige Brutalität der Natur,den die Natur kennt keine Gnade.Was hier auch durch Bilder eines Rehs , dass eine Totgeburt mit sich herumträgt,einen Fuchs der sich selbst ausfriest , oder ein Vogelbaby das aus dem Nest fällt,und von seiner Mutter gefressen wird . Denn diese Bilder sind nicht nur eine treffende Reflexion der Handlung,sie zeigen die Natur als einen wüsten Ort,und da die Menschen nun einmal Teil der Natur sind.Ähnlich roh und brutal werden auch die Sexszenen gezeigt.In diesen Szenen ist keine Ästhetik,und schon gar keine Erotik zu erkennen. Es herrscht lediglich die Brutalität der Natur und eine spürbare Verzweiflung,die sich in Sex manifestiert.Für das Ehepaar scheint es der einzige Ausweg zu sein, doch stattdessen steuern sie mit Vollgas auf eine Katastrophe zu, aus der es kein Entrinnen gibt.Besonders im letzten Teil Die drei Bettler erreicht der Film dabei eine Brutalität die manchen Horrorfilm in ihre Schranken weist.Antichrist schockiert mit seiner Gewalt und stößt in andere Dimensionen vor,der viel Freiraum für Interpretationen läßt , dass hataber damit zutun mit welcher Konsequenz Lars von Trier den Horror zeigt,und wie er zunächst durch atmosphärische Gruselbilder,und schließlich durch explizite Sex- und Gewalt -szenen verstört und aufrührt.Das alles beinhaltet natürlich Provokationen und Tabubrüche,erfüllen den Zweck das Publikum zu verstören,aufzurütteln und zu schockieren das wirklich unter die Haut geht und auf höchst unangenehme Weise berührt.Viele Szenen in Antichrist sind so dermaßen unangenehm,dass einen ein kalter Schauer über den Rücken laufen wird.Die expliziten,brutalen und ver -störenden Sexszenen werden dabei bei vielen ganz oben auf der Liste stehen, doch auch ansonsten bietet Antichrist eine visuelle Härte,die an die Nieren geht . Die Darsteller der Film fast ausschließlich aus Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg besteht,und diese beiden spielen sich förmlich die Seele aus den Leib und zeigen Schauspielkunst auf höchstem Niveau,besonders Charlotte Gainsbourg erreicht eine Dimension die beängstigend ist,und nicht zu vergessen natürlich die Natur,die in ihrer Dunkelheit schon fast eine eigene,tragende Rolle spielt.

Wertung: 9,5 / 10 Punkten
 
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Russel Faraday

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Antichrist

soeben gesehen, hier meine zwei pfennige:

neben den beeindruckenden darstellerleistungen dieses zwei-personen-films fällt vor allem die uneigenständigkeit von Triers auf: "antichrist" sieht aus wie ein Tarkowski (hat mich nicht gewundert, dessen namen vor'm abspann zu lesen... die widmung als rechtfertigung? ;)), klingt wie ein Lynch, seziert ein problem wie Bergman und wandelt sich im letzten viertel zu irgendwas zwischen "Misery" und "haute tension".

das ist zwar alles gut gemeint und tritt dem zuschauer im quälenden finale auch gehörig in den magen (oder haut ihm einen schleifstein in die miwongs), hinterläßt aber keinen bleibenden eindruck, da sich der film nicht entscheiden kann, was er nun eigentlich sein will: ein psychodrama mit derber holzhammer-psychologie (bei einigen der therapeutischen sprüche von Willem Defoe hätte nur noch ein "chaka! du schaffst es!" gefehlt) oder doch nur ein provozierender gewaltporno, mit entsprechenden sexszenen angereichert, die glücklicherweise keinerlei voyeurismus bedienen (wenigstens diese peinlichkeit hat sich von Trier ausgespart).

dank des wirklich herausragenden darstellergespanns Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe und der mehr als gelungenen, aber eben komplett bei Tarkowski geklauten (manche einstellungen sind mehr oder weniger 1:1 aus dessen "der spiegel" übernommen), optik und wenigstens einem schockmoment (ich sag nur: fuchs) ist der film durchaus ansehbar geworden, für mich aber keinesfalls das überall propagierte meisterwerk, dafür fehlt es ihm einfach an originalität. ==> 6/10
 
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Die wilde 13

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Antichrist

Lars von Trier hatte vor und während dem Dreh Depressionen. Lässt das den Schluss zu,das man Antichrist erst dann verstehen kann,wenn auch der geneigte Zuschauer ähnliche Seelenqualen hat(te) ?
Ein ganz klares Nein,denn über weite Strecken kann man die Gefühlswelt der beiden Protagonisten (zu deren Leistung ich meinen Hut ziehe) nachvollziehen.Auf der einen Seite der Mann,der in der ersten Hälfte die Zügel in der Hand hält und die Frau als das schwache und verletzliche Wesen ansieht.Das dem nicht so ist,erfährt man in drastischen Bildern in der zweiten Hälfte.Die Frau sieht sich hier als die dominante oder besser gesagt als die böse Seite der Geschlechter.Doch beide sind ein Teil der Natur und die Natur ist "der Garten Satans".Die Natur ist grausam,unmoralisch und extrem gewissenlos.Reh,Fuchs und Krähe können das bestätigen.... .
Das von Trier dieses in teils wundervollen Bildkompositionen (Prolog !!) und teils in provozierend brutale Szenen erzählt ist bestimmt nicht jedermanns Sache.Aber diese nicht alltägliche Herangehensweise ist dermaßen faszinierend,das man das Gesehene und Gesprochene so schnell nicht vergisst.
Gewiss habe ich (noch) nicht alles verstanden,z.B. warum die Frau ihrem Sohn absichtlich die Schuhe verkehrt anzieht (weil er ein "Mann" ist ?),aber da arbeite ich noch dran.

8/10
 
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Evil_Gonzo

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AW: Antichrist

der Film ist großartig. Den beiden Hauptdarstellern habe ich sehr gerne zugesehen und vor allem auch zugehört. Ein Film der bei dem Zuschauer im Gedächtnis bleibt. Diese düstere Atmosphäre fand ich großartig und absolut passend. Das mit den Schuhen habe ich auch noch nicht so ganz verstanden, vielleicht hat jemand ja eine Vermutung.
Trier rockt, 9/10 Punkte
 

Leatherface

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AW: Antichrist

wenn Kindern, die sich ja noch in der Wachstumsphase befinden, Schuhe falsch angezogen werde, zieht das wohl Missbildungen an den Füßen nach sich.

Hab in einer Rezension folgendes gefunden, klingt m. E. irgendwie plausibel

"Was das nun soll.... tiefenpsychologisch fallen mir da natürlich wieder die verkehrt angezogenen Schuhe ihres Sohne an, der deswegen Deformierungen an den Füßen davontrug und wohl nicht mehr so schnell weglaufen konnte..."

wie auch immer....:)
 

Despair

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AW: Antichrist

"Antichrist" ist ein bedrückend derbes Kammerspiel, in das sich verdammt viel hineininterpretieren lässt. Verlustangst, Unterdrückung, Geschlechterrollen, das Wesen der Natur bis hin zum Hexenwahn - all das kann man in den düsteren, aber zu jeder Zeit visuell beeindruckenden Bildern entdecken. Dieser Film ist ein verdammt harter Brocken, selbst für von Triers Verhältnisse. Glücklicherweise ist die Einstufung als "Gewaltporno" - trotz einiger drastischer Szenen - völlig daneben. Der geneigte Zuschauer bekommt vielmehr Psychokino vom Feinsten mit zwei erstklassigen Darstellern geliefert.

9/10 Punkte (mit Tendenz nach oben, ich muss mir den Film demnächst nochmal geben)

Zu der Sache mit den Schuhen: ich denke mal, sie will ihren Sohn an sich binden, indem sie ihn am Weglaufen hindert. Immer noch besser als die Methode, die sie später bei ihrem Mann anwendet... :eek:
 

deadlyfriend

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AW: Antichrist

Wow! Was für ein Hammer mit unglaublichen Tiefschlägen. Da stimmte fast alles. Der Prolog war einfach nur gigantisch, die Atmosphäre überragend und manchmal kaum auszuhalten. Ab der Zugfahrt wurde ich immer unruhiger. Die Gesichter die kurz aufblitzen, haben Einiges dazu beigetragen. Was mir trotzdem nicht gefallen hat, war die explizite Gewaltdarstellung, da wäre weniger mehr gewesen. Was Charlotte mit der Schere macht, hätte in meinen Augen auch im Ansatz gereicht und nicht als Nahaufnahme. Das hat mich ein bißchen aus dem Film gerissen, da ich die Szene als unnötig empfand. Ansonsten ein nicht ganz leicht erträglicher Film, der mit Sicherheit lange nachhallen wird.
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
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AW: Antichrist

Wow! Was für ein Hammer mit unglaublichen Tiefschlägen. Da stimmte fast alles. Der Prolog war einfach nur gigantisch, die Atmosphäre überragend und manchmal kaum auszuhalten. Ab der Zugfahrt wurde ich immer unruhiger. Die Gesichter die kurz aufblitzen, haben Einiges dazu beigetragen. Was mir trotzdem nicht gefallen hat, war die explizite Gewaltdarstellung, da wäre weniger mehr gewesen. Was Charlotte mit der Schere macht, hätte in meinen Augen auch im Ansatz gereicht und nicht als Nahaufnahme. Das hat mich ein bißchen aus dem Film gerissen, da ich die Szene als unnötig empfand. Ansonsten ein nicht ganz leicht erträglicher Film, der mit Sicherheit lange nachhallen wird.

Kann ich so komplett unterschreiben. Mein erster Gedanke nach dem Film war: "Mein Gott, ist der Film krank!" :D
 

Kratos666

Filmgott
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AW: Antichrist

Hab den vorhin auch endlich angeschaut und war stellenweise echt schockiert.
Das was man hier zu sehen bekommt ist nicht einfach nur ein Film den man anschaut und einfach mal so bewerten kann.
Auch kommt man sich stellenweise nicht vor als schaue man einen Film, sondern glaubt sich viel mehr in einem Alptraum eines geisteskranken.
Man wird praktisch von diesen wahnsinnig intensiven Bildern überrollt.
Besonders dieser kunstvoll inszenierte Anfang wo der Junge in schwarz weißen Bildern, slowmotion und klassischer Musik aus dem Fenster fällt, ging mir als Vater von zwei Kindern wirklich extrem nah.
Die explizite Darstellung von Gewalt geht unter die Haut, einige Szenen sind derart derb, dass man fast schon selbst mitleidet.

Aber es gibt auch Dinge die mir nicht so gut gefallen haben.
Zum Beispiel waren mir einige dieser psychologischen Dialoge zu fachspezifisch, als Leihe hat man da kaum ne Chance folgen zu können.
Außerdem wird mir persönlich zu viel mit der Kamera gespielt, diese ständigen slowmotions werden zum Ende hin eher langweilig und dienen nicht mehr zum Transport des Films.
Sie wirken stellenweise einfach zu aufgesetzt.

Sound und Bildtechnisch habe ich an der BD nichts auszusetzen.
Alles in allem gibt es eine (8/10)
 

Willy Wonka

Locationscout
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AW: Antichrist

Nach dem ich mir mit ein paar Frühwerke von Trier auseinandersetzte („Epidemic", „The Element of Crime" und „Europa") wurde es Zeit ein zeitgenössisches Werk von ihm zu sehen. „Antichrist" war in den Medien vertreten und viele Kritiker haben sich zu diesem Film geäußert, dennoch habe ich mir keine Wertungen zum Film durchgelesen, da ich vollkommen unbelastet diesen Film sehen wollte.

Die Aufteilung des Films in Kapiteln und direkt der Prolog waren erstklassig. Trier hat einen sehr verstörenden Film kreiert, der vor allem visuell begeistert. Minimalistische Bilder, Zeitlupen unterlegt mit klassischer Musik grenzt schon an Pathos, aber der Wechsel der Bilder und die Stile die Trier verbindet, sind berauschend. An der Bildkomposition hat mich vor allem die Montage des Films fasziniert, denn auf der einen Seite lässt er manche Szenen sehr real und authentisch wirken, aber die Schnitte sind extrem unkonventionell gesetzt. Die Kamera bleibt zum Beispiel auf dem Gesicht von Dafoe während er etwas erzählt und schon setzt ein kurzer, aber harter Schnitt ein und Dafoe ist bei seiner Erzählung schon fortgeschritten, aber der Fokus ist weiterhin auf seinem Gesicht. Durch diese kurzen und heftigen Schnitte werden meiner Meinung nach Lücken für den Zuschauer vorgetäuscht. Fehlende Inhalte, die Raum für Interpretation lassen und im Kontext auch verstören wirken.

Weiterhin hat mich die Tongestaltung des Films unglaublich fasziniert und hat mehr als alles andere zur Stimmung und dunklen Aura des Films beigetragen. Dunkle, minimalistische Töne, die vollkommen unverbraucht sind und nicht direkt aus einem Tonarchiv übernommen worden sind. Das dunkle Brummen stammt übrigens vom Pfeifen auf Grashalmen und als Charlotte Gainsbourg auf der Grünfläche liegt, hört der Zuschauer die Geräusche aus dem inneren eines Körpers - das Zirkulieren des Blutes. Einfach großartig.

Auch das namenlose (!) Paar wird beängstigend gut von Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg verkörpert. Die Anforderungen hat Gainsbourg waren deutlich höher, denn sie musste die Panikattacken glaubwürdig darstellen und das hat sie unkonventionell umgesetzt, denn ihre Reaktionen wirken nicht so üblich wie aus anderen Filmen. Ihre Reaktionen waren nicht klassisch und stereotypisiert, aber dennoch konnte der Zuschauer sie nachvollziehen und sie als real und authentisch ansehen.

Die Aussagen und Symbole des Films werden bei meiner Zweitsichtung des Films forciert.
 

crizzero

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AW: Antichrist

Also mir war der Film zu viel. Das war stellenweise unterirdisch, geschmacklos und abgrundtief ekelhaft. Und ich weiß auch nicht, ob Trauer sowas wie bei einer Mutter tatsächlich auslösen kann... :huh:

Das Beste am gesamten Film ist der Prolog, weil er auf eine visuell bärenstarke Art und Weise schildert, was Worte nicht vermitteln könnten. Der Kontrast von schicksalhafter, unendlicher Tragik und leidenschaftlichem, kurzweiligem Vergnügen wird wirklich grandios aufbereitet. Nur fast alles, was dann folgt, zieht den Film immer mehr nach unten. Nicht handwerklich, aber inhaltlich fand ich im Nachfolgenden jede Menge Unangebrachtes vor.

das ist zwar alles gut gemeint und tritt dem zuschauer im quälenden finale auch gehörig in den magen (oder haut ihm einen schleifstein in die miwongs), hinterläßt aber keinen bleibenden eindruck, da sich der film nicht entscheiden kann, was er nun eigentlich sein will: ein psychodrama mit derber holzhammer-psychologie (bei einigen der therapeutischen sprüche von Willem Defoe hätte nur noch ein "chaka! du schaffst es!" gefehlt) oder doch nur ein provozierender gewaltporno, mit entsprechenden sexszenen angereichert, die glücklicherweise keinerlei voyeurismus bedienen (wenigstens diese peinlichkeit hat sich von Trier ausgespart).

Mir hat der Cocktail ebenfalls nicht zugesagt. Ich sehe es wie du, dass sich dieser Film keiner Richtung bewusst ist. Klar, Trier folgt einer sexuellen Gewaltspirale, wenn man das mal so nennen will, aber mir fehlt an etlichen Stellen Hand und Fuß. Psychologisch war manches durchaus nachvollziehbar (z.B. der Drang zur sexuellen Befriedigung als Ablenkung von der Trauer), aber viele Dinge halte ich für künstlerisch fragwürdigen Humbug. Vor allem jene Ereignisse, die im Wald und in der Hütte folgen... :spinner:

Was Charlotte mit der Schere macht, hätte in meinen Augen auch im Ansatz gereicht und nicht als Nahaufnahme.

Ich komme mir ehrlich gesagt fast etwas traumatisiert vor... sowas wollte ich nie im Leben sehen. Darauf hätte ich liebend gerne verzichtet. :runter:

Ich gebe dem Film jedenfalls 5/10. Er ist für mich ohnehin ganz schwer greifbar. Jedenfalls ist er weit weg von perfekt, allerdings auch ohne Bezug zum Abschaum der Filmwelt. Daher diese Wertung. Ein Durchschnittsfilm im eigentlichen Sinne ist er aber trotzdem nicht, da dieses Thema und die schmerzhafte Vergewaltigung keinem bestehenden Durchschnitt der Sehgewohnheiten entspricht.
 
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